Suchergebnisse
678 Ergebnisse gefunden mit einer leeren Suche
- Alltagskunst für Alltagskünstler*innen
(Werbung/Verlosung) Kinder sind Künstler*innen. Findet ihr nicht? Ich schon und die Labor Ateliergemeinschaft bestimmt auch. Hätten sie sonst das obersuperige "Kinder Künstler Mitmachbuch" erfunden? Pssst: Ihr könnt sogar ein Exemplar gewinnen! Also erstens sind Kinder eh Künstler*innen, weil sie immer und überall Dinge finden und die irgendwie noch brauchen können und dann gefühlte 100 Jahre später auch zu was Kunstvollem verbasteln. Zumindest ist das bei uns so. Und zweitens sind sie jetzt während dem Lockdown gleich doppelte Künstler*innen, weil sie das Beste aus der Situation machen, auf tolle neue Ideen kommen, auch mal Langeweile aushalten (oder - wenn es sich um Geschwister handelt - sich mal eins aufs Dach geben), um dann umso kreativer wieder loszulegen. Aufschlagen, loslegen, Spass haben Sollten die Kinder neben Homeschooling und Homespieling doch mal noch Zeit haben und ihnen die Ideen ausgehen, dann ist das "Kinder Künstler Mitmachbuch" von der Labor Ateliergemeinschaft aus dem Beltz & Gelberg Verlag genau das Richtige. Hinter dem Künstler*innenkollektiv stecken so geniale Leute wie Philip Waechter, Anke Kuhl, Christopher Fellehner, Natascha Vlahovic, Kirsten Fabinski, Moni Port, Alexandra Maxeiner, Claudia Weikert, Zuni Fellehner und Jörg Mühle. Ich habe euch schon mal das ebenso geniale "Ich so du so" vorgestellt. Kann man immer noch kaufen. ;-) Es braucht nur einen Stift, eine Schere und Leim (Kleber) und schon geht der Spass los. Auf jeder Seite oder Doppelseite hat es eine neue Idee, eine neue Aufgabe, was die Kinder mit den Seiten anstellen können: Da wird auch mal mit Links geschrieben, mit dem Fuss sowieso. Seiten werden ineinander verwoben. Cat Content kommt auch nicht zu kurz, andere Tiere auch nicht. Sogar Ausserirdische landen im Buch und der angeberische Detektiv Schnurz braucht dringend Hilfe bei seinen Ermittlungen. Die Kinder wollten immer schon mal Popel sammeln? Das Buch bietet Platz dafür! Ob ihr den nötigen Ameisenbär dafür auftreiben könnt? Fraglich. Vielleicht müsst ihr diese Aufgabe auf post Corona verschieben. ;-) Für jetzt oder später Sehr zugute halten möchte ich dem Buch auch, dass es nicht nur eine Rezeptvorlage für Stinkschwabbelsuppe (die kriege ich hier wöchentlich vorgesetzt) enthält, sondern auch ein pfannenfertiges Rezept für leckere Käsestäbchen - Schweizer Käse inklusive! Ich kann jetzt hier leider nicht alle coolen Inhalte runterbeten. Das wird sonst zu lang, aber glaubt mir, es ist so witzig! Welches Kind wollte nicht schon immer mal das längste Schimpfwort der Welt erfinden? Dieses Mitmachbuch bietet Platz zum Festhalten, Erfinden müsst ihr selbst! Und selbstverständlich könnt ihr das Buch auch nach der Zeit zuhause bestens brauchen, es kommt sehr gerne mit auf Reisen! So habt ihr auch was zum Vorfreuen. Fazit Das "Kinder Künstler Mitmachbuch" bietet virenfreien Mitmachspass für die Zeit zuhause oder danach. Die Labor Ateliergemeinschaft hat sich für jede Seite eine witzige Aufgabe überlegt, die sich mit Stift, Schere und Kleber ganz nach dem eigenen Geschmack und natürlich mit viel Kreativität lösen lässt. Wer es hier nicht gewinnt, sollte es unbedingt in seiner lokalen Buchhandlung bestellen oder - so sie denn wieder offen hat - vor Ort kaufen. Die Fakten Kinder Künstler Mitmachbuch Labor Ateliergemeinschaft Beltz & Gelberg 175 Seiten Erschienen am 12.03.2019 ISBN: 978-3-407-79974-6 Ab 6 Jahren Website der Labor Ateliergemeinschaft Die Freunde vom Kinder Künstler Mitmachbuch Kinder Künstler Kritzelbuch Kinder Künstler Reisebuch Kinder Künstler Kritzel Mini 1 Kinder Künstler Kritzel Mini 2 Wildes Kinder Künstler Kritzelmini Feuriges Kinder Künstler Kritzelmini Rasterwelt - Jetzt wird ordentlich gekritzelt PS: Herzlichen Dank an von Zubinski für das Rezensions- und das Verlosungsexemplar. VERLOSUNG: Mitmachbuch gewinnen! Um euch die Zeit von Lockdown, Social Distancing, Homeoffice und Homeschooling zu versüssen und euren Kindern zu etwas kreativer und humorvoller Beschäftigung zu verhelfen, verlose ich ein Exemplar vom "Kinder Künstler Mitmachbuch". Du kannst sowohl bei Facebook als auch bei Instagram in den Lostopf hüpfen! Facebook Instagram Viel Glück! Deine Eliane Teilnahmebedingungen: Die Verlosung startet mit Freischaltung der Posts auf Facebook und Instagram und dauert bis Freitag, 1. Mai 2020, 23:59 Uhr. Du kannst teilnehmen, wenn du mindestens 18 Jahre alt bist und in der Schweiz, Deutschland oder Österreich wohnst. Das Los entscheidet. Wenn der/die Gewinner*in 3 Tage nicht auf die Gewinnbenachrichtigung reagiert, wird neu ausgelost. Der Versand erfolgt durch von Zubinski. Zu diesem Zweck gebe ich deine Adresse weiter. Rechtsweg und Barauszahlung sind ausgeschlossen. Facebook und Instagram haben nichts mit der Verlosung zu tun. Like it? Pin it? Magst du diesen Buchtipp mit dem genialen Mitmachbuch zur Beschäftigung deiner Kinder? Dann freue ich mich riesig, wenn du dir den Pin dazu auf Pinterest merkst! #BeltzundGelberg #LaborAteliergemeinschaft #Mitmachbuch #Basteln #Beschäftigung #Kinderbeschäftigung #Malen #Schneiden #Kleben #Humor #Kreativität #Kunst
- Schöne, trostlose, raue Arktis
Tanya Tagaq legt mit "Eisfuchs" ein ganz besonderes Debüt hin, das weit über einen Roman hinausgeht. Worum es geht und was das Buch der indigenen Autorin so speziell macht, erfahrt ihr in diesem Artikel. Vorab kurz zu Tanya Tagaq, denn mit "Eisfuchs" habe ich erstmals ein Buch von einer Autorin gelesen, die zu den Inuit gehört. Aufgewachsen ist sie in Cambridge Bay, ganz im Norden Kanadas, im Territorium Nunavut. Sie ist Performerin, Komponistin und Sängerin (kleine Kostprobe ihres Kehlkopfgesangs) und nun auch Autorin. Aufwachsen in der Arktis Tanya Tagaq erzählt in "Eisfuchs" die Geschichte eines jungen Mädchens, das im Verlauf des Buches zur Frau wird. Das Mädchen, die Ich-Erzählerin, nimmt uns mit in die Tundra, ins ewige Eis, in das Dorfleben der indigenen Bevölkerung von Nunavut. Wir erleben ihr Aufwachsen in diesem rauen Klima, nicht nur aufgrund der vorherrschenden Kälte, sondern auch vor dem Hintergrund der sich auflösenden Gemeinschaft der Inuit. Ihre Kindheit und Jugend ist geprägt vom unbeaufsichtigten Spiel der Kinder in der Tundra, von Mutproben, von Parties, vom Schnüffeln von Lösungsmitteln, von Freundschaften, kleinen Feindschaften und ersten Liebesbeziehungen. Diese Geschichte vom Aufwachsen ist immer wieder durchwebt mit Erfahrungen von Gewalt (gegen Frauen), sexuellem Missbrauch, Alkoholismus und Vernachlässigung. Auch das schwarze Kapitel der Residential Schools, in denen die indigene Bevölkerung Nordamerikas umerzogen wurde, spielt im Buch eine Rolle (siehe Wikipedia-Eintrag zum Thema). Besonders bestürzend fand ich die Selbstverständlichkeit, mit der (sexuelle) Gewalt an Frauen zum Alltag zu gehören schien. Ein Gegengewicht findet die Ich-Erzählerin in der Natur - im Eis, in der Tierwelt am Polarkreis und an den Nordlichtern - und in den Mythen der indigenen Bevölkerung. Von da kommt auch der Titel "Eisfuchs", denn ein solcher spielt eine entscheidende Rolle für das Mädchen. Prosa, Poesie, Memoir und Illustration "Eisfuchs" sticht vor allem heraus durch seine Form: Es ist ein Stück weit Roman. Es ist aber auch ein Memoir, denn Tanya Tagaq liess viele eigene Erfahrungen, Tagebucheinträge u.