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- Vom Onkel
Rebecca Gislers Debütroman "Vom Onkel" erzählt - wie es der Titel verspricht - vom Onkel. Dieser lebt mit seiner Nichte und seinem Neffen in seinem Elternhaus an der bretonischen Küste, zurückgezogen, fährt höchstens mal mit dem Roller zum Supermarkt. Ein sich entziehender Onkel im Fokus Namenlose Ich-Erzählerin des Romans ist die Nichte vom Onkel, der wiederum der jüngere Bruder ihrer Mutter ist. Er lebte mit seinen Eltern zunächst in der Nähe von Paris und dann im kleinen weissen Haus an der rauen Atlantikküste Frankreichs, bis die Eltern starben und mehr oder weniger unabsichtlich Nichte und Neffe ins Haus des Onkels einzogen. Autorin Rebecca Gisler nennt es "unvorhergesehene Wohngemeinschaft". Die Handlung des 150-seitigen Buchs ist überschaubar und etwas schwer nachzuerzählen. Die Ich-Erzählerin mäandert durch das Leben des skurrilen Onkels, der sich immer mehr in seinem Zimmer zurückzieht, erzählt hier von ihrer Mutter, der Schwester des Onkels, die Frankreich verliess und in der Schweiz ihre zwei Kinder bekam, erzählt dort vom Militärdienst des Onkels - als Grenadier! - und da vom Übersetzen von Futtermittelbeschreibungen, den sie selbst und ihr Bruder in der bretonischen Abgeschiedenheit ausüben. Irgendwann finden die Geschwister heraus, dass der Onkel ein Messi ist und der Boden seines Zimmers von einer 20-jährigen Schmutzschicht bedeckt ist. Lange und doch gut lesbare Sätze Das Besondere am Roman ist die Sprache der Schweizer Autorin Rebecca Gisler, die auf Deutsch und Französisch schreibt. "Vom Onkel" entstand zuerst auf Französisch, was auch satztechnisch auf die deutsche Version abgefärbt hat. Es sind lange, verschachtelte Sätze, die durch die Seiten tragen. Spannenderweise sind sie überhaupt nicht schwer zu lesen, man verliert sich selten darin. Oft sind es auch nur kurze Hauptsätze, die aber mit Kommata aneinandergereiht sind. Das ergibt eine besondere Sprachmelodie, einen Rhythmus und einen Sog, der einen direkt ins Buch hineinzieht. Zumindest zu Beginn. Leider konnte mich die Sprache aber nicht durch das gesamte Buch tragen. Sie nutzt sich in ihrer lakonisch, unaufgeregt dahinrauschenden Art - sanftem Wellengang am Wattenmeer gleich - etwas ab und liess mich ab und zu abdriften, um für ein paar witzige Schaumkronen wieder aufzutauchen. Etwa wenn die Ich-Erzählerin die Trümpfe der Schweiz beschreibt: "...die Schweiz barg in ihrer angenehmen, milchigen Brust die besten Zahnärzte und die besten Ingenieure, die besten Piloten und die besten Physiker, die besten plastischen Chirurgen und die besten Skifahrer, die Schweiz hatte im Jahr 2014 den niedrigsten Prozentsatz an Zahnfleischentzündungen, und das weltweit..." (S. 100) Das Skurrile, teils Abstossende des Onkels und auch der bei ihm lebenden Geschwister, das einfache, abgeschiedene Leben, der Gesellschaft etwas entrückt, aber zumindest im Fall des Bruders mit der Sehnsucht, ins pralle Leben zurückzukehren, den Blick für absurde Details und die leisen zwischenmenschlichen Schwingungen mochte ich gerne. Leider habe ich mich in der Uferlosigkeit der Schilderungen dann aber doch etwas verloren. Rebecca Gisler wurde für ihren Roman mit dem Schweizer Literaturpreis 2022 ausgezeichnet. Grund genug, es vielleicht trotz meiner durchzogenen Bilanz einmal mit dem Buch zu versuchen. Ich kann mir gut vorstellen, dass ich es auch nochmals mit Rebecca Gisler probiere, sei es mit einer kürzeren Erzählung oder mit ihrem zweiten Roman. Wer eine begeisterte Rezension und ein interessantes Interview mit der Autorin lesen möchte, wird bei Gallus Frei-Tomic fündig. Fazit "Vom Onkel" von Rebecca Gisler ist ein Roman für Sprachverliebte, die damit leben können, scheinbar ohne Kompass durchs Wattenmeer eines Textes zu stapfen. Sprachlich ein erfrischendes, nicht zu anspruchsvolles, aber auch nicht anspruchsloses Debüt, das Hoffnung auf mehr macht! Die Fakten Vom Onkel Rebecca Gisler Atlantis Verlag 144 Seiten Erschienen am 10.03.2022 Hardcover ISBN: 978-3-7152-5003-8 Buch bei genialokal kaufen (DE)* Buch bei Thalia kaufen (DE)* Buch bei Orell Füssli kaufen (CH)* Buch bei Buchhaus kaufen (CH)* Buch bei Thalia kaufen (AT)* PS: Herzlichen Dank an den Atlantis Verlag (Kampa) für das Rezensionsexemplar. * Links mit * sind Affiliate-Links / Werbelinks. Wenn du das Buch über diesen Link kaufst, bekomme ich vom jeweiligen Shop eine kleine Provision. Am Buchpreis ändert sich für dich nichts. Du hilfst mir aber so, den Blog ein kleines Bisschen zu refinanzieren. Vielen Dank!
- Lass dieses Buch verschwinden - Verwandle jede Seite in ein umweltfreundliches Projekt
Ein Buch zerstören? Da rennt normalerweise jede*r Buchliebhaber*in weg. Aber bei "Lass dieses Buch verschwinden" von Susan Hayes und Penny Arlon macht das für einmal wirklich Sinn und ist erst noch nachhaltig! "Lass dieses Buch verschwinden" verbindet Sachinformationen rund um Nachhaltigkeit und Umweltschutz mit nachhaltigen Bastelideen. Das Besondere dabei ist, dass das Buch Seite um Seite für die DIY-Projekte genutzt wird. Jeden noch so kleinen Schnipsel können die Umweltschützer*innen ab 8 Jahren wiederverwenden. Und das geht auch für Projekte wie Samenbomben oder Samenblätter, die dann in der Natur landen. Denn sowohl das Papier als auch die Farben sind pflanzlich und wurden nachhaltig produziert. Mit Tipps für nachhaltiges Verhalten, die an Kinder gerichtet sind, ist es ja immer so eine Sache: Da spürt man schnell den gedanklich erhobenen Zeigefinger, man lädt Verantwortung auf die Schulter von Kindern, die eigentlich bei den Erwachsenen läge und man lässt ein Gefühl der Ohnmacht zurück. Nachhaltigkeit spielerisch erleben Diese Problematik umgehen die Autorinnen, indem sie die Tipps an einem konkreten, lustvollen - und nebenbei noch nachhaltigen - Bastelprojekt aufhängen. Recycling von Küchenabfällen funktioniert über den Bau eines Wurmglases, das Upcycling eines ausgedienten Pullovers über das Nähen eines Kissens, das Vermeiden von langen Transportwegen durch das Backen einer Pizza aus möglichst vielen eigenen. Das hat natürlich seine Grenzen, denn die biologischen Zutaten für die Pizza wird ein Kind nicht selber anbauen. Da braucht es Initiative und Hilfe der Eltern - mal abgesehen vom Garten oder grosszügigen Balkon. Aber immerhin gibt es auch Tipps, die spielerisch die ganze Familie bzw. den ganzen Haushalt einbeziehen und die Verantwortung auf mehrere Schultern verteilen. Und so wird schlussendlich auch deutlich, dass man vielleicht nur einen kleinen Beitrag leisten kann, aber zusammen doch Grosses schafft. Besonders schön finde ich, dass Nachhaltigkeit auch mit sozialem Verhalten in Verbindung gebracht wird. Etwa wenn zum Tausch von alten Kleidern eine Party organisiert wird, man gemeinsam auf recyceltem Müll musiziert oder Buch und Lesezeichen weiterverschenkt. Einen Wermutstropfen gibt es beim Buchzerstören doch: Ein paar der coolen Illustrationen im Retrostil von Pintachan müssen wohl oder übel dran glauben. Aber der Apfelbaum, der daraus wächst, ist bestimmt Trost genug! Fazit "Lass dieses Buch verschwinden" von Susan Hayes und Penny Arlon, mit Illustrationen von Pintachan, ist ein tolles Buch für alle, die Inspiration und Tipps für kleine, einfache umweltfreundliche Projekte suchen und nebenbei noch etwas über Nachhaltigkeit lernen wollen. Hier geschieht Umweltbildung mit Kopf, Hand und Herz! Die Fakten Lass dieses Buch verschwinden - Verwandle jede Seite in ein umweltfreundliches Projekt Susan Hayes, Penny Arlon (Text) Pintachan (Illustration) Sabrina Wagner (Übersetzung aus dem Englischen) moses Verlag 64 Seiten Erschienen am 12.01.2022 Taschenbuch ISBN: 978-3-96455-183-2 Ab 8 Jahren Buch bei genialokal kaufen (DE)* Buch bei Thalia kaufen (DE)* Buch bei Orell Füssli kaufen (CH)* Buch bei Buchhaus kaufen (CH)* Buch bei Thalia kaufen (AT)* Website von Pintachan PS: Herzlichen Dank an den moses. Verlag für das Rezensionsexemplar. * Links mit * sind Affiliate-Links / Werbelinks. Wenn du das Buch über diesen Link kaufst, bekomme ich vom jeweiligen Shop eine kleine Provision. Am Buchpreis ändert sich für dich nichts. Du hilfst mir aber so, den Blog ein kleines Bisschen zu refinanzieren. Vielen Dank!
