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Seeräubermädchen und Prinzessinnenjunge

Nils Pickert erzählt mit "Seeräubermädchen und Prinzessinnenjunge" eine Freundschaftsgeschichte jenseits der typischen Geschlechterklischees.

Seeräubermädchen und Prinzessinnenjunge - Nils Pickert, Lena Hesse (Carlsen 2022)

Ich war zugegebenermassen etwas kritisch beim Titel "Seeräubermädchen und Prinzessinnenjunge", weil das schon sehr nach einfacher Klischeeumkehrung klingt und es darauf hinauslaufen könnte, Klischees zu zementieren, anstatt sie aufzubrechen. Aber Autor Nils Pickert erzählt im Kern eine Freundschaftsgeschichte. Das Aufbrechen von Geschlechterklischees funktioniert so ganz natürlich und ohne wahnsinnig explizit gemacht zu werden. Zudem verfügt das Vorlesebuch über weitere Vielfaltsmerkmale in Schrift und Bild.


Eine Freundschaftsgeschichte jenseits von Rollenklischees

Mara ist ein Seeräubermädchen, schon immer, mit allem Drum und Dran, Augenklappe, Enterhaken, Säbel und Seeräuberhund Landratte. Eines Tages lernt sie auf dem Spielplatz Milo kennen. Milo ist so ziemlich das Gegenteil von Mara. Mit seinem Kleid, Lieblingspuppe Lulu, seinen Krönchen, dem Elfenzauberstab und den schönen Glitzerbändern an der Schaukel ist er ein echter Prinzessinnenjunge.


So unterschiedlich die beiden sind, so gut ergänzen sie sich. Mal fliegt Mara mit Milos Glitzerbänder-Schaukel durch die Lüfte, mal sticht Milo zusammen mit Mara und ihrem Seeräuberschiff in See. Und zum Glück verstehen sich auch Maras Papa und Milos Eltern prächtig.


"Milo entdeckte, wie frei das Leben auf dem Ozean war. Mara fand heraus, dass schöne Dinge besonders gut fliegen konnten." (S. 31)

Dann verreisen Mara und ihr Papa zu ihren Tanten Paula und Hetty und Maras beiden Kusinen. Und die grosse Vermissung setzt ein. Milo erscheint plötzlich alles ganz grau - was sich auch in Lena Hesses Illustrationen abbildet. Und Mara will es zwar mögen am Meer, wo ihre Tanten leben, aber es gelingt ihr einfach nicht.


"Es war schön, sich die Seeluft um die Nase wehen zu lassen. Aber ohne Milo glitzerte nichts." (S. 44)

Nils Pickert erzählt ganz fein von den grossen, turbulenten Gefühlen der beiden ungleichen Freund*innen. Dabei baut er immer wieder witzige und neu erfundene Begriffe ein wie "langweilige Grossigkeiten", "Klettergerüstschiff" und "Glitzerbandschaukel" oder die "entbuntete Kita". Der kreative Umgang mit Sprache passt wunderbar zu den fantasievollen Spielszenen von Mara und Milo und macht Vorlesenden und Zuhörenden gleichermassen Spass.

Komischerweise hält die Vermissung an, als sich die beiden endlich wiedersehen. Irgendwie finden sie nicht mehr in ihr gemeinsames Spiel. Wie die beiden die Situation überwinden, müsst ihr selber herausfinden!




Bedingungslos liebende Eltern und vielfältige Charaktere

Maras alleinerziehender Vater (die Mutter wird nicht thematisiert) und Milos Eltern bestärken die Kinder in ihren jeweiligen Vorlieben, unterstützen das Rollenspiel und erfüllen den Kindern ihre Herzenswünsche - ob Enterhaken, Seeräubersäbel, Glitzerbänder oder Prinzessinnenkronen. Mara, ihr Vater und eine ihrer Tanten sind of Color. Maras Tante hat eine Frau. Maras Vater ist wie erwähnt alleinerziehend und leistet entsprechend auch die Carearbeit.


Fazit

Nils Pickert schenkt uns mit seinem Vorlesebuch "Seeräubermädchen und Prinzessinnenjunge" eine wunderbare Freundschaftsgeschichte, die mit tradierten Geschlechterrollen bricht und auch sonst divers daherkommt. Eine grosse Vorleseempfehlung für alle, die es klischeefrei mögen, oder gar ein Seeräubermädchen oder einen Prinzessinnenjungen zuhause haben.


Die Fakten

Nils Pickert (Text)

Lena Hesse (Illustration)

Carlsen

72 Seiten

Erschienen am 29.08.2023

Hardcover

ISBN: 978-3-551-52195-8

Ab 5 Jahren





PS: Herzlichen Dank an den Carlsen Verlag für das Rezensionsexemplar.



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