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Kinderbuchmarkt: Trends und Klassiker

Wie entwickelt sich eigentlich der Kinderbuchmarkt? Welche Bücher gehen zur Zeit wie warme Semmeln über den Ladentisch, geraten aber schnell wieder in Vergessenheit? Und welche haben das Potenzial zum Klassiker? Das Team vom Chinderbuechlade Bern gibt uns einen exklusiven Einblick.

Chinderbuechlade Bern - das Team

Aktuelle Trends auf dem Kinderbuchmarkt oder doch der Klassiker?

Im Prinzip ist die Frage nichtig. Was zählt, ist möglichst vielen Kindern das Lesen schmackhaft zu machen.

Alles Lesen beginnt im Idealfall mit dem Vorlesen. Vorlesen bedeutet absolute Hinwendung zu einem Kind. Sich Zeit nehmen für das Kind und das gemeinsame Abtauchen in Geschichten vermittelt Geborgenheit und gibt Raum für das Miteinander.Bücher können Kindern aller Altersstufen auf Augenhöhe und in ihrem Tempo einen Zugang zu anderen Welten ermöglichen und so ihren Horizont erweitern. Bücher sind sinnlich, Kinder können sie besitzen, anfassen und immer wieder hervornehmen, um darin vor- und zurückzublättern.

Veränderungen im Leseverhalten

Der Kinderbuchmarkt wandelt sich ständig und passt sich dem Puls der Zeit an. Die Klassiker Lindgren, Preussler, Ende, um nur einige zu nennen, waren einem anderen Erzähltempo unterworfen, als es die aktuellen Titel sind. Auch das Kinderbuch wird von der Schnelllebigkeit der heutigen Gesellschaft dominiert, die Texte müssen kürzer und prägnanter sein. Ein gutes Kinderbuch muss einen sinnvollen Spannungsbogen und überraschende Wendungen beinhalten, sonst wird es schnell zur Seite gelegt.

Chinderbuechlade von innen, Nora Ryser

Besonders bei den Erstlesebüchern spielt dies eine grosse Rolle; vor der Digitalisierung hatte das „Lesenlernenwollen“ einen grösseren Stellenwert, es war für viele Kinder der ersehnte Zugang zu einer neuen Dimension; heute haben die Bücher Konkurrenz durch diverse Apps und digitale Medien erhalten, die auch ohne Lesekenntnis verstanden werden können.

Auch die Themen in den aktuellen Kinderbüchern sind heute andere. Sie sind weniger unbedarft. Kinder aller Altersstufen sind heute recht gut informiert über Gesellschaftspolitisches. Altersgerecht verpackt können Kinder unter anderem auch mit Themen wie Armut, Krieg, Gefängnis und Frauengeschichte konfrontiert werden.

Als literarische Form wird oft – nicht nur bei Greg – das Comics oder die Grafic Novel gewählt.

Total angesagt

Was total angesagt ist, hängt von der Zielgruppe bzw. von der Konsumentinnengruppe ab: Viele Kinder zieht es zu den ihnen bekannten Reihen mit Wiedererkennungswert. Die Verlage haben dies inzwischen bereits für die Erstleser erkannt: Die Reihen „Das magische Baumhaus“, „Die drei ???“, sowie „Liliane Susewind“, sind seit kurzem als Erstlesebücher erhältlich.

Eltern lassen sich gern von künstlerisch gestalteten Titeln inspirieren; auch das Auge des Vorlesenden schaut mit. Vor allem im Sachbuch sind wunderschön gestaltete Bücher erhältlich, die ganz nebenbei noch mit Wissensvermittlung überzeugen. Grosseltern, Gotten, Göttis und Menschen, die von den zu beschenkenden Kindern nicht allzu viel wissen, bevorzugen Klassiker. Weniger experimentierfreudig hoffen sie einerseits, etwas Unverfängliches zu schenken, andererseits möchten sie gern an Selbsterlesenes erinnern.

Und wir, die Buchhändlerinnen vom Chinderbuechlade? Wir erlesen 2 mal im Jahr aus unzähligen Neuerscheinungen unsere Favoriten, seien sie schräg und manchmal unpädagogisch (Die verflixten sieben Geisslein; Sebastian Meschenmoser), gesellschaftskritisch (Oje, ein Buch; Lorenz Pauli), einfach schön und philosophisch (Das Flüstern des Orients; Franziska Meiners > Blogbeitrag), aktuell oder geschichtlich (Good Night Stories for Rebel Girls, Elena Favilli und Francesca Cavallo > Blogbeitrag), neuklassisch (Gute Nacht, Gorilla / Vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat) oder die ungezählten künstlerisch gestalteten Natur- und Sachbücher.

Aktuelle Trends

Dieses Frühjahr stehen Natur- und Sachbücher hoch im Kurs; nach dem Winter sind die Kinder zappelig und voller Tatendrang. „Floras Atelier“ zum Beispiel ist eine willkommene Anregung, sich draussen aufzuhalten und die Natur mit neuen Augen wahrzunehmen. Auch das technische „Veloflickbuch“ wird sehr beachtet und zeigt uns auch hier den Zeitgeist – Do it Yourself!

Wimmelbücher verkaufen sich nach wie vor gut, vor allem, da die Idee dieser Gattung weiterentwickelt wird. Neben den Klassikern von Rotraut Susanne Berner und Ali Mitgutsch sind die Illustrationen und Themen heute subtiler und bewegen sich in einem künstlerisch-experimentellen Bereich, wie der Atlas „Alle Welt“ und das Ohne-Worte-Buch„Die Torte ist weg“, aber auch ganz neue Titel wie „Ein grosser Garten“.

Frühjahrstipps des Chinderbuechladeteams

Cover Kalle und Elsa, Westin Verona & Verona, Bohem Press, 2018

Kalle und Elsa, Jenny Westin Verona und Jesús Verona

Im Bilderbuch erleben „Kalle und Elsa“ ihren Kinderalltag abseits pädagogischer Bezugspersonen im zum Dschungel umfunktionierten Garten – sehr kreativ und wunderschön illustriert. Wer will, kann sich nebenbei mit dem Genderthema auseinandersetzen: das Mädchen trägt die grünen Gummistiefel, ihr Freund die Pinkfarbenen.

Cover Ein Sommer in Sommerby, Kirsten Boie, Oetinger, 2018

Ein Sommer in Sommerby, Kirsten Boie

Eindrucksvoll schlägt Kirsten Boie in "Ein Sommer in Sommerby" den Bogen zwischen klassischer Erzählkunst und modernem Thema; im Stile Bullerbüs erzählt sie die Sommergeschichte von Martha, Mats und Mikkel, die ihre Ferien bei ihrer Oma verbringen müssen.

Hier prallen die Generationen aufeinander: digitale Stadtkinder versus Oma, die abseits jeglicher Medien ohne Telefon und Internet lebt.

Cover Ich weiss, heute Nacht werde ich träumen, Steven Herrick, Thienemann, 2018

Ich weiss, heute Nacht werde ich träumen, Steven Herrick

Die Geschichte von Harry, der erwachsen wird; erste Liebe, Verlust und das Wiederentdecken des Glücks. In Versform, die keine ist, weil sich nichts reimt. Der Vater, eine wundervolle Figur, schafft es, die Familie trotz fehlender Mutter zusammenzuhalten. Eine Wassermelone zu dritt bedeutet Familie und Geborgenheit.

Ein zutiefst berührender Roman, der Autor braucht wenig Worte, um sich auszudrücken und Bilder entstehen zu lassen. Ein Text voller Poesie mit viel Raum für eigene Gedanken für Jugendliche ab 14 Jahren.

Und übrigens: Für gute Bücher ist es nie zu früh!

Ich danke dem Chinderbuechlade ganz herzlich für diesen Gastbeitrag im Rahmen der Blogparade #vorlesefieber! Alle Beiträge zur Parade von MINT & MALVE findet ihr übrigens unter dem Tag #vorlesefieber.

Halt! Bevor ihr jetzt alle Bücher bestellt: Der Chinderbuechlade ist als Buchhandlung des Jahres nominiert. Bis zum 6. Mai könnt ihr dem Team mit eurer Stimme zum Sieg verhelfen!

Logo Chinderbuechlade Bern

Chinderbuechlade - Fürs Leben gern lesen.

Die Fachbuchhandlung für Kinderbücher, Jugendbücher und Unterrichtsmaterial weckt seit mehr als 40 Jahren die Leselust bei Kindern und Jugendlichen. Das Team vom Chinderbuechlade in der schönen Berner Altstadt bietet Liebe und Leidenschaft für das gute Buch, Trouvaillen auf Schritt und Tritt, professionellen Service und tolle Angebote - wie die Bücherkiste oder das Einschliessen im Laden - und Aktionen zur Leseförderung wie "Lesen im Fenster". Den Chinderbuechlade findet ihr auch auf Facebook.

Blogparade #vorlesefieber von MINT & MALVE

Im #vorlesefieber mit MINT & MALVE: Anlässlich des ersten Schweizer Vorlesetags vom 23. Mai 2018 findet bei MINT & MALVE die Blogparade #vorlesefieber statt.

Mit Beiträgen rund ums Vorlesen zeige ich vom 11. April bis zum 23. Mai 2018, wie wichtig und schön das Vorlesen ist, wie viel Spass und spannende Stunden Kinderbücher den Kindern und ihren Bezugspersonen bringen.

Du bist selber Blogger oder Autorin für ein Online-Magazin? Dann nimm an der Blogparade teil und zeige, was Vorlesen für dich bedeutet – egal, ob mit Kinderbuchtipps, Tipps zum Vorlesen, Einrichtungstipps für die Vorleseecke, einem DIY oder Rezepten rund ums Buch. Deinen Ideen sind keine Grenzen gesetzt! Die Details und die bisherigen Beiträge zur Blogparade findest du im Auftaktbeitrag.

Schweizer Vorlesetag, 23. Mai 2018

Vorlesen braucht deine Stimme! Mach am 23. Mai 2018 am ersten Schweizer Vorlesetag mit: Lese in deiner Familie, in einer Schule, einem Kindergarten oder einem anderen Vorleseort eine Geschichte vor und trage dich auf der Website ein. Jeder Eintrag zählt!

Der vom SIKJM initiierte Schweizer Vorlesetag ist ein nationaler Aktionstag, der zeigt, wie wichtig und schön Vorlesen ist. Denn regelmässiges Vorlesen schafft nicht nur Nähe, sondern unterstützt Kinder auch in ihrer Entwicklung. Kinder, denen täglich vorgelesen wird, haben einen grösseren Wortschatz und sie lernen leichter lesen und schreiben.

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