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Onigiri

  • Autorenbild: Eliane Fischer
    Eliane Fischer
  • 1. Okt.
  • 3 Min. Lesezeit

(Werbung) Ich bemühe jetzt keine Metaphern rund um den Herbst, aber der Roman "Onigiri" von Yuko Kuhn passt auf jeden Fall in diese Jahreszeit. Ein ruhiges Buch über ein deutsch-japanisches Mutter-Tochter-Gespann.


Onigiri - Yuko Kuhn (Hanser Berlin 2025), Buch und Teller mit Sushi und Onigiri, Origami-Kranich

Akis Grossmutter Yasuko ist mit 102 Jahren in Kobe, Japan, gestorben. Aki und ihre Mutter Keiko leben in Deutschland und erfahren es erst ein halbes Jahr nach ihrem Tod. Keiko vergisst den Tod ihrer Mutter aufgrund ihrer eigenen Demenz immer wieder.


"YASUKO LEBT NICHT MEHR. Sie ist einfach gestorben und wir haben es gar nicht gemerkt." / S. 11

Aki, die Ich-Erzählerin in Yuko Kuhns Roman "Onigiri", nimmt uns mit in ihre Kindheit und Gegenwart mit japanischer Mutter und deutschem Vater. Dabei versucht sie, nicht nur ihr eigenes Erleben zu transportieren, sondern geht auch der Beziehung zwischen ihrer Mutter und dem Vater, der die Familie schon lange verlassen hat, auf die Spur. Sie versucht, nachzuspüren, wie es für die eingewanderte Mutter war, nicht nur in einer deutschsprachigen Familie zu landen, sondern auch in einer Familie des gehobenen Bürgertums. So geht es um das Fremdfühlen in der neuen Heimat im doppelten Sinne und was das für Aki und ihren Bruder bedeutete und bis heute bedeutet.


Ein weiteres Thema ist in diesem Zusammenhang die psychische Gesundheit, vor allem in Bezug auf Akis Vater Karl, der versuchte, sich das Leben zu nehmen, als die Eltern noch ein Paar waren. Aber auch in Bezug auf Mutter Keiko, die phasenweise auf Antidepressiva angewiesen ist, einmal einen grossen Zusammenbruch erlitt.


"Aber ich habe meine Mutter mein ganzes Leben lang kein einziges Mal richtig weinen sehen. Der Schmerz in ihr ist verknöchert, sie trägt ihn wie ein großes Gewicht mit sich herum." / S. 87

Eine ganz neue Dimension tut sich auf, als Aki mit ihrer dementen Mutter nach Japan reist, Verwandte und Freund:innen besucht, durch die Quartiere aus Keikos Kindheit in Kobe streift und damit ganz, ganz viele Erinnerungen zum Leben erweckt. Episodenhaft erfahren wir mehr über Yasukos und Keikos Leben in Japan und wie Keiko nach Deutschland und mit Akis Vater zusammenkam.


Yuko Kuhn kreist in ihrem Roman um Themen wie Heimat, Frauenrollen in Japan und Deutschland, Klassismus, Familie und Erinnerung. Sie tut dies auf erzählerisch ruhige, sprachlich zurückhaltende Weise mit vielen Rückblenden in ihr eigenes Leben und das der Mutter und Grossmutter. Berührend ist, wie Aki versucht, ihre Mutter nochmals neu kennenzulernen, sich an die wenigen innigen Momente mit ihr zu erinnern und sich in sie als "Fremde" im Land, in der Sprache und in der eigenen Familie (v.a. in Bezug auf die Schwiegereltern) einzufühlen.


"Ich weiß nicht, wie lange wir dort liegen und uns an den Händen halten, aber ich schließe die Augen, um das Gefühl zu konservieren, wie einen kostbaren archäologischen Fund." / S. 121

Manchmal fehlte mir etwas der rote Faden in diesem episodenhaften Roman. Aber für Leser*innen, denen das nichts ausmacht, die gerne in ein komplexes Beziehungsgeflecht eintauchen und sich schlaglichtartig, ganz sanft den Figuren annähern, ohne sie ganz zu fassen zu kriegen, ist "Onigiri" genau das richtige Buch.


Die Fakten

Yuko Kuhn

Hanser Berlin

208 Seiten

Erschienen am 22.07.2025

Hardcover

ISBN: 978-3-446-28311-4




PS: Herzlichen Dank an Hanser Berlin und Netgalley DE für das digitale Rezensionsexemplar. Die Seitenangaben beziehen sich auf das E-Book und können von der Printversion abweichen.



"Onigiri" hören und Hörbuch-Abo von Storytel gratis testen


Hörbuch "Onigiri" von Yuko Kuhn, gelesen von Inka Löwendorf (Argon edition 2025)

"Onigiri" von Yuko Kuhn ist bei Argon auch als Hörbuch erschienen. Gelesen wird es in der ungekürzten Fassung von Inka Löwendorf. Das Hörbuch dauert gut 6 Stunden. Ich habe es nur angehört, fand Inka Löwendorfs Stimme aber auf Anhieb sehr angenehm und passend zu Akis Erzählstimme.


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Viel Spass beim Lesen oder Hören!

Eure Eliane



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