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Per Anhalter in die Antarktis

Ich liebe Abenteurerbücher! Deshalb muss ich euch das Sachbilderbuch "Wie Opa Floh den Südpol entdeckte" von Stephanie Marian vorstellen. Und das Beste: Im Interview mit der Autorin erfahrt ihr auch noch einiges über die Entstehung dieses witzigen, spannenden und wunderschön illustrierten Kinderbuchs.

Wie Opa Floh den Südpol entdeckte, Stephanie Marian, compact kids, 2017

Cook, Peary, Scott, Amundsen – das sind die grossen Namen, wenn es um die Eroberung der Pole geht. Über den spannenden Wettlauf zwischen Frederick A. Cook und Robert Peary habe ich vor einigen Jahren Johannes Zeilingers "Auf brüchigem Eis" gelesen. Da konnte ich an "Wie Opa Floh den Südpol entdeckte" von Stephanie Marian natürlich nicht vorbeigehen, als ich es im Oktober an der Frankfurter Buchmesse entdeckte.

Im Hundefell an den Südpol Im Sachbilderbuch für Kinder ab 5 Jahren geht es, wie der Titel verrät, nicht um den Nord-, sondern um den Südpol. 1911 brachen Roald Amundsen und seine Mannschaft und gaaaanz viele Polarhunde mit ihrem Expeditionsschiff "Fram" auf, den südlichsten Punkt unserer Erde zu erobern. Autorin und Illustratorin Stephanie Marian erzählt uns die Geschichte dieser Eroberung nicht einfach aus der Perspektive der Abenteurer oder irgendeines Historikers, sondern aus derjenigen eines Flohs. Dieser Floh begleitete die gesamte Expedition im Fell eines Polarhundes und berichtet nun seinem Enkelkind von der abenteuerlichen, gefährlichen und ziemlich kalten Reise in die Antarktis.

Spannung und Witz gepaart mit Wissen und Illustrationskunst Opah Floh erklärt, was die Forscher so alles in die Fram luden – eine Hose aus grönländischem Seehundfell durfte natürlich nicht fehlen. Er schildert die Fahrt durch die eisigen Meere mit dem "Holzpolarforschungseisbrechersuperschiff" und die hindernisreiche und ganz gut ausgeklügelte Reise zu Fuss und mit Schlitten an den Südpol. Wir erfahren nebenbei, dass es einen Riesenantarktisdorsch gibt, wie die Abenteurer ihre Vorratsdepots auch in einem Sturm wiederfinden konnten, dass der höchste Berg der Antarktis 4892 Meter hoch ist und vieles mehr.

Das Sachbilderbuch glänzt nicht nur durch die witzige Perspektive von Opa Floh und das spannende Abenteuer der norwegischen Forscher, sondern auch durch die wunderschönen Illustrationen. Weiss (der Schnee, klar!), Mint und andere Grüntöne dominieren in Marians Bildern. Die Darstellung ist oft von kindlichem Zeichnungsstil geprägt, etwa wenn wir auch im Profil beide Augen von Menschen, Hunden oder Fischen sehen oder die Häuser ziemlich windschief daherkommen. Neben den kurzen Abschnitten an Fliesstext finden wir auch viele Informationen und Teile der Handlung in Sprechblasen und zusätzlichen Beschriftungen. So ergänzt die Autorin geschickt die wahre Geschichte um interessante Details.

Fazit Stephanie Marian ist mit "Wie Opa Floh den Südpol entdeckte" ein witziges, kluges, spannendes und wunderschön illustriertes Sachbilderbuch über die Eroberung des Südpols gelungen. Für kleine Weltentdecker, grosse Abenteurer und künftige Forschungsreisende ein absolutes Muss, das Lust darauf macht, mehr von der Welt der grossen Polarforscher und Entdecker zu erfahren.

Einziger Kritikpunkt: Ein Hinweis auf den Wettlauf zum Südpol mit Robert Falcon Scott und generell das Zeitalter der Entdeckungen fehlt. Aber wer weiss, vielleicht bietet dieser spannende Konkurrenzkampf – nicht frei von Hinterlist, Blut und Tod – ja Stoff für ein weiteres Sachbilderbuch, dann wohl für etwas ältere Kinder (Interessierte finden hier einen zusammenfassenden Artikel).

Die Autorin im Interview

Skizze Stephanie Marian, Flohgespräch

MINT & MALVE: Liebe Frau Marian, herzlichen Dank, dass Sie mir in diesem Interview einige Fragen beantworten. Ich bin sicher nicht die Erste, die das fragt, aber wie kamen Sie auf die Idee mit Opa Floh? Und kann ein Floh am Südpol überhaupt überleben?

Stephanie Marian: Liebe Eliane, vielen Dank für die wunderbare Rezension. Ich habe das Gefühl, Sie erreicht zu haben. Das ist der schönste Lohn für eine Illustratorin und Autorin.

