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So wie du mich kennst - ein Geschwisterroman

Anika Landsteiners zweiter Roman "So wie du mich kennst" erzählt die Geschichte zweier ungleicher Schwestern und thematisiert damit auf bewegende Weise Vieles, was unsere Generation beschäftigt.


So wie du mich kennst - Anika Landsteiner (FISCHER Krüger 2021)

Anika Landsteiner ist bestimmt einigen von euch ein Begriff als Podcasterin von "Über Frauen" oder "Bleibt unter uns", als Journalistin oder Autorin. Sie hat mit "Mein italienischer Vater"* bereits einen Roman und mit "Leben wird aus Mut gemacht"* ein Sachbuch geschrieben. Anika Landsteiner ist 1987 geboren und lebt in München. Privat und beruflich befasst sie sich mit gesellschaftlichen Ungerechtigkeiten, vor allem gegenüber Frauen.


"SCHEISS SCHÖNE AUSSICHT." (S. 9)

Mit diesem ersten Satz wirft uns Anika Landsteiner mitten hinein in ihren zweiten Roman "So wie du mich kennst". Und damit mitten ins Leben von Karla. Karla ist Mitte dreissig und steht an der "Schönen Aussicht", auf einem Hügel oberhalb ihres Heimatdorfs Unteroberheim. Im Arm hält sie eine Urne. In der Urne die Asche ihrer kleinen Schwester Marie.


"Ich war nur kurz weg gewesen, zurück kam ich jedoch mit einer Urne." (S. 10)

Marie war Fotografin und lebte und arbeitete seit etwa zehn Jahren in New York. Vor kurzem kam sie bei einem Verkehrsunfall ums Leben. Sie war bei Rot über den Fussgängerstreifen gegangen und von einem Auto erfasst worden. Ihre Schwester Karla führte bisher ein beschauliches Leben als Lokaljournalistin in Seekirch, einer Kleinstadt in Unterfranken. Seit ihrer Jugend war sie mit Max zusammen und ihr Weg zum Ehepaar mit Kindern schien vorgezeichnet. Doch vor einem Jahr hatte Karla mit Max Schluss gemacht. Sie waren vom Liebespaar zu guten Freunden geworden.


Was wissen wir überhaupt über unsere Mitmenschen?

Aus der Ich-Perspektive erzählt uns Karla dann von ihrer zweiten Reise nach New York, wo sie die Wohnung ihrer verstorbenen Schwester auflösen will. Auf dem Laptop von Marie entdeckt sie Fotos, die Marie gemacht hat, die alles in Frage stellen, was sie bisher über ihre Schwester zu wissen glaubte. Wie gut kannte Karla ihre Schwester wirklich? Was hatte Marie erlebt? Welche Gedanken gingen ihr durch den Kopf, als sie bei Rot über die Strasse ging?


"Alles, was ich in Maries Wohnung spürte, war Abwesenheit. Höhlen, die von Erinnerungen überschwappten. Beweise dafür, dass hier nichts mehr passierte, nichts weiterging. Eine auserzählte Geschichte, deren Hülle das Apartment war." (S. 150)

Wechselnde Ich-Perspektiven

Diesen und vielen weiteren Fragen nähert sich die Autorin in wechselnden Ich-Perspektiven von Marie und Karla. So erfahren wir viel aus den Leben der beiden, aber auch wie sie sich gegenseitig gesehen haben, was sie einander erzählt haben und was auch nicht. Wir schauen zurück in ihre Kindheit, erfahren mehr über die Beziehung zu ihren Eltern und wie sich ihre Lebensentwürfe ganz unterschiedlich entwickelt haben: Marie, die Selbstbewusste, Abenteuerlustige, die in ein Leben fernab der Heimat aufbrach. Und Karla, die Bodenständige, die Verwurzelte, die sich nicht viel weiter als in die nächste Kleinstadt wagte.


Nicht nur reden, sondern sich wirklich was erzählen

Anika Landsteiner spricht mit ihrem Roman Themen wie Trauer und Erinnerung, Familien- und Liebesbeziehung und Lebensträume an. Über die Geschichte mit den Fotos verknüpft sie diese Themen geschickt mit dem der häuslichen und sexualisierten Gewalt. So wird die Geschichte zweier Schwestern zu etwas Grösserem, einem feministischen oder ganz generell einem menschlichen Appell, sich mehr zuzuhören, hinzuschauen, Hilfe oder einfach nur ein wirklich offenes Ohr anzubieten.


Die Themen klingen erstmal schwer und regen auf jeden Fall zum Nachdenken an. Anika Landsteiner gelingt es aber, einerseits mit Spannung und andererseits mit dem tiefen Eintauchen in die Gedankenwelt ihrer Protagonistinnen, dass uns das Lesen nie schwer fällt. Sie schreibt sehr bildhaft und besonders Leserinnen zwischen 30 und 40 können sich sehr gut mit Marie und/oder Karla identifizieren, gemeinsam mit ihnen in Erinnerungen schwelgen, Parallelen zu ihren eigenen Leben und Geschwisterbeziehungen ausmachen.


Fazit

"So wie du mich kennst" von Anika Landsteiner ist ein Buch über Trauer, Erinnerung, Familie und häusliche Gewalt. Es ist eine bewegende Geschichte mit einer Botschaft von gesellschaftspolitischer Tragweite. Ein berührender Roman zwischen New York und Unterfranken, zwischen Trauer und Aufbruch, zwischen Gewalt und Liebe. Kurz: Ein grosses Lesehighlight 2021!


Die Fakten

Anika Landsteiner

FISCHER Krüger

352 Seiten

Erschienen am 28.04.2021

Taschenbuch

ISBN: 978-3-8105-3074-5



"So wie du mich kennst" gibt es auch als E-Book* oder als ungekürztes Hörbuch*, gelesen von der Autorin selbst und Ulrike Kapfer.




#buchderwoche bei BOOKS UP!

Ich darf "So wie du mich kennst" von Anika Landsteiner bei BOOKS UP!, dem Portal für Geschichten, ab dem 24. Mai 2021 als Buch der Woche präsentieren. Schaut unbedingt bei BOOKS UP! auf Instagram vorbei. Neben meiner Vorstellung gibt es auch eine Leseprobe und ein Q&A mit Anika. Und ihr könnt das Buch erst noch gewinnen! Herzlichen Dank dafür an den Verlag FISCHER Krüger und fürs Rezensionsexemplar auch an Lovelybooks.de.



BOOKS UP! ist ein Projekt vom Literaturhaus Bonn. Für Konzeption und Umsetzung verantwortlich ist phileas FESTE. Gefördert wird BOOKS UP! durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen.



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mint & malve Buchtipp: So wie du mich kennst - Anika Landsteiner (FISCHER Krüger 2021)


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