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- So schlafe ich! Und wie schläfst du? Geschichten vom Zubettgehen und Einschlafen
(Werbung/Verlosung) Wie sieht bei euch das abendliche Ritual zum Einschlafen aus? Vielleicht entdeckt ihr euch ja im Pappbilderbuch "So schlafe ich! Und wie schläfst du?" von Olaolu Fajembola, Tebogo Nimindé-Dundadengar und Paran Kim wieder. Mit etwas Glück könnt ihr eins von 3 Exemplaren bei mir gewinnen! Zum Internationalen Kindertag vom 1. Juni stelle ich euch traditionellerweise ein Buch im Rahmen der Blogger*innen-Aktion #HeuteeinBuch vor, das sich speziell mit Kindern, ihren Familien und deren Vielfalt auseinandersetzt. Diese Tradition führe ich dieses Jahr mit einem Bilderbuch für die Kleinsten fort, das diesen Kriterien perfekt entspricht. Von Olaolu Fajembola und Tebogo Nimindé-Dundadengar habe ich euch bereits ihren äusserst empfehlenswerten Ratgeber "Gib mir mal die Hautfarbe" vorgestellt. Und auch zu "Wie erkläre ich Kindern Rassismus?" haben die beiden beigetragen. Mit ihrem ersten gemeinsamen Bilderbuch "So schlafe ich! Und wie schläfst du?" setzen sie genau das in die Tat um, was sie am Kinderbuchmarkt noch häufig vermissen: Kinder mit unterschiedlichsten Vielfaltsmerkmalen sind in einer Geschichte abgebildet, die die Vielfalt von Familien abbildet. Und dabei wird niemand problematisiert und keinerlei "Othering" betrieben. Die Unterschiede sind selbstverständlich und werden nicht gewertet, wodurch die jungen Zuhörer*innen selbstverständliche Vielfalt "erleben" und diese auch zu schätzen lernen. Und gleichzeitig können sich so viele Kinder in den Geschichten wiedererkennen, fühlen sich gesehen und identifizieren sich mit dem einen oder anderen Kind. Abendrituale mit Vorlesen, Singen und mehr Wie es der Untertitel schon verrät, handelt das Pappbilderbuch vom Zubettgehen und Einschlafen. Wir begleiten ganz unterschiedliche Familien durch den Abend - vom Essen bis zum Schlafengehen. Und diese Abende laufen so unterschiedlich ab, wie die Familien auch sind: Da gibt es die Familie mit türkischen Wurzeln. Eine Schwarze Familie. Eine Familie mit einer weissen Mama (vielleicht alleinerziehend) und einem Kind of Color. Eine Familie mit zwei Papas und zwei ganz unterschiedlich aussehenden Kindern, eines kann - auch aufgrund des Namens - ostasiatisch gelesen werden. Und ein Kind ist nicht klar gegendert, könnte also Mädchen, Junge oder non-binär sein. Die beiden Autorinnen und die Illustratorin Paran Kim sorgen mit Text und Bild für noch mehr Diversität! Da gibt es ein Kind mit Augenpflaster (Okklusionspflaster), eine Mama im Homeoffice, care-arbeitende Väter, Mädchen, die gern Pink und Lila mögen und andere mit vielen Dinos und einer Vorliebe für Grün, eine Mama mit Tattoo, Afrohaare und Dreads, ein afrikanisches Kopftuch, Männer mit kurzen und langen Haaren, junge und ältere Menschen und unterschiedliche Körperformen, eine stillende Mutter etc. Die Abende laufen bei Sami, Ayo, Ada, Emma und Mika unterschiedlich ab. Am einen Ort wird noch gebadet, am anderen gebetet und da noch vorgelesen oder gesungen und dort noch per Video-Call mit den Grosseltern geschwatzt. Am Schluss schlafen alle Kinder liebevoll umsorgt und gut behütet ein - auch mal in Mamas Bett. Ein Bilderbuch mit viel Liebe zum Detail Ich liebe es ja, wenn in Büchern kleine Hinweise oder liebevolle Details versteckt sind. In diesem Buch fällt natürlich der Cameo-Auftritt von "Gib mir mal die Hautfarbe" auf. Es gibt aber weitere Kleinigkeiten, die zu entdecken auch den Erwachsenen noch Spass machen, wie das Post-it mit "Seni Seviyorum" (türkisch für "Ich liebe dich") auf dem Badezimmerspiegel. Die kleinen Zuhörer*innen werden immer wieder über Fragen in die Handlung einbezogen und können so eine Verbindung zu ihrem eigenen Leben aufbauen. Dabei gibt es Fragen, die sich ändern und eine Frage, die sich durch das Büchlein durchzieht. Meine Kleine (3.5 Jahre) wurde etwas wütend, weil ich die gleichbleibende Frage bei jeder Geschichte vorgelesen habe: "So schlafe ich und wie schläfst du?". Das sollte ich doch nach ihrer zweiten oder spätestens dritten, immer gleichlautenden Antwort ("Ganz fröhlich, denk!") endlich kapiert haben! ;-) Wenn ihr verschiedenen Kindern vorlest, könnt ihr diese wiederkehrende Frage natürlich immer an andere Kinder richten. Bei nur einem Kind - v.a. bei älteren Kleinkindern - könnt ihr sie gut weglassen oder etwas variieren. Besondere Nähe schafft auch die Erzählung aus der Ich-Perspektive der porträtierten Kinder. Fazit "So schlafe ich! Und wie schläfst du?" von Olaolu Fajembola, Tebogo Nimindé-Dundadengar und Paran Kim ist ein durchwegs gelungenes, vielfältiges Gute-Nacht-Buch. Die kleinen Zuhörer*innen ab 2 Jahren bekommen einen Einblick in ganz unterschiedliche Familienkonstellationen mit ebenso verschiedenen Ritualen beim Zubettgehen und zum Einschlafen. Ein diverses Bilderbuch zur guten Nacht, das ich nur allen wärmstens empfehlen kann! Die Fakten So schlafe ich! Und wie schläfst du? Geschichten vom Zubettgehen und Einschlafen Olaolu Fajembola und Tebogo Nimindé-Dundadengar (Text) Paran Kim (Illustration) Carlsen Verlag 32 Seiten Erschienen am 27.04.2023 Pappbilderbuch ISBN: 978-3-551-17278-5 Ab 2 Jahren Buch kaufen bei Tebalou, dem Online-Shop für diverse Kinderzimmer vom Autorinnen-Duo Buch kaufen bei genialokal (DE)* Buch kaufen bei Thalia (DE)* Buch kaufen bei Orell Füssli (CH)* Buch kaufen bei Buchhaus (CH)* Buch kaufen bei Thalia (AT)* Tebalou - Vielfalt im Kinderzimmer Tebalou auf Instagram Olaolu Fajembola auf Instagram Tebogo Nimindé-Dundadengar auf Instagram Paran Kim auf Instagram PS: Herzlichen Dank für das Rezensions- und die Verlosungsexemplare an den Carlsen Verlag. VERLOSUNG ZUR BLOGGER*INNEN-AKTION #HEUTEEINBUCH Anlässlich des Internationalen Kindertags am 1. Juni darf ich im Rahmen der Aktion #HeuteEinBuch dank dem CARLSEN Verlag gleich 3 Exemplare von "So schlafe ich! Und wie schläfst du?" an euch verlosen! Du hast 3 Gewinnchancen: Du kannst mit einem Kommentar hier auf dem Blog, auf Instagram und/oder Facebook je ein Exemplar gewinnen! So machst du mit: Kommentiere, was für dich zum Abend- und Einschlafritual mit Kindern dazugehört. Deine Chance bei Instagram Deine Chance bei Facebook Jeder Lostopf wird einzeln ausgelost! Die Verlosung startet mit Freischaltung der Posts und endet am Freitag, 9. Juni 2023, 23:59 Uhr. Teilnahmebedingungen: Du bist mindestens 18 Jahre alt und wohnst in Deutschland, Österreich oder der Schweiz. Das Los entscheidet über die Gewinner*innen. Im Falle des Gewinns wirst du hier bzw. auf Facebook oder Instagram benachrichtigt. Rechtsweg und Barauszahlung sind ausgeschlossen. Der Versand erfolgt über den Carlsen Verlag. Zu diesem Zweck gebe ich die Adresse der Gewinner*innen an den Verlag weiter. Bei #HeuteeinBuch sind folgende Bloggerinnen / Insta-Accounts dabei, bei denen ihr auch ein Buch gewinnen könnt! Schaut vorbei und versucht euer Glück! Alu – https://www.grossekoepfe.de/ Anne – https://www.xmalanderssein.de/ Brigitte – https://www.wallinger.at/ Eliane – https://www.mintundmalve.ch/ Henrike – https://www.instagram.com/frau_buecherfee Janet – https://www.kinderbuchlesen.de/ Jenny – https://www.kinderchaos-familienblog.de/ Katja – https://kuestenkidsunterwegs.blogspot.com/ Lukas – https://www.instagram.com/buecherwuermchen_universum/ Marsha – https://mutterundsoehnchen.com/ Sari – https://www.heldenhaushalt.de/sari02/ Susanne – https://familienbuecherei.blogspot.com/ Tobias – https://www.instagram.com/papa.hirsch.liest/ * Links mit * sind Affiliate-Links / Werbelinks. Wenn du das Buch über diesen Link kaufst, bekomme ich vom jeweiligen Shop eine kleine Provision. Am Buchpreis ändert sich für dich nichts. Du hilfst mir aber so, den Blog ein kleines Bisschen zu refinanzieren. Vielen Dank!