Was Opa Floh betrifft. Nun, das hat sich entwickelt. Zunächst hatte ich Lust, nachdem ich im letzten Jahr mehrere Bücher für 2- bis 6-Jährige veröffentlicht habe, mich etwas stärker auf das Vorschul- bzw. frühe Schulalter zu konzentrieren. Grundsätzlich stand dabei eine spannende Wissensvermittlung von Inhalten im Vordergrund, zu denen typischerweise eher ältere Kinder Zugang haben. Etwa wenn sie Reportagen sehen oder Bücher mit mehr Text lesen. Ich bin überzeugt, auch als Mutter, dass auch Vorschulkinder mit den "für später vorgesehenen" Inhalten umgehen können, Spaß daran haben und damit kreativ werden können (Stichwort: Entdecker spielen etc.).

Da begann ich zu recherchieren und stellte fest, dass es häufig klassische Kinderbücher oder Schul-/Sachbücher gibt, und beschloss diese Elemente zu verbinden. Nachdem ich mich umhörte, was so Themen waren und sind, mit denen sich mehrere befragte Generationen in diesem Alter oder etwas später beschäftigten, kristallisierten sich die großen Menschheitsabenteuer als gemeinsamer Nenner heraus. Von diesen fand ich, ähnlich wie Sie, die Entdeckung des Südpols besonders faszinierend. Es sind widrige Bedingungen, denen es zu trotzen gilt. Was läge da näher, als eines der zerbrechlichsten und kurzlebigsten Wesen, das überdies keinen sonderlich guten Ruf genießt, zum Helden zu machen. Die Fantasie von Kindern kennt keine Grenzen und die Generation von morgen sollte, gerade in Zeiten wie diesen, daran gewöhnt werden, über den Tellerrand zu sehen.

Na klar, kann ein Floh mit entsprechender Ausrüstung im Eis überleben und vielleicht hat er ja auch noch viel mehr in seinem langen Leben erlebt, von dem er noch nichts erzählt hat?

Wie haben Sie sich dem historischen Hintergrund des Buches genähert? Haben Sie Bücher oder Berichte über die Polarexpeditionen gelesen oder mit Experten gesprochen?

Die Recherchen waren umfangreich und immer mit dem Fokus verbunden, die für kleine und große Abenteurer relevanten oder überraschenden Inhalte zu filtern. Dabei habe ich das gesamte Spektrum der Bibliotheken und des Internets gescannt und Inhalte aus Dokumentarfilmen, Büchern, Biografien, Kommentaren und Abhandlungen aufgenommen, ein Gesamtbild erstellt und die Geschichte in meinem Stil erzählt.

Weshalb haben Sie entschieden, den Wettkampf zwischen Amundsen und Scott im Buch nicht anzusprechen?

In meinem Buch geht es darum, dass es gelingen kann, Unmögliches möglich zu machen. Wettkämpfe und Vergleiche stehen, aus meiner Sicht, früh genug im Epizentrum der Kinderentwicklung. Das bekommen sie bestimmt irgendwie mit. :-)

Wie müssen wir uns die Entstehung des Buches vorstellen? Hatten Sie zuerst den Text oder die Bilder im Kopf, machen Sie viele Skizzen und mit welchen Techniken arbeiten Sie?

An meinem Arbeitsplatz sieht es in der Skizzen- und Ausprobierphase immer aus, als hätten drei Waschbären fangen gespielt und hätten dabei sämtliches Zeichenequipment durch die Gegend gepfeffert. Das weiß dann aber niemand. :-)

Ich verwendete Collage, Buntstift, Gouache und bearbeitete die Zeichnungen digital im mixed media-Stil. Meine Entwürfe präsentierte ich Anja Fislage. Sie war zu diesem Zeitpunkt Lektorin beim Compact Verlag und hat mich inhaltlich und persönlich fortan unterstützt. So durfte Opa Floh mit seinem ersten Abenteuer die Welt erblicken.

Dürfen wir uns 2018 vielleicht schon über ein weiteres Sachbilderbuch von Ihnen freuen?

Ja. Ich liebe meine Arbeit und habe bereits eine neue Herausforderung angenommen. Ich will und darf nicht zu viel verraten, aber dieses Mal arbeite ich mit einer anderen wunderbaren Autorin zusammen. Der Text wird umfangreicher und die Zielgruppe eine Spur älter. Das Thema wird überraschen und die Bilder habe ich schon in meinem Kopf. Sie dürfen gespannt sein. :-)

Das bin ich! Herzlichen Dank für das Interview und den spannenden Einblick in Ihre Arbeit, Frau Marian. Und danke auch an compact kids für das Rezensionsexemplar.

Die Fakten Wie Opa Floh den Südpol entdeckte Stephanie Marian compact kids 32 Seiten Erschienen am 01.08.2017 ISBN: 978-3-8174-1753-7 Ab 5 Jahren

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