- Le voisin - ein Silent Book über Nachbarschaft
Walid Serageldine erzählt in seinem ersten Bilderbuch "Le voisin" wortlos ganz viel über Nachbarschaft und lädt so die Leser*innen selbst zum Erzählen ein. Ein französisches Bilderbuch? Ja, aber keine Angst, ihr werdet es alle verstehen, denn "Le voisin" (deutsch: der Nachbar) von Walid Serageldine ist ein Buch ganz ohne Worte. Ein Apfel bringt den Stein ins Rollen Wie bei der Geschichte der Vertreibung Adams und Evas aus dem Paradies fängt auch in diesem Buch alles mit einem Apfel an. Genauer gesagt mit einem Apfel, der vom Baum der Familie Elefant in den in den Garten von Herrn Nashorn fällt. Dass Familie Elefant und Herr Nashorn ziemlich unterschiedliche Nachbarn sind, wird schnell klar: Herr Nashorn hat einen Gartenzaun, der Rasen sieht ganz akkurat aus und schon ist er wieder mit dem Rasenmäher am Werk. Familie Elefant hingegen lebt ohne Zaun, der Rasen sieht wilder aus und sie feiert gerne Feste im Garten. Im Verlauf des Buches gibt es mehr und mehr Konfliktpotenzial zwischen den beiden Parteien. Der Apfel fliegt noch ohne grössere Folgen zurück zu Familie Elefant. Über den im Wind flatternden Drachen regt sich Herr Nashorn schon so auf, dass er kurzerhand die Schnur mit seiner Heckenschere durchtrennt. Was wohl geschieht, wenn der Rauch vom Grill die frisch gewaschene Wäsche von Herrn Nashorn einräuchert oder die Elefantenfamilie ein rauschendes Fest feiert? Das können die jungen Betrachter*innen von Seite zu Seite selbst erraten und werden vielleicht das ein oder andere Mal ziemlich überrascht. Vielleicht ist Herr Nashorn ja gar nicht die grosse Spassbremse, als die er zunächst auftritt? Zusammenleben trotz Unterschieden Walid Serageldine lädt mit seinem Silent Book zum Erzählen über ungleiche Nachbarn ein, darüber wie ein Konflikt entstehen kann, wie man ihn auch wieder beilegen kann und wie gute Nachbarschaft auch bei noch so unterschiedlichen Nachbarn möglich ist. Die Bilder vom in Bern geborenen und in Luzern lebhaften Illustrator Walid Serageldine erstrecken sich immer über eine Doppelseite des breitformatigen Buchs. Sie sind ziemlich minimalistisch gehalten, mit viel Weissraum, mit vermenschlichten Tieren, die im realistischen Stil gezeichnet sind und stark von ihrer Mimik leben. Jenseits des Haupterzählstrangs lassen sich im Buch auch weitere kleine Geschichten entdecken: So kann man die schwarze Katze beobachten, die Geschichte des Vogelpaars im Baum mitverfolgen oder auch die veränderte Mine des Elefanten-Drachens entdecken. Fazit Walid Serageldine erzählt in "Le voisin" nur mit Bildern eine humorvolle Geschichte über gute bzw. weniger gute Nachbarschaft. Ein Bilderbuch, das zum Selbererzählen, Raten, Entdecken und Fantasieren einlädt und so in seiner Schlichtheit Kindern ab 3 Jahren doch viele Gesprächsanlässe bietet. Toll, dass ich dieses Bilderbuch dank seiner Nominierung für den Schweizer Kinder- und Jugendbuchpreis kennenlernen durfte! Mehr über den Preis erfahrt ihr unten. Die Fakten Le voisin Walid Serageldine (Illustration) Éditions La Joie de lire 40 Seiten Erschienen am 22.04.2021 Hardcover ISBN: 978-2-88908-549-1 Ab 3 Jahren Buch bei Orell Füssli kaufen (CH)* Buch bei Buchhaus kaufen (CH)* In Deutschland über die ISBN im lokalen Buchhandel ebenfalls bestellbar. Website von Walid Serageldine Walid Serageldine auf Instagram Auf der Shortlist für den Schweizer Kinder- und Jugendbuchpreis In einer Serie stelle ich euch alle fünf Kinderbücher vor, die für den Schweizer Kinder- und Jugendbuchpreis 2022 nominiert sind. Er wird am 28. Mai im Rahmen der Solothurner Literaturtage verliehen. Getragen wird der Preis vom Schweizerischen Institut für Kinder- und Jugendmedien SIKJM, dem Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verband SBVV und den bereits erwähnten Solothurner Literaturtagen. Er wird jährlich verliehen und ist mit 20'000.- dotiert. Bereits vorgestellt habe ich: Moni heisst mein Pony - Andrea Gerster, Lika Nüssli (SJW 2021) Habt ihr schon einen Favoriten? Oder welches der fünf nominierten Bücher macht euch neugierig? Lasst mir gerne einen Kommentar da! PS: Herzlichen Dank an das SJKM für die Rezensionsexemplare der 5 nominierten Bücher für den Schweizer Kinder- und Jugendbuchpreis. * Links mit * sind Affiliate-Links / Werbelinks. Wenn du das Buch über diesen Link kaufst, bekomme ich vom jeweiligen Shop eine kleine Provision. Am Buchpreis ändert sich für dich nichts. Du hilfst mir aber so, den Blog ein kleines Bisschen zu refinanzieren. Vielen Dank!
- Moni heisst mein Pony - Spoken Word & Cartoons
Andrea Gerster und Lika Nüssli verbinden in "Moni heisst mein Pony" Spoken Word und Illustrationen. Das funktioniert erstaunlich gut. Nur lobende Worte gibt's von mir in diesem Fall trotzdem nicht. Spoken Word in einem Buch? ist das nicht ein Widerspruch? Eigentlich wird Spoken Word ja live vorgetragen, ist Performance, wird begleitet von Gestik und Mimik, klingt, hat einen Sound und einen Beat. Zumindest Letzteres spürt man in Andrea Gersters Texten aber auch beim Lesen und wenn man sich die Texte dann noch selber oder anderen vorliest, kommen sie auch wieder zum Klingen. Die Texte sind kurz, stark rhythmisiert, spielen mit Wörtern, nutzen Wiederholungen, Alliterationen, Binnenreime.... Kurz: Andrea Gerster sprudelt sprachlich förmlich über, dass es eine wahre Freude ist. Lika Nüsslis Schwarzweiss-Illustrationen mit Farbtupfern ergänzen die kurzen Texte. Sie bilden nicht einfach ab, was die Texte schon sagen, sondern liefern nochmals eigene Interpretationen des "Gesagten", ergänzen die Information, transportieren ihren eigenen Witz. So entsteht ein spannendes Wechselspiel zwischen Bild und Text. Inhaltlich knüpft Andrea Gerster am Alltag von Kindern (oder Jugendlichen) an - oft wohl auch an ihrem eigenen, erinnerten Alltag. Etwa, wenn sie sich auf die Suche begibt nach dem Verbleib des Worts "oberaffentittengeil". Ja, wir sind alle froh, hat es sich irgendwo vergraben. ;-) Es geht auch um Schul- und Familienalltag, um Freundschaften und Verliebtsein, um Eifersucht, Haustiere und Spitznamen, um Ostergeschenke und Kaugummi im Haar. Mir gefällt auch, dass sie viele Schweizerdeutsche Begriffe und Wendungen eingebaut hat. Da ist die Rede von "fetzig" und "lässig", von "Herzli" und "Finken". Unkommentiert funktionieren also einige der Texte nur für ein Schweizer Publikum. Von mir aus hätten die Helvetismen sogar noch deutlicher sein dürfen. "Fetzig? Kennt jemand von euch dieses Wort? Gibt es das heute noch? Es muss in der Zwischenzeit ziemlich alt sein. Mindestens so alt wie ich. Es geht vielleicht schon am Stock. Und ist Oma. Oma Fetzig." Diskriminierungssensibel geht anders Womit ich Mühe habe, ist mit der Reproduktion von Stereotypen - sowohl sexistischen als auch rassistischen. Rassistische sind indiskutabel und gehören nicht unwidersprochen in ein Buch, das sich speziell an Schüler*innen wendet. In diesem Fall geht es um die bildliche Darstellung einer Verkleidung als indigene Person und die textliche Stereotypisierung über einen abwertenden Namen sowie die klischierte Darstellung des Lebens in der Prärie. Über Geschlechterstereotypen kann man noch diskutieren: Würden sie klar gebrochen oder so überspitzt, dass ihre Absurdität offensichtlich würde, sähe die Lage wieder anders aus. Das geschieht hier für meinen Geschmack aber zu wenig oder zu wenig offensichtlich - wenn etwa der "Mädchenkram" bemüht oder jemand als "so ein Mädchen!" beschimpft wird, jemand anderes als "schlampenblond". Ein paar weitere Dinge sind mir auch aufgestossen und zeugen insgesamt von einer zu tiefen Sensibilität gegenüber unterschiedlichen Diskriminierungsformen. Auch das Argument des Humors entschärft meiner Ansicht nach die Kritik nicht. Eher im Gegenteil: Durch die humoristische Darstellung wird der unsensible Umgang mit Sprache und die Reproduktion von Stereotypen noch bagetellisiert, so à la "Ich has ja nur luschtig gmeint.". Das ist dann nicht "es bitzli fräch", sondern immer noch diskriminierend. Dass solche Themen, gerade im Kontext von Schule, von Peer Pressure u.ä., angesprochen und über ein solches Heft zum Aufhänger für eine eingehende Diskussion - zum Beispiel im Unterricht - werden, fände ich nicht schlecht, nur sollte es dann eben in kritischer Form geschehen und nicht auf Kosten der marginalisierten Gruppen. Dass sowas in einem Buch von einer Autorin vorkommt, die auch als Schreibcoach an Schulen unterwegs ist, verwundert mich umso mehr. Nominiert für den Schweizer Kinder- und Jugendbuchpreis Diese Besprechung ist der Auftakt zu einer Serie über die 5 nominierten Bücher für den Schweizer Kinder- und Jugendbuchpreis 2022. Er wird am 28. Mai im Rahmen der Solothurner Literaturtage verliehen. Getragen wird der Preis vom Schweizerischen Institut für Kinder- und Jugendmedien SIKJM und dem Schweizer Buchhänlder- und Verleger-Verband SBVV und den genannten Solothurner Literaturtagen. Er wird jährlich verliehen und ist mit 20'000.