ä. einfliessen. Es ist Poesie, werden die Prosatexte doch immer wieder ergänzt um kurze und längere Gedichte. Und schliesslich finden sich im Buch tolle Illustrationen vom bekannten amerikanischen Comiczeichner Jaime Hernandez - schwarzweisse, reduzierte Zeichnungen. Zu Beginn hat mich Tanya Tagaq sofort gepackt. So bringt sie die besondere Stimmung der Kinder an der Schwelle zur Pubertät, helle Sommernächte in der Arktis, den Geruch der Freiheit bestens zum Ausdruck, lässt uns mit der Protagonistin auf dem Eis liegen und die irisierenden Nordlichter bestaunen. Und sie entwirft wunderschöne Sprachbilder: "Wir zeigen es der Zeit, wir pflücken uns gegenseitig das Lächeln von den Gesichtern. Kitzeln Kichern aus den Rippen, werfen mit Beleidigungen um uns, als seien es Komplimente." (S. 20) Mit der Zeit nehmen die bedrückenden Themen immer mehr Überhand und die mystischen Erfahrungen, die Sinnsuche der Ich-Erzählerin sowie die Ereignisse, die ich hier nicht verraten möchte, werden immer surrealistischer. Die fragmentarische Form trägt das Ihre dazu bei, den Bezug zur Erzählerin mehr und mehr zu verlieren. Das mag an meiner westlichen, rationalen und wenig spirituellen Weltsicht liegen und soll deshalb auch keine Kritik sein. Aber es soll zeigen, dass dieses Buch eine Herausforderung sein kann. Das kann man bis zum Schluss spannend und bereichernd finden. Für mich war es mit der Zeit doch sehr anstrengend und für meinen Geschmack etwas zu roh, zu brutal, zu magisch und opulent. Von den lyrischen Einschüben an sich sollte man sich aber nicht abschrecken lassen. Die Gedichte finde ich sehr zugänglich. Sie vermitteln gut die Gefühle und Gedanken der Ich-Erzählerin. "(...) Atme kleine Ängste ein sie flüstern und kriechen in deinen Kopf achte sie und danke ihnen dass sie dich schützen wollen. (...) Atme Anerkennung aus für die Schönheit deiner Instinkte und den Mut kleine Ängste zu lieben. (...)" (S. 19) Für eine hymnische Besprechung empfehle ich euch als Gegengewicht zu meiner etwas zurückhaltenden Einschätzung die Folge 89 vom Papierstaupodcast. Die liebe Meike liefert darin eine tolle Zusammenfassung, viel Hintergrundinformation und eine sehr wertschätzende Kritik, die richtig Lust auf das Buch macht. Und das gönne ich ihm auch sehr. Ich werde mich bestimmt auch wieder einmal an Literatur von indigenen Autor*innen wagen. Lobend erwähnen möchte ich auch noch die Buchgestaltung des Verlags Antje Kunstmann. Der Schutzumschlag mit der linierten Struktur, der schwarze Einband mit der rot glänzenden Schrift und der rote Farbschnitt machen dieses Buch auch gestalterisch zu etwas Besonderem. Fazit "Eisfuchs" von Tanya Tagaq gibt einen spannenden Einblick in das Aufwachsen eines Mädchens in der indigenen Gemeinschaft im hohen Norden Kanadas. Die Autorin mischt in ihrem Debüt Prosa und Lyrik - ein spannendes Wechselspiel. Das Buch ist etwas für Leser*innen, die experimentelle, fragmentarische Literatur mögen, einen Bezug zu mystischen Elementen haben und mit harten Themen wie Missbrauch und Gewalt gut umgehen können. Für mich war es etwa bis zur Hälfte durchaus ein sehr bereicherndes Leseerlebnis. Danach habe ich leider zunehmend gekämpft mit Form und Inhalt. Die Fakten Eisfuchs Tanya Tagaq (Text) Jaime Hernandez (Illustration) Anke Caroline Burger (Übersetzung aus dem Englischen) Verlag Antje Kunstmann 196 Seiten Erschienen am 11.02.2020 ISBN: 978-3-95614-353-3 PS: Herzlichen Dank an den Verlag Antje Kunstmann für das Rezensionsexemplar. Like it? Pin it! Magst du diesen Buchtipp? Dann merke dir den Pin dazu auf Pinterest. Danke! #VerlagAntjeKunstmann #TanyaTagaq #ComingofAge #Aufwachsen #Kindheit #Jugend #Roman #Gedichte #Inuit #Gewalt #SexuellerMissbrauch #Alkoholismus #BücherfürmehrWeltoffenheit
- Sich mit Büchern wegträumen
Lest ihr euch derzeit auch gerne mit Büchern in die Ferne? Dem Jungen in "Albert will lesen" von Isabelle Arsenault geht es genauso. Aber seine Freund*innen haben andere Pläne. Zum Welttag des Buches vom 23. April 2020 stelle ich euch ein Bilderbuch vor, das perfekt zu diesem Tag passt. Weshalb? Seht selbst! Einfach mal in Ruhe lesen Albert schnappt sich sein Buch und verlässt das Haus. Drin ist es einfach zu laut zum Lesen. Also versucht er es draussen im Hof. Schnell ist er völlig in seine Lektüre versunken und träumt sich weg an einen Strand, Blick aufs Meer, am Horizont der Sonnenuntergang. Gar nicht so einfach! Aber die Idylle ist trügerisch. Denn im realen Leben tauchen immer neue Freunde auf und wollen mit Albert spielen, gärtnern oder er soll aufs Baby aufpassen. Albert weist alle ab. Er will doch einfach nur lesen! Ist das denn so schwer zu verstehen? Um ihn herum wird es immer lauter und wilder. Sich auf das Buch zu konzentrieren, fällt Albert immer schwerer und irgendwann reicht es ihm. "Jetzt reicht's! RUHE! Himmeldonnerwetter, kann man hier nicht mal in Ruhe ein Buch lesen?" Die Freunde verziehen sich. Albert bleibt alleine zurück. Doch da! Was geschieht da? Die Freunde kommen nach und nach wieder. Alle mit einem Buch! Aus der wilden Party wird ein gemeinsames Lesefest! Dass das ein Happy End gibt, ist ja klar. Aber wie genau das Ende aussieht, müsst ihr selber herausfinden. Es ist wunderschön! Lesen wird zur Fantasiereise Isabelle Arsenault, die kanadische Autorin und Illustratorin, hat mit "Albert will lesen" eine wahre Liebeserklärung ans Lesen geschrieben und gezeichnet. Gekonnt arbeitet sie mit zwei Ebenen: Eine bildet die Realität ab - laut und ungestüm, voller Leute - und eine Alberts Fantasie - er alleine, an einem Strand. Diese zwei Ebenen greifen immer wieder ineinander. Das Bild vom Sonnuntergang wird zur Kulisse von Alberts erträumtem Leseplatz am Meer. Die gärtnernden Mädchen bauen neben Albert Sandburgen. Der Skateboarder flitzt mit Kite und Surfbrett über die Wellen. So zeigt die Autorin ganz schön, wie wir uns mit Büchern in die Ferne träumen können, aber doch Teil unserer Umwelt sind. Grosse Illustrationskunst Dass die Illustrationen genau meinem Geschmack entsprechen, dürfte euch bei der Hauptfarbe Mint nicht überraschen. Kontrastiert wird es von einem warmen Orange. Isabelle Arsenault arbeitete mit Buntstiften, Aquarell und Tusche und bearbeitete digital nach. Die Szenen folgen sich in kleineren und grösseren Bildern ähnlich wie in einem Comic oder einer Graphic Novel. Und auch textlich erinnert das Bilderbuch an einen Comic: Es kommt allein mit den Dialogen (in Sprechblasen) und lautmalerischen Wörtern zur Beschreibung der Umgebungsgeräusche aus, die in Alberts Fantasiewelt dringen. Fast ohne Klischees Toll ist an diesem Kinderbuch auch, dass im Zentrum ein lesender Junge steht. Dass Jungs auch gerne lesen, wird ihnen ja gerne vorschnell abgesprochen und da ist so ein lesendes Vorbild toll! Hinzu kommt die Vielfalt in den Hautfarben der Kinder. Nicht ganz durchgezogen ist die Diversität, was die Kleidung angeht: Mädchen tragen fast durchgehend Kleider, auch mal eine Krone, Schleifen oder einen Blumenkranz im Haar, während die Jungs in Hosen, mit Kurzhaarschnitt oder cooler Baseballmütze daherkommen. Fazit Isabelle Arsenault hat mit "Albert will Lesen" eine Liebeserklärung ans Lesen zwischen zwei Buchdeckel gezaubert. Ergänzt hat sie das Ganze mit einer doppelten Prise Fantasie und einer Geschichte über die Freundschaft. Ein schöneres Bilderbuch zum Welttag des Buches kann es für künftige Bücherwürmer und Leseratten ab 4 Jahren fast nicht geben! Die Fakten Albert will lesen Isabelle Arsenault (Text + Illustration) Anna Schaub (Übersetzung aus dem Englischen) 48 Seiten Erschienen am 21.02.2020 ISBN: 978-3-314-10518-0 Ab 4 Jahren Website von Isabelle Arsenault PS: Herzlichen Dank an den NordSüd Verlag für das Rezensionsexemplar. Apropos Welttag des Buches Auf Pinterest habe ich eine Pinnwand zu diesem besonderen Tag, der immer am 23. April stattfindet, angelegt. Schaut mal vorbei und holt euch ein paar Buchtipps ab! Like it? Pin it? Magst du diesen Bilderbuchtipp für Bücherfreund*innen? Dann freue ich mehr, wenn du die Liebe zu den Büchern auf Pinterest teilst oder in den Social Media! #IsabelleArsenault #Lesen #Bücher #Bilderbuch #WelttagdesBuches #Fantasie #Freundschaft #Diversität #Vielfalt #Klischeefrei #Kinderbuch