- Afrika ist kein Land - Reisegeschichten von Angola bis Madagaskar
Reisegeschichten aus afrikanischen Ländern gefällig, die die Vielfalt dieses Kontinents abbilden und den eurozentrischen Blick und die Kolonialzeit kritisch hinterfragen? Dann greift zu "Afrika ist kein Land" von Jennifer McCann. Lest ihr oft Reiseberichte? Ich ehrlich gesagt sehr selten. Und gerade, wenn sie von Reisen in Afrika handeln, fürchte ich mich immer etwas davor, einen stereotypen "weissen" Blick auf den so vielfältigen Kontinent zu erhalten. Eine Ausnahme mache ich da beim Reisedepeschen Verlag, denn da bin ich sicher, dass die Qualität stimmt, erst recht, wenn das Buch den Titel "Afrika ist kein Land" trägt wie dasjenige von Jennifer McCann. So macht die Autorin schon von Beginn an deutlich, dass es DAS Afrika nicht gibt und dass sie keine stereotypen Bilder von Giraffensilhouetten vor der rot glühenden Abendsonne der Serengeti reproduzieren möchte. Und im Vorwort macht sie auch klar, dass sie ihren unvermeidbar eurozentrisch geprägten Blick, ihre Privilegien und die rassistische Sozialisation sowie durch Filme, Bücher und andere Berichte vorgeprägte Bilder Afrikas immer wieder kritisch hinterfragt. Und sie möchte... "...ergründen, wie die Jahrhunderte des Kolonialismus ihr Leben noch immer beeinflussen, und die Verantwortung verstehen, die daraus für mich erwächst." (S. 11) Und das tut sie auch durchgehend, etwa wenn sie sich fragt, ob die Besteigung des Kilimandscharo "den Beigeschmack eines kolonialen Aktes hatte." (S. 18) Oder wenn sie sich fragt, ob ihr Freiwilligendienst für eine NGO in den Drogencamps von Daressalam (Tansania) überhaupt einen Sinn hatte. Jennifer McCann erzählt nicht nur von ihren Abenteuern von Reisen in Zentral- und Ostafrika, sondern setzt ihre Erlebnisse immer in Bezug mit der Geschichte des Landes, die gleichzeitig eine Geschichte des Kolonialismus ist. Als sie davon erzählt, wie sie mit einer Freundin an einer Grenzstation zwischen Uganda und Kenia festgehalten wurde, erzählt sie auch von der Kongokonferenz von 1884 in Berlin, an der Afrika zwischen den Kolonialmächten aufgeteilt wurde. "Und so geschah es, dass es kaum eine von den Europäern geschaffene Grenze gab, die nicht eine Volksgruppe auseinander riss. Bis heute prägen sie den Kontinent." (S. 49) Wir lernen mit ihr ganz unterschiedliche Länder und ihre Menschen kennen. Das bleibt natürlich fragmentarisch und auch Jennifer McCann hat keine Patentlösung für das korrekte Verhalten auf solchen Reisen oder den Umgang mit Hilfs- und Entwicklungsprojekten, die sich der Problematik des White saviorism stellen müssen. Aber sie vermittelt mit ihren Reisegeschichten ein facettenreiches Bild von einem sehr vielfältigen Kontinent jenseits von Safari-Postkarten-Klischees. Sie ermuntert dazu, den Menschen auf Augenhöhe zu begegnen sowie das eigene Verhalten und den Blick auf gewisse Situationen immer kritisch zu hinterfragen. Und sie liefert spannendes Wissen, das unseren eurozentrischen Blick herausfordert. Oder wusstet ihr, dass es in Gross-Simambwe eine Ruinenstadt von einer früheren Hochkultur gibt? Eine Ruinenstadt, die einst ein Königreich und Ausgangspunkt einer wichtigen Handelsroute - zum Beispiel für Gold - bis nach Europa war. Eine Stadt, in der im 11. Jahrhundert etwa gleichviele Menschen lebten wie zur gleichen Zeit in London. In "Afrika ist kein Land" durchkämmt Jennifer McCann den tropischen Regenwald, hält Ausschau nach roten Varis, erklimmt Vulkane und Berge, fliegt über das Hochplateau des Sambesi, besucht die Namib-Wüste und Drogencamps in Daressalam, streitet mit Grenzbeamten und Busfahrern, sucht einen ominösen tansanischen Heiler auf und lernt vor allem ganz viele Menschen kennen, die ihr von ihrem Leben, ihrem Land und seiner Geschichte erzählen. Wie immer bei Reisedepeschen ist das Buch auch wunderschön gestaltet. Die Grenzen der afrikanischen Länder auf dem Cover sind eingeprägt, so dass es etwas den Eindruck eines Puzzles macht und zum haptischen Erlebnis wird. Die Kapitel beginnen jeweils mit einem Bild einer bemalten Mauer, die inhaltlich zum nachfolgenden Reisebericht passt. Das Lesebändchen rundet die Gestaltung ab. Kein Wunder, landete das Buch auf der Shortlist 2022 von "Die schönsten Deutschen Bücher" der Stiftung Buchkunst. Fazit Jennifer McCann gelingt es mit "Afrika ist kein Land", uns einen facettenreichen Kontinent mit eindrücklicher Natur und leidvoller Geschichte näherzubringen. Sie verbindet unterhaltsame Reisegeschichten mit sehr persönlichen Einblicken, interessanten Informationen und geschichtlichen Exkursen in die Kolonialzeit, die bis heute nachwirkt. Dabei schaut sie auch immer wieder kritisch auf ihre Rolle als weisse, privilegierte Reisende. Ein Buch, das Lust macht, afrikanische Länder von Angola, über Ruanda und Gabun bis nach Mosambik und Madagaskar und vor allem ihre Bewohner*innen einst selber kennenzulernen - jenseits von Klischees! Die Fakten Afrika ist kein Land Reisegeschichten von Angola bis Madagaskar Jennifer McCann (Text) Johannes Klaus (Illustration und Gestaltung) Reisedepeschen Verlag 256 Seiten Erschienen am 01.05.2021 Hardcover mit Lesebändchen ISBN: 978-3-96348-014-0 Buch kaufen bei genialokal (DE)* Buch kaufen bei Thalia (DE)* Buch kaufen bei Orell Füssli (CH)* Buch kaufen bei Buchhaus (CH)* Buch kaufen bei Thalia (AT)* Jennifer McCann bei Instagram Ebenfalls bei Reisedepeschen erschienen ist von Jennifer McCann: "Reisedepeschen aus Bolivien und Peru" PS: Herzlichen Dank an Reisedepeschen und Claudia Jucker für das Rezensionsexemplar. Lust auf noch mehr Afrika in Buchform? Dann schaut euch auch diese #ownvoices-Bücher von afrikanischen Autorinnen an! Second-Class Citizen - Buchi Emecheta (Blumenbar / Aufbau Verlage 2023) Frau auf blossen Füssen - Scholastique Mukasonga (Peter Hammer Verlag 2022) Das grüne Auge - Nathacha Appanah (Lenos Basel 2021) Das Meer der Libellen - Yvonne Adhiambo Owuor (Dumont 2020) * Links mit * sind Affiliate-Links / Werbelinks. Wenn du das Buch über diesen Link kaufst, bekomme ich vom jeweiligen Shop eine kleine Provision. Am Buchpreis ändert sich für dich nichts. Du hilfst mir aber so, den Blog ein kleines Bisschen zu refinanzieren. Vielen Dank!
- Wilma Wolkenkopf - ein Bilderbuch über ADHS
Habt ihr ein erzählendes Bilderbuch, das schon kleinen Kindern ADHS näherbringt? Also wir hatten bisher keines. Mit "Wilma Wolkenkopf" von Saskia Niechzial und Lara Hacker hat sich das nun aber zum Glück geändert. Erfahrt mehr über das Mut machende, zugewandte und positive Bilderbuch! Die Vielfaltsdimension der Neurodivergenz ist auf meinem Blog mit Sicherheit noch untervertreten. Das liegt natürlich auch am Angebot auf dem Kinderbuchmarkt. Dieses wird aber glücklicherweise auch immer grösser, was Bilderbücher und Kinderbücher rund um ADHS, ADS, Autismus-Spektrum und andere neurokognitive Besonderheiten angeht. Eine gute Übersicht über Neurodiversität im Kontext Grundschule bzw. Volksschule bietet die Website von RADIX. Mit "Wilma Wolkenkopf" von Saskia Niechzial und Lara Hacker ist diese Woche ein wunderbares Bilderbuch für Kinder ab 4 Jahren dazugekommen. Saskia Niechzial kennen vielleicht einige von euch als @liniert.kariert auf Instagram. Da ist sie als Pädagogin und selber Betroffene von ADHS immer auf Augenhöhe mit Kindern unterwegs und gibt wertvolle Tipps für den Schulalltag. Ich finde ihr Profil aber nicht nur für Lehrkräfte sehr empfehlenswert, sondern auch für Eltern. Eigentlich für alle, aber besonders spannend sind Saskias Beiträge sicherlich für alle Eltern, Bezugspersonen und Lehrpersonen, die sich für ein Bildungssystem einsetzen, das der Vielfalt der Kinder gerecht wird und sie in ihren individuellen Potenzialen und Interessen stärkt. Mit dem Kopf in den Wolken durch die Welt Aber kommen wir zu "Wilma Wolkenkopf": In ihrem ersten Bilderbuch rückt Saskia Niechzial ein Mädchen mit Zippelzappelhänden und flitzigen Gedanken in den Mittelpunkt. Dass Wilma ADHS hat, wird nicht explizit gesagt, aber ist für Erwachsene schnell erkennbar. Und auch die zuhörenden Kinder zuhause, im Kindergarten, in der Kita oder in der Schule werden Wolkenkopf-Kinder kennen oder sich auch selbst in Wilma wiedererkennen. Wie wichtig es Saskia Niechzial war, mit Wilma eine weibliche Identifikationsfigur zu schaffen, wo doch das alltägliche Bild häufig eher von zappeligen Jungen geprägt ist, könnt ihr im Insta-Live von Henrike aka @frau_buecherfee nachschauen. "Hinter allen Schulwegsecken findet Wilma Wunder, die sich verstecken. Wolkentürme, die zu Drachen werden, Spiegelpfützen und Käferherden." Wilmas Kopf läuft schon direkt nach dem Aufwachen auf Hochtouren, stellt Frage um Frage. Da kann es schon mal passieren, dass sie beide Socken am linken Fuss anzieht oder auf dem Schulweg die Zeit vergisst. Es gibt ja so viel zu erforschen! Und auch in der Schule fällt es ihr oft schwer, sich zu konzentrieren. Da beobachtet sie den Vogel vorm Fenster und verpasst die Frage der Lehrerin. Zum Glück trifft Wilma auf die sehr hilfsbereite und nette Lehrerin Frau Kieferngrün (benannt nach Illustratorin Lara Hacker aka @kieferngruen) und hat eine tolle Therapeutin namens Frau König, die es auch in echt gibt. Und auch ihre Freund*innen Noa und Elif wissen ihre Stärken zu schätzen: "Sie kennen kein Kind mit solch Fantasie, nein, langweilig wird es mit Wilma nie!" So gelingt es Saskia Niechzial mit "Wilma Wolkenkopf" wunderbar, die Balance zu halten zwischen dem Leidensdruck, den Wilma durchaus hat, und ihrer einnehmenden, fröhlichen, fantasiereichen Art, die dem Buch eine positive Grundstimmung verleiht. So kann dieses Bilderbuch betroffene Kinder empowern und macht deutlich: Du bist gut wie du bist und wir sind für dich da, wenn du Unterstützung brauchst. So sagt Wilma zu Frau König: "Ach, ich wünschte, dass ich einfach mal andersrum wär. Ich wär so gern leiser oder mehr bei der Sache, oder vielleicht etwas schneller, wenn ich die Aufgaben mache?" Und diese antwortet ihr: "Hör mir gut zu, denn das ist sehr wichtig, bleib einfach Wilma, du bist genau richtig. Du bist nicht zu laut und nicht zu leise, du machst die Töne auf deine Weise." Und dann schenkt sie ihr einen Satz, den ihr selber entdecken müsst! Das Bilderbuch ist durchgängig in Reimen formuliert, was zu einem beschwingten Erzählton führt, der der Thematik sehr gut tut. Die