- dotiert. Folgenden Auszug aus der Jurybegründung kann ich zwar bestätigen, insgesamt disqualifiziert sich das SJW-Heft aus meiner Sicht aber durch die genannten Kritikpunkte und kommt für den Preis nicht in Frage. Die abwechslungsreichen, kurzen und kurzweiligen Texte bewegen sich nahe an der Alltags- und Erlebniswelt von Kindern und Jugendlichen, gekonnt und mit viel Fantasie verbinden sie das Mündliche mit dem Schriftlichen. Die Freude am Spiel mit der Sprache ist in jeder Zeile spürbar, die Illustrationen setzen treffende Akzente. Schade, denn "Moni heisst mein Pony" von Andrea Gerster und Lika Nüssli hat durchaus Perlen zu bieten. Die Verbindung von Text und Bild funktioniert wie erwähnt gut, das Spiel mit den Wörtern und die Alltagsnähe vermögen Kinder direkt anzusprechen und können sie ebenso an Prosa- wie an Lyriktexte heranführen oder vielleicht auch neugierig machen, eine Spoken-Word-Künstler*in einmal live zu erleben und so in die darstellenden Künste einzutauchen. Das ist natürlich auch digital möglich - zum Beispiel mit dem Video von der Vernissage (ab Minute 40:00). Die Fakten Moni heisst mein Pony Spoken Word & Cartoons Andrea Gerster (Text) Lika Nüssli (Illustration) SJW Schweizerisches Jugendschriftenwerk 40 Seiten Erschienen am 15.02.2021 Taschenbuch ISBN: 978-3-7269-0236-0 Ab 9 Jahren Buch bei Orell Füssli kaufen (CH)* Buch bei Buchhaus kaufen (CH)* In Deutschland über die ISBN im lokalen Buchhandel ebenfalls bestellbar. PS: Herzlichen Dank an das SJKM für die Rezensionsexemplare der 5 nominierten Bücher für den Schweizer Kinder- und Jugendbuchpreis. Mehr von SJW bei mint & malve Mehr zum Schweizerischen Jugendschriftenwerk mit Tipps zu einer tollen Geschenkbox von Lorenz Pauli & Kathrin Schärer findet ihr in einem früheren Beitrag. * Links mit * sind Affiliate-Links / Werbelinks. Wenn du das Buch über diesen Link kaufst, bekomme ich vom jeweiligen Shop eine kleine Provision. Am Buchpreis ändert sich für dich nichts. 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- In der Heimat meines Vaters riecht die Erde wie der Himmel
Drehbuchautorin und Schreibcoach Samira El-Maawi hat ihren ersten Roman veröffentlicht. "In der Heimat meines Vaters riecht die Erde wie der Himmel" erzählt die Geschichte eines entwurzelten Mannes und seiner Familie. Samira El-Maawis Debütroman ist aber viel mehr als eine simple Geschichte, gibt mehr als einen Einblick in Einzelschicksale. Deshalb möchte ich euch am Ende dieses Beitrags als passende Ergänzung das Sachbuch "exit RACISM - rassismuskritisch denken lernen" von Tupoka Ogette empfehlen. Von Sansibar in die Schweiz Ich-Erzählerin von "In der Heimat meines Vaters riecht die Erde wie der Himmel" ist ein 10-jähriges Mädchen. Ihr Vater stammt aus Sansibar, ihre Mutter ist Schweizerin. Der Vater ist eigentlich Chemiker, arbeitet in der Schweiz aber als Koch, weil seine Ausbildung nicht anerkannt wird. Da in der Zürcher Kantine nur gut schweizerisches Essen erwünscht ist und er nicht mal an der Salatsauce etwas verändern darf, lebt er seine Liebe zum Kochen an den Wochenenden zuhause aus. So schafft er sich eine duftende Insel von Heimat in der Schweiz. Die Ich-Erzählerin lässt uns über kleine Szenen hineinblicken ins Familiengefüge, ins Leben (und teils Leiden) der einzelnen Familienmitglieder und in ihre Beziehung zur Schweiz bzw. zur weissen Mehrheitsgesellschaft. Der Vater versucht, nicht aufzufallen, lebt seine eigene Kultur, seine Sprache nur zuhause (meist sogar nur im Gespräch mit sich selber) aus. Die Mutter versucht, ihr Ideal einer toleranten, offenen Gesellschaft zumindest in ihrem nahen Umfeld real werden zu lassen. Und die beiden Töchter stehen immer wieder dazwischen: Sie haben vom Vater zwar einen Teil von Sansibar mitgekriegt. Am offensichtlichsten über ihr Aussehen, die dunklere Haut und die krausen Haare. Entsprechend müssen sie sich auch mit Alltagsrassismus und strukturellem Rassismus auseinandersetzen. "Ich binde meine Haare lieber zusammen, obwohl mir alle sagen, ich solle sie doch offen tragen. Aber dann schauen alle an mir vorbei, nur auf mein Haar, und ihre Hände verteilen sich in ihnen und sie kennen mein Haar besser als mich..." (S. 37) Gleichzeitig sind sie in der Schweiz geboren und wissen sehr wenig über die Heimat ihres Vaters. Die einzige Schnittstelle sind eigentlich die Gerüche und Geschmäcker aus Sansibar, die regelmässig in der Küche der Familie Einzug halten. Das Blatt wendet sich, als der Vater seine Arbeit verliert. Mehr und mehr zieht er sich zurück, wendet sich dem Islam zu, telefoniert oft auf Arabisch, entfremdet sich von seiner Familie und damit auch von der Schweiz. Und auch für die Ich-Erzählerin stellt sich die Frage nach ihrer Heimat, ihrer Identität und ihrer Verortung in der Schweizer Gesellschaft immer stärker. "Meine Hautfarbe ist so mächtig wie ein hohes Gefängnis. Ich kann zwar mit dem Gefängnis herumlaufen, aber ich werde nie aus ihm ausbrechen können, und niemand kann mich befreien nicht einmal Nelson Mandela." (S. 41) Einfache Sprache, aber vielschichtige Perspektiven Dem Alter der Ich-Erzählerin entsprechend ist die Sprache einfach, reduziert. Der Text changiert immer wieder zwischen "normalem" Prosatext und poetisch anmutenden Absätzen ohne Interpunktion. Arbeitet stark mit Wiederholungen und Rhythmus. Die Ich-Erzählerin beschreibt relativ unbedarft, was sie sieht und erlebt. Die Reflexion darüber findet hauptsächlich bei den Leser*innen selbst statt. In Kombination mit den stärker poetischen und reflektierenden (aber nicht analytischen) Passagen erhält der Roman seine Tiefe und emotionale Kraft. So vermittelt er gut, mit welchem Ausmass an Rassismus - von Ignoranz bis zur aktiven Ausgrenzung und Verachtung - Schwarze Menschen und People of Color täglich zu kämpfen haben. Wie unterschiedlich verschiedene Menschen (auch das Geschwisterpaar) damit umgehen. Und wie lebensbestimmend der strukturell verankerte Rassismus für Betroffene (und ihre Angehörigen) bis heute ist. Ein abschliessendes Textbeispiel verdeutlicht für mich sehr gut, wie elementar der Einfluss von Rassismus ist: "Weil ich anders bin, muss ich besonders sein, besonders nett besonders schön besonders herzig besonders freundlich besonders gut besonders hilfsbereit besonders lustig besonders fröhlich und besonders dankbar und immer immer nett immer schön (....) und nie nie unfreundlich nie wütend nie aggressiv und nie unartig" (S. 33) Wer mehr über das Buch erfahren möchte, dem empfehle ich die Premierenlesung mit Autorin Samira El-Maawi: Rassismus erkennen lernen In diesem Zusammenhang empfehle ich allen - besonders jenen, die sich noch nicht näher mit dem Thema befasst haben -, sich mit Rassismus auseinanderzusetzen. Ein Sachbuch, das sich hierzu (vor oder nach der Lektüre des Romans) sehr gut eignet, ist Tupoka Ogettes "exit RACISM", das ich als Standardwerk in diesem Bereich bezeichnen würde. Tupoka Ogette ist Antirassismustrainerin aus Deutschland und schöpft aus vielen Jahren eigener Erfahrung. In ihrem Handbuch "exit RACISM" geht sie auf die Entstehungsgeschichte von Rassismus ein und erklärt, wie sich rassistische Denk- und Handlungsmuster in unserer Gesellschaft verankert haben und über die Sozialisation von Generation zu Generation weitergegeben werden. Sehr praktisch nimmt sie die Leser*innen dann mit auf eine rassismuskritische Reise. Sie erklärt, dass Rassismus tagtäglich in sehr vielen Situationen und Bereichen reproduziert wird. "Und dass dieser Rassismus oft in Kontexten passiert, in denen sich die Menschen für tolerant, fair und vor allem für 'antirassistisch' halten." (S. 11 der E-Book-Version) Denn genau diese Einschätzung ist das Problem: Rassismus wird in Deutschland (und ebenso in der Schweiz) oft auf ein individuelles Fehlverhalten reduziert. Man geht fälschlicherweise davon aus, dass rassistische Menschen "schlechte" Menschen sind - nur in der äussersten rechten Ecke zu finden. Tupoka Ogette nimmt uns an der Hand und führt uns aus diesem "Happyland" - wie sie es nennt - heraus und in fünf Phasen hin zum rassismuskritischen Denken. Und so macht sie eines sehr deutlich mit ihrem Buch: "Wir alle können nichts für die Welt, in die wir hineingeboren wurden. Aber jede und jeder kann Verantwortung übernehmen und diese Welt mitgestalten." ~ Tupoka Ogette Das Handbuch lädt zum aktiven Mitmachen ein, zum Reflektieren, zur emotionalen Auseinandersetzung mit der eigenen (rassistischen) Sozialisation, Denk- und Handlungsweise. Lässt uns Alltagsrassismus (Woher kommst du? Woher kommst du wirklich?) und institutionellen Rassismus erkennen. Es enthält auch Anregungen für Gespräche und Tipps zum Einnehmen einer rassismuskritischen Perspektive im Alltag und es bietet Zugang zur weiteren Auseinandersetzung mit dem Thema (über Websites, Filme, andere Text). Eine vielleicht turbulente, aufwühlende, aber sehr, sehr lohnenswerte Reise! Meiner Meinung nach sollten sich alle weissen Menschen dazu verpflichtet fühlen, diese Reise zumindest anzutreten. Besonders diejenigen, die Rassismus weit von sich weisen. Ob sie sich dann immer noch von jeglichem rassistischen Denken und Handeln ausnehmen können, müssen sie selbst beurteilen. Silvi Feist hat "exit RACISM" in Folge 15 ihres Podcasts "Feiste Bücher" besprochen, sehr hörenswert! Die Fakten In der Heimat meines Vaters riecht die Erde wie der Himmel Samira El-Maawi Zytglogge 144 Seiten Erschienen am 01.02.2021 Hardcover (auch als E-Book erhältlich) ISBN: 978-3-7296-5049-7 Buch kaufen bei genialokal.de (DE)* Buch kaufen bei Orell Füssli (CH)* Buch kaufen bei Thalia (AT)* Buch kaufen bei Thalia (DE)* Buch kaufen bei Buchhaus (CH)* Website von Samira El-Maawi Instagram von Samira El-Maawi PS: Herzlichen Dank an den Zytglogge Verlag für das Rezensionsexemplar. exit RACISM Tupoka Ogette Unrast Verlag 136 Seiten Erschienen im September 2020 (9. Auflage, im Bild die 7. Auflage) Taschenbuch (auch als E-Book oder Hörbuch erhältlich) ISBN: 978-3-89771-230-0 Buch kaufen bei genialokal.de (DE)* Buch kaufen bei Orell Füssli (CH)* Buch kaufen bei Thalia (AT)* Buch kaufen bei Thalia (DE)* Buch kaufen bei Buchhaus (CH)* Website von Tupoka Ogette Instagram von Tupoka Ogette Like it? Pin it! Magst du meinen Roman- und/oder Sachbuchtipp? 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- Das Meer der Libellen