- Fledermaus auf geheimer Mission
Jendrik und seine Freunde ermitteln in "Sandor - Der geheime Schwarm" von Dorothea Flechsig im Fall des Todes einer kleinen Fledermaus und helfen uns so auf die Spur des grossen Insektensterbens. Mit "Sandor - Der geheime Schwarm" liegt bereits der 4. Band der Sandor-Reihe vor. Es geht wieder um Jendrik und seinen besten Freund - die sprechende Fledermaus Sandor. Im neusten Kinderroman von Dorothea Flechsig findet Jendrik eines Tages eine tote Mopsfledermaus und möchte unbedingt herausfinden, woran sie gestorben ist. Natürlich hilft ihm sein Freund Sandor bei den Nachforschungen. Jendrik tippt vorerst auf eine Vergiftung, der Tierarzt hingegen vermutet, dass die kleine Fledermaus verhungert ist. Immer weniger Insekten Und tatsächlich, Sandor führt Jendrik und seine Freunde Friedrich und Lilli auf die richtige Fährte: Der Tod der Mopsfledermaus könnte die Folge des Insektensterbens sein: Immer weniger Bienen, Mücken, Falter und andere Insekten fliegen über die Felder, besiedeln Tümpel und hüpfen über Wiesen. Und genau diese Insekten fehlen dann den Fledermäusen, die sich von ihnen ernähren. Im spannenden Kinderkrimi gehen Jendrik, Friedrich und Lilli auf Spurensuche. Wollen das Problem bei der Wurzel anpacken und sorgen im kleinen Städtchen mit einer aufsehenerregenden Aktion und tierischer Hilfe für Aufruhr. Ob sie einen Beitrag dazu leisten können, das Insektensterben zu bremsen und mit den Erwachsenen für mehr Biodiversität zu sorgen? Das müsst ihr mit euren Kindern ab 6 Jahren (zum Vorlesen) oder ab 8 Jahren (zum Selberlesen) herausfinden. In einem Nachwort von Dr. Andreas Kiefer, Biologe und Fledermausforscher, erfahren wir zudem mehr über das Insektensterben, die Gründe, die dahinterstecken und die Auswirkungen, die es v.a. auf Vögel und Fledermäuse hat. Patchworkfamilie Neben der Haupthandlung rund um das Insektensterben behandelt der Kinderroman in einer zweiten Erzählschiene die Trennung der Eltern und das Leben in einer Patchworkfamilie. Jendriks Eltern haben sich getrennt und jeweils wieder neue Lebenspartner*innen. Jendrik muss seinen Platz in der neuen Konstellation und einen entspannteren Umgang mit seinem Vater erst wieder finden. Eine gelungene emotionale Ergänzung des Buches, die uns Jendrik als Kind mit seinen Problemen, Sorgen und Ängsten näherbringt. Fazit "Sandor - Der geheime Schwarm" von Dorothea Flechsig führt Kinder ab 6 Jahren spannend und kindgerecht ans Thema Insektensterben heran und sensibilisiert so für die Bedeutung der Biodiversität. Neben der Unterhaltung motiviert es Kinder auch dazu, sich umweltbewusst zu verhalten und sich vielleicht sogar in einem Tier- oder Umweltschutzverein zu engagieren. Die Fakten Sandor. Der geheime Schwarm Dorothea Flechsig (Text) Katrin Inzinger (Illustration) Glückschuh Verlag 108 Seiten Hardcover Erschienen am 07.10.2019 ISBN: 978-3-943030-68-6 Ab 6 Jahren "Sandor - der geheime Scharm" gibt es auch als Hörbuch, gelesen von Nicolas A. Böll und musikalisch inszeniert von Christian Stader und Jeannette Friedrich. PS: Herzlichen Dank an den Glückschuh Verlag für das Rezensionsexemplar in Form des Buchs und des Hörbuchs. Like it? Pin it! Magst du diesen Buchtipp? Dann teile ihn in den Social Media oder merke dir den dazugehörigen Pin auf Pinterest. #DorotheaFlechsig #GlückschuhVerlag #Biodiversität #Nachhaltigkeit #Umweltschutz #Tierschutz #Insektensterben #Kinderkrimi #Kinderroman #Hörbuch
- Gegen Sprachschubladen
Die Journalistin und politische Aktivistin Kübra Gümüsay schreibt in "Sprache und Sein" über ihre Sehnsucht nach Gleichberechtigung in der Sprache. Eine Sehnsucht, die wir uns zu eigen machen sollten! Schon das Eingangszitat von Rumi, das Kübra Gümüsay ihrem Buch "Sprache und Sein" voranstellt, ist wunderschön und drückt aus, dass wir auf Augenhöhe - ohne Stereotypen, ohne Kategorisierungen, ohne Diskriminierungen - miteinander sprechen sollten: "Jenseits von richtig und falsch liegt ein Ort. Dort treffen wir uns." ~ Rumi Und genau in diesem Sinn und Geist steht dieses eindrückliche, bewegende Sachbuch. Ja, auch Sachbücher können einen abholen, mitnehmen und im besten Falle weiterbringen. Kübra Gümüsay gelingt dieses Kunststück in zehn Kapiteln rund ums Thema Sprache und darüber wie die Sprache unser Denken, unser Fühlen und am Ende unser Sein beeinflusst. Sie tut das mit einer Mischung aus gut und äusserst vielfältig recherchierten Erkenntnissen über die Sprache(n) und ihren Einfluss auf den Diskurs sowie auf unser Zusammenleben, aus Anekdoten und aus eigenen Beispielen. So bringt sie viel zusammen, was wohl noch nie zusammen gedacht worden ist und verhilft uns zu neuen Einsichten über die Sprache, unseren Sprachgebrauch und deren Einfluss auf unsere Wahrnehmung, unser Denken und Sein. "Sprache öffnet uns die Welt und grenzt sie ein - im gleichen Moment." (S. 25) Sprache hat Macht Gibt es in einer Sprache zum Beispiel keine Begriffe für Zahlen - wie beim Volk der Pirahã aus dem Amazonasgebiet -, spielen klare Mengenangaben auch keine grosse Rolle in ihrer Wahrnehmung. Gibt es keine Begriffe für links und rechts - wie bei den Kuuk Thaayorre im Norden Australiens -, orientieren sich die Menschen ganz anders im Raum als wir. Analog gilt das für den Einsatz des grammatischen Geschlechts, der Verwendung geschlechtsspezifischer Pronomen und die Konvention des generischen Maskulinums. Sprachwissenschaftler haben gezeigt, dass männliche Sammelbezeichnungen (z.B. Lehrer) dazu führen, dass die männliche Form als Standard vorgegeben und eben auch als Standard gedacht wird. Kübra Gümüsays Fazit: "Es reicht nicht aus, dass Frauen - womöglich - mitgemeint sind, wenn sie nicht auch von allen mitgedacht werden, die den Begriff verwenden." (S. 20) Daraus wird für sie klar, dass wir "uns mit der Architektur der Sprache beschäftigen [müssen], die unsere Realität erfassen soll. Damit wir aussprechen können, was ist." (S. 21) Die Herausforderung liegt nun darin, dass wir uns unserer Sprache so unbewusst bedienen und dass unsere Wahrnehmung durch unsere Sprache derart geprägt ist, dass wir ihre Grenzen gar nicht so leicht wahrnehmen können. Dieser Herausforderung stellt sich die Autorin und zeigt uns die sprachliche Begrenztheit auf, die dazu führt, dass wir mit unserer Sprache Stereotypen fortschreiben, Menschen kategorisieren, ihrer Individualität berauben, Rassismus und andere Formen der Diskriminierung (oft