Illustrationen von Lara Hacker sind in gedeckten Farben gehalten und ergänzen so gut die sprudelnden Gedanken von Wilma. Eine Farbexplosion ist da gar nicht nötig! Die Illustrationen bilden über unterschiedliche Haarfarben und Hauttöne auch eine gewisse Vielfalt ab. Als gestalterischer roter Faden ziehen sich neben Wilmas gepunktetem Kleid auch Blüten, Blumen und florale Muster durchs Buch. Am Ende des Bilderbuchs findet sich noch eine Doppelseite mit Informationen und Tipps rund um ADHS für Eltern. Wie immer beim Jupitermond Verlag unterstützt ihr mit dem Kauf des Buches eine gemeinnützige Organisation. Dieses Mal ist es #LeaveNoOneBehind, die sich für Menschen auf der Flucht ein, an den europäischen Grenzen und darüber hinaus. Fazit Das Bilderbuch "Wilma Wolkenkopf" von Saskia Niechzial und Lara Hacker thematisiert ADHS auf wunderbare Weise. Besonders gefällt mir, dass Therapie normalisiert wird, dass Wilma eine verständnisvolle Lehrerin, einen umsorgenden Papa und Freund*innen an ihrer Seite hat, die sie annehmen wie sie ist. So wird weder Leidensdruck kleingeredet, noch Wilma auf ihr ADHS reduziert. Ein mutmachendes Bilderbuch für einfach alle - Betroffene und ihre Freund*innen, Lehrer*innen, Erzieher*innen, Eltern und Bezugspersonen! Die Fakten Wilma Wolkenkopf Saskia Niechzial (Text) Lara Hacker (Illustration) Jupitermond Verlag 32 Seiten Erschienen am Hardcover ISBN: 978-3-949239-16-8 Ab 4 Jahren Buch kaufen bei genialokal (DE)* Buch kaufen bei Thalia (DE)* Buch kaufen bei Orell Füssli (CH)* Buch kaufen bei Buchhaus (CH)* Buch kaufen bei Thalia (AT)* Website liniert-kariert.de mit Tipps für Lehrkräfte und Eltern von Saskia Niechzial Website von Lara Hacker PS: Herzlichen Dank an den Jupitermond Verlag für das digitale Rezensionsexemplar und das Bildmaterial zum Buch. Vielfältig weiterlesen bei mint & malve Auf das ganze Spektrum der Vielfalt / Diversität gehe ich in diesem Beitrag ein. Dieses Pappbilderbuch über gefühlsstarke Kinder könnte dich auch interessieren: Und was fühlst du, Känguru? - Nora Imlau, Lisa Rammensee (Carlsen 2022) * Links mit * sind Affiliate-Links / Werbelinks. Wenn du das Buch über diesen Link kaufst, bekomme ich vom jeweiligen Shop eine kleine Provision. 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- Die Wilden Rüben - Das Geheimnis von Garten Nr. 8
Lust auf ein Schrebergartenabenteuer? Dann liegt ihr mit "Die Wilden Rüben" von Dorthe Voss und Stefanie Klassen genau richtig! Und es gibt sogar einen richtigen Detektivfall für Paula und ihre Freund*innen! Schrebergärten klingen spiessig und nach Gartenzwergen? Das kann durchaus vorkommen, aber in Schrebergärten kann man auch richtige Abenteuer erleben! So geht es auch Paula und ihren Freund*innen in "Die Wilden Rüben" von Dorthe Voss und Stefanie Klassen: Sie lieben es, Zeit im Kleingarten von Paulas Onkel Hajo zu verbringen. Als dieser für längere Zeit beruflich ins Ausland muss, dürfen die Kinder sogar die volle Verantwortung für seinen Garten übernehmen. Das werden die coolsten Ferien ever! Natur, Freundschaft und Abenteuer Die Abwesenheit von Hajo müssen sie geheim halten, da er ihn sonst vielleicht abgeben muss. Die vier müssen sich also unauffällig verhalten und immer eine gute Ausrede finden, weshalb Hajo gerade nicht da ist. Als die vier Freund*innen beim nächtlichen Beobachten der Froschwanderung zwei tote Frösche und verdächtige Reifen- und Fussspuren entdecken, beschliessen sie, die Verfolgung aufzunehmen und die Tierquäler*innen zu überführen. Was sie sich einfallen lassen, um den Fall zu lösen und ob das alles klappt wie geplant, müsst ihr natürlich selbst herausfinden! Rund um ihren ersten Detektivfall lernen wir Paula, gerade 9,5 Jahre alt, Jette, Bruno und Jonas näher kennen. Jedes der Kinder hat seine Stärken und Besonderheiten. Und genauso bringt uns Autorin Dorthe Voss auch die ganze Schrebergartenkolonie und ihre Umgebung näher und wir erfahren auch noch viel Wissenswertes über Frösche (die Froschwanderung ist auch in "Ist es noch weit?" ein Thema, das ich euch kürzlich vorgestellt habe). Die Vielfalt des Kinderbuches zeigt sich in den unterschiedlichen Kindern und anderen Protagonist*innen: So hat Bruno einen portugiesischen Hintergrund, Jonas lebt mit seiner alleinerziehenden Mama, Paulas Papa kann gut Leggings flicken, Familie Winter ist Schwarz und im Schrebergarten kommen sämtliche Generationen zusammen, von der dreijährigen Lilo bis zu Opa Lustig (dessen Alter wird natürlich nicht verraten ;-)). Und auch Paula ist dafür, jede*n zu akzeptieren, wie er oder sie ist: "Ich finde, solange einer von innen hübsch ist, macht es gar nichts, mit einer krummen Nase, grossen Ohren oder schlabbernden Pobacken herumzulaufen." (S. 42) Gestört hat mich das generische Maskulinum, das sehr oft auftaucht. Und das, obwohl die Ich-Erzählerin Paula weiblich ist. Ich hoffe, das ist in Band 2 "Die Wilden Rüben - Spuk in Garten Nr. 8"* besser gelöst. Dieser erscheint schon im Juni. Ihr könnt also bald weiterlesen! Darüber hinaus erzählt Dorthe Voss aber sehr unterhaltsam und bildhaft und nimmt auch kein Blatt vor den Mund (mit ein paar Schimpfwörtern muss man leben können ;-)). Das Buch bringt eine gewisse Spannung mit sich, entwickelt sich aber relativ langsam, so dass 8 Jährige (geübte Leser*innen) das Kinderbuch selber lesen können und auch jüngere Kinder (ca. ab 6 Jahren) schon mithören können. Die Illustrationen von Stefanie Klassen sind fröhlich-bunt und passend zur Jahreszeit wunderbar frühlingshaft. Sie lockern den Text gut auf und transportieren sehr gut die Ferien- und Abenteuerstimmung der Geschichte. Cool finde ich auch, den Song zum Kinderbuch, den ihr auf Youtube hören könnt. Der macht doch direkt Lust auf ein Hörspiel oder Hörbuch von den Wilden Rüben, oder? Fazit Dorthe Voss setzt mit ihrem Kinderbuch "Die Wilden Rüben - Das Geheimnis von Garten Nr. 8" einen spannenden Reihenauftakt. Die Autorin erzählt uns ein wunderbar detektivisches Ferienabenteuer, verbunden mit einer Freundschaftsgeschichte und Wissenswertem über Frösche. Eine Detektivgeschichte für naturverbundene Leser*innen und Zuhörer*innen mit schönen Illustrationen von Stefanie Klassen. Die Fakten Die Wilden Rüben Das Geheimnis von Garten Nr. 8* Dorthe Voss (Text) Stefanie Klassen Gabriel (Thienemann-Esslinger) Erschienen am 24.02.2023 Hardcover ISBN: 978-3-522-30625-6 Ab 8 Jahren zum Selberlesen, ab 6 Jahren zum Vorlesen Buch kaufen bei Thienemann-Esslinger* Buch kaufen bei genialokal (DE)* Buch kaufen bei Thalia (DE)* Buch kaufen bei Orell Füssli (CH)* Buch kaufen bei Buchhaus (CH)* Buch kaufen bei Thalia (AT)* Band 2 erscheint Ende Juni: "Die Wilden Rüben - Spuk in Garten Nr. 8"* Dorthe Voss bei Instagram Website von Stefanie Klassen PS: Herzlichen Dank an Dorthe Voss und den Gabriel Verlag für das Rezensionsexemplar. * Links mit * sind Affiliate-Links / Werbelinks. Wenn du das Buch über diesen Link kaufst, bekomme ich vom jeweiligen Shop eine kleine Provision. Am Buchpreis ändert sich für dich nichts. Du hilfst mir aber so, den Blog ein kleines Bisschen zu refinanzieren. Vielen Dank!
- Über den Fluss
Der Debütroman "Über den Fluss" von Theresa Pleitner nimmt uns mit über das titelgebende Gewässer in eine Asylunterkunft und damit ein ganz spezielles System. Ein System, das oberflächlich zwar funktioniert, aber auf Kosten der Geflüchteten. Und ein System, indem auch die Menschen, die wie Theresa Pleitners Erzählerin helfen wollen, gezwungenermassen Fehler machen. Denn ihr Handlungsspielraum ist durch die politisch gesetzten Regeln sehr begrenzt. So eng, dass der Versuch, einer geflüchteten Person zu helfen, sich ins Gegenteil verkehren kann. Es ist gar nicht mehr klar, was "helfen" in diesem Kontext überhaupt bedeutet. Die namenlose Ich-Erzählerin von "Über den Fluss" ist Psychologin. Frisch von der Uni nimmt sie die Stelle in einer eigentlich nur provisorischen Asylunterkunft auf der anderen Seite des Flusses an. Die Unterkunft befindet sich in einem Industriequartier, in einer ehemaligen Logistikhalle, Niemandsland am Stadtrand quasi. Das Leben pulsiert auf der anderen Seite. Hier herrschen Angst, Traumata, Unsicherheit und deren vielfältige Symptome. Das zweiköpfige Team der Psychologin Ines und der Ich-Erzählerin versucht den Geflüchteten beizustehen. Eine eigentliche Behandlung ist kaum möglich. Viele erhalten in der Zeit ihres Aufenthalts an diesem Nicht-Ort das "Weisse Papier". Was bedeutet, dass sie in der Regel innert eines halben Jahres ausgeschafft werden. Für viele nichts anderes als ein Todesurteil. Da mutet die Bezeichnung "Gast" für die Geflüchteten fast sarkastisch an: "Vermutlich war sie [die Bezeichnung, a.d.R.] willkommen heissend gemeint, doch auch der vorübergehende Aufenthalt in diesem Land klang in ihr an wie ein Urteil: Gäste gingen wieder, sie waren nicht befugt, zu bleiben." (S. 14) Wir begleiten die Psychologin, die eine Art Rechenschaftsbericht ablegt, nachdem etwas sehr Schlimmes passiert ist, immer wieder über den Fluss zur Arbeit und zurück über dieselbe Brücke zu ihr nach Hause. Dort kommt sie allerdings psychisch je länger, je weniger überhaupt noch an. Die Arbeit beschäftigt sie gedanklich Tag und Nacht. An ihrem eigenen Beispiel und demjenigen ihrer Kollegin Ines sowie anderer Angestellter der Unterkunft (zum Beispiel einem Schichtleiter und einem Ausschaffungspolizisten) zeigt sie, wie schwer es ist, in einem solchen System noch "richtige" Entscheidungen zu fällen, moralisch und gleichzeitig rechtlich korrekt zu handeln. Und dann muss man auch noch irgendwie mit dem Erlebten zurechtkommen - mit all der Unsicherheit und Verzweiflung auf der einen und all der Hilflosigkeit und beschränkter Handhabe auf der anderen Seite. "Die Routine bewahrte sie [Ines, a.d.R] wohl davor, dass sie all das zu sehr mitnahm, doch ich hatte den Eindruck, sie hielt sich durch die Routine auch fern, als wäre dieser fremde Mann selbst das Unglück, das ihm widerfuhr..." (S. 22) Der Roman entwickelt sich auf das eingangs erwähnte, aber nicht geschilderte Ereignis hin. Die Konstruktion erschien mir eingangs spannend, vermag aber nicht über die aneinandergereiten Einzelschicksale zu tragen. Was nicht heissen soll, dass diese Schicksale nicht erzählenswert, nicht erschütternd wären. Im Gegenteil: Es erschien mir bis zum Schluss nicht ganz logisch, weshalb ich all das lesen