Im Sommer lese ich meist einen dicken Wälzer. Dieses Jahr fiel die Wahl auf Yvonne Adhiambo Owuor und ihren Roman "Das Meer der Libellen". Marina Nordbreze veranstaltet seit einigen Jahren immer im Juli und August das #dickebüchercamp auf Instagram. Das nehme ich jeweils zum Anlass, einen dicken Schinken vom Stapel ungelesener Bücher zu befreien. Dieses Jahr habe ich mich für "Das Meer der Libellen" der kenianischen Autorin Yvonne Adhiambo Owuor entschieden. Es ist ihr zweiter Roman. Ihr Debütroman "Der Ort, an dem die Reise endet" erschien 2016 ebenfalls bei Dumont. Eine Insel - verbunden mit der ganzen Welt Das Library Journal sagt über den Roman, er sei "Eine Mischung aus eindringlicher Comig-of-Age-Story, verführerischer Liebesgeschichte und faszinierendem historischen Roman". Das trifft es ganz gut. Im Mittelpunkt des Buches steht Ayaana - zu Beginn ein 7-jähriges Mädchen. Sie lebt mit ihrer Mutter Munira auf Pate, einer kleinen Insel vor der Küste Kenias, die zum Lamu-Archipel gehört. Eine Insel im Indischen Ozean, die von Händlern und Seefahrern seit Jahrhunderten besucht wird, ein Mikrokosmos, der doch immer wieder und in vielfältiger Weise vom Weltgeschehen beeinflusst wird. Munira wurde von ihrer Familie verstossen, weil sie mit Ayaana eine uneheliche Tochter bekam, für die muslimische Familie ein grosser Verrat. Auch viele der Inselbewohner*innen meiden Munira und ihre Tochter, das Trauma und Stigma des Verstossenwerdens wird so an Ayaana weitergegeben. Sie findet sehr schwer Anschluss, wird von Lehrern nicht unterstützt, obwohl sie eine gute Schülerin ist und ist auf der Suche nach ihrem Ich und ihren Wurzeln, v.a. nach ihrem Vater, den sie nicht kennt. Im Verlauf der Geschichte begleiten wir Ayaana beim Aufwachsen und ihrer Suche nach einer Heimat, einem Zuhause, nach Zugehörigkeit und Liebe, sowohl die der Mutter, die eines abwesenden und eines selbst ausgewählten Vaters als auch die zu einem Mann. Eine grosse Rolle spielt dabei das Meer. Ayaana hat ein besonderes Verhältnis zum Wasser, zum Meer, zu den Gezeiten. Und eines Tages macht sie sich über das Meer auf zu einer Reise nach China, eine Reise, die ihr Leben verändern wird. Weshalb gerade China? Weil Ayaana scheinbar chinesische Vorfahren hat und zu Ehren dieser Vorfahren vom chinesischen Staat ein Stipendium erhält. In ihrem Fall ist das eine willkommene Gelegenheit zum Ausbruch aus der verfahrenen Situation auf Pate und vielleicht ihre grosse Chance, ihr Ich und eine Heimat zu finden. Nicht erst mit dieser Reise bringt Yvonne Adhiambo Owuor die Globalisierung oder zumindest weltumspannende Zusammenhänge ins Spiel. Die Autorin webt ein ganzes Netz von Verbindungen zwischen der kleinen Insel Pate, ihren Bewohner*innen und der grossen weiten Welt und der Weltgeschichte. Seehfahrer unterschiedlichster Herkunft spielen im Buch immer wieder eine Rolle. Suleiman, ein Schulfreund von Ayaana, verfällt dem Islamismus und schliesst sich dem Islamischen Staat an. Muniras neuer Mann Ziriyab geriet im Jemen einst unschuldig unter Terrorverdacht und ist auch auf Pate nicht sicher. Und Ayaana selbst begibt sich unwissentlich in den Dunstkreis von Menschenhändlern und damit in grosse Gefahr. Auch der Umgang Kenias mit der Insel Pate wird immer wieder zum Thema, 9/11 und der nachfolgende Krieg gegen den Terror spielen ebenso eine Rolle wie der Tsunami von 2004. Das Netz an Verbindungen ist natürlich noch viel feiner gewoben, aber ich kann aus Spoilergründen nicht zu viel verraten. Dafür müsst ihr den Roman selber lesen. Opulente Erzählkunst Yvonne Adhiambo Owuor erzählt die Geschichte in der dritten Person und so nehmen wir mal die Perspektive von Aayana, mal die ihrer Mutter Munira, mal die ihres Wahlvaters Muhidin und weiterer Personen ein. Die Autorin hat eine sehr bildhafte Sprache, sehr metaphorisch, sehr assoziativ. Für meinen Geschmack ist das Ganze etwas zu opulent, die Bilder manchmal auch etwas schief, aber das kann anderen Leser*innen natürlich gut gefallen. "Jahre später, als sie [Ayaana, a.d.R.] auf ein anderes Meer hinausblickte, fragte sie sich, ob sich das Schicksal nicht eines Rosenblütenblattes bedient hatte, das aus der Hand eines Fremden in ihre fiel." (S. 147) Durch den regelmässigen Perspektivwechsel und relativ kurze, manchmal kürzeste, vignettenartige Kapitel wird es fast nie langweilig, auch wenn aus meiner Sicht schon noch Kürzungspotenzial vorhanden gewesen wäre. Nicht alles hat sich mir erschlossen, einiges bleibt auch eher kryptisch, nicht alles wird auserzählt. Fazit "Das Meer der Libellen" von Yvonne Adhiambo Owuor ist ein opulenter, mit wenigen Abstrichen spannender Roman über ein Mädchen und später eine junge Frau auf der Suche nach ihrem Platz auf der Welt. Geschickt verknüpft die kenianische Autorin das Leben der Protagonistin und den Mikrokosmos von Pate, einer Insel vor Kenia, mit dem Weltgeschehen. Das Meer bleibt dabei immer verbindendes Element. Ein Roman, für alle, die gerne tief eintauchen in eine Entwicklungsgeschichte mit besonderer Atmosphäre. Die Fakten Das Meer der Libellen Yvonne Adhiambo Owuor Simone Jakob (Übersetzung aus dem Englischen) Dumont 608 Seiten Erschienen am 22.09.2020 Hardcover ISBN: 978-3-8321-8114-7 Buch kaufen bei genialokal (DE)* Buch kaufen bei Thalia (DE)* Buch kaufen bei Orell Füssli (CH)* Buch kaufen bei Buchhaus (CH)* Buch kaufen bei Thalia (AT)* Like it? Pin it! Magst du diesen aussergewöhnlichen Buchtipp aus Kenia? Dann freue ich mich sehr, wenn du den dir den Pin dazu auf Pinterest merkst. Auch sonst hilft Weitersagen natürlich immer! * Links mit * sind Affiliate-Links / Werbelinks. Wenn du das Buch über diesen Link kaufst, bekomme ich vom jeweiligen Shop eine kleine Provision. Am Buchpreis ändert sich für dich nichts. Du hilfst mir aber so, den Blog ein kleines Bisschen zu refinanzieren. Vielen Dank!
- Das Buch vom Antirassismus
"Das Buch vom Antirassismus" von Tiffany Jewell erklärt Jugendlichen und jungen Erwachsenen in 20 Lektionen, was Rassismus ist, wie er entstanden ist und wie wir ihn bekämpfen können. Ein Sachbuch mit vielen Informationen, Beispielen und Aufgaben zum Mitmachen. "In einer rassistischen Gesellschaft reicht es nicht aus, nicht rassistisch zu sein. Wir müssen antirassistisch sein." ~ Angela Davis (S. 105) Dieser berühmte Ausspruch der amerikanischen Bürgerrechtlerin und Philosophin Angela Davis ist gewissermassen Dreh- und Angelpunkt für "Das Buch vom Antirassismus". Autorin Tiffany Jewell erklärt, weshalb das so ist und wie wir antirassistisch handeln können. Die 20 Lektionen mit Erklärungen, Beispielen, Hintergründen und Übungen sind in vier Bereiche aufgeteilt: Aufwachen: Verstehen und in meine Identitäten hineinwachsen Das Fenster öffnen: Die Welt verstehen Meinen Weg wählen: In Aktion treten und auf Rassismus reagieren Die Tür aufhalten: Sich solidarisch gegen Rassismus einsetzen Fang bei dir selber an! Mit dem ersten Teil holt Tiffany Jewell die jungen Leser*innen direkt dort ab, wo sie sind: bei sich. Über Fragen wie "Wer bin ich?" oder "Welche sozialen Identitäten habe ich?" bringt die Schriftstellerin, Montessori-Erzieherin und Beraterin aus Massachusetts (USA) die Jugendlichen einerseits ins Nachdenken - und das ganz unvoreingenommen - und erklärt ihnen andererseits erste Konzepte wie "soziale Identität", "dominante Kultur", "Privilegien" und "Intersektionalität". Dabei spricht sie die Leser*innen direkt an und stellt sich und ihre sozialen Identitäten vor. Ergänzt um die "Tu was!"- oder "Denk nach!"