unbewusst, teils aber auch gezielt) zementieren. Sie zeigt uns auch auf, wie viel Macht in der Sprache liegt, welch Spiegelbild der Mächtigen die Sprache ist und wie diese Mächtigen die Sprache gezielt dazu einsetzen, ihre Macht zu erhalten, "andere" zu schubladisieren, sie als Individuen unsichtbar zu machen und als homogenisierte Gruppen als gefährlich, minderwertig etc. darzustellen. Hinzu kommt, dass unsere Sprache Lücken aufweist, Lücken zum Sein. Gibt es für etwas keinen Begriff, dann ist es auch nicht. Als Beispiel nennt sie den Begriff der "sexuellen Belästigung", der erst in den 1960er Jahren etabliert wurde und erst damit ein gemeinsames Verständnis der Problematik und damit das Aufbegehren ermöglichte. Und in Bezug auf die Verwendung des N-Worts hält sie ganz klar fest: "Menschen so zu bezeichnen, wie sie bezeichnet werden wollen, ist keine Frage von Höflichkeit, auch kein Symbol politischer Korrektheit oder einer progressiven Haltung - es ist einfach eine Frage des menschlichen Anstands." (S. 49) Besonders eindrücklich macht Gümüsay auch deutlich, dass die Existenzberechtigung von Menschen nicht verhandelbar ist. Wird dennoch darüber diskutiert (zum Beispiel in Talkshows), gibt man wahlweise Rassismus, Extremismus, Menschenfeindlichkeit oder Faschismus eine Plattform. Ja, man erhebt diese Ansichten sogar zu Meinungen. Aber die Autorin macht klar: "Hass ist keine Meinung." (S. 108) Im Zuge dieser Überlegungen legt Gümüsay offen, welche Strategie die Rechten fahren, um den öffentlichen Diskurs zu dominieren, den anderen Gesprächsteilnehmer*innen die eigene Perspektive aufzudrücken. Und sie plädiert dafür, diesen Kräften nicht länger eine Plattform zu geben. Denn dadurch geraten andere Themen wie Nachhaltigkeit, Bildung, soziale Sicherheit und viele mehr ins Hintertreffen und die Gesellschaft kommt keinen Schritt voran, geschweige denn in Richtung eines gerechteren Zusammenlebens. Was ist zu tun? Kübra Gümüsay gibt Hinweise darauf, wie wir zu einer Sprache gelangen können, die Gleichberechtigung fördert, Menschen als Individuen und nicht als Repräsentant*innen irgendwelcher Kategorien wahrnimmt. "Freies Sprechen bedeutet die Emanzipation von einer Sprache, die uns nicht vorsieht - indem wir sie verändern, anstatt uns zu erklären, indem wir sie anders nutzen, um in ihr zu sein." (S. 159) Es gilt, den zugrunde liegenden Mustern von Diskriminierung in ihren verschiedensten Ausprägungen (Stichwort Intersektionalität) auf die Spur zu kommen. Um darüber nachzudenken, wie man diese Muster durchbrechen, die verursachenden Misstände beheben kann, braucht es neue Räume des Gesprächs. Wie diese geschaffen werden können, bleibt offen. Was Gümüsay nicht tut, ist, fertige Lösungen zu präsentieren. Das wäre natürlich auch eine riesige Herausforderung. Wie ich aus einem Interview herausgehört habe, schreibt sie aber bereits an einem zweiten Buch. Wir dürfen also gespannt sein! Ein persönliches Buch mit zahlreichen Bezügen Das Buch ist so bewegend, weil es so persönlich ist: Kübra Gümüsay bringt viele persönliche Erfahrungen. Allein weil sie Deutsch, Türkisch und Englisch spricht, kann sie die Grenzen unserer Sprache gut ausloten, kann andere Perspektiven einnehmen. Und auch ihre politische Arbeit und der Fakt, dass sie selbst oft in begriffliche Käfige wie "Kopftuchträgerin" oder "Muslima" gesteckt wird, haben bestimmt zur Schärfung ihrer Wahrnehmung beigetragen. Allzu oft wurde ihr das Privileg, als Individuum zu sprechen, nicht zugestanden. Die persönlichen Geschichten zeigen uns exemplarisch, dass ein Mensch mehr ist als die Zuschreibungen von anderen (vornehmlich der Mehrheit in einer Gesellschaft), nämlich ein Individuum mit zahlreichen Facetten, die nie vollständig zu ergründen sind, die sich in stetigem Wandel befinden. Gleichzeitig schafft es Kübra Gümüsay aber auch, weit über einzelne Erfahrungen (so bezeichnend sie auch sein mögen) hinauszugehen, indem sie zahlreiche Bezüge herstellt zu Denker*innen, Feminist*innen, Wissenschafter*innen und Aktivist*innen unterschiedlichster Epochen und Kulturkreise. Ich habe kaum je so viel markiert in einem Buch, selten so oft zustimmend genickt, neue Einsichten gewonnen, staunend neue Perspektiven eingenommen wie bei "Sprache und Sein". Und ich habe wohl auch noch nie bei einem Nachwort geweint, allein weil sich die Autorin auf Türkisch (das ich leider nicht verstehe) an ihre Eltern wendet. Lest das Buch, dann werdet ihr die Symbolkraft, die darin liegt, erkennen. Fazit Mit "Sprache und Sein" leistet Kübra Gümüsay einen wichtigen Beitrag dazu, uns über die Sprache und ihre Wirkung Gedanken zu machen und mit dem Bewusstsein darüber auf eine pluralistischere, gerechtere Gesellschaft hinzuarbeiten. Es bleibt zu hoffen, dass ganz, ganz viele dieses wichtige Buch lesen. Auch wenn es die, die es am nötigsten hätten, mit Sicherheit nicht lesen werden. Es hilft schon, wenn wir "Gutmenschen" es tun, um mit der Rückendeckung des Buches vehement für eine gerechte Sprache und eine vielfältige Gesellschaft einzustehen. PS: Kübra Gümüsay ist schon mehrfach bei TEDx aufgetreten und hat auch andere eindrückliche Reden gehalten. Ihre Website ist sowieso einen Besuch wert. Im Kulturjournal der ARD gab es einen tollen Beitrag über "Sprache und Sein" mit Kübra Gümüsay: Die Fakten Sprache und Sein Kübra Gümüsay Hanser Berlin 208 Seiten Erschienen am 27.01.2020 Hardcover ISBN: 978-3-446-26595-0 Like it? Pin it! Magst du diesen Buchtipp? Dann freue ich mich besonders, wenn du ihn in den Social Media teilst oder dir den Pin auf Pinterest merkst. #KübraGümüsay #HanserBerlin #Sprache #Gleichberechtigung #Gleichstellung #Rassismus #Intersektionalität #Diskriminierung #Feminismus #Vielfalt #BücherfürmehrWeltoffenheit #Klischeefrei #Pluralität
- Von Lieblingsfarben und Bratwürsten
Ihr kennt bestimmt die leidigen Diskussionen über Mädchenfarben und Jungsfarben. Irgendwie sind die ja kaum aus der Welt zu kriegen, oder? Frauke Angel und Julia Dürr nehmen mit ihrem klischeefreien Bilderbuch "DISCO!" einen bratwurststarken neuen Anlauf, die Diskussionen zu beenden. Farben sind für alle da Ich bin ja immer ganz stolz, wenn meine grosse Tochter auf die Frage nach ihrer Lieblingsfarbe antwortet: "Alle Farben vom Regenbogen". Uff! Manchmal kommt natürlich auch: "Rosa. Und Pink. Und Blau." Meine Erklärungen, dass alle Farben für alle da sind, scheinen also doch etwas abzufärben, auch wenn die Kleiderwahl dann wieder sehr pink und glitzernd ausfällt. Aber kaum treten wir aus der familieninternen Farbentoleranzzone mit genderneutralem Anspruch heraus, sind Farben doch schnell wieder ein Thema. Und bei den Farben hört es ja nicht auf. Es geht weiter mit stereotypen Vorstellungen davon, was Jungs und Mädchen typischerweise tun (sollten) oder nicht tun (sollten). Die Mittlere mit ihrer Lego-Jacke und dem knallgrünen Trotti gilt noch als cool. Aber die Grosse, die selbstbewusst mit ihrer Säge daherkommt (natürlich in friedlicher Absicht), sorgt schon für hochgezogene Augenbrauen und blöde Sprüche. Das führt mir immer wieder vor Augen, dass es Bücher wie "DISCO!" braucht. Und auch wenn sie vielleicht nicht von den Augenbrauen hochziehenden Eltern vorgelesen werden, so geben sie doch den Mädchen in Grün und den Jungs in Pink das nötige Selbstbewusstsein, auch genau so rumzulaufen, wie sie mögen und das zu tun, was