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Sie hat (nicht immer) Bock

(Werbung) Bei Katja Lewinas Buch "Sie hat Bock" knallt nicht nur das Cover* richtig rein, sondern auch der Inhalt! Sie spricht darin über Sex und was daran auch heute noch sexistisch ist.


MINT & MALVE Buchtipp: Sie hat Bock - Katja Lewina (Dumont, 2020)

*Im Bild ist das E-Book. Die Printausgabe lohnt sich in diesem Fall aber eindeutig. Nicht nur der gestreifte Schutzumschlag, sondern auch der eigentliche Umschlag sind ein Hingucker.


Fragen über Fragen

Habt ihr (Frauen) euch schon mal überlegt, warum ihr euch regelmässig die Beine rasiert? Habt ihr euch schon mal gefragt, weshalb frau mit mehr Sexualpartner*innen, als es dem Schnitt entspricht, direkt zur Schlampe wird? Oder weshalb wir keinen "sinnvollen" Begriff für die weiblichen Geschlechtsorgane haben?


Katja Lewina geht diesen und vielen weiteren Fragen rund um die weibliche Sexualität unerschrocken, witzig, direkt und ohne Tabus nach. "Sie hat Bock" basiert auf ihren Kolumnen für verschiedenste Magazine von der Brigitte bis zum Playboy.


"Sex wurde über viele Jahrtausende dafür benutzt, um zu unterdrücken, zu beschämen und zu verletzen - und das ist noch immer so." (S. 16)

In fast 30 kurzen und knackigen Kapiteln geht sie so ziemlich allen Themen rund um die weibliche Sexualität, die sexuelle Sozialisation und unseren Umgang damit auf den Grund. Hier eine nicht ganz abschliessende Liste, was sie alles anspricht: Sexismus und Beschimpfungen, freie Liebe, Pornos, Masturbation, Gynäkolog*innen-Besuch, sexualisierte Gewalt (#metoo), Orgasmus, Sexarbeit, Unterwerfung und Dominanz, Komplimente, Verhütung, Jungfräulichkeit, Schamhaare und weibliche Säfte, Sexspielzeug und verschiedenste Spielarten von Sex.


WTF?!

Dabei scheut sie nicht davor zurück, Hand anzulegen, äääh, den Finger auf den Wunden Punkt zu legen. Und sie tut das auch noch herrlich erfrischend, so dass man während dem Lesen selbst alle Hemmungen bzw. Scheuklappen ablegt und sich immer wieder fragt: Ja, warum zum Teufel ist das eigentlich so? Und finde ich das gut? Und wenn nicht, weshalb lasse ich mir diese Ungerechtigkeit eigentlich gefallen? Ja, weshalb habe ich sie bisher noch nicht mal hinterfragt?


"Immer wieder war ich mit Typen in der Kiste gelandet, die keine Ahnung zu haben schienen, wie eine Frau untenrum so funktionierte. Das lag sicher nicht an mangelndem Willen. Sondern daran, dass weibliche Sexualität etwas ist, über das man im Laufe der Jahrtausende verdammt viel Bullshit verbreitet hat." (S. 13f.)

Wenn Katja Lewina über Sex spricht bzw. schreibt, dann tut sie dies nicht nur - aber auch - mit Bezug auf wissenschaftliche Erkenntnisse, mischt diese mit ihren eigenen Erfahrungen und lotet aus feministischer Perspektive mögliche Lösungen aus. Dabei möchte sie niemandem vorschreiben, wie sie*er ihre*seine Sexualität zu leben hat. Aber sie macht mehr als deutlich, dass sie*er eben frei darüber entscheiden sollte und nicht aufgrund irgendwelcher gesellschaftlicher Konventionen.


F* the System

Dazu gehört auch, tradierte Muster und patriarchale Strukturen zu hinterfragen und aufzubrechen. Mit ihrer humorvollen und motivierenden Art macht sie denn auch direkt Lust darauf und legt den argumentativen Boden zur sexuellen Emanzipation.


"Wie wir unsere Sexualität erleben, was für Wünsche und Fetische wir entwickeln, hängt massgeblich von der Gesellschaft ab, in der wir aufwachsen. Mit anderen Worten: Je weniger Alternativen es zur männlichen Dominanz gibt, desto weniger können wir entsprechende Begierden entwickeln und desto mehr verharren wir in alten Rollenklischees." (S. 85)

Das einzige, das mich am Buch gestört hat, ist, dass es mit der Zeit recht wiederholend wird. Das ist bestimmt auf den Umstand zurückzuführen, dass das Buch aus Kolumnen entstanden ist, die natürlich auch für sich alleine funktionieren mussten. Und dafür musste die Autorin jeweils weiter ausholen, das eine oder andere nochmals erklären. Liest man das Buch an einem Stück, fallen einem diese Wiederholungen auf. Liest man es häppchenweise über längere Zeit, fällt diese Kritik aber wohl kaum mehr ins Gewicht.


Fazit

Katja Lewinas Sachbuch "Sie hat Bock" ist ein äusserst lesenswertes Buch über die weibliche Sexualität - für Frauen und Männer! Es räumt auf mit uralten Vorurteilen und tradierten Vorstellungen darüber, wie Frauen im Bett funktionieren oder - aus männlicher Perspektive - zu funktionieren haben. Mit viel Humor hält uns die Autorin die fortwährenden Ungerechtigkeiten vor Augen, bricht mit falschen Klischees und führt uns aus dem patriarchalen Sumpf auf einen neuen Pfad der sexuellen Selbstermächtigung.


Die Fakten

Katja Lewina

Dumont

224 Seiten

Erschienen am 18.02.2020

Hardcover

ISBN: 978-3-8321-8117-8



PS: Herzlichen Dank an Dumont für das digitale Rezensionsexemplar, das ich über NetGalley beziehen konnte.

PPS: Das PocketBook HD 3 im Bild wurde mir kostenlos zur Verfügung gestellt von PocketBook.



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Buchtipp MINT & MALVE: Sie hat Bock - Katja Lewina (Dumont, 2020)


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