-Abschnitte nimmt einen die Autorin mit auf die Suche nach der eigenen Identität oder besser den zahlreichen Identitäten und den Privilegien oder Diskriminierungen, die jeweils damit verbunden sind. Jewell macht deutlich, wie unterschiedlich Privilegien und Macht je nach Ethnie, sozialem Status, Gender, Alter, Sprache, Religion, sexueller Orientierung, Nationalität, Fähigkeiten und Familienstruktur verteilt sind. Indem sie bei den Leser*innen selbst anfängt, holt sie diese abstrakten Begriffe ins reale Leben, macht sie greif- und verstehbar. So wird auch schnell klar, wie wichtig es ist, intersektional zu denken. Und es wird deutlich: Rasse und Ethnie sind rein soziale Konstrukte, definiert von der dominanten Kultur und ständigem Wandel unterworfen. Nach dem Ausloten der eigenen Identitäten geht es um das Erkennen von persönlichem und institutionellem Rassismus und Wissen darüber, wie Rassismus in die Welt kam und wie er das Leben bis heute beeinflusst. Stichworte sind da unter anderem Kolonialisierung, Apartheid, Segregation. Die Beispiele und erwähnten Persönlichkeiten stammen oft aus dem angelsächsischen Raum, aber zumindest teilweise bringt Jewell auch die Rolle europäischer Länder ins Spiel. Antirassistisch handeln In den zwei folgenden Teilen geht es dann darum, auf Rassismus zu reagieren, ihn aktiv zu kontern und sich mit Betroffenen solidarisch zu zeigen, Ally zu werden (siehe auch "exit RACISM" von Tupoka Ogette). Auch hier werden die Leser*innen oft zur Reflexion aufgerufen, zum Beobachten und zum Verändern der eigenen Handlungen. Dazu müssen wir auch mal über unseren Schatten springen, kommen in unangenehme Situationen oder müssen uns selbst bei der Nase nehmen. "Solange wir unsere Komfortzone nicht verlassen, beenden wir Rassismus nicht." (S. 103) Modern, in knalligen Farben illustriert hat das Buch die französische Illustratorin Aurélia Durand. Die oft ganzseitigen Illustrationen greifen oft prägnante Zitate aus dem Text auf. Man könnte daraus eigentlich ein motivierendes Postkartenset machen (à la "Good Night Stories for Rebel Girls"). Auch die Teile zum Mitmachen sind illustriert und laden so besonders dazu ein, selbst aktiv zu werden, auch wenn dann die Arbeit v.a. im eigenen Kopf und im Notizbuch stattfindet. Der Zuckersüss Verlag empfiehlt das Buch für Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 17 Jahren. Ich würde die Altersempfehlung aufgrund der doch recht komplexen Konzepte und zahlreichen geschichtlichen Bezüge eher auf 13 oder 14 Jahre ansetzen. Dafür können bestimmt auch noch 20-Jährige, die sich noch nicht intensiver mit dem Thema befasst haben, das Buch zur Hand nehmen. Wünschen würde ich mir noch ein ähnliches Buch aus der Feder einer Person of Color aus dem deutschsprachigen Raum. Eine eurozentrierte Perspektive würde ein solches Buch für Jugendliche aus dem DACH-Raum nochmals einfacher zugänglich machen. Auch wenn (aus Erwachsenenperspektive) die amerikanische Perspektive von Jewell durchaus interessant ist und viele neue Aspekte vermittelt. Gestört haben mich am Buch einzig die vielen Wiederholungen. Das fällt aber angesichts der Zielgruppe weniger ins Gewicht und kann auch ganz nützlich sein, wenn man die 20 Lektionen nicht am Stück durchliest, sondern etappenweise. Äusserst hilfreich ist auch das Glossar, das nochmals zahlreiche Begriffe von BIPoC, über Cis und Gender, bis hin zu neurotypisch, trans oder Versklavung einfach erklärt. Fazit "Das Buch vom Antirassismus" von Tiffany Jewell holt sowohl von Rassismus Betroffene als auch Mitglieder der dominanten (weissen) Kultur ab. Mit den vielen Beispielen, der leichten Sprache und den persönlichen Anekdoten erklärt die Autorin verständlich, persönlich und eindringlich, was Rassismus ist, woher er kommt und wie wir ihn alle gemeinsam bekämpfen sollten. Die Illustrationen von Aurélia Durand sprechen junge Leser*innen an und bilden die Vielfalt unserer Gesellschaften nochmals schön ab. Eine grosse Lese- und v.a. Anwendungsempfehlung - auch für Schulen, Jugendtreffs oder andere Orte, wo sich Jugendliche begegnen. Die Fakten Das Buch vom Antirassismus 20 Lektionen, um Rassismus zu verstehen und zu bekämpfen Tiffany Jewell (Text) Aurélia Durand (Illustration) Elvira Willems (Übersetzung aus dem Amerikanischen) Zuckersüss Verlag 164 Seiten Erschienen am 21.09.2020 Hardcover ISBN: 978-3-9821379-3-3 Buch kaufen bei genialokal (DE)* Buch bei Thalia kaufen (DE)* Buch bei Orell Füssli kaufen (CH)* Buch bei Buchhaus kaufen (CH)* Buch bei Thalia kaufen (AT)* Website von Tiffany Jewell Website von Aurélia Durand Like it? 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- Vorlesen: Vielfältige Kinderbücher gegen Rassismus
(Werbung) Am 18. Mai ist wieder Schweizer Vorlesetag - zum fünften Mal! Aus diesem Anlass möchte ich euch vielfältige Kinderbücher vorstellen, die im Kampf gegen Rassismus helfen. Zudem empfehle ich euch Sachbücher für Erwachsene, die auf dem Weg zu einer antirassistischen Begleitung unserer Kinder helfen. Die Vorteile des Vorlesens habe ich auf diesem Blog schon vielfach erwähnt: Es stärkt die Bindung zwischen Eltern (oder anderen Bezugspersonen) und Kindern, unterstützt die Kinder in ihrer Entwicklung - zum Beispiel sprachlich. Und das Vorlesen eröffnet den Kindern unterschiedliche Welten - seien es nun Fantasiewelten oder ganz verschiedene Lebenswelten auf unserem Erdball oder im Weltall. Weshalb brauchen wir überhaupt antirassistische Kinderbücher? Aber wo kommt hier jetzt Rassismus ins Spiel? Olaolu Fajembola und Tebogo Nimindé-Dundadengar sagen es in ihrem Ratgeber "Gib mir mal die Hautfarbe. Mit Kindern über Rassismus sprechen" so: "Gemeinsames Lesen und über das Gelesene zu sprechen, formt im Kind ein Verständnis über die Welt und die in ihr lebenden Menschen." (S. 167f.) Das heisst, Kindern lernen beim Vorlesen nicht nur Sprachliches oder reines Faktenwissen, sondern sie lernen auch, was als "normal" betrachtet wird, wer in Geschichten - oder eben in der Gesellschaft - die Hauptrolle spielt, wer überhaupt vorkommt und wer gar nicht, wer positiv und wer negativ bewertet wird. Entsprechend wichtig ist es, dass Kinderbücher die Vielfalt unserer Welt widerspiegeln und allen Kindern die Möglichkeit zur Identifikation bieten. Über dieses Thema habe ich in meinem Blogbeitrag "Vorlesen: Bringt Vielfalt in die Kinderbücher!" schon einmal ausführlich berichtet. Zudem konnte ich kürzlich Rita vom Familienblog "Die Angelones" in ihrem Podcast "Familie von A-Z" Rede und Antwort stehen. Hört mal rein! Wo ist das Problem? Wie rassistisch ist der Kinderbuchmarkt? Verschiedene Studien zeigen, dass BIPoC - also Schwarze, Indigene und People of Color - in Kinderbüchern viel zu selten und wenn, dann eher in Nebenrollen abgebildet werden. Gemäss einer Studie zum Britischen Kinderbuchmarkt - der dem deutschsprachigen sogar einiges voraus ist! - kamen 2019 gerade einmal in 10% von über 6000 untersuchten Büchern BIPoC vor. Immerhin stieg diese Zahl 2020 schon auf 15%. Der Anteil an Büchern mit BIPoC in der Hauptrolle stieg ebenfalls von 5% auf 8%. Hinzu kommt, dass BIPoC oft in Sachbüchern und oft im Zusammenhang mit schweren Themen - wie z.B. Flucht und Migration - in Kinderbüchern auftauchen. Das verengt den Blick und trägt zu "Othering" bei. Aus dem deutschen Sprachraum gibt es leider bisher keine entsprechende Studie, aber die Situation dürfte hier ähnlich aussehen und immerhin lässt sich auch ein eindeutiger Trend zu mehr Diversität in Kinderbüchern feststellen. Wobei v.a. für ältere Kinder und Jugendliche noch viele Bücher Übersetzungen sind und wenige direkt aus dem deutschen Sprachraum (siehe Fajembola/Nimindé-Dundadengar). Wir sind damit also noch ein Stück weit entfernt von gleichberechtigter Repräsentation. Diese wäre aber für beide Seiten zentral: Für BIPoC, damit sie sich mit den Figuren in Kinderbüchern identifizieren können und sich als selbstverständlicher und gleichberechtigter Teil unserer Gesellschaft sehen. Und für weisse Kinder, damit sie einen vielfältigen Einblick in unterschiedliche Lebenswelten und ein breiteres Verständnis von "normal" erhalten. Wie erkenne ich diversitätssensible Kinderbücher? Da vielfältige, antirassistische oder diversitätssensible Kinderbücher nicht zum Standard gehören, müssen wir als Eltern, oder Bezugspersonen in Kitas, Kindergärten, Spielgruppen, Schulen oder Bibliotheken selber für eine diverse Kinderbuchauswahl sorgen. Am besten treffen wir die Buchauswahl in der Buchhandlung oder Bibliothek mit einigen Fragen. Dasselbe funktioniert auch, um das eigene Bücherregal auszumisten. Ihr könnt die folgende Liste auch als Checkliste verwenden: Wer ist Autor*in / Illustrator*in des Buches? Achte darauf, auch solche von BIPoC, sogenannte #ownvoices-Bücher bei euch einziehen zu lassen. Wer sind die Protagonist*innen? Achte darauf, dass du Bücher mit vielfältigen Charakteren auswählst (sowohl was Hauttöne als auch andere Vielfaltsdimensionen wie z.B. Geschlecht, Gender, Alter, sozialer Status, Religion etc.) und dass BIPoC auch in der Hauptrolle, als Held*innen auftauchen. Wie werden die Protagonist*innen dargestellt? Achte darauf, dass BIPoC nicht stereotyp dargestellt werden, sondern in realistischen Lebenswelten (z.B. nicht Schwarze Kinder barfuss und im Baströckchen und weisse mit Schuhen und modischer Kleidung) und als vielfältige Individuen. Wie ist die Sprache des Buches? Achte auf rassismuskritische und diversitätssensible Sprache. Das heisst, rassistische Fremdbezeichnungen sollten in Kinderbüchern nicht auftauchen. Privilegien, Rassismus und andere Diskrimnierungen sollten klar als solche benannt werden. Welchen Inhalt hat das Buch, was ist die Message? Gerade wenn es explizit um Rassismus geht (oder auch um Themen wie Flucht und Migration) ist entscheidend, dass BIPoC in ihrer Individualität und nicht stereotyp dargestellt werden. Zudem sollten sie nicht als passiv und in der bemitleidenswerten "Opferrolle" dargestellt werden, sondern als aktive, selbstbestimmte Subjekte, die sich gegen Rassismus und Ausgrenzung auflehnen. Die weissen Protagonist*innen wiederum sollten nicht als "White saviours" dargestellt werden. Ihre Privilegien und ihre Macht sollten klar und kritisch gekennzeichnet werden. Auch bei anderen Themen ist es zentral, dass die Vielfalt nicht