sie mögen. Lasst die Party beginnen! Aber jetzt zum Buch: Frauke Angel erzählt uns in "DISCO!" die Geschichte eines Jungen, der gerne Rot und Pink mag. Und das darf er auch, denn seine schlaue Kindergartenfreundin Pina sagt: "... es gibt keine Jungs, oder Mädchenfarben. Es gibt nur Lieblingsfarben." Und so ist auch klar, dass der Junge sich Pinas rosa Nachthemd leiht, um Disco zu machen. Denn für Disco muss man schliesslich hübsch sein. Als Pina, der kleine Ich-Erzähler und sein Papa am nächsten Morgen im Kindergarten ankommen, treffen sie auf Eddie und Eddies Papa. Die beiden Papas sind befreundet. Nun findet Eddies Papa aber das rosa Nachthemd einen albernen Fummel. Das strapaziert die Freundschaft der Papas etwas. Und die Kindergartenlehrerin Frau Zwinger bläst ins gleiche Horn und sucht sofort nach Wechselsachen. Ein Junge, der Mädchensachen trage, sei verkleidet, findet sie. Pina findet, Frau Zwinger sehe aus wie eine Bratwurst in ihren braunen Kleidern. Okay, das kommt bei Frau Zwinger nicht soooo gut an. Und dass Papa am Abend angst hat, sein Sohn könnte schwul werden, verwirrt wiederum den kleinen Jungen. Zum Glück hat er Pina. Die weiss natürlich, was schwul bedeutet und dass da auch Knutschen dazugehört. Und zum Glück fädelt es die Mama vom Jungen so ein, dass der Papa am nächsten Morgen einen riesigen Sack Wechselkleider in den Kindergarten schleppt, damit sie es so richtig bunt treiben können. Frau Zwinger macht auch mit und das mit der Papafreundschaft renkt sich auch wieder ein. Hauptsache bunt! Wunderbarst bunt illustriert hat das Ganze Julia Dürr. Die Zeichnungen sind einfach und kindlich gehalten, aber sehr cool collagenmässig gestaltet und mit vielen witzigen Details. Die Farbe darf in Form von bunten Buchstaben sogar in den Text einziehen, was Text und Illustration schön verbindet. "DISCO!" funktioniert vor allem, weil Frauke Angel so brillant aus Kinderperspektive und so witzig erzählt (das tut sie auch in "Ein eiskalter Fisch"). So können wir uns sofort in den Jungen hineinfühlen, sind ein bisschen verliebt in Pina und ein ganz kleines bisschen schadenfreudig über die Bratwurst. Fazit Frauke Angel und Julia Dürr bringen mit "DISCO!" nicht nur Tanzfreude, sondern auch einen entspannten Umgang mit Farben ins Kinderzimmer. Ein starkes Bilderbuch gegen Geschlechterklischees für Kinder ab 4 Jahren. Wenn ihr auch Augenbrauen hochziehende Eltern kennt, schenkt ihnen doch einfach "DISCO!" und treibt es wieder mal bunt. ;-) Die Fakten DISCO! Frauke Angel (Text) Julia Dürr (Illustration) Jungbrunnen 32 Seiten Erschienen am 31.07.2019 Hardcover ISBN: 978-3-7026-5934-9 Ab 4 Jahren Website von Julia Dürr Website von Frauke Angel Wer "DISCO!" mag, mag vielleicht auch das: Ein eiskalter Fisch - Frauke Angel und Elisabeth Kihßl Kunterbunte Kinderbücher - diverse Autor*innen und Illustrator*innen Kalle und Elsa - Jenny Westin Verona und Jesús Verona Frida Kahlo und ihre Tiere - Monica Brown und John Parra Like it? Pin it! Hat dir dieser klischeefreie Buchtipp gefallen? Dann merk dir doch den Pin auf Pinterest. Ich würde mich sehr drüber freuen! #FraukeAngel #JuliaDürr #Jungbrunnen #Bilderbuch #Vielfalt #Klischeefrei #Diversität #Farben #Kinderbuch #Alltagsgeschichte #Kindergarten
- Upsie, ganz viele immobile Lebewesen
Wenn ihr raus geht, kann es passieren, dass ihr auf unbewegliche Lebewesen trefft. Manch eine*r wird dann ausrufen: "Oh, eine Pflanze!". Felix Bork zum Beispiel und er sagt noch viel mehr Witziges über die Grundlage unseres Lebens. Frühling - Zeit für Pflanzen, Zeit für Sachbücher Im Interview mit NetGalley zum Thema #SachbuchFrühling hab ich mir überlegt, wie Sachbücher denn so sein können. Informativ, klar. Schön gezeichnet, auch klar. Geschichten erzählend, nicht immer, aber immer öfter. Und witzig! Und bei witzig denke ich immer und allen voran an die Bücher von Felix Bork. Deshalb wird es höchste Zeit, dass ich euch hier mal eins dieser Prachtexemplare vorstelle: "Oh, eine Pflanze!" - gewissermassen das florale Pendant zu "Oh, ein Tier!", das Ersterem in Witzigkeit in nichts nachsteht. Aber bleiben wir bei der Sache: In "Oh, eine Pflanze!" begibt sich Felix Bork auf die Spuren dieser immobilen, die Photosynthese betreibenden Lebewesen namens Pflanzen. Von den einführenden Informationen über die Lebens- und Funktionsweise der Pflanzen im Allgemeinen, kommt er auf Bäume, Blumen, Gräser, Sträucher und Pilze im Besonderen zu sprechen bzw. zu zeichnen. Halt! Pilze sind doch gar keine Pflanzen!!! Das weiss Felix Bork natürlich auch. Gebt also acht, es könnte sein, dass er euch das eine oder andere Mal aufs Glatteis führt. Felix Bork, Illustrator aus Berlin, räumt aber auch mit Fake-News auf: Die Diptam-Essenz kann nämlich gar nicht zur Behandlung von Brandwunden verwendet werden. Im Gegenteil: Die im Diptam enthaltenen ätherischen Öle können unter Einfluss von Sonnenlicht zu Brandverletzungen führen. J.K. Rowling hätte besser mal das Buch gelesen, bevor sie HP und seine Freunde mit dem Teufelszeug hantieren liess! Die seriösen (ja, die gibt es!) Infos über Pflanzen werden ergänzt um witzige Comicstrips, humorvolle Assoziationen, die Pflanzennamen so auslösen können, und coole Sprüche, wie: "Upsie. Da hab ich wohl zwei Mal die gleiche Blume gemalt. Weil die so schön ist. Nicht, weil ich dum bin." (S. 182f.) Nach der Lektüre dieses Sachbuchs wisst ihr nicht nur, weshalb der Bocksbart Bocksbart heisst (also vielleicht) oder wie ein Löwenzahn aussieht, sondern auch was Honigtau ist (echt ecklig!) und dass Blumen nicht davor zurückschrecken, Wespen mit ganz gemeinen Mitteln zum Sex zu verleiten. Ausserdem werdet ihr Erdbeeren und Bananen und Melonen und Himbeeren und Baumnüsse in Zukunft mit ganz anderen Augen betrachten! Und das rät euch Felix Bork nach der Lektüre auch: "Geh raus und guck dir Pflanzen an. Die sind nämlich megageil. Denn sie sind die Grundlage unseres Lebens, und wir müssen sie besonders achten und schützen!" Dem kann ich nur zustimmen! Also grüsst mir den kriechenden Günsel, wenn ihr ihn trefft! Illustriert hat Felix Bork dieses Buch in seinem ganz eigenen Stil, mal plakativ mit ganz grobem Pinsel, mal äusserst fein und realistisch. Das Buch aus dem Eichborn Verlag hat einen stabilen Einband aus dicker Pappe und ist auch sonst ziemlich dick (fast 3.5 cm). Der dicke (rein vegetarische) Schinken macht also auch im Regal was her! ;-) Fazit Felix Bork nimmt seine Leser*innen in "Oh, eine Pflanze!" mit auf eine informative, schöne, kurzweilige und vor allem witzige Reise durch die heimische Flora. Von Photosynthese, über Blütenstände und Blattformen bis zu den Fortpflanzungstricks erfahren wir ganz viel über Pflanzen aller Art und amüsieren uns dabei prächtig. PS: Könnte mal bitte jemand überprüfen, ob das Wort "Upsie" in allen Büchern von Felix Bork vorkommt? Das wäre nämlich ein guter Grund, sie sich alle zu besorgen! ;-) Die Fakten Oh, eine Pflanze! Felix Bork (Text + Illustration) Eichborn Verlag 304 Seiten Erschienen am 28.02.2019 Hardcover ISBN: 978-3-8479-0658-2 Like it? Pin it! Magst du diesen aussergewöhnlichen Sachbuchtipp? Dann freue ich mich ausserordentlich, wenn du dir den Pin dazu auf Pinterest merkst. #FelixBork #EichbornVerlag #Pflanzen #Sachbuch #Natur #Naturschutz #Biodiversität #Artenvielfalt #Umwelt #Blumen #Bäume #Flora
- Erwachsene sind Vorbilder, oder?
Klar, Erwachsene benehmen sich immer vorbildlich: Rülpsen, rumschreien, weinen... "So was tun Erwachsene nie!". Wirklich nie. Oder? Ihr müsst jetzt ganz tapfer sein, denn Davide Cali und Benjamin Chaud verraten euch in ihrem Bilderbuch die traurige Wahrheit über Erwachsene. Das Problem mit der Selbst- und der Fremdwahrnehmung Es ist 11 Uhr und ich habe die Kinder bestimmt schon 20 mal gebeten, doch bitte das Wohnzimmer aufzuräumen. Oder zumindest einen kleinen Pfad ins Chaos zu schlagen, damit man irgendwie von der Küche auf die Terrasse kommt. Das Sofa ist eh längst erwachsenenfreie Zone. Aber irgendwie scheinen mich die Kinder nicht zu hören. Oder vielleicht hören sie mich, aber sie nehmen meine Bitte eher als "nice to have" wahr, denn als dringende Aufforderung? Oder könnte es daran liegen, dass sich ein, zwei meiner Bücher auf dem Boden stapeln, der Wäscheständer im Wohnzimmer steht und die Hälfte der Einkäufe darauf wartet, in den Keller geräumt zu werden? Vielleicht liegt es also an diesem Widerspruch, dass sie die Notwendigkeit des Aufräumens nicht so ganz einsehen? Von der Dringlichkeit gar nicht zu sprechen! Schein und Sein Genau solche und andere Widersprüche führen uns Davide Cali und Benjamin Chaud in ihrem Kinderbuch "So was tun Erwachsene nie!" mit einem ganz grossen Zwinkern vor Augen. Erwachsene verhalten sich immer total korrekt, sind immer freundlich, ehrlich, effizient, haben ihre Gefühle total im Griff, überhaupt sind sie unfehlbar. Nicht! Der Spass in diesem Bilderbuch entsteht aus der Diskrepanz von Text und Bild. Während der Text vermittelt, was Erwachsene nie, niemals, nie tun, zeigen die Bilder, dass sie es eben doch tun. Und der Spass wird noch dadurch potenziert, dass die Kinder den Erwachsenen gerade auf die Schliche kommen, sie beobachten, sie überführen. In bekannter Detektiv-Manier verbergen sie sich hinter Büschen, in Mülltonnen oder unter dem Tisch, um die Eltern in flagranti bei ihren kleineren und grösseren Missetaten, Gefühlsausbrüchen und Entgleisungen zu erwischen. Also wenn ihr die Kinder das nächste Mal ermahnt, doch bitte endlich die Legos wegzuräumen, hebt vielleicht zuerst einmal eure eigenen Stinksocken auf. Oder lasst alles liegen und lest gemeinsam dieses Buch. Danach geht das Aufräumen und Zusammenleben wieder einiges entspannter und humorvoller. Apropos entspannte Eltern: darüber habe ich hier schon mal etwas geschrieben. Fazit Davide Cali und Benjamin Chaud bringen mit dem Bilderbuch "So was tun Erwachsene nie!" ganz grossen Vorlesespass ins Haus. Sie zeigen mit knappem Text und witzigen Illustrationen, dass Erwachsene auch nur Menschen sind. Ein humorvolles Plädoyer für Eltern-Kind-Beziehungen auf Augenhöhe! Die Fakten So was tun Erwachsene nie! Davide Cali (Text) Benjamin Chaud (Illustration) Ebi Naumann (Übersetzung aus dem Englischen) Thienemann 40 Seiten Erschienen am 14.02.2020 ISBN: 978-3-522-45924-2 Ab 4 Jahren Noch mehr von Davide Cali bei MINT & MALVE Der Glücksverkäufer - Davide Cali und Marco Somà (Carl-Auer Verlag, 2019) Like it? Pin it! Magst du diesen humorvollen Bilderbuchtipp? Dann freue ich mich sehr, wenn du dir den Pin auf Pinterest merkst oder den Beitrag in den Social Media teilst. #DavideCali #BenjaminChaud #ThienemannEsslinger #Bilderbuch #Humor #Erwachsene #Kinder #Vorbildfunktion #Detektiv
- Wasser - das blaue Gold
Wasser ist allgegenwärtig in unserem Alltag. Ohne Wasser würde gar nichts funktionieren. Aber das Wasser ist in Gefahr und damit auch das Klima. Christina Steinlein und Mieke Scheier verraten in ihrem Sachbilderbuch "Ohne Wasser geht nichts!" alles über den wichtigsten Stoff der Welt. Wasser ist elementar für unser Leben. Der Klimawandel gefährdet die Verfügbarkeit von sauberem, sicherem Wasser. Das hat gerade kürzlich der Weltwasserbericht der UNO wieder gezeigt. Demnach leben weltweit 2.2 Milliarden Menschen ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser und der Klimawandel verschärft die Situation zusätzlich. Am Freitag, 15. Mai 2020 wäre wieder Klimastreiktag gewesen, aber die Coronakrise macht die meisten Streiks unmöglich. Deshalb mache ich wenigstens mit diesem Blogbeitrag auf das Thema aufmerksam. Die Pandemie überschattet zwar gerade alles, aber wir müssen trotzdem weiter an langfristigen Lösungen drängender Probleme wie dem Klimawandel und dem Schutz des Wassers arbeiten! Ohne Wasser gäbe es uns nicht Christina Steinlein und Mieke Scheier nehmen sich in ihrem Sachbilderbuch "Ohne Wasser geht nichts!" dem blauen Gold in all seinen Facetten an. Jede Doppelseite dieses Sachbuchs für Kinder ab ca. 7 Jahren ist einem anderen Thema rund ums Wasser gewidmet. Wir erfahren, wofür wir alles Wasser brauchen und wie viel, wie viel Wasser in uns und in alltäglichen Dingen steckt. Wusstet ihr zum Beispiel, dass es 200 Liter Wasser braucht, bis das Huhn ein Ei legen kann? Für ein Kilo Rindfleisch braucht es sogar 15'000 Liter und auch eine Jeans verbraucht bei ihrer Herstellung ganz schön viel Wasser, nämlich 11'000 Liter! Die Autorin und die Illustratorin werfen auch einen Blick zurück und erklären, wie das Wasser überhaupt auf die Erde kam und wie es auf unserem blauen Planeten das erste Leben ermöglichte. Wir lernen viel über die chemischen und physikalischen Eigenschaften von Wasser, aber auch über Ökosysteme, die vom Wasser geprägt sind - von den Ozeanen, über Flüsse bis zum kleinsten Tümpel. Alles hängt zusammen Einfach verständlich und toll illustriert erklären Christina Steinlein und Mieke Scheier auch, wie das Wasser mit dem Klima zusammenhängt und wie wir Menschen Einfluss auf beides nehmen. So gehen sie auf sinkende Grundwasserspiegel ein, auf den Streit ums Wasser, auf Wasserknappheit und die Wasserverschmutzung - sei es durch Dünger, andere Gifte oder gaaaanz viel Plastik, das im Meer landet. Auch die Folgen wie heftigere Dürren und Stürme sowie Überschwemmungen sparen sie nicht aus. Am Ende gehen sie darauf ein, was wir gegen die Probleme mit dem Element Wasser unternehmen können und welchen Beitrag Wissenschaft und Technik hier leisten könn(t)en. Die Themenvielfalt ist beachtlich, die Texte sind leicht verständlich, vermitteln spannendes und auch mal unerwartetes Wissen und ergänzen sich perfekt mit den Illustrationen. An mancher Stelle hätte ich mir eine Zahl mehr gewünscht, statt nur ein "weniger" oder "mehr". Aber Zahlen gehen oft eh schnell wieder vergessen oder verändern sich. Vielfältig mit Aber Optisch überzeugen mich Mieke Scheiers Illustrationen einmal mehr. Ich war schon von "Passt nicht" begeistert. Im aktuellen Buch stellt sie die Menschen schön vielfältig dar. Frauen, Männer, Mädchen und Jungs mit unterschiedlichen Hautfarben und von unterschiedlicher kultureller Herkunft tauchen in den unterschiedlichsten Rollen auf. Schade ist, dass die abgebildete Freiheit der Geschlechter in der Berufswahl im Text nicht abgebildet wird. Da werden die weiblichen Formen mit einem einleitenden Satz abgetan. Dabei wäre es ein Leichtes gewesen, neben dem Fischer die Meeresbiologin und neben dem Wassermeister die Kanalbauerin auch verbal abzubilden und nicht nur mitzumeinen (siehe dazu den Artikel zu "Sprache und Sein" von Kübra Gümüsay). Ökologischer Inhalt - ökologische Herstellung Besonders schön ist, dass das Sachbuch nicht nur von ökologischen Themen berichtet, sondern auch umweltfreundlich hergestellt wurde. Es ist aus 100% Recycling-Papier, mit mineralölfreien Farben bedruckt und kommt ohne Folienkaschierung daher. Fazit Christina Steinleins und Mieke Scheiers Sachbilderbuch "Ohne Wasser geht nichts!" gibt Kindern ab 7 Jahren einen vielseitigen, leicht verständlichen Überblick über das Thema Wasser und schafft ein Verständnis für die ökologischen Zusammenhänge. So sensibilisieren die Autorin und die Illustratorin Kinder für einen sorgsamen Umgang mit der wertvollen Ressource Wasser. Die Fakten Ohne Wasser geht nichts! Alles über den wichtigsten Stoff der Welt Christina Steinlein (Text) Mieke Scheier (Illustration) Beltz & Gelberg 96 Seiten Erschienen am 03.04.2020 ISBN: 978-3-407-75565-0 Ab 7 Jahren PS: Herzlichen Dank an den Beltz & Gelberg Verlag für das Rezensionsexemplar. Diese Bücher rund ums Klima könnten dich auch interessieren! Der Tag, an dem das Meer verschwand - Sam Haynes und Jago (Knesebeck, 2020) Die Klimaschweine - Julia Neuhaus und Till Penzek (kunstanstifter, 2020) Wie viel wärmer ist 1 Grad? - Kristina Scharmacher-Schreiber und Stephanie Marian (Beltz & Gelberg, 2019) So geht Planet! Wissenswertes für junge Erdbewohner - Emmanuelle Figueras, Sarah Tavernier und Alexandre Verhille (Kleine Gestalten) TU WAS KIDS - Nicole Röndigs und Thilo Klüppel (Greenpeace Magazin Edition) Like it? Pin it! Magst du diesen Buchtipp? Dann merke dir doch den Pin auf Pinterest! Vielen Dank auch fürs Teilen in den Social Media! #ChristinaSteinlein #MiekeScheier #BeltzundGelberg #Umwelt #Natur #Klima #Wasser #FridaysForFuture #Nachhaltigkeit #Umweltschutz #forgenerationstocome #Klimastreik #Sachbuch #Kindersachbuch #Sachbilderbuch #Kinderbuch
- T-Rex, Tony T-Rex
Was haben Bonnie und Clyde mit einem Tyrannosaurus Rex zu tun? Ganz einfach, sie gehören zur selben Familie! Das glaubt ihr nicht? Dann lest erstmal "Tony T-Rex und seine Familie" von Rob Hodgson und Mike Benton. Unsere Mittlere ist grosser Dino-Fan. Abgesehen von zwei Sachbüchern über Dinos, die es am Strassenrand gratis zum Mitnehmen gab, sind wir aber buchtechnisch überhaupt nicht auf Dinosaurier eingestellt. Waren. Denn als ich "Tony T-Rex und seine Familie" von Rob Hodgson und Mike Benton in der Vorschau der Bilderbande entdeckt habe, war klar, dass Tony fortan zu unserer Familie gehören muss. Ein Tyrannosaurus kommt selten allein Nun ist Tony hier eingezogen, aber nicht alleine, er hat gleich seine ganze Bagage mitgebracht. Vom Allosaurus aka Kannibalen-Käthe, über Horst Horni (ein Ceratosaurus), bis eben zu Bonnie und Clyde von der Gattung Velociraptor ist alles dabei, was bei den Dinosauriern Rang und Namen hat. Dino-Experte Mike Benton stellt uns in seinem super witzigen Sachbilderbuch die ganze Dinosaurierfamilie vor. Er macht das nicht mit trockenen Zahlen und vor lauter lateinischen Ausdrücken unleserlichen Texten, sondern in Form von äusserst bekömmlichem Familientratsch aus dem Munde des letzten überlebenden Tyrannosaurus Rex namens Tony. "Wer braucht schon ein Hirn, wenn er der John Wayne der Jura-Zeit ist?" (S. 18) Tony ist zwar schonungslos ehrlich und verfügt über ein gesundes Selbstbewusstsein. Manche nennen es vielleicht auch Einbildung. ;-) Aber man spürt seinen weichen Kern voller Liebe für seine Familienmitglieder. Da verzeiht man ihm natürlich seine Lästerattacken. "Mein liebevoll als Doofnuss bezeichneter Onkel Dieter war eine Seele von einem Dino." (S. 16) Wie nebenbei lernen wir in diesem Kinderbuch total viel über die Riesen der Urzeit. Wusstet ihr zum Beispiel, dass Paläontologen vermuten, dass sich die Wirbelsäulenplatten des Stegosaurus rot verfärben konnten? Oder dass Horst Horni, der Ceratorsaurus, sein Horn nicht im Kampf zum Einsatz brachte, sondern als cooles Gadget, um Weibchen anzulocken? Paläontologie leicht gemacht Wir erfahren nicht nur viel über die einzelnen Familienmitglieder von Tony, sondern auch, wann und wo die Dinos unsere Erde bevölkerten, wie das mit dem Ausgraben funktioniert, wie Fossilien entstehen, wie wir sie finden und weshalb wir beim Suchen nach Kacke und Kotze Ausschau halten sollten. Echt! Ein paar lateinische Ausdrücke und Fremdwörter kommen natürlich trotzdem vor, aber dafür hat es hinten im Buch ein sehr hilfreiches Glossar. Spass macht das Buch zusätzlich wegen den knallig bunten Illustrationen von Rob Hodgson. Fazit Dino-Experte Mike Benton und Illustrator Rob Hodgson haben mit "Tony T-Rex und seine Familie" ein witziges und doch informatives Sachbilderbuch über Dinosaurier geschaffen. Tony T-Rex ist ein ursympathischer Erzähler, mit dem wir schmunzelnd durchs Familienalbum der Dinos blättern können und dabei vom Ankylosaurus bis zum Velociraptor alle ins Herz schliessen. Das humorvolle Bilderbuch ist also nicht nur für eingefleischte minderjährige Dino-Fans ab 5 (ich würde eher sagen 7 oder 8) geeignet, sondern macht auch den erwachsenen Vorleser*innen Spass, die dem Dino-Alter längst entwachsen sind. Die Fakten Tony T-Rex und seine Familie Die Geschichte der Dinosaurier Mike Benton (Text) Rob Hodgson (Illustration) Alexandra Titze-Grabec (Übersetzung aus dem Englischen) E.A. Seemanns Bilderbande 64 Seiten Hardcover Erschienen am 23.04.2020 ISBN: 978-3-86502-435-0 Ab 5 Jahren PS: Herzlichen Dank an E.A. Seemann und Kirchner Kommunikation für das Rezensionsexemplar. Like it? Pin it! Magst du diesen Buchtipp? Dann freue ich mich, wenn du dir den Pin dazu auf Pinterest merkst. #RobHodgson #MikeBenton #Dinosaurier #Dinos #EASeemann #Geschichte #Wissen #Urzeit #Paläontologie #Bilderbuch #Sachbilderbuch #Sachbuch #Humor
- Bis zum Hals im Wasser
"Die Klimaschweine" von Julia Neuhaus und Till Penzek versucht einen humorvollen Zugang zum Thema Klimaerwärmung zu schaffen. Ob das gelungen ist, erfahrt ihr in diesem Beitrag. Eins vorab: Das wird keine Abhandlung über das viel kritisierte Klimasau-Lied vom WDR. ;-) Wer die Geschichte nicht mitbekommen hat, findet Näheres über einschlägige Suchportale. Leben auf Kosten des Klimas Kommen wir zum Buch: Die Schweine geniessen ihr Leben. Sie haben es gut im Schweineland, fahren mit Monstertrucks, steigen auch für kurze Strecken in den Flieger und essen vorzugsweise Fleisch. Dass es immer wärmer und wärmer wird, stört sie zunächst nicht. Aber die Pinguine am anderen Ende der Welt. Ihr Pinguinland wird nämlich immer kleiner und kleiner, es schmilzt infolge der Erderwärmung einfach weg. Also beschliessen die Pinguine, dass sie etwas gegen den Klimawandel unternehmen und die Schweine zum Umdenken bewegen müssen. Das gelingt aber lange nicht, die Schweine machen munter weiter wie gehabt. Bis das Klima so richtig ungemütlich wird... Persiflage auf den menschengemachten Klimawandel Soviel zur Geschichte dieses Bilderbuchs. Uns Erwachsenen ist schnell klar, dass wir die Schweine sind, die Bewohner*innen der Industrieländer, denen es eigentlich viel zu gut geht. Zu gut jedenfalls, um Politik und Verhalten wirklich zu verändern. Und es ist zu befürchten, dass es auch in der Realität einschneidendere Klimaveränderungen braucht, bis wir die Pinguine erhören - oder wahlweise die weltweit protenstierenden Jugendlichen bzw. die Bevölkerung der Weltregionen, die jetzt bereits unter dem Anstieg des Meeresspiegels, unter extremen Stürmen und Dürren leiden. Insofern würde ich "Die Klimaschweine" nicht als humorvolles Buch bezeichnen. Es ist zwar mit Wortwitz, direkt und schnörkellos erzählt. Darüber hinaus zeichnet es schlicht die Realität ab, vereinfacht, zugespitzt und aufs Tierreich übertragen. Aber in der Essenz stecken wir mitten in diesem Szenario. Ich finde das Kinderbuch deshalb geeignet, um mit Kindern mit gewissen Vorkenntnissen in eine ernsthafte Diskussion über den Klimawandel und unsere Rolle darin einzusteigen. Da das Buch mehr oder weniger bei den Klimaprotesten à la #fridaysforfuture endet und eine positive Wende lediglich andeutet, halte ich eine anschliessende Diskussion für unerlässlich. Erstens werden viele Fragen auftauchen und zweitens fände ich es nicht zielführend, die Kinder mit ihren Sorgen und Ängsten, die die nachgezeichneten Entwicklungen auslösen, alleine zu lassen. Anbieten würden sich zum Beispiel diese drei Bücher, die ich ebenfalls schon besprochen habe: Wie viel wärmer ist 1 Grad? - Kristina Scharmacher-Schreiber und Stephanie Marian (Beltz & Gelberg) So geht Planet! Wissenswertes für junge Erdbewohner - Emmanuelle Figueras, Sarah Tavernier und Alexandre Verhille (Kleine Gestalten) TU WAS KIDS - Nicole Röndigs und Thilo Klüppel (Greenpeace Magazin Edition) Die Illustrationen von Julia Neuhaus im Collagestil sind sehr gelungen. Die Tiere haben menschliche Züge, so dass wir uns in ihnen wiedererkennen und wahlweise Abscheu oder Mitgefühl empfinden. Mit wenigen Ausnahmen füllen die Illustrationen jeweils eine Doppelseite und illustrieren den knapp gehaltenen Text. Fazit "Die Klimaschweine" von Julia Neuhaus und Till Penzek zeigt die Problematik des Klimawandels einfach verständlich auf, ohne bestimmte Menschengruppen - aber durchaus ihre Verhaltensweisen - anzuprangern, und endet mit der Hoffnung auf Einsicht und Besserung. Es ist mir für ein Kinderbuch mit einem Thema solcher Tragweite etwas zu wenig auserzählt, aber es bietet ab Grundschulalter einen guten Einstieg in die Thematik und weiterführende Diskussionen. Und es ist mal ein erzählendes Kinderbuch zum Klimawandel, was nochmals einen anderen Zugang bietet als all die Sachbücher, die es inzwischen sehr zahlreich gibt. Die Fakten Die Klimaschweine Julia Neuhaus (Illustration) Till Penzek (Text) kunstanstifter 36 Seiten Hardcover Erschienen am 18.02.2020 ISBN: 978-3-942795-80-7 Ab 6 Jahren PS: Herzlichen Dank an die kunstanstifter und an Kirchner Kommunikation für das Rezensionsexemplar. Like it? Pin it! Magst du diesen Buchtipp rund ums Thema Klimawandel und Nachhaltigkeit? Dann freue ich mich, wenn du dir den Pin auf Pinterest merkst.
- Von Flamingos und Feuerwehrmännern
Mariana Leky hatte ein Leben vor "Was man von hier aus sehen kann" und da schrieb sie zum Beispiel "Die Herrenausstatterin". Der leichte Roman ist genau das Richtige für eure Sommerferien! Schon seit 1999 veröffentlichte Mariana Leky regelmässig Erzählungen. 2004 erschien dann "Erste Hilfe" bei Dumont. Vielen von euch wird die Autorin wie mir mit ihrem letzten Roman "Was man von hier aus sehen kann" bekannt geworden sein. Ich habe das Buch über Silvester und Neujahr 2018/2019 gelesen und war sehr begeistert. Vorgestellt habe ich den Roman ganz kurz in einem Beitrag über Bücher mit Humor und Tiefgang. Mehr vom traurig Schönen Nach dieser ersten Begegnung mit Mariana Lekys Schreibe war klar, dass ich noch mehr von ihr lesen möchte. Und so stand hier schon seit einer Weile "Die Herrenausstatterin", ihr zweitneustes Werk, in einem praktischen Sonderformat im Regal. Es ist wie gemacht für die Handtasche, die Strandtasche oder das Handgepäck, falls es doch schon etwas weiter geht. Wie in ihrem Erfolgsroman mit Okapi, verbindet Leky auch bei "Die Herrenausstatterin" das Reale mit dem Übernatürlichen. Ich bin kein wahnsinniger Fan von surrealen Geschichten, aber Leky nehme ich solche Elemente komischerweise ab. Das darf sonst eigentlich nur Haruki Murakami. ;-) Aber zur Geschichte: Ich-Erzählerin des Romans ist Katja Wiesberg, eine Übersetzerin, die bei einem Zahnarztbesuch auf ihren zukünftigen Ehemann trifft. Der Mann? Ebendieser Zahnarzt, Jakob, einer der besonders einfühlsamen Gattung, spezialisiert auf Schmerzpatient*innen. Dass bei diesem Zahnarztbesuch etwas seinen Anfang nimmt, weiss sie natürlich noch nicht: "Es ist ganz und gar normal und ganz und gar ungeheuerlich, dass man immer ahnungslos ist, wenn solche Sachen ihren Anfang nehmen." (S. 13) Und was einen Anfang nimmt, nimmt leider oftmals auch wieder ein Ende. Und auch dieses Ende kommt für Katja überraschend. Was genau passiert, möchte ich hier nicht verraten. Aber nach dem Verlust von Jakob versinkt Katja verständlicherweise erst mal in einem tiefen Loch. Da ist nur noch Trauer, Schmerz und Leere und eine unaushaltbare Stille. "Jakobs vollkommene Abwesenheit, die am Anfang etwas Spitzes, Schneidendes, Ohrenbetäubendes gewesen war, war jetzt grossflächig geworden, sie umgab mich wie eine Landschaft, in die ich versetzt worden war, in die ich meinen Hauptwohnsitz hatte verlegen müssen..." (S. 76) In diese ohrenbetäubende Stille treten kurz nacheinander ein ominöser Feuerwehrmann, der bei Katja einen Brand löschen möchte, den es gar nicht gibt, und ein Altphilologe namens Blank, der eigentlich schon tot ist, aber immer noch im Quartier herumgeistert. Gemeinsam machen sie sich auf eine Reise an den Strand im niederländischen Zandvoort. Dort hofft Armin, der Feuerwehrmann, sein Idol, den Karatefilmschauspieler McQuincey zu treffen. Er soll in derselben Pension abgestiegen sein. Ihr merkt schon, die Geschichte ist einerseits traurig, durch die absurden und teils surrealen Ereignisse, aber auch voller Drive und Witz. Mariana Leky schafft die Verbindung zwischen Humor und Tiefgang einmal mehr hervorragend. Sie schaut zwar in menschliche Abgründe, schaut dahin, wo es weh tut, aber sie sät auch immer wieder Samen der Hoffnung, kleine Keime der Erholung und starke Triebe des zwischenmenschlichen Zusammenhalts. Und so lässt uns auch diese Schicksalsgemeinschaft daran glauben, dass das Leben immer irgendwie weitergeht, auch wenn es in gewissen Momenten als nicht mehr weiter lebbar erscheint. Fazit Mariana Lekys "Die Herrenausstatterin" ist ein wunderbar humorvoller, leicht skurriler Liebesroman voller Herzenswärme. Das perfekte Buch, um im Sommerurlaub oder einfach mal zwischendurch in einer anderen Welt mit Porzellanflamingos, Feuerwehrmännern, Actionhelden und netten Geistern zu versinken. Die Fakten Die Herrenausstatterin Mariana Leky Dumont Verlag 208 Seiten Erschienen am 18.02.2010 Hardcover ISBN: 978-3-8321-9577-9 (Sonderformat im Bild, erschienen 10.07.2019, ISBN: 978-3-8321-6517-8) Like it? Pin it! Magst du diesen Buchtipp? Dann freue ich mich sehr, wenn du diese Empfehlung mit dem Pin auf Pinterest teilst. Du kannst natürlich auch in den Social Media drüber sprechen oder einfach meinen Blog weiterempfehlen. Vielen Dank! #MarianaLeky #Dumont #Roman #Liebesroman #Gegenwartsliteratur #Literatur #Frauenlesen #Liebesgeschichte #Meer #Liebe #Tod #Verlust

