soll, auf dem Weg zum abschliessenden Ereignis. So verlieren die Geschichten auf dem Weg fast etwas an Bedeutung, was wiederum schade ist und bestimmt nicht das Ziel der Autorin war. Mit "Über den Fluss" liefert Theresa Pleitner keine umfassende Analyse des in sich ungerechten Asylsystems oder bietet gar Lösungsansätze dafür. Das soll auch nicht der Anspruch sein. Vielmehr nimmt sie uns mitten hinein in das Beziehungsnetz, das Machtgefüge, den Alltag, der Aufgrund der Umstände nie alltäglich ist und die Beteiligten zu Entscheidungen zwingt, die über nichts Geringeres als die Würde der Menschen entscheiden. "Hatte ich nicht bedacht, dass ich mit meinem Kittel in eine Rolle schlüpfen, gewissermassen ein Glied jenes Asylsystems werden würde, dem ich doch gerade etwas entgegensetzen wollte?" (S. 27) Ganz am Rande flicht sie noch eine queere Liebesgeschichte ein. Das fand ich einerseits gut, um der Ich-Erzählerin eine private Seite zu attestieren. Andererseits bleibt dieser Erzählstrang auch etwas blutleer. Die Wahl der Fluss-Metapher ist zugegebenermassen nichts Neues, aber in diesem Fall passt sie sehr gut. Umso mehr, wenn man das tragische Ende kennt. Aber das müsst ihr euch selbst erlesen! Jenseits der Metapher ist die Erzählung sehr nüchtern gehalten. An der einen oder anderen Stelle hätte ich mir doch einen emotionaleren Zugang zu den Geschichten der Geflüchteten gewünscht. Sie sind auch so tragisch, aber die Persönlichkeiten einiger Patient*innen bzw. "Gästen" blieben mir seltsam fern. Dafür gelingt es ihr insgesamt sehr gut, das Machtsystem und die Verstrickung der Angestellten sowie indirekt von uns allen - die das System stützen - zu verdeutlichen und damit implizit auch Problematiken wie white guilt und white saviorism anklingen zu lassen. Fazit Mit "Über den Fluss" gewährt Debütautorin Theresa Pleitner einen bewegenden Einblick in das Asylsystem. Nüchtern erzählt sie von der Zerrissenheit, die sowohl Geflüchtete als auch Angestellte - wenn auch in unterschiedlichem Ausmass existenziell - betrifft. Wie erhält man die Menschenwürde in einem unmenschlichen System? Dass das unmöglich ist und wir alle Teil des Systems sind, führt einem dieser Roman vor Augen - ohne es explizit auszusprechen. Die Fakten Über den Fluss Theresa Pleitner S. Fischer Verlag 208 Seiten Erschienen am 21.02.2023 Hardcover ISBN: 978-3-10-397194-1 Buch kaufen bei genialokal (DE)* Buch kaufen bei Thalia (DE)* Buch kaufen bei Orell Füssli (CH)* Buch kaufen bei Buchhaus (CH)* Buch kaufen bei Thalia (AT)* PS: Herzlichen Dank an den S. Fischer Verlag für das Rezensionsexemplar. PPS: Theresa Pleitner war auch in 1LIVE Stories bei Mona Ameziane zu Gast. Ihr könnt den Podcast auf allen gängigen Plattformen oder auf der Website nachhören. * Links mit * sind Affiliate-Links / Werbelinks. Wenn du das Buch über diesen Link kaufst, bekomme ich vom jeweiligen Shop eine kleine Provision. Am Buchpreis ändert sich für dich nichts. Du hilfst mir aber so, den Blog ein kleines Bisschen zu refinanzieren. Vielen Dank!
- Hexenkram: Grüna
(Werbung/Verlosung) Habt ihr Lust auf eine Hexengeschichte der anderen Art? Dann freue ich mich, euch mit "Hexenkram: Grüna" den ersten Band einer neuen Comic-Reihe von Marie Desplechin und Magali le Huche vorstellen zu können. Und ihr könnt anlässlich des Kids Comic Day sogar ein Exemplar gewinnen! "Nichts ist anstrengender als eine Mutter." (S. 10) Und besonders anstrengend sind Mütter wohl, wenn man wie Grüna gerade 11 Jahre alt und auf der Suche nach sich selbst ist. Zugegeben ihre Mutter Ursula ist auch nicht gerade ein Ausbund an Sympathie und sie hat sehr genaue Vorstellungen, was ihre Tochter Grüna so zu tun hat: In erster Linie soll sie die Hexerei erlernen. Die liegt schliesslich in der Familie und gegen seine Hexenkräfte kann man nichts tun. Weil Grüna sich so gar nicht für die Hexerei interessiert, soll sie nun jeden Mittwoch zu ihrer Oma Anastaschu, um die Kunst des Hexens zu erlernen. Marie Desplechin lässt in ihrem Comic "Hexenkram: Grüna" glaubhaft, wenn auch sehr pointiert eine angespannte Mutter-Tochter-Beziehung aufleben. Oder man könnte auch sagen, eine Oma-Mutter-Tochter-Beziehung. Denn Oma Anastaschu spielt hier eine zentrale, moderierende Rolle und schafft es, Grüna da abzuholen, wo sie steht. Sie weiss nämlich noch nicht so recht, was sie möchte, aber einen Vater, der sie ab und zu ins Kino ausführt, hätte sie gerne und ihr Klassenkamerad Soufi ist vielleicht doch ganz nett... Oma Anastaschu erklärt Grüna, dass sie sich nicht verbiegen oder gar wie ihre Mutter werden muss, um eine Hexe zu sein. Und so öffnet sich Grüna langsam der Hexerei. "Eine Hexe kannst du sehr wohl ganz auf deine Weise werden. Das versichere ich dir." (S. 31) Was sie als erstes hext und was dann passiert, kann ich euch natürlich nicht verraten. Das müsst ihr selbst entdecken! Comiczeichnerin Magali le Huche stellt die Protagonist*innen von "Hexenkram: Grüna" sehr eigenwillig und ausdrucksstark dar. Farblich greift sie nach pastelligen Tönen, ohne dass das Ganze zu süss rüberkommt. Grüna und ihre Mama haben rote Haare, was auch nicht allzu oft vorkommt in Kinderbüchern. Soufi ist PoC und sagt auf die Frage, wo er herkomme, ganz selbstverständlich: "Aus der Bretagne". Die Panels sind sehr abwechslungsreich und ohne Rahmen gestaltet. Bilder mit ausgearbeiteten Hintergründen wechseln sich mit Dialogszenen ab, die nur die freigestellten Personen auf weissem Grund zeigen. Die wunderschönen ganzseitigen Illustrationen mit vielen Details würde ich mir am liebsten an die Wand hängen! Über den Slider unten könnt ihr den Anfang des Comics lesen und bekommt einen guten Eindruck vom Humor der Autorin. Copyright: Reprodukt Verlag. Ein leicht zugänglicher Comic mit klischeefreier Heldin Ein Buch über Hexerei klingt vielleicht etwas nach Grusel, aber der Gruselfaktor hält sich hier tatsächlich sehr in Grenzen. Etwas makaber sind einzig die Zutaten, die Anastaschu für ihre Zaubertränke im Keller aufbewahrt. Der Comic funktioniert hauptsächlich über Dialoge und stellenweise inneren Monolog von Grüna. Er lässt sich dadurch sehr leicht lesen und ist nicht komplex, was die Text-Bild-Komposition angeht. So ist er leicht lesbar für Kinder ab 8 Jahren und Comic-Einsteiger*innen. Für meinen Geschmack entwickelt sich der Plot etwas zu smooth, ein paar Stolpersteine mehr für Grüna hätten der Geschichte gut getan. Aber ich denke, die Zielgruppe der jungen Leser*innen stört das nicht. Grüna ist auf jeden Fall eine tolle klischeefreie Heldin und gerade für Mädchen eine Identifikationsfigur. "Hexenkram: Grüna" ist übrigens eine Comic-Adaption des preisgekrönten Jugendromans "Verte" von Marie Desplechin, der bereits 1996 erschien. "Hexenkram 2: Pyrina" erscheint im September 2023. Da treffen wir Grüna wieder und lernen ihre neue Nachbarin Pyrina kennen. Die Namen passen schon mal zueinander. Ob Pyrina am Ende auch eine Hexe ist? Wir dürfen gespannt sein! Einen dritten Band mit dem Titel "Hexenkram 3: Malve" wird es in naher Zukunft auch geben! Dass ich den lesen muss, ist ja klar! Eigentlich fast schade, heisst Grüna "Grüna" und nicht "Mint". ;-) Fazit "Hexenkram 1: Grüna" vom französischen Duo Marie Desplechin und Magali le Huche ist ein wunderbarer Kindercomic für Einsteiger*innen, der Themen wie Selbstfindung, Familie und Freundschaft leichtfüssig und mit einer guten Portion Magie aufgreift. Ein Comic mit eigenwilligen, überzeugenden Charakteren, einer klischeefreien Heldin und Zeichnungen zum Geniessen! Die Fakten Hexenkram 1: Grüna Marie Desplechin (Text) Magali le Huche (Illustration) Silv Bannenberg (Übersetzung aus dem Französischen) Reprodukt 88 Seiten Erschienen am 08.05.2023 Hardcover ISBN: 978-3-95640-372-9 Ab 8 Jahren Buch kaufen bei genialokal (DE)* Buch kaufen bei Thalia (DE)* Buch kaufen bei Orell Füssli (CH)* Buch kaufen bei Buchhaus (CH)* Buch kaufen bei Thalia (AT)* Magali le Huche bei Instagram PS: Herzlichen Dank an den Reprodukt Verlag für das digitale Rezensionsexemplar und das Verlosungsexemplar! VERLOSUNG ZUM KIDS COMIC DAY! Anlässlich des #KidsComicDay 2023 darf ich mit Unterstützung von Reprodukt ein Exemplar von "Hexenkram: Grüna" von Marie Desplechin und Magali le Huche an euch verlosen! Um dabei zu sein, verratet mir einfach in den Kommentaren, was ihr als erstes hexen würdet, wenn ihr es könntet. Weitere Lose gibt's hier: Instagram Facebook Die Verlosung startet mit Freischaltung der Posts und endet am Freitag, 19. Mai 2023, 23:59 Uhr. Teilnahme- und Datenschutzbedingungen: Du bist mindestens 18 Jahre alt und wohnst in Deutschland, Österreich oder der Schweiz. Das Los entscheidet über die*den Gewinner*in. Im Falle des Gewinns wirst du hier bzw. auf Facebook oder Instagram benachrichtigt. Rechtsweg und Barauszahlung sind ausgeschlossen. Der Versand erfolgt durch den Reprodukt Verlag. Zu diesem Zweck gebe ich deine Adresse an den Verlag weiter. Die Verlosung hat nichts mit Instagram oder Facebook zu tun. Viel Glück! Eliane Kids Comic Day am 13. Mai 2023 Die Idee zum Kids Comic Day und zur Kids Comic Week stammt übrigens von Steffie von @kleinerleser. Auf Ihrer Website und bei Instagram findet ihr also schon ganz viel Comic-Inspiration von den letzten Durchführungen. Schaut auch bei den anderen beteiligten Accounts des Kids Comic Day rein, da gibt es noch einiges mehr zu entdecken und zu gewinnen! Und wenn ihr einen Comic-Tipp habt, macht jederzeit unter dem Hashtag #KidsComicDay auch mit und markiert @kleinerleser und @mintundmalve in euren Beiträgen! Lust auf noch mehr Comics für Kinder und Jugendliche? Schaut euch mal bei der Kids Comic Week 2021 um, stöbert in meinen Guides mit Comics auf Instagram oder sucht hier auf dem Blog mit dem Stichwort "Kindercomics" oder "Jugendcomic". Sehr empfehlen kann ich euch meine beiden letzten Comic-Tipps und das Comic-Magazin Polle: Die Liga der Superfeminist*innen - Mirion Malle (Orlanda Verlag 2023) Boris, Babette und lauter Skelette - Tanja Esch (Kibitz Verlag 2022) Polle #8 - Comic-Magazin für Kinder - diverse Autor*innen und Zeichner*innen (Péridot 2023) * Links mit * sind Affiliate-Links / Werbelinks. Wenn du das Buch über diesen Link kaufst, bekomme ich vom jeweiligen Shop eine kleine Provision. Am Buchpreis ändert sich für dich nichts. Du hilfst mir aber so, den Blog ein kleines Bisschen zu refinanzieren. Vielen Dank!
- Graphic Novels – eine unterschätzte Kunstform
Lest ihr schon Graphic Novels? Für mich ist das Genre ziemliches Neuland. Aus meinem Regal zählen dazu wohl nur die beiden Unerschrocken-Bände von Pénélope Bagieu. Deshalb habe ich mir Hilfe in Form von Trude, Literaturwissenschaftlerin und Betreiberin von Literaturpower, geholt. Sie erklärt euch, was es mit dem Trend aus Frankreich und den USA auf sich hat. Mama, warum liest du denn Comics? Erwachsene gehen ins Museum, sie bewundern dort Bilder und wenn sie auch noch schlau darüber reden können, gelten sie als kulturbeflissen. Gerne wäre auch ich Kunstkennerin, aber mir fehlt dafür das Auge, welches einzigartige Details erkennen und Stile unterscheiden kann. Trotzdem mag ich Bilder, bin ein sehr visueller Typ und mochte schon als Kind Comics und Bilderbücher besonders gerne. Umso überraschender, dass ich erst sehr viel später, mit über 30 das Genre Graphic Novel so richtig für mich entdecke. Warum es lohnt, diesem unterschätzten Medium eine Chance zu geben, verrate ich in diesem Artikel. Es hat lange gedauert, bis sich der Begriff "Graphic Novel" auch im deutschsprachigen Raum etablieren konnte. Heute ist er zwar fast allen ein Begriff, trotzdem greifen hierzulande längst nicht so viele Leserinnen und Leser nach den bildgewaltigen Geschichten wie z.B. in Frankreich oder in den USA. In Frankreich hat das Comic und auch die komplexere Kunstform der Graphic Novel eine lange Tradition und ihren festen Stellenwert in der Kultur. Die Wirkung von Graphic Novels Graphic Novels verbinden verschiedene Kunstformen, sind dadurch außergewöhnlich vielseitig und haben eine besonders inspirierende Wirkung auf uns. Die Kombination aus Bild und Text gibt unserem Gehirn eine andere Stimulation, als es ein Fließtext vermag. Stimmungen, Gefühle und Wahrnehmung werden dabei anders kanalisiert. Das geschieht natürlich sehr individuell. Während nicht jeder Bestseller-Roman jeder Leserin gefällt, wird es auch Graphic Novels geben, die mir mehr und andere, die mir weniger gefallen. Zu den Klassikern des Genres zählen zweifellos "Maus" von Art Spiegelmann und "Persepolis" von Marjane Satrapi. Beide gesellschaftskritischen Werke sind preisgekrönt und verhalfen der Graphic Novel nachhaltig zu wohlverdientem Ruhm. Inzwischen werden selbst literarische Klassiker wie Goethes "Faust" und "Der Mann ohne Eigenschaften" von Musil als Graphic Novel aufgelegt. Daneben gibt es heute eine Vielzahl an eindrucksvollen und qualitativ hochwertigen Werken, die sehr moderne und bedeutsame Themen behandeln. Aktuelle Graphic Novels "Out of the woods" von Brent Williams trägt den Untertitel "A Journey Through Depression and Anxiety". Illustriert von Korkut Öztekin. Statt viele Worte zu dieser einfühlsamen und so wichtigen Graphic Novel zu verlieren, möchte ich auf den wundervollen Buchtrailer aufmerksam machen, der kürzlich erschien: Buchtrailer zu “Out of the woods” auf Youtube. Eine deutsche Übersetzung der Graphic Novel erscheint demnächst. Dass auch Sachthemen als Graphic Novel umgesetzt werden können, beweist in herausragender Weise die schwedische Politikwissenschaftlerin Liv Strömquist. Sie ist nicht nur eine begnadete Comicautorin, sondern darüber hinaus auch eine engagierte Feministin, die es vermag, den unverständlichen Irrsinn unserer Gesellschaft in Wort und Bild zu fassen und damit für uns überhaupt erst greifbar zu machen. Besonders ans Herz legen möchte ich euch ihre Werke "Der Ursprung der Welt", eine Tiefenauseinandersetzung mit dem weiblichen Geschlechtsorgan, und "Der Ursprung der Liebe", ein Blick auf historische und gesellschaftliche Phänomene romantischer Liebe. Strömquist räumt in ihren Büchern auf mit konservativen Verhaltens- und Denkmustern. "Das ist informativ, häufig tragisch, aber zutiefst erfrischend und wegweisend." Ich hoffe, ich konnte dir, liebe Leserin oder dir, lieber Leser, ein paar Anregungen geben, was demnächst unter den Weihnachtsbaum darf. Graphic Novels werden unser Lesen revolutionieren, davon bin ich überzeugt. Warum sie bislang hierzulande unterschätzt wurden, darüber kann ich nur spekulieren, aber dass sie unsere Kultur in Zukunft bereichern und aufpolieren, darauf freue ich mich schon jetzt. In diesem Sinne viel Spaß beim Stöbern und Entdecken! Trude Trude Schneider ist freiberufliche Literaturwissenschaftlerin und betreibt seit 2018 Literaturpower: die erste deutschsprachige Plattform für bibliotherapeutische Inhalte. Auf Literaturpower findest du das Buch passend zu deinem Lebensgefühl. Trude ist außerdem auf Instagram, Facebook, Twitter und Pinterest unterwegs. Auf Steady könnt ihr jetzt sogar Literaturpower-Mitglied werden! Herzlichen Dank für diesen Einblick, Trude! Ich bin jedenfalls schon ganz neugierig und habe mir von einem Freund gleich mal einen Stapel Graphic Novels vorbeibringen lassen. Unerschrocken 1 und 2 von Pénélope Bagieu Da ich eingangs Pénélope Bagieu erwähnt habe, möchte ich (Eliane) es nicht versäumen, euch die beiden Unerschrocken-Bände zu empfehlen. Die Illustratorin und Cartoonistin ist in Frankreich ein richtiger Star. Bekannt wurde sie mit ihrem Blog "Ma vie est tout à fait fascinante". Schaut auch mal in ihrem Instagram- oder Twitter-Account vorbei! Der Reprodukt Verlag hat 2017 mit "Unerschrocken 1" und 2018 mit "Unerschrocken 2" ihre je 15 Porträts aussergewöhnlicher Frauen herausgegeben. Von Sängerin Betty Davis, über Astronautin Mae Jemison, bis zu Mumin-Erfinderin Tove Jansson ist eine breite Palette bewundernswerter Frauen dabei und sowohl die Comics als auch die seitenfüllenden Abschlussbilder jedes Kapitels sind brillant. Ich werde sie hier auf dem Blog bald einmal ausführlich besprechen und sogar ein Exemplar verlosen. Wenn ihr nichts verpassen wollt, abonniert gerne meinen kostenlosen Newsletter. Like it? Pin it! Ich freue mich sehr, wenn du die Buchinspiration von MINT & MALVE teilst. Merke dir einfach diesen Pin.
- Ich bin F*cking ICH!
(Werbung/Verlosung) Erwachsenwerden ist nicht leicht. Da kommt Stine Stregen mit ihren Cartoons "Ich bin F*cking ICH!" genau richtig, um der nervenaufreibenden Phase der Pubertät wenigstens mit Humor zu begegnen. Zum #KidsComicDay könnt ihr eins der witzigen Comic-Bücher gewinnen! Stine Stregen bzw. ihr jugendliches Alterego im Comic-Band "Ich bin F*cking ICH!" sprechen mir schon mit dem ersten Satz aus der Seele - meinem jugendlichen Ich erst recht! "Warum gilt es eigentlich als Faulheit, wenn man Zeit braucht, die eigenen Gefühle in sich aufzunehmen und zu verstehen?" Genauso geht es mit den Episoden aus dem Leben der jungen Protagonistin weiter. Die dänische Comic-Zeichnerin trifft den Nagel auf den Kopf. Egal, ob es um das Chaos im Kopf, um zu feuchte Zungenküsse, die Gefühlsachterbahn, rätselhafte Textnachrichten und Emojis - was bedeutet bitte ein blaues Herz??? - oder die nervige Mutter geht. Die Pubertätsversteherin Stine Stregen (eigentlich nur Stine, Stregen kommt von dänisch Linie und wurde mit dem Vornamen zum Künstlernamen) spricht so ziemlich jedes Thema an, das Jugendliche - vor allem Mädchen - ab 12 Jahren umtreibt: die Abgrenzung von den Erwachsenen (Zeitungen: total oldschool! Der Musikgeschmack der Eltern: zum Davonrennen!), Freundschaften und die erste Liebe bzw. sexuelle Erfahrungen, die körperlichen Veränderungen der Pubertät und vorherrschende Schönheitsideale, den Umgang mit Social Media und generell Digitalem, oder viel wichtiger: die Klimakrise, peinliche Eltern, das Finden des eigenen Ichs und vieles mehr. Dabei trifft Stine Stregen den Ton und das Vokabular der Jugendlichen - oder zumindest was ich als erwachsene Leserin dafür halte. Ein Lob geht an dieser Stelle auch an Meike Blatzheim für die Übersetzung aus dem Dänischen. Cool finde ich, dass den Erwachsenen ab und zu der Spiegel vorgehalten wird. Zum Beispiel, wenn sie von ihren Kindern einerseits erwachsenes Verhalten einfordern, andererseits aber über sie (z. B. ihre Kleiderwahl) entscheiden wollen. Insofern ist es auch ein Buch gegen Adultismus und fürs Ernstnehmen von Jugendlichen, ihren Erfahrungen und ihren Meinungen bzw. Anliegen (für kleinere Bücherfreund*innen habe ich zu dem Thema "Unsere Grube" von Emma Adbåge vorgestellt). Ehrlich gesagt habe ich ein paar der Comics nicht ganz verstanden, bin wohl zu alt. Eine jugendliche Mitleserin hätte ich also gut gebrauchen können! Auch feministische Züge haben die Comics, etwa wenn die Comiczeichnerin Schönheitsideale in Frage stellt oder bei folgendem Dialog: "Junge: Ich wusste nicht, dass Mädchen so unordentlich sein können. Mädchen: Bist du blöd? Mädchen sind die neuen Alleskönner!" Okay, das hätte man vielleicht noch gendersensibel formulieren können. Aber sonst hat sie doch recht! Die Comicstrips leben neben den Dialogen bzw. verschriftlichen Gedanken vor allem von Mimik und Gestik der Hauptprotagonistin mit den pinken Haaren. Pink ist denn neben Grautönen auch die einzige Farbe der Cartoons. Sie sind mal seitenfüllend, mal mit mehreren Panels gestaltet. Fazit Stine Stregen bietet Jugendlichen mit "Ich bin F*cking ICH!" Cartoons, die der Seele gut tun. Mal mit viel Verständnis, mal mit einem ironischen Aussenblick und immer mit viel Humor! Eine Comic-Empfehlung nicht nur für etablierte Fans, sondern auch alle anderen ab 12 Jahren, die mal mit dem Erwachsenwerden hadern, das eigene Ich suchen oder einfach eine buchige Umarmung brauchen. Die Fakten Ich bin F*cking ICH! Stine Stregen (Text + Illustration) Meike Blatzheim (Übersetzung aus dem Dänischen) Mixtvision 140 Seiten Erschienen am 09.03.2022 Hardcover ISBN: 978-3-95854-184-9 Ab 12 Jahren Buch bei genialokal kaufen (DE)* Buch bei Thalia kaufen (DE)* Buch bei Orell Füssli kaufen (CH)* Buch bei Buchhaus kaufen (CH)* Buch bei Thalia kaufen (AT)* Stine Stregen bei Instagram PS: Herzlichen Dank an den Mixtvision Verlag für das Rezensions- und das Verlosungsexemplar. VERLOSUNG ZUM #KidsComicDay Nach der letztjährigen #KidsComicWeek rühren wir dieses Jahr mit etwas kleinerer, aber nicht weniger inspirierender Kelle an. Zum #KidsComicDay am 18. Mai - einer Aktion von @kleinerleser und vielen weiteren Blogger*innen - könnt ihr ein Exemplar von "Ich bin F*cking ICH!" von Stine Stregen gewinnen. Und so kannst du gewinnen: Kommentiere unten, welche witzige oder peinliche Episode dir aus deiner Jugend besonders in Erinnerung geblieben ist. Weitere Lose gibt's hier: Instagram Facebook Die Verlosung startet mit Freischaltung der Posts und endet am Dienstag, 24.05.2022, 23:59 Uhr. Viel Glück! Eure Eliane Teilnahmebedingungen: Du bist mindestens 18 Jahre alt und wohnst in der Schweiz, Deutschland oder Österreich. Das Los entscheidet über die*den Gewinner*in. Im Falle des Gewinns wirst du hier bzw. auf Facebook oder Instagram benachrichtigt. Rechtsweg und Barauszahlung sind ausgeschlossen. Der Versand erfolgt über den Verlag. Zu diesem Zweck gebe ich die Adresse an den Verlag weiter. Das Gewinnspiel hat nichts mit Facebook oder Instagram zu tun. Es gibt auch bei weiteren Accounts etwas zu gewinnen! Schau mal auf meinem Insta-Profil vorbei, da habe ich alle in einem Highlight zum #KidsComicDay verlinkt! * Links mit * sind Affiliate-Links / Werbelinks. Wenn du das Buch über diesen Link kaufst, bekomme ich vom jeweiligen Shop eine kleine Provision. Am Buchpreis ändert sich für dich nichts. Du hilfst mir aber so, den Blog ein kleines Bisschen zu refinanzieren. Vielen Dank!
- I'm every woman - Die Frauen im Schatten
Liv Strömquist wirft in ihrer Graphic Novel "I'm every woman" das Licht auf Frauen, die im Schatten ihrer berühmten (und oft nicht sehr netten) Männer standen. So gibt sie ihnen einen Teil der wohlverdienten Aufmerksamkeit und richtet den Blick auf längst überholte, aber weiterhin allzu häufig praktizierte patriarchale Verhaltensmuster. Liv Strömquist ist mir zum ersten Mal dank Trudes Gastbeitrag rund um das Genre der Graphic Novel bewusst begegnet. Endlich kann ich euch mit "I'm every woman" auch ein Werk von dieser einflussreichen feministischen Comiczeichnerin aus Schweden ausführlich vorstellen. Mehr Schein als Sein Der titelgebende Song "I'm every woman" von Chaka Khan erschien 1978 und wenn man sich den Text (siehe Bild) mal genau ansieht - und nicht wie früher beim Cover von Whitney Houston gedankenlos mitsingt - wird klar, worum es hier wirklich geht: um eine Frau, die für ihren Mann alles tut, ihm jeden Wunsch von den Lippen abliest. Es ist das Bild der dienenden Frau, die im Leben nichts weiter im Sinn hat, als ihrem Mann den Rücken frei zu halten und zu gehorchen. Genauso erging es auch einigen der von Liv Strömquist porträtierten Frauen berühmter Männer. Von Männern wie Karl Marx, Picasso, Albert Einstein, Elvis Presley oder John Lennon, die weit weniger heldenhaft waren - jedenfalls im Umgang mit Frauen -, als es ihr Ruhm vermuten liesse. Da ist Jenny, die sich ihren Mann Karl Marx mit dem Dienstmädchen Lenchen teilen musste. Geschwängert hatte Karl beide, ausgenutzt auch. Vom Aufstand des Proletariats war im Hause Marx nichts zu spüren. Da sind die Frauen und Geliebten vom romantischen Dichter Percy Shelley, der zwar die freie Liebe propagierte, aber nichts vom Frauenwahlrecht wissen wollte. Ganz schlecht erging es auch Mileva Maric. Ihr Mann Albert Einstein verliess sie nicht nur für seine Cousine, sondern erwähnte fortan nie mehr ihr Mitwirken an ihren gemeinsamen Erkenntnissen. Einigen dieser Frauen ist es zum Glück gelungen, aus dem Schatten ihrer egoistischen, patriarchalen, narzisstischen, psychisch oft angeschlagenen und nicht selten gewalttätigen Männer herauszutreten oder wenigstens aus ihrem Dunstkreis zu verduften und sich so teilweise regelrecht das Leben zu retten. Von moralinsauren Kindern und sexistischen Kinderbüchern Im Folgenden nimmt Liv Strömquist mit ihrem unvergleichlichen Humor und salopp-witziger Wortwahl (mit ein paar f*s muss man schon leben können) konservative Kinder (Mami soll zuhause bleiben, immer! Küssen ist bääääh!) genauso aufs Korn wie Vergleiche mit dem Tierreich, die wir gerne heranziehen, um etwas wahlweise als total natürlich oder absolut unnatürlich darzustellen. Sehr spannend fand ich auch, den Comic über den Umgang der Christen mit weiblichen Gottheiten, die vor der Christianisierung sehr beliebt waren und sich auch danach hartnäckig hielten. Die Anhänger von Jesus Christus holten gleich mal zum Rundumschlag aus und verbannten sogar die Mutter aus ihrer Religion rund um Vater und Sohn (und ja, den heiligen Geist). Ein herber, aber berechtigter Schlag gegen unseren unüberlegten Medienkonsum ist Strömquists Hinweis auf die antifeministischen Bilderbücher der Barbapapas und das patriarchale Gehabe von Homer Simpson (okay, das war mir ehrlich gesagt schon sehr lange bewusst, vielleicht habe ich die Simpsons deshalb noch nie gemocht). Und die schwedische Politikwissenschafterin (juhuuu, eine Berufsverwandte von mir :-)) erklärt auch sehr einleuchtend, weshalb einfache "Gleichstellung" (z.B. in Form von Geschlechtergleichheit in verschiedenen Gremien von Politik und Wirtschaft) ziemlich wenig bringt und dass das bürgerliche Ideal der Kernfamilie bei weitem keine Jahrhunderte alte Tradition und schon gar nicht total "natürlich" ist. Dabei zeigt Liv Strömquist keine Patentlösungen auf, sondern benennt v.a. die Probleme, weist auf historische Fakten hin, zeigt mit dem Finger auf patriarchale Muster und Verhaltensweisen, die wir übersehen (aus Gewohnheit) oder übersehen wollen (aus Bequemlichkeit). Die Texte sind unglaublich witzig, wobei hier auch ein ganz grosses Lob an die Übersetzerin Katharina Erben geht. Fazit Liv Strömquists Graphic Novel "I'm every woman" ist ein Augenöffner (oder besser: eine Augenöffnerin) für alle, die unsere Gesellschaft für total gleichberechtigt, Yoko Ono und John Lennon für das Traumpaar unter den Celebrities und die Barbapapas für ultra divers halten (Spoiler: ein Papa in Pink reicht dafür leider nicht aus). Die Comicautorin macht einmal mehr deutlich, dass es sich viele von uns in einer immer noch patriarchalen Welt gemütlich gemacht haben und die meisten Verhaltensmuster des Zusammenlebens und Prozesse der kapitalistischen Gesellschaft gar nicht mehr hinterfragen. Dabei wäre eine feministische Haltung und feministisches Engagement mehr als dringend angezeigt! Ich freue mich schon, ihr soeben erschienenes neustes Werk "Ich fühl's nicht" zu entdecken. Die Fakten I'm every woman Liv Strömquist (Text + Illustration) Katharina Erben (Übersetzung aus dem Schwedischen) Avant Verlag 112 Seiten Softcover Erschienen im März 2019 ISBN: 978-3-964450-001-2 Like it? Pin it? Magst du diesen feministischen Buchtipp (ja, auch Männer dürfen das)? Dann freue ich mich sehr, wenn du ihn auf Pinterest teilst!
- Die Liga der Superfeminist*innen
Zeit, euch wieder einmal einen Sachcomic vorzustellen. Marion Malle liefert mit "Die Liga der Superfeminist*innen" einen feministischen Werkzeugkasten für die Jugend von heute - und das mit einem Augenzwinkern! Sachbücher sind trocken? Ganz bestimmt nicht dieser Comic von Mirion Malle für Kinder und Jugendliche ab 10 Jahren (und gerne auch alle Erwachsenen). Von Grund auf erklärt die französische Comiczeichnerin, die in Montréal, Kanada, lebt, was in unserer patriarchalen Gesellschaft so alles falsch läuft - insbesondere in Bezug auf den traditionsreichen und immer noch vorherrschenden Sexismus. Sie startet bei der mangelnden und verzerrten Repräsentation von Frauen und Mädchen in den Medien - vom Buch, über Serien bis zu Werbung und Computerspielen. Weibliche Figuren kommen erstens viel weniger vor, spielen zweitens seltener die Hauptrolle oder überhaupt eine tragende Rolle und werden drittens auch noch klischiert dargestellt. Die Klischees kennen wir: Prinzessinnen warten auf ihren Prinzen, Mädchen himmeln einen Jungen an und Freund*innen verschwören sich gegen andere Mädchengruppen oder alles gleichzeitig. Die Folgen sind dramatisch: Mädchen mit 8 Jahren verlieren bereits an Selbstvertrauen, mit 10 finden sie ihren Bauch zu dick und zwischen 18 und 25 will sich jede Zweite lieber unter den LKW werfen, als dick zu sein!!! Patriarchale Mechanismen und ihre Gegenmittel Im Folgenden nimmt Mirion Malle die verschiedenen Problematiken rund um Sexismus auseinander. Sie spricht Themen wie Freundschaft, Liebe, Schönheit, Gender und Intersektionalität an. Nicht nur im Kapitel "Intersektionalität" geht sie neben dem Sexismus immer wieder auch auf andere -ismen wie Rassismus, Ableismus, Kapitalismus, Trans- und Homofeindlichkeit oder Fettfeindlichkeit ein. Dabei legt sie den Finger - oder besser gesagt: ihren Stift - mit sarkastischem Humor in offene Wunden. Sie belässt es aber nicht beim Aufzeigen der patriarchalen Mechanismen, die zur Abwertung und Diskriminierung von Frauen und Mädchen und zu stereotypen Vorstellungen von Geschlechterrollen führen, sondern sie gibt auch Tipps an die Hand, wie diese aufgebrochen werden können. So geht es zum Beispiel darum, die genannten Mechanismen zu durchschauen, zu benennen und sich bewusst dagegen zu stellen (soweit das möglich ist), sich Safe Spaces zu suchen und sich zu verbünden. Am Ende jedes Kapitels steht jeweils ein hilfreiches "Werkzeug", um Sexismus zu begegnen: So stellt sie zum Beispiel den Bechdel-Test - benannt nach Comiczeichnerin Alison Bechdel - zur Beurteilung von Filmen vor. Sie erklärt, wie inklusive Sprache funktioniert, was Konsens ist und was es eigentlich mit Privilegien auf sich hat. Und sie beantwortet die Frage, ob Feminist*innen eigentlich Männer hassen. Spoiler: Tun sie nicht, aber das wird ihnen gerne vorgeworfen. Von wem? Ihr dürft dreimal raten! Wissensvermittlung im Comic-Format Mirion Malle präsentiert uns Sachwissen über Feminismus auf unterhaltsame Weise. Das gelingt ihr über die humorvolle, oft sarkastische Vermittlung. Dabei wechselt sie ab zwischen Dialogen und erläuternden Informationen, baut immer wieder gute Schritt-für-Schritt-Werkzeuge und Übersichten ein, um Patriarchat und Misogynie den Kampf anzusagen und gibt begleitende Erklärungen in einfacher Sprache. Während die Comiczeichnerin in der Analyse auf die strukturellen Diskriminierungen eingeht, bleibt sie in der Lösungssuche eher auf der individuellen (und auch kollektiven) Ebene. Auf mögliche strukturelle Lösungsansätze (zum Beispiel auf politischer Ebene) geht sie nicht ein, aber da wird es natürlich auch komplex. Vielleicht wäre das ja was für einen Fortsetzungsband. ;-) Bestimmt werden nicht alle 10-Jährigen den Comic ohne Hilfe oder Nachfragen verstehen. Aber es ist ein gutes Alter, um in die Thematik einzusteigen bzw. sie zu vertiefen und man kann den Comic ja auch gemeinsam mit seinem Kind lesen und darüber diskutieren oder ihn auch kapitelweise in der Schule behandeln. Fazit Auf humorvolle Weise erfahren junge Leser*innen in Mirion Malles Comic "Die Liga der Superfeminist*innen" ganz viel über Feminismus (und das Patriarchat), über Geschlecht, Gender, sexuelle Orientierung und Intersektionalität. Und sie werden dazu ermutigt, sich nicht von irgendwelchen Geschlechterstereotypen einengen zu lassen, sondern einfach sich selbst zu sein - ob es nun den Kleidergeschmack, die Liebe oder die Berufswahl betrifft. Eine empfehlenswerte Lektüre für Feminist*innen und alle, die es werden wollen. Die Fakten Die Liga der Superfeminist*innen Ein feministischer Werkzeugkasten für die Jugend von heute Mirion Malle (Text und Illustration) Ela zum Winkel (Übersetzung aus dem Französischen) Orlanda Verlag 56 Seiten Erschienen am 19.04.2023 Hardcover ISBN: 978-3-949545-21-4 Ab 10 Jahren Buch kaufen bei genialokal (DE)* Buch kaufen bei Thalia (DE)* Buch kaufen bei Orell Füssli (CH)* Buch kaufen bei Buchhaus (CH)* Buch kaufen bei Thalia (AT)* Mirion Malle auf Instagram Website von Mirion Malle PS: Herzlichen Dank an den Orlanda Verlag für das digitale Rezensionsexemplar. Noch mehr feministische Comics und Graphic Novels bei mint & malve Jugendliche Ich bin F*cking ICH - Stine Stregen (Mixtvision 2022) Radium Girls - Ihr Kampf um Gerechtigkeit - Cy. (Carlsen 2022) Marie Curie - Ein Licht im Dunkeln - Frances Andreasen Osterfelt, Anja C. Andersen, Anna Blaszczyk (Knesebeck 2020) Busengewunder - Meine feministischen Kolumnen - Lisa Frühbeis (Carlsen 2020) Unerschrocken 1 und 2 - Pénélope Bagieu (Reprodukt 2017 bzw. 2018) Erwachsene Die drei Leben der Hannah Arendt - Ken Krimstein (dtv 2019) I'm every woman - Liv Strömquist (Avant 2019) Der Ursprung der Welt und Der Ursprung der Liebe - Liv Strömquist (Avant) Persepolis - Marjane Satrapi (Edition Moderne 2013) * Links mit * sind Affiliate-Links / Werbelinks. Wenn du das Buch über diesen Link kaufst, bekomme ich vom jeweiligen Shop eine kleine Provision. Am Buchpreis ändert sich für dich nichts. Du hilfst mir aber so, den Blog ein kleines Bisschen zu refinanzieren. Vielen Dank!
- Einfach buddeln!
Was tun gegen Langeweile? Ben denkt sich: "Einfach buddeln!". Was dann passiert im Bilderbuch von Wenda Shurety und Andrea Stegmaier? Lest selbst! Ich habe als Kind unzählige Male versucht, mich auf die andere Seite der Erde zu buddeln. Nur bin ich leider nie in Australien rausgekommen, sondern spätestens am Boden des Sandkastens oder bei ein paar grossen Steinen stecken geblieben. Diesen kindlichen Versuch, sich einfach mal auf die andere Seite der Welt zu buddeln, hat sich Wenda Shurety zum Anlass für die Geschichte ihres Bilderbuchs "Einfach buddeln!" (auf Englisch: "Dig! Dig! Dig!") genommen. Andrea Stegmaier hat die passenden Bilder dazu gezaubert. Wie aus einem langweiligen Tag ein Abenteuer wird Ben (auf Englisch Jake) sitzt gelangweilt auf dem Fenstersims. Was soll er nur machen? Etwas lustlos dreht er an seinem Globus. Da fällt sein Blick auf eine Insel am anderen Ende der Welt und er fragt sich, wie es da wohl ist? Ob die Menschen auf dem Kopf gehen? Dann fällt sein Blick auf den Garten und er entschliesst, der Sache auf den Grund zu gehen. Sprich: Einfach buddeln. Irgendwann wird er bestimmt auf der anderen Seite der Erde wieder herauskommen. Immer mehr und mehr Freund*innen stossen dazu und helfen ihm. Immer grösser und grösser wird das Loch, von der Badewanne, zum Pool und noch viiiiiel grösser! So entwickelt sich im Bilderbuch von Wenda Shurety ein richtig schönes Gemeinschaftsprojekt und ein Alltagsabenteuer, wie es viele von uns bestimmt in der eigenen Kindheit auch erlebt haben. Nur der Ausgang der Geschichte war - zumindest in meiner Kindheit - nie so spannend wie im Bilderbuch. Das Ende zu entdecken, überlasse ich euch und euren Kindern. Mit Witz und Diversität illustriert Die Illustrationen von Andrea Stegmaier (vgl. weitere Besprechungen) sind wie immer vielfältig gestaltet bezüglich der Haut- und Haarfarben, Frisuren und Brillen. Ein Mädchen sitzt zudem im Rollstuhl und ist doch mittendrin. Und die deutsche Illustratorin hat auch hier wieder eine wunderbare Farbpalette mit gedeckten Farben und Akzenten in Gelb und Magenta gewählt. Besonders gefällt mir die Sidestory mit den Mäusen, die fleissig beim Buddelprojekt helfen. Die Illustrationen sind mal doppelseitig, mal einseitig, mal in kleineren Blasen vor weissem Hintergrund, die verschiedene Szenen zeigen. Einmal müssen wir das Buch sogar hochkant drehen, weil das Loch so tief und das Bild damit so hoch wird. Das ist überhaupt ein geniales Bild mit all den Dingen, an denen sich die Kinder vorbeigegraben haben! Fazit Das Bilderbuch "Einfach buddeln!" von Wenda Shurety und Andrea Stegmaier macht Lust auf verrückte Projekte, einfach gemeinsam loszulegen und zu schauen, was dabei herauskommt oder wo man selbst wieder raus kommt! ;-) Ein vielfältiges Kinderbuch, das den kleinen Zuhöhrer*innen grossen Spass macht und bei den Grossen bestimmt Kindheitserinnerungen weckt! Die Fakten Einfach buddeln! Wenda Shurety (Text) Andrea Stegmaier (Illustration Yvonne Hergane (Übersetzung aus dem Englischen) Carlsen 40 Seiten Erschienen am 24.02.2023 Hardcover ISBN: 978-3-551-52196-5 Ab 3 Jahren Buch auf Deutsch kaufen: Orell Füssli CH*, Buchhaus CH*, Thalia DE*, Thalia AT*, genialokal.de* Buch auf Englisch kaufen: Buchhaus CH* Wenda Shurety auf Instagram Andrea Stegmaier auf Instagram Noch ein Tipp, bei dem gebuddelt wird Wenn euch dieser Buchtipp gefällt, dann schaut euch auch mal das folgende Bilderbuch von Emma Adbåge an. Es wurde 2022 sogar mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis in der Sparte Bilderbücher ausgezeichnet! Unsere Grube - Emma Adbåge (Beltz & Gelberg 2021) * Links mit * sind Affiliate-Links / Werbelinks. Wenn du das Buch über diesen Link kaufst, bekomme ich vom jeweiligen Shop eine kleine Provision. Am Buchpreis ändert sich für dich nichts. Du hilfst mir aber so, den Blog ein kleines Bisschen zu refinanzieren. Vielen Dank!
- Ganz oben fliegt Lili - Autorin und Illustratorin im Interview
Eine Schwebfliege als Romanheldin? Das gibt es im Kinderbuch "Ganz oben fliegt Lili" von Julia Willmann und Alexandra Junge. Ich habe mit den beiden über ihr gemeinsames Werk gesprochen. Lili, eine kleine Schwebfliege, schlüpft in einem Vergissmeinnicht-Topf aus ihrer Puppe. Als erstes sieht sie nicht etwa das Vergissmeinnicht oder ihre nächste Umgebung, sondern die Alpen. Vor ihrem inneren Auge sieht Lili die Berge mit den schneebedeckten Gipfeln ganz deutlich. Und sie spürt auch instinktiv, dass sie dort hin muss, sofort! Doch auf dem Weg durch die grosse weite Welt gibt es für eine kleine Schwebfliege so manche Herausforderung zu überwinden - von der ganz und gar unlöchrigen Fensterscheibe, über einen hochnäsigen Steinkauz bis zu schwindelerregenden Zugfahrten und dem Verlust des L's, womit aus Lili "ii" wird. "Wo wir herkommen, wo wir hingehen - das weiss selbst eine Geistesgrösse wie ich nicht." ~ Steinkauz Ludwig (S. 14) Zum Glück gibt es aber auch so gute Seelen wie den Käfer Knorrte, der Lili kurz nach ihrem Flug - oder eher Sturz - in die Freiheit mit leckerer "Torrte" verköstigt, ihr Lebensweisheiten mit auf den Weg gibt sowie ein Reisetagebuch, um ihre Erlebnisse auf dem Flug gen Süden für ihn festzuhalten. "Die wichtigen Dinge sagt dir niemand. Die musst du selber herausfinden." (S. 28) Und so macht sich "ii" auf, die ominösen Alpen und dabei sich selbst und viele tierische Freund:innen zu finden. Mit ihrem Kinderbuch "Ganz oben fliegt Lili" erzählt Autorin und Dramaturgin Julia Willmann die Geschichte von Lilis Reise in Richtung Alpen voller Spannung, Empathie und Wortwitz. Da gibt es so schöne Wortkreationen wie "fliegenstirnvoran" und besondere Bilder, wie wenn das Fernweh an Lilis Fühlern zupft. Und ganz nebenbei erfahren die Kinder (und auch Erwachsene) noch so einiges über die Schwebfliege, diese wichtige Bestäuberin, die in ihrem Leben viele tausend Kilometer zurücklegt. Das filmische Moment von Julia Willmanns Erzählung setzt sich auch in den Illustrationen von Alexandra Junge fort, in denen die besondere Perspektive der Schwebfliege ebenfalls eine wichtige Rolle spielt. Den Insekten - allen voran Lili - und anderen Tieren hat die Illustratorin gekonnt menschliche Züge eingehaucht, ohne zu stark von den biologischen Realitäten abzuweichen. Illustrationen: Alexandra Junge Fazit "Ganz oben fliegt Lili" von Julia Willmann und Alexandra Junge erzählt von der ersten bis zur letzten Seite spannend, sprachverspielt und witzig von der abenteuerlichen Reise einer Schwebfliege. Ein Kinderbuch mit aussergewöhnlicher Protagonistin, das Spass macht und gleichzeitig das Augenmerk ganz ohne moralischen Zeigefinger auf kleine, aber umso wichtigere Nützlinge für unser Ökosystem richtet. Von mir gibt es eine ganz herzliche Leseempfehlung für alle Kinder ab 8 Jahren. Julia Willmann und Alexandra Junge im Interview Liebe Julia, was war bei «Ganz oben fliegt Lili» zuerst da? Die Schwebfliege? Die Alpen oder vielleicht der Vergissmeinnichttopf? Ich hatte jahrelang den Wunsch, eine Geschichte über die Schönheit der Erde zu schreiben. Bloß wie? Mein Eindruck war, dass es eine Vielzahl dystopischer Bücher für große und kleine Leser:innen gibt, die angesichts des Klimawandels warnend und belehrend daherkommen. Ich wollte einen ganz anderen Ton anschlagen, etwas erzählen, das öffnet und Mut macht, Dinge zu verändern - nicht aus Angst, sondern aus Liebe. Dann ist mir Lili begegnet. Wie kamst du auf die Idee, eine Schwebfliege ins Zentrum eines Kinderromans zu stellen? Als ich herausfand, welche Fähigkeiten diese winzigen Wesen haben und welchen immensen Einfluss auf die Gesundheit unserer Natur, war mir sofort klar: Das muss erzählt werden! Darüber hinaus hat mich der Perspektivwechsel überzeugt: Die Welt gesehen aus den Augen einer Fliege. Lili staunt über die Dinge wie nur große Philosoph:innen und kleine Fliegen staunen können. Sie erkennt das ganz Große im ganz Kleinen und umgekehrt. Lili – oder eben «ii» – hat einen Sprachfehler. Sie hat beim Zusammenstoss mit einer Fensterscheibe das «L» verloren. Welche Funktion hat der Sprachfehler in der Geschichte oder was möchtest du den Kindern damit mitgeben? Bei aller Recherche zu den Besonderheiten von Schwebfliegen, die in dieses Buch eingeflossen ist: Lilis fehlendes L ist das anarchische Moment der Geschichte. Es ist einfach zum Spaßhaben und zum Wohlfühlen da. Denn es ist kein Manko. Es ist eine Besonderheit. Bei Lesungen fällt mir immer wieder auf, wie sehr zum Beispiel Kinder mit LRS Lilis »Mundart« lieben: Lili ist anders – und das ist wunderbar! "Ganz oben fliegt Lili" ist nicht nur ein biodiverses, es ist auch ein diverses Buch geworden. Das freut mich riesig. Das Buch enthält eine wunderbare Karte mit Lilis Reiseroute. Das Buch endet in den Alpen. Dürfen wir uns auf einen zweiten Teil von Lilis Reise bis nach Nordafrika freuen? Lilis weitere Reise darf gern in den Köpfen ihrer Leser:innen fortgesponnen werden! Ich habe mich in den letzten Jahren intensiv mit Schwebfliegen, mit Biodiversität, mit Natur- und Artenschutz beschäftigt. Jetzt möchte ich gern Türen zu anderen Themen und Welten öffnen, die mich bewegen und von denen ich noch nicht erzählt habe. Ich bin selbst gespannt, was da kommen wird. Liebe Alexandra, wie kam es dazu, dass du die wunderbaren Illustrationen für «Ganz oben fliegt Lili» gezeichnet hast? Es freut mich, dass sie dir gefallen! Ich wurde vom Peter Hammer Verlag angefragt. Kurz zuvor hatte ich Monika Bilstein, der damaligen Verlagsleiterin, ein eigenes Bilderbuchprojekt vorgestellt, in dem ziemlich verschrobene Insekten die Hauptrolle spielen. Aus dem Projekt wurde zwar erst mal noch nichts, aber die Illustrationen haben ihr sehr gefallen. Und da bei "Ganz oben fliegt Lili" ebenfalls Insekten im Fokus stehen, konnte sie sich meine Bilder sehr gut für das Buch vorstellen. Da auch Julia mein Stil gefiel, ging’s dann bald los. Und wie lief die Zusammenarbeit zwischen dir und Julia ab? Habt ihr Szenen gemeinsam ausgewählt? Gab es eine Art Ping-Pong? Julia und ich haben uns von Anfang an ausgetauscht, was eigentlich eher ungewöhnlich ist. Meistens arbeiten Autor:in und Illustrator:in nicht zusammen, weil die Autor:in verständlicherweise oft schon sehr konkrete eigene Bilder zu ihrer Geschichte im Kopf hat. Diese Vorstellungen und Erwartungen können die Illustrator:in dann natürlich stark einschränken. Julia und ich haben uns aber auf Anhieb sehr gut verstanden, die Chemie hat gestimmt, und ich war dankbar für ihre Anregungen und den konzeptionellen Input. Da sie auch in der Filmbranche arbeitet, hatte sie sehr gute Einfälle, wie man Bilder zuspitzen und noch besser auf den Punkt bringen kann. Die Textstellen habe ich ausgesucht, skizziert und die Ergebnisse dann mit Julia besprochen. Insgesamt war die Zusammenarbeit sehr eng und rege und hat toll funktioniert. Zusätzlich wurden meine Entwürfe von zwei Schwebfliegen- und Insektenexperten aus Julias Netzwerk gegengecheckt, damit die Zeichnungen auch biologisch stimmig sind. Was sind die besonderen Herausforderungen, wenn man Insekten illustriert? Insekten sind den Menschen ferner und fremder als zum Beispiel Katzen oder Hunde. Nicht umsonst kommen so viele Bären in Bilderbüchern vor – man kann sich einfach sehr gut mit ihnen identifizieren. Insekten können einen ja auch ekeln oder Angst einflößen (wenn ich an mein eigenes Verhältnis zu Spinnen denke...). Lili und die anderen Charaktere sollten etwas Nettes und sehr Menschliches bekommen, gleichzeitig aber individuell und einzigartig wirken. Das war schon eine besondere Herausforderung, hat aber auch besonders viel Spaß gemacht. So gibt es den gutmütigen Senior-Käfer Knorrte, den kleinen, sich selbst aber sehr groß denkenden Kauz Ludwig, zwei etwas strapazierte Kakerlaken... Und kannst du uns etwas zu deiner Technik verraten? Wie gehst du vor? Erst mal ganz analog, die Skizzenphase mit Bleistift, die farbige Umsetzung mit Acrylfarbe. Das ist meine Lieblingstechnik, weil sich so sehr schön Strukturen und Texturen erzeugen lassen. Anschließend habe ich die fertigen Bilder teilweise mit dem Rechner überarbeitet, Hintergründe entfernt oder weitere Strukturen hinzugefügt, um Lilli und die Insektenschar auch optisch unverkennbar zu machen. Ganz herzlichen Dank euch beiden für das Interview und die spannenden Einblicke. Wir freuen uns, wenn eure Zusammenarbeit irgendwann einmal eine Fortsetzung findet und wir wieder ein Kinderbuch von euch geniessen dürfen! Die Fakten Ganz oben fliegt Lili Julia Willmann (Text) Alexandra Junge (Illustration) Peter Hammer Verlag 144 Seiten Erschienen am 06.02.2023 Hardcover ISBN: 978-3-7795-0700-0 Ab 8 Jahren Buch kaufen bei genialokal (DE)* Buch kaufen bei Thalia (DE)* Buch kaufen bei Orell Füssli (CH)* Buch kaufen bei Buchhaus (CH)* Buch kaufen bei Thalia (AT)* Website von Julia Willmann Julia Willmann auf Instagram Website von Alexandra Junge Alexandra Junge auf Instagram Blogtour "Ganz oben fliegt Lili" Dieser Beitrag ist der Auftakt zur Blogtour "Ganz oben fliegt Lili" vom 1. bis 6. Mai. Auf folgenden Blogs / Instagram-Accounts macht Lili die kommenden Tage Halt: Barbara @lesendundspielenddurchsleben Simone @_booksandbabies Gabriele @glueckskinderbuch / https://glueckskinderbuch.de/ Anna @kinderlesewunder / https://www.kinderlesewunder.de/ Julia @ju_willmann In der Grafik und meinem Instagram-Highlight zu "Lili" findet ihr alle Details und die Links zu den anderen Accounts. PS: Herzlichen Dank an Julia Willmann und den Peter Hammer Verlag für das Rezensionsexemplar. Herzlichen Dank auch Alexandra Junge für die zur Verfügung gestellten Illustrationen. Ihr seid Insektenfans? Dann habe ich hier ein paar weitere Buchtipps für Klein und Gross Kinder und Jugendliche Natur vor der Tür. Ida zeigt dir die Krabbeltiere - Jess French, Duncan Beedie (DK Verlag 2023) Milch ohne Honig - Hanna Harms (Carlsen 2022) Marie Käferchen - Kai Lüftner, Wiebke Rauers (NordSüd Verlag 2022) Sechs Beine oder mehr - Die Wunderwelt der Insekten - Britta Teckentrup, Lily Murray (Prestel Junior 2020) Sandor. Der geheime Schwarm - Dorothea Flechsig, Katrin Inzinger (Glückschuh Verlag 2019) Bienen - Piotr Socha (Gerstenberg 2016) Erwachsene Die Melodie der Bienen - Eileen Garvin (Piper 2022) Winterbienen - Norbert Scheuer (C.H. Beck 2019) Die Geschichte der Bienen - Maja Lunde (Büchergilde 2017)

