nur als "Diversity-Make-up" in den Illustrationen abgebildet wird, sondern dass Vielfalt sich auch in der Handlung widerspiegelt - und das jenseits von Klischees. Besonders wertvoll ist es, wenn Bücher einen intersektionalen Ansatz verfolgen, also verschiedene Vielfaltsdimensionen und die damit verknüpften Machtungleichheiten verbinden - zum Beispiel Rassismus und Sexismus oder Rassismus und Armut. Antirassistische Bücher für Kinder, Jugendliche und Erwachsene - Tipps von mint & malve Im Folgenden habe ich euch ein paar Sammlungen von Kinderbüchern, Jugendbüchern und Büchern für Erwachsene zusammengestellt, die speziell das Thema Rassismus behandeln oder in denen BIPoC eine wichtige Rolle spielen. Von vielen findet ihr auch schon eine ausführliche Besprechung auf dem Blog. Unter dem Stichwort Rassismus bzw. allgemeiner Diversität und Vielfalt findet ihr weitere Bücher für Klein und Gross, die euch interessieren könnten. Kinder- und Jugendbücher mit BIPoC in der Hauptrolle Bei diesen Bilderbüchern für kleinere und Lesebüchern für grössere Kinder stehen BIPoC im Mittelpunkt oder spielen wichtige Rollen. Vielfalt - darunter auch unterschiedliche Hauttöne - kommen hier ganz selbstverständlich vor (ausser bei den Good Night Stories for Rebel Girls). Komm, wir zeigen dir unsere Kita - Constanze von Kitzing, Carlsen 2021, Pappbilderbuch, ISBN: 978-3-551-17015-6, ab 2 Jahren > Ausführlicher Blogbeitrag Bei genialokal (DE)* |Bei Thalia (DE)* | Bei Orell Füssli (CH)* | Bei Buchhaus (CH)* | Bei Thalia (AT)* Peter lernt pfeifen - Ezra Jack Keats, Carl-Auer Kids 2021, Hardcover, ISBN: 978-3-96843-017-1, ab 3 Jahren > Ausführlicher Blogbeitrag Bei genialokal (DE)* | Bei Thalia (DE)* | Bei Orell Füssli (CH)* | Bei Buchhaus (CH)* | Bei Thalia (AT)* Julian ist eine Meerjungfrau - Jessica Love, Knesebeck 2020, Hardcover, ISBN: 978-3-95728-364-1, ab 4 Jahren Bei genialokal.de* | Bei Thalia (DE)* | Bei Orell Füssli (CH)* | Bei Buchhaus (CH)* | Bei Thalia (AT)* Odo und der Beginn einer grossen Reise - Dayan Kodua, Robby Krüger, Gratitude Verlag 2021, Hardcover, ISBN: 978-3-9820768-3-6, ab 6 Jahren > Ausführlicher Blogbeitrag Bei genialokal (DE)* | Bei Thalia (DE)* | Bei Orell Füssli (CH)* | Bei Buchhaus (CH)* | Bei Thalia (AT)* Planet Omar (Band 4) - Einer für alle und keiner war's - Zanib Mian, Kyan Cheng, Loewe 2022, Hardcover, ISBN: , ab 8 Jahren Bei genialokal.de* | Bei Thalia (DE)* | Bei Orell Füssli (CH)* | Bei Buchhaus (CH)* | Bei Thalia (AT)* Avengers. Willkommen in der Superheldenschule - Preeti Chhibber, James Lancett, Planet Verlag 2022, ISBN: 978-3-522-50735-6, ab 10 Jahren Bei genialokal.de* | Bei Thalia (DE)* | Bei Orell Füssli (CH)* | Bei Buchhaus (CH)* | Bei Thalia (AT)* Good Night Stories for Rebel Girls - 100 Lebensgeschichten Schwarzer Frauen - Lilly Workneh (Hrsg.), Hanser Verlag 2021, Hardcover, ISBN: 978-3-446-27133-3, ab 10 Jahren Bei genialokal.de* | Bei Thalia (DE)* | Bei Orell Füssli (CH)* | Bei Buchhaus (CH)* | Bei Thalia (AT)* Kinder- und Jugendbücher über Rassismus Diese Bücher für Kinder und Jugendliche befassen sich explizit mit Rassismus, meist aus amerikanischer Perspektive. Im Falle von "Ching Chang Stop" aber auch einmal aus deutscher Sicht und mit speziellem Fokus auf antiasiatischen Rassismus. Erstes Aufklappen und Verstehen: Was ist Rassismus? - Katie Daynes, Jordan Akpojaro, Sandhya Prabhat, Usborne 2022, Pappbilderbuch, ISBN: 978-1-78941-635-0, ab 5 Jahren Bei genialokal.de* | Bei Thalia (DE)* | Bei Orell Füssli (CH)* | Bei Buchhaus (CH)* | Bei Thalia (AT)* Harriet Tubman - Little People, Big Dreams - María Isabel Sánchez Vegara, Pili Aguado, Insel Verlag 2021, Halbleinen, ISBN: 978-3-458-17923-8, ab 5 Jahren > Ausführlicher Blogbeitrag Bei genialokal (DE)* | Bei Thalia (DE)* | Bei Orell Füssli (CH)* | Bei Buchhaus (CH)* | Bei Thalia (AT)* Ching Chang Stop - Dian Gohring (Text + Illustration), Carl-Auer Kids 2022, Hardcover, ISBN: 978-3-96843-026-3, ab 10 Jahren > Ausführlicher Blogbeitrag Bei genialokal (DE)* | Bei Thalia (DE)* | Bei Orell Füssli (CH)* | Bei Buchhaus (CH)* | Bei Thalia (AT)* Freiheit! Harriet Tubman, eine amerikanische Heldin - Fleur Daugey, Olivier Charpentier, Jacoby & Stuart 2021, Hardcover, ISBN: 978-3-96428-084-8, ab 10 Jahren Bei genialokal.de* | Bei Thalia (DE)* | Bei Orell Füssli (CH)* | Bei Buchhaus (CH)* | Bei Thalia (AT)* Harriet Tubman. Fluchthelferin bei der Underground Railroad. Aus der Sklaverei in die Freiheit - Ann Petry, Nagel & Kimche 2022. Hardcover, ISBN: 978-3-7556-0004-6, ab 12 Jahren > Ausführlicher Blogbeitrag Bei genialokal (DE)* | Bei Thalia (DE)* | Bei Orell Füssli (CH)* | Bei Buchhaus (CH)* | Bei Thalia (AT)* Stamped - Rassismus und Antirassismus in Amerika - Jason Reynolds, Ibram X. Kendi, dtv 2021, Hardcover, ISBN: 978-3-423-64083-1, ab 14 Jahren Bei genialokal.de* | Bei Thalia (DE)* | Bei Orell Füssli (CH)* | Bei Buchhaus (CH)* | Bei Thalia (AT)* Ratgeber rund um Rassismus für Klein und Gross Schon für Kinder gibt es neu ein Sachbuch über Rassismus, das auch Tipps mitliefert, wie man sich antirassistisch verhält. Für Erwachsene gibt es sowohl Ratgeber zur eigenen Auseinandersetzung mit Rassismus und antirassistischem Verhalten sowie Ratgeber zur antirassistischen Erziehung bzw. Begleitung. Rassismus geht uns alle an - Josephine Apraku, Jule Bönkost, Meikey To, Carlsen Verlag 2022, Taschenbuch, ISBN: 978-3-551-25468-9, ab 8 Jahren > Ausführlicher Blogbeitrag Bei genialokal (DE)* | Bei Thalia (DE)* | Bei Orell Füssli kaufen (CH)* | Bei Buchhaus (CH)* | Bei Thalia (AT)* Wie erkläre ich Kindern Rassismus? - Josephine Apraku, Le Hong, familiar faces 2021, Taschenbuch, ISBN: 978-3-9823681-0-8 > Ausführlicher Blogbeitrag Bei genialokal (DE)* | Bei Thalia (DE)* | Bei Orell Füssli (CH)* | Bei Buchhaus (CH)* | Bei Thalia (AT)* Gib mir mal die Hautfarbe. Mit Kindern über Rassismus sprechen - Olaolu Fajembola, Tebogo Nimindé-Dundadengar, Beltz & Gelberg 2021, Taschenbuch, ISBN: 978-3-407-86689-9 > Ausführlicher Blogbeitrag Bei genialokal (DE)* | Bei Thalia (DE)* | Bei Orell Füssli (CH)* | Bei Buchhaus (CH)* | Bei Thalia (AT)* Und jetzt du. Rassismuskritisch leben - Tupoka Ogette, Penguin 2022, Hardcover, ISBN: 978-3-328-60218-7 Bei genialokal.de* | Bei Thalia (DE)* | Bei Orell Füssli (CH)* | Bei Buchhaus (CH)* | Bei Thalia (AT)* Nicht im Bild, aber für Jugendliche sehr zu empfehlen, ist folgendes Buch: Das Buch vom Antirassismus - 20 Lektionen, um Rassismus zu verstehen und zu bekämpfen - Tiffany Jewell, Zuckersüss Verlag 2020, Hardcover, ISBN: 978-3-9821379-3-3, Ab 13 Jahren > Ausführlicher Blogbeitrag Bei genialokal (DE)* | Bei Thalia kaufen (DE)* | Bei Orell Füssli (CH)* | Bei Buchhaus (CH)* | Bei Thalia (AT)* Rassismus ist auch in der Schweiz ein Thema! Nochmals ans Herz legen möchte ich euch auch das Gesprächsbuch "Der Sommer, in dem ich Schwarz wurde" von Angélique Beldner und Martin R. Dean. Angélique Beldner ist Botschafterin des diesjährigen Vorlesetags. Das Buch macht an den eigenen Erfahrungen der beiden Autor*innen deutlich, dass Rassismus auch in der Schweiz ein Thema ist und BIPoC hierzulande genauso von Alltagsrassismus betroffen sind wie in Deutschland, den USA oder Grossbritannien. Umso wichtiger ist es, sich selber in der Hinsicht weiterzubilden und den Kindern eine vielfältigere Kinderbuchlandschaft zu präsentieren, als wir sie in unserer Kindheit kannten. Schweizer Vorlesetag: Mitmachen und gewinnen! Den Schweizer Vorlesetag unterstütze ich seit seiner ersten Durchführung im Jahr 2018 - damals noch mit einer eigenen Blogparade unter dem Motto "Im Vorlesefieber". In den Folgejahren und so auch dieses Jahr beteilige ich mich zusammen mit anderen Schweizer Familienblogs mit einem Blogbeitrag am Schweizer Vorlesetag - einer Initiative des Schweizerischen Insituts für Kinder- und Jugendmedien SIKJM. Bis zum Vorlesetag am 18. Mai 2022 könnt ihr die Blogbeiträge aus dem Netzwerk Schweizer Familienblogs auf folgenden Websites entdecken: Die Angelones: Vielfältige Kinder- und Jugendbücher Lieblingsbande: Krabat – leichter vor-lesen – Buchklassiker als "Easy Readers" Mama kann das: Dialogisches Lesen - Vorlesen in Kinderhänden Mamarocks: Held oder Schurke? Von meiner Hassliebe zu Globi Switzerland Travel Family: Vorlesen mit Kindern im Kindergartenalter Wer Lust hat, den Schweizer Vorlesetag live zu erleben, kann das zum Beispiel am 18. Mai im Coworking Space Tadah: Dort findet ein Vorlesenachmittag mit Autor Alain Eicher statt, der aus dem neusten Buch um die coolen Steinböcke Gian & Giachen (NordSüd Verlag) vorliest! Werdet auch Teil des Schweizer Vorlesetags – sei es bei euch zu Hause, im Kindergarten, in der Schule, im Verein oder als öffentliche Vorleseveranstaltung. Unter allen, die eine Vorleseaktion eintragen, werden fünf Bücherpakete verlost! Viel Spass beim (antirassistischen) Vorlesen und viel Glück bei der Verlosung! Eure Eliane Werbung: Dieser Blogpost entstand in Kooperation mit dem Schweizerischen Institut für Kinder- und Jugendmedien SIKJM. * Links mit * sind Affiliate-Links / Werbelinks. Wenn du das Buch über diesen Link kaufst, bekomme ich vom jeweiligen Shop eine kleine Provision. Am Buchpreis ändert sich für dich nichts. Du hilfst mir aber so, den Blog ein kleines Bisschen zu refinanzieren. Vielen Dank!
