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Lilly und Billy. Ich bin nicht schuld!

Kennt ihr das? Nach einem Streit wird lang und breit darüber gestritten, wer denn nun angefangen hat und die Schuld trägt am Ganzen. So geht es auch dem Hasenmädchen und dem Enterich in "Lilly und Billy. Ich bin nicht schuld!". Zum Glück haben sie Füchsin Frieda, die beim Streitschlichten hilft.


Lilly und Billy. Ich bin nicht schuld! - Ursula Gruss, Lukas Oleschinski (KraeHe Verlag 2022)

Zum Streit kann es in der besten Freundschaft kommen. Aber was tun, um dadurch nicht gleich die Beziehung zu gefährden? "Entschuldigung" sagen und die Sache ist erledigt? Das ist vielleicht gar nicht die beste Idee, vor allem wenn die Entschuldigung nicht auch ehrlich gemeint ist.


Lilly, das Hasenmädchen, und Billy, der Enterich sind Freund*innen, beste Freund*innen! Sie sehen sich nicht nur in der Schule, sondern treffen sich auch noch an den Wochenenden zum Spielen auf der schönen Waldlichtung. Dabei necken sie sich gerne und knuffen sich auch mal freundschaftlich in die Seite oder geben dem anderen/der anderen einen Klaps.


Nicht zum Spassen aufgelegt

Doch eines Tages kommt ein solcher Klaps von Billy gar nicht gut an bei seiner Freundin Lilly. Sie schlägt hart zurück und der Streit eskaliert schnell zu einer Prügelei und gegenseitigen Beschimpfungen. Erst Füchsin Frieda schafft es, die beiden auseinanderzubringen und führt sie zu einer Lösung ohne Schuldzuweisungen oder gar Kündigung der Freundschaft. Durch die Begleitung der Füchsin kommen Lilly und Billy ins Nachdenken und schliesslich ins Sprechen, so dass beide wieder offen dafür sind, die Gefühle und Bedürfnisse des anderen anzuhören. Statt nach dem oder der Schuldigen zu suchen, sprechen sie über die Ursache des Streits und können sich am Ende aufrichtig entschuldigen und versöhnen.


Die Idee der Geschichte von Ursula Gruss, dass ein Streit nicht das Ende einer Freundschaft sein muss und durch gegenseitiges Zuhören und das Suchen nach einer Lösung wieder aufgelöst werden kann, gefällt mir gut. Die Geschichte ist auch sehr gut nachvollziehbar für Kinder, die solche Situationen sicherlich aus eigener Erfahrung (zum Beispiel auch mit Geschwistern) kennen. Im Mittelteil, in dem die Füchsin zur Streitschlichterin wird, wirkt sie auf mich etwas künstlich und allzu pädagogisch, aber die Kinder scheint das nicht gestört zu haben. Was ich unglücklich finde, ist, dass Lilly und Billy für meinen Geschmack etwas heftige Schimpfwörter verwenden, auch wenn sie sich nur necken. Da hätte ich mir kreativere, scherzhaftere Begriffe gewünscht. Ich will ja nicht, dass die Kinder beim Vorlesen "dumme Gans" oder "lahme Ente" aufschnappen und das dann selber verwenden. Auch dass die Füchsin die beiden einfach an den Federn und Ohren packt, finde ich zu rabiat.



Sehr gut gefallen mir die Illustrationen von Lukas Oleschinski, die ganz sanft und in warmen Farben daherkommen und gleichzeitig die ganze Dynamik, die Freude und auch die Wut der beiden abbilden. Die Bilder reichen von einzelnen Szenen bis zu ganzen Doppelseiten. Geschickt bildet der Illustrator auch mehrere Szenen vor derselben Kulisse ab. Meiner Tochter fiel auch sofort auf, dass sich die Ohren des Hasenmädchens und der ganze Enterich im Schriftzug "Lilly und Billy" im Titel wiederfinden. Solche Finessen liebe ich ja! Ebenfalls positiv hervorzuheben ist, dass Enterich Billy ganz selbstverständlich mit zwei Vätern aufwächst.


Ich bin gespannt, wie die Geschichte bei meinen Kindern weiterwirken wird, denn sie hat auf jeden Fall Eindruck hinterlassen und ich musste sie gleich mehrmals vorlesen. Sie bietet sich sicher auch an, um in einer Klasse oder einer anderen Kindergruppe übers Streiten und Versöhnen zu sprechen. Kein Wunder, ist Ursula Gruss doch nicht nur Kinderbuchautorin, sondern auch Grundschullehrerin - das perfekte Feld zur Erforschung von Streit und anderen Themen, die Kinder beschäftigen! ;-)


Fazit

Mit "Lilly und Billy. Ich bin nicht schuld!" erzählen Ursula Gruss und Lukas Oleschinski eine gut nachvollziehbare, emotionale Geschichte über Streit in einer Freundschaft und bieten auch gleich einen Lösungsansatz zur späteren Versöhnung. Und vielleicht lässt sich der nächste Streit so ja sogar ganz vermeiden!


Von "Lilly und Billy" gibt es übrigens bald schon eine weitere Geschichte, in der es um ein Geschwisterkind für Lilly und das Thema Transgender geht.


Die Fakten

Ursula Gruss (Text)

Lukas Oleschinski (Illustration)

KraeHe Verlag

40 Seiten

Erschienen am 14.12.2022

Hardcover

ISBN: 978-3-910511-03-3

Ab 5 Jahren


PS: Herzlichen Dank an den KraeHe Verlag für das Rezensionsexemplar.

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