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Anna oder: Was von einem Leben bleibt

  • Autorenbild: Eliane Fischer
    Eliane Fischer
  • vor 7 Stunden
  • 4 Min. Lesezeit

(Werbung) Möchtet ihr die erstaunliche Geschichte einer Frau lesen, die zwischen der französischen Revolution und der Machtübernahme der Nationalsozialisten lebte und als feministisches Vorbild taugt? Dann kann ich euch "Anna oder: Was von einem Leben bleibt" von Henning Sußebach, die Biografie der besonderen Art über seine Urgrossmutter, wärmstens empfehlen.


Anna oder: Was von einem Leben bleibt - Henning Sussebach (C.H. Beck 2025)

Henning Sußebach erzählt in "Anna oder: Was von einem Leben bleibt" die Geschichte seiner Urgrossmutter, die im 19. Jahrhundert im kleinen Kaff Soest in der Nähe Dortmunds zur Welt und mit 20 Jahren ins ebenso kleine Kaff Cobbenrode im Sauerland kam. Anna Kalthoff war keine Berühmtheit, fand keinen Niederschlag in den Geschichtsbüchern. Aber der Autor zeigt mit seiner besonderen Art einer Biografie, wie besonders das Leben dieser "normalen" Frau doch war, wie mutig sie war und wie unkonventionell für ihre Zeit. Betrachtet man ihr Leben aus dem Heute, wird klar: Anna war eine feministische Vorreiterin!


"Anna war dabei, als die Welt sich weitete, die Räume für eine Frau wie sie aber eng blieben." / S. 9

Anna wird als vierte Tochter geboren, ein Bruder ist kurz zuvor gestorben, hinterlässt eine nicht zu füllende Lücke in der damaligen, patriarchalen Zeit. Und bald stirbt auch der Vater, so dass sich die Mutter - jetzt mit acht minderjährigen Kindern - alleine durchschlagen muss. Es ist die Zeit der Industrialisierung, die Frauen mehr und mehr in die Rolle der Hausfrauen drängt. Doch Anna wird Lehrerin. Schon das war damals aussergewöhnlich und im Alltag alles andere als leicht. Und Anna gibt ihren Beruf auch mit ihrer ersten Heirat mit Clemens Vogelheim nicht auf, im Gegenteil,die beiden führen fortan gemeinsam ein vielseitiges Unternehmen mit Gaststätte, Post, Hof und Mühle. Doch nur zwölf Wochen nach der Hochzeit stirbt Clemens 1903 bei einem Unfall. Über das weitere Leben von Anna möchte ich an dieser Stelle nichts verraten, lest oder hört selbst, wie turbulent es weiterging und wie eindrücklich Anna sich all den Geschehnissen stellte.


"Sie führt ein auf disziplinierte Weise aufsässiges Leben. Sie ist eine Revolutionärin, die alle Verpflichtungen erfüllt, ob als Lehrerin, Gattin, Witwe, Mutter oder Geschäftsfrau." / S. 119

Sehr eindrücklich ist nicht nur Annas Leben an sich, sondern auch, wie Henning Sußebach sich diesem nähert. Denn viel ist ihm von seiner Urgrossmutter gar nicht geblieben: einige Fotos, ein paar Erzählungen seiner Verwandten, ein paar Postkarten. Entlang dieser wenigen Hinterlassenschaften hangelt er sich in Annas Zeit zurück, versucht, sich hineinzudenken in ihr Leben, ihre Lieben, ihre Gefühle und Lebensherausforderungen. Er bettet die wenigen Fakten ein in die Zeitgeschichte - die grosse und die lokale - und zeichnet so für uns eine plastische Figur in einer lebhaften Kulisse. Henning Sußebach sagt nicht: So war es. Aber so könnte es gewesen sein. Unsicherheiten, Lücken und Mutmassungen macht er dabei immer sehr transparent und reflektiert immer wieder seinen Blick, der aus heutiger Perspektive gezwungenermassen verzerrt ist. So wie wir alle mit unseren eigenen Erfahrungen, Werten und unserem Weltwissen auf Vergangenes blicken.


"In jeder Biografie spiegelt sich Weltgeschehen, und jeder unserer Vorfahren hat dieses Weltgeschehen mitgeprägt, ob durch Anpassung oder Auflehnung, bremsend oder beschleunigend." / S. 9

"Anna oder: Was von einem Leben bleibt" ist als Biografie zwar ein Sachbuch, die ereignisreiche Lebensgeschichte, ergänzt um die fiktiven Schilderungen Sußebachs, taugt aber gleichzeitig auch als Roman und als Essay darüber, wie wir unseren Vorfahr*innen nachspüren können, wie wir ihre Leben aus dem Heute betrachten und bewerten. Und zu guter Letzt ist es auch ein Plädoyer dafür, die feministischen Kämpfe unserer Ahninnen anzuerkennen und wertzuschätzen, die dafür nicht in den Geschichtsbüchern landeten, die uns aber mit ihren Kämpfen, ihren Entscheidungen, ihrem Widerstand und ihrer Überzeugungskraft ganz viele Wege geebnet haben.


Fazit

Ich kann die Lektüre von "Anna oder: Was von einem Leben bleibt" von Henning Sußebach allen empfehlen. Ganz besonders Menschen, die an Ahnenforschung, am ausgehenden 19. Jahrhundert und beginnenden 20. Jahrhundert sowie an Feminismus interessiert sind. Und ich halte es für ein ideales Geschenk für Freundinnen, Mütter und Grossmütter.



Die Fakten

Die Geschichte meiner Urgrossmutter

Henning Sußebach

C.H. Beck

205 Seiten

Erschienen am 11.07.2025

Hardcover

ISBN: 978-3-406-83626-8




PS: Herzlichen Dank an den C.H. Beck Verlag für das digitale Rezensionsexemplar. Die Seitenzahlen beziehen sich auf die elektronische Variante und können von den Zahlen der Printversion abweichen.




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"Anna oder: Was von einem Leben bleibt" von Henning Sußebach - Hörbuch von argon, gelesen von Nina Petri (2025)

"Anna oder: Was von einem Leben bleibt" von Henning Sußebach ist bei Argon auch als Sachhörbuch erschienen. Gelesen wird es in der ungekürzten Fassung von Nina Petri. Das Hörbuch dauert knappe sechs Stunden.


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Viel Spass beim Lesen oder Hören!

Eure Eliane



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