- Steck mal in meiner Haut! Antirassismus, Aufklärung und Empowerment
Mit "Steck mal in meiner Haut!" bieten Saskia Hödl, Pia Amofa-Antwi und Emily Claire Völker Eltern und Pädagog*innen ein Sachbilderbuch, mit dem sie schon mit Kindern ab 5 Jahren ins Gespräch über Rassismus und Antirassismus kommen kann. Die Autorinnen legen die Basis für die jungen Zuhörer*innen, indem sie über Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Menschen rund um den Erdball sprechen. Alle haben wir dieselben Rechte, Menschenrechte! Aber wir sehen unterschiedlich aus und erleben unterschiedliche Dinge. Und auch unsere eigene Persönlichkeit ist sehr facettenreich und verändert sich manchmal mit der Zeit. Auf dieser Grundlage erklären Saskia Hödl und Pia Amofa-Antwi einfach und kindgerecht, was Rassismus ist: "Wenn Menschen wegen ihrer Hautfarbe, weil sie eine andere Religion haben oder woanders geboren wurden, schlecht behandelt werden, nennt man das Rassismus." (S. 9) Rassismus erkennen und klar dagegen einstehen! Sie gehen darauf ein, wie sich Rassismus anfühlt, weshalb er ungerecht ist und wie wir versuchen können, die Welt gerechter zu gestalten. Die einfachen Passagen für Kinder werden - wie in anderen Büchern der Reihe - ergänzt um vertiefende Informationen für Eltern und Pädagog*innen. Sie unterstützen das Vorlesen des Buches und das Sprechen über das Gelesene und eigene Erfahrungen und Strategien im Umgang mit rassistischem Verhalten. So erfahren Eltern etwa, dass es bei Rassismus um mehr als um Vorurteile geht. Die Kombination mit Macht ist es, die Vorurteile so toxisch macht und zu individueller und gesellschaftlicher Diskriminierung führt. Eltern und anderen Bezugspersonen wird auch Mut gemacht, über Rassismus zu sprechen, hinzuschauen, die Gefühle Betroffener nicht kleinzureden, Verantwortung zu übernehmen und Rassismus zu benennen. In der Folge geht es um die Einzigartigkeit jedes Menschen und um seine jeweiligen Grenzen - ob es nun um das Anfassen von Haaren geht oder das Beantworten unangebrachter oder übergriffiger Fragen, zum Beispiel zur Herkunft oder zur Familie. Auch der Umgang mit Namen, die uns vielleicht nicht so geläufig sind, wird thematisiert - eine Grundlektion in respektvollem Verhalten, nicht nur, aber natürlich auch im Zusammenhang mit Rassismus. Schwere Themen leicht verständlich vermittelt Toll finde ich auch, dass das Thema Fasnacht, Fasching, Karneval, Halloween (man könnte auch Mottopartys dazuzählen) angesprochen wird und zwar ohne die Abbildung stereotyper Verkleidungen. Ebenso kommen problematische Kinderlieder, Bücher und Spielsachen zur Sprache. Nach einem Ausflug in unterschiedliche Küchen, Wohnformen und Religionen geht es um Migration und Flucht und auch die Problematik der Gastarbeiter*innen (auch Kontingentflüchtlinge, Aussiedler*innen, Vertragsarbeiter*innen). Auch die schweren Themen von Kolonialismus, Sklaverei und Holocaust (bzw. Shoah) werden nicht ausgespart, aber vereinfacht und ohne Gewaltdarstellungen vermittelt. Besonders spannend finde ich die Doppelseite mit Kulturgütern, die sich irgendwo auf der Welt befinden. Dazu könnte man eine tolle Schulstunde gestalten! Wusstet ihr zum Beispiel, dass sich die Federkrone Moctezumas im Weltmuseum Wien befindet? Erst 2021 hatte Österreich eine Leihe an Mexiko zum Gedenken an den Fall der Aztekenhauptstadt Tenochtitlan an die Spanier vor 500 Jahren abgelehnt (vgl. Salzburger Nachrichten, 15.08.2021). Aufstehen gegen Rassismus Abschliessend geht es darum, sich gegen Rassismus einzusetzen, sei es nun im Alltag, durch das Gedenken an rassistische Verbrechen oder durch den politischen Einsatz gegen Rassismus (zum Beispiel in Form von Statuen oder Strassennamen). Das Buch schliesst mit einem für die Erwachsenen sehr wertvollen Glossar, das auch nochmals einige Zusatzinformationen zumindest anreisst. Weiterlesen kann man zum Beispiel in "Gib mir mal die Hautfarbe" oder für seine eigene antirassistische Bildung in "Exit Racism" oder "Und jetzt du!" von Tupoka Ogette. Die Vielfalt spiegelt sich in den Bildern Die Illustrationen von Emily Claire Völker sind sehr vielfältig - natürlich in Bezug auf unterschiedliche Hauttöne, aber auch unterschiedliche Körperformen, Behinderungen, Religionen, Kleidungsstile und Körperschmuck (wie Tattoos), Familienformen oder klischeefreie Geschlechterrollen (z. B. sorgende Väter). Das Buch verwendet Selbstbezeichnungen wie BIPoC und Schwarz und ist gendersensibel formuliert. Bei Ersterem finde ich es etwas schade, dass weiss und Weisse nicht kursiv gesetzt wurden, wie das in der rassismuskritischen Sprache oft gemacht wird. Bei Letzterem ist der gute Wille nicht immer auch ganz umgesetzt, so kommen z. B. Aussiedler, Vertragsarbeiter etc. im generischen Maskulinum daher. Fazit Das Sachbilderbuch "Steck mal in meiner Haut! Antirassismus, Aufklärung und Empowerment" spricht praktisch jedes Thema an, das es rund um Rassismus anzusprechen gibt. Saskia Hödl und Pia Amofa-Antwi gelingt es, komplexe Sachverhalte kindgerecht zu erklären und den Eltern und Pädagog*innen wertvolle Hintergrundinformationen mitzuliefern. Sie sprechen die Zuhörer*innen - egal ob Kinder of Color oder weisse Kinder - direkt an, ermutigen sie und vermitteln Freude an der Diversität. Ein Kinderbuch, das ich von Herzen empfehlen kann, egal ob für Zuhause, für die Bibliothek, für den Kindergarten oder die Schule. Die Fakten Steck mal in meiner Haut! Antirassismus, Aufklärung und Empowerment - Mit Tipps für Eltern und Pädagog*innen Saskia Hödl, Pia Amofa-Antwi (Text) Emily Claire Völker (Illustration) EMF Verlag 48 Seiten Erschienen am 26.04.2022 Hardcover ISBN: 978-3-7459-0941-8 Ab 5 Jahren Buch bei genialokal kaufen (DE)* Buch bei Thalia kaufen (DE)* Buch bei Orell Füssli kaufen (CH)* Buch bei Buchhaus kaufen (CH)* Buch bei Thalia kaufen (AT)* PS: Herzlichen Dank an den EMF Verlag für das Rezensionsexemplar. Antirassistische Bücher für Kinder und Erwachsene bei mint & malve In einer losen Serie stelle ich euch antirassistische Kinder- und Jugendbücher und begleitende Bücher zum Thema für Erwachsene vor. Einen umfassenden Blogbeitrag zum Thema mit vielen weiteren Buchtipps habe ich zum Schweizer Vorlesetag geschrieben und möchte ich euch besonders ans Herz legen: Vorlesen: Vielfältige Kinderbücher gegen Rassismus Ching Chang Stop - Dian Gohring (Carl-Auer Kids 2022) Rassismus geht uns alle an - Josephine Apraku, Jule Bönkost, Meikey To (Carlsen 2022) Gib mir mal die Hautfarbe. Mit Kindern über Rassismus sprechen - Olaolu Fajembola, Tebogo Nimindé-Dundadengar (Beltz & Gelberg 2021) Harriet Tubman. Fluchthelferin bei der Underground Railroad. Aus der Sklaverei in die Freiheit - Ann Petry (Nagel & Kimche 2022) Odo und der Beginn einer grossen Reise - Dayan Kodua, Robby Krüger (Gratitude Verlag 2021) Sulwe - Lupita Nyong'o, Vashti Harrison (Mentor Verlag 2021) Wie erkläre ich Kindern Rassismus? - Josephine Apraku und Le Hong (familiar faces 2021) Die Farbe der Haut mit allen Sinnen - Joceline Altevogt, Justine Canga, Thomas Delaroziere (Nalingi 2021) Harriet Tubman - Little People, Big Dreams - María Isabel Sánchez Vegara, Pili Aguado (Insel Verlag 2021) Das Buch vom Antirassismus. 20 Lektionen, um Rassismus zu verstehen und zu bekämpfen - Tiffany Jewell, Aurélia Durand (Zuckersüss Verlag 2020) Weitere Buchtipps für Kinder und Jugendliche und Lektüretipps für die Eltern oder Lehrpersonen finden sich unter dem Stichwort Rassismus bzw. allgemeiner Diversität und Vielfalt. * Links mit * sind Affiliate-Links / Werbelinks. Wenn du das Buch über diesen Link kaufst, bekomme ich vom jeweiligen Shop eine kleine Provision. Am Buchpreis ändert sich für dich nichts. Du hilfst mir aber so, den Blog ein kleines Bisschen zu refinanzieren. Vielen Dank!
- Komm, wir zeigen dir unseren Wald
(Werbung/Verlosung) Im zweiten Wimmelbuch von Constanze von Kitzing heisst es bei den Kindern der Kita Kunterbunt: "Komm, wir zeigen dir unseren Wald"! Kommt ihr mit auf Entdeckungstour? Anlässlich vom Welttag des Buches könnt ihr auch ein Exemplar gewinnen! In Constanze von Kitzings Wimmelgeschichten 2 "Komm, wir zeigen dir unseren Wald" treffen wir auf viele bekannte Gesichter: Da sind Rosa, Alva, Oskar, Thabo und sein Papa Tshepo, Lilli und ihre Mama Sarah mit Baby Élian, Ayo, Nura, Carla, Jonte, die Erzieher*innen Isaak, Nadine und Aynur und so einige mehr. Natürlich sind auch das süsse Nilpferd und das witzige Krokodil wieder mit von der Partie. Kennt ihr sie schon aus Band 1 "Komm, wir zeigen dir unsere Kita?". Kleine Naturforscher*innen Schon auf dem Weg gibt es ganz viel zu entdecken und die Kinder helfen fleissig beim Müll Einsammeln. Danach treffen sie die Försterin des Waldes und dürfen ihr beim Pflanzen junger Bäumchen helfen. Dann geht's weiter zum Tiergehege mit einheimischen Wildtieren. Natürlich darf bei einem solchen Ausflug auch ein schönes Picknick und das Spielen am Bach nicht fehlen. Wer entdeckt den singenden Maulwurf? Auch auf dem Waldboden gibt es ganz viel zu entdecken und die Kinder gestalten aus ihren kleinen Schätzen ein Naturmandala. Spätestens auf dem Barfusspfad haben die Kinder den Wald wirklich mit all ihren Sinnen erlebt und erforscht. Die Bilder sind wimmelig, aber nicht überladen, so dass man bei jedem Betrachten wieder etwas Neues entdecken kann. Sowohl ein schnelles Durchblättern als auch das Lesen all der Sprechblasen und kleinen Textpassagen machen Spass - je nach Laune und Konzentrationsfähigkeit der zuhörenden Kinder. Vielfalt in zahlreichen Facetten Auch in Sachen Vielfalt bleibt sich Constanze von Kitzing treu: Da gibt es unterschiedliche Hauttöne, Brillen, ein Augenpflaster, einen Rollstuhl, eine Prothese, verschiedene Körperformen und Haarfarben. Die Erzieher*innen und die begleitenden Eltern sind geschlechtlich durchmischt und mit dem zweiten Bild trägt die Autorin und Illustratorin sogar zur Normalisierung des Stillens in der Öffentlichkeit bei. Auf einer Seite ist auch ein älteres Paar mit Rollator zu entdecken. Fazit Mit "Komm, wir zeigen dir unseren Wald" ist Constanze von Kitzing ein weiteres Bilderbuch gelungen, das Kinder (und Erwachsene) aktiv, selbstwirksam, mit all ihren Emotionen und vielfältig darstellt. Ganz nebenbei vermittelt das Wimmelbuch auch den sorgsamen Umgang mit der Natur und das Staunen über deren Wunder. Der nächste Waldtag der Kita kann kommen! Die Fakten Komm, wir zeigen dir unseren Wald Constanze von Kitzings Wimmelgeschichten 2 Constanze von Kitzing (Text + Illustration) Carlsen Verlag 14 Seiten Erschienen am 18.03.2022 Hardcover ISBN: 978-3-551-17259-4 Ab 2 Jahren Buch kaufen bei genialokal (DE)* Buch kaufen bei Thalia (DE)* Buch kaufen bei Orell Füssli (CH)* Buch kaufen bei Buchhaus (CH)* Buch kaufen bei Thalia (AT)* PS: Herzlichen Dank an den Carlsen Verlag für das Rezensions- und das Verlosungsexemplar. Mehr von Constanze von Kitzing bei mint & malve Komm, wir zeigen dir unsere Kita. Constanze von Kitzings Wimmelgeschichten 1 - Constanze von Kitzing (Carlsen 2021) Ich bin anders als du - ich bin wie du: Das grosse Bilderbuch zum Vor- und Mitlesen (Carlsen 2021) Unheimlich peinlich - Das Tagebuch der Ruby Black - Cally Stronk und Constanze von Kitzing (dtv junior 2020) Ich bin anders als du - Ich bin wie du - mit Interview! (Carlsen 2019) Ich bin jetzt... / Ich mag... (Carlsen) VERLOSUNG IM RAHMEN DER BLOGGER*INNEN-AKTION #HeuteEinBuch Der 23. April ist jeweils Welttag des Buches. Klar, dass ich da auch wieder ein Buch für euch im Gepäck habe! Im Rahmen der Blogger*innen-Aktion "Heute ein Buch! Aus Liebe zum Lesen" verlose ich 1 Exemplar von "Komm, wir zeigen dir unseren Wald" von Constanze von Kitzing. Ihr könnt jeweils hier, auf Instagram und auf Facebook ein Los holen. So geht's: Um hier in den Lostopf zu hüpfen, beantworte mir einfach in den Kommentaren die Frage, welches dein letztes Abenteuer im Wald war. Und hier geht's zu den beiden anderen Lostöpfen: Facebook Instagram Die Verlosung startet mit Freischaltung der Posts und endet am Dienstag, 26.04.2022, 23:59 Uhr. Viel Glück! Eure Eliane Teilnahmebedingungen: Du bist mindestens 18 Jahre alt und wohnst in der Schweiz, Deutschland oder Österreich. Das Los entscheidet über die Gewinner*innen. Im Falle des Gewinns wirst du hier bzw. auf Facebook oder Instagram benachrichtigt. Rechtsweg und Barauszahlung sind ausgeschlossen. Der Versand erfolgt über durch mich. Das Gewinnspiel hat nichts mit Facebook oder Instagram zu tun. Schaut auch bei den anderen Bloggerinnen der Aktion vorbei - auch bei ihnen gibt es was zu gewinnen! Alu – https://www.grossekoepfe.de/ Anna – https://kinderbuch-detektive.de/ Anne – https://www.xmalanderssein.de/ Brigitte – https://www.wallinger.at/ Iris – https://zickleinundboeckchen.de/ Janet – https://www.kinderbuchlesen.de/ Jenny – https://www.kinderchaos-familienblog.de/ Julia - https://juliliest.net/ Katja – https://kuestenkidsunterwegs.blogspot.com/ Marsha – https://mutterundsoehnchen.com/ Miri – https://geschichtenwolke.de/ Sari – https://www.heldenhaushalt.de/sari02/ Steffi – https://www.biber-butzemann.de/blog Steffi – www.instagram.com/kleinerleser Susanne – https://familienbuecherei.blogspot.com/ Sylvi – https://momsfavoritesandmore.de/ * Links mit * sind Affiliate-Links / Werbelinks. Wenn du das Buch über diesen Link kaufst, bekomme ich vom jeweiligen Shop eine kleine Provision. Am Buchpreis ändert sich für dich nichts. Du hilfst mir aber so, den Blog ein kleines Bisschen zu refinanzieren. Vielen Dank!
- Ching Chang Stop
Dian Gohring hat aus eigener Betroffenheit ein Buch über Rassismus geschrieben und illustriert. "Ching Chang Stop" ist ein Kinder- bzw. Jugendbuch, das über Alltagsrassismus aufklärt, ihn anprangert und Betroffenen Mut macht, sich zu wehren. Dian Gohring ist in Hildesheim geboren und in Bayern aufgewachsen. Auf die Frage, woher sie komme, antwortet sie also selbstverständlich mit "Bayern". Nur leider ist es bis heute nicht selbstverständlich, dass der oder die Fragende damit zufrieden ist. Viel zu oft kommt da die Nachfrage, woher sie denn ursprünglich komme. "Eigentlich hätte ich lieber ein Kochbuch geschrieben, aber Rassismus ist leider immer noch allgegenwärtig." Das sagt Dian Gohring im Klappentext und begründet damit ihre Motivation, "Ching Chang Stop" zu schreiben und illustrieren. Sie hat dies nicht auf einer theoretischen, sondern auf der ganz persönlichen Ebene, auf der Grundlage ihrer eigenen Erfahrungen, gemacht. Das Buch entstand im Rahmen ihrer Bachelorarbeit in Kommunikationsdesign an der Hochschule Trier und ist 2022 bei Carl-Auer Kids erschienen. Rassistische Erfahrungen durchziehen das ganze Leben Drei Kapitel orientieren sich an den Lebensphasen - Kindheit, Jugend, Erwachsensein - und ein zusätzliches Kapitel gibt Tipps im Umgang mit Alltagsrassismus. Die Erfahrungen spiegeln teils Situationen, von denen alle BIPoC aufgrund ihrer Erscheinung betroffen sein können - wie die erwähnte "Woher-kommst-du?"-Frage. Teils geht es speziell um antiasiatischen Rassismus - etwa wenn die Autorin mit dem Virus in Verbindung gebracht oder für die Frau ihres Vaters gehalten wird. Im Teil über ihre Kindheit macht Dian Gohring deutlich, wie früh und alltäglich sie bereits als Kind Rassismus ausgesetzt war und wie stark sie dies verunsichert, ausgegrenzt und belastet hat. Aus den Worten und Bildern spricht viel Wut und ein starkes Gefühl des Verlorenseins, der Ohnmacht. In der Jugend kommen rassistische Erfahrungen in Kombination mit Sexismus hinzu. Im Erwachsenenalter spricht sie das Herunterspielen von rassistischem Handeln oder Sprechen an. Und sie beginnt, sich zu wehren, die Menschen mit ihren rassistischen Äusserungen zu konfrontieren und schafft so einen fliessenden Übergang zum empowernden Kapitel mit Tipps im Umgang mit Alltagsrassismus. Die Illustrationen aus Buntstiften und Aquarell transportieren die Emotionen von Dian Gohring sehr stark - sei dies über die Mimik der abgebildeten Personen, vielsagende Gesten oder die wild brodelnden Gedanken. Entsprechend dominieren in den ersten Kapiteln kalte Blautöne. Das Für-sich-Einstehen und die Hoffnung auf ein toleranteres Miteinander in den folgenden Kapiteln wird illustratorisch schön aufgegriffen durch wärmere Farben und das Symbol von Sternen, die im Hintergrund bzw. am Horizont leuchten. Die Altersempfehlung des Verlags liegt bei 6 Jahren. Das halte ich in der Regel für zu früh. Gerade viele Situationen in den Kapiteln Jugend und Erwachsensein werden für Kinder in dem Alter noch kaum verständlich sein - sind sie doch zu weit von ihrer Lebenswelt entfernt. Das Buch als Gesamtwerk würde ich also eher älteren Kindern und Jugendlichen empfehlen - egal, ob nun weiss oder BIPoC. Der Weg zum Buch Wer sich noch mehr für die Hintergründe und die Entstehung des Buches interessiert, kann sich die Präsentation der Bachelerarbeit als Video anschauen. Sehr sehenswert! Fazit Dian Gohring gibt mit "Ching Chang Stop" einen eindrücklichen, emotionalen Einblick in ihre Erfahrungen mit Alltagsrassismus. Es mag sich um individuelle Erfahrungen handeln, sie sind aber keineswegs Einzelfälle, sondern im strukturellen Rassismus verankert. Das Buch ist deshalb ein wichtiges Zeugnis von Diskriminierungserfahrungen, die uns alle aufhorchen lassen sollten! Die Fakten Ching Chang Stop Dian Gohring (Text + Illustration) Carl-Auer Kids 76 Seiten Erschienen am 04.03.2022 Hardcover ISBN: 978-3-96843-026-3 Ab 10 Jahren Buch kaufen bei genialokal (DE)* Buch bei Thalia kaufen (DE)* Buch bei Orell Füssli kaufen (CH)* Buch bei Buchhaus kaufen (CH)* Buch bei Thalia kaufen (AT)* PS: Herzlichen Dank an den Carl-Auer Verlag für das Rezensionsexemplar. Antirassistische Bücher für Kinder und Erwachsene bei mint & malve In einer losen Serie stelle ich euch antirassistische Kinder- und Jugendbücher und begleitende Bücher zum Thema für Erwachsene vor. Rassismus geht uns alle an - Josephine Apraku, Jule Bönkost, Meikey To (Carlsen 2022) Gib mir mal die Hautfarbe. Mit Kindern über Rassismus sprechen - Olaolu Fajembola, Tebogo Nimindé-Dundadengar (Beltz & Gelberg 2021) Harriet Tubman. Fluchthelferin bei der Underground Railroad. Aus der Sklaverei in die Freiheit - Ann Petry (Nagel & Kimche 2022) Odo und der Beginn einer grossen Reise - Dayan Kodua, Robby Krüger (Gratitude Verlag 2021) Sulwe - Lupita Nyong'o, Vashti Harrison (Mentor Verlag 2021) Wie erkläre ich Kindern Rassismus? - Josephine Apraku und Le Hong (familiar faces 2021) Die Farbe der Haut mit allen Sinnen - Joceline Altevogt, Justine Canga, Thomas Delaroziere (Nalingi 2021) Harriet Tubman - Little People, Big Dreams - María Isabel Sánchez Vegara, Pili Aguado (Insel Verlag 2021) Das Buch vom Antirassismus. 20 Lektionen, um Rassismus zu verstehen und zu bekämpfen - Tiffany Jewell, Aurélia Durand (Zuckersüss Verlag 2020) * Links mit * sind Affiliate-Links / Werbelinks. Wenn du das Buch über diesen Link kaufst, bekomme ich vom jeweiligen Shop eine kleine Provision. Am Buchpreis ändert sich für dich nichts. Du hilfst mir aber so, den Blog ein kleines Bisschen zu refinanzieren. Vielen Dank!
- Der Traum von einem Amerika ohne Rassismus
(Werbung) Mit "Nach der Flut das Feuer" wurde James Baldwin 1963 praktisch über Nacht berühmt. In seinen beiden Essays erklärt er eindringlich das Rassismus-Problem Amerikas und weshalb es beide - Schwarze und Weisse - braucht, um den strukturell verankerten Rassismus zu überwinden. Hundert Jahre Freiheit 1963 jährte sich die Emanzipationsproklamation zum 100. Mal. Sie erklärte 1863 die Sklaven in den Südstaaten für frei. James Baldwin kommentiert dieses Jubiläum in "Nach der Flut das Feuer" mit dem Satz: "Dieses Land feiert hundert Jahre Freiheit hundert Jahre zu früh." (S. 19) Damit macht er klar, dass die Schwarzen Amerikaner*innen auch 1963 noch weit davon entfernt waren, gleichberechtigt mit den Weissen zu leben. Immer noch waren sie aufgrund ihrer Hautfarbe übermässiger Polizeigewalt ausgesetzt, Diskriminierung in der Schule, im Arbeitsleben, im Gesundheitssystem etc. Und wenn wir heute die Ereignisse, die Proteste rund um "Black Lives Matter" und die Aussagen der betroffenen Schwarzen Menschen und People of Color (der sogenannten #ownvoices) hören, kriegen wir den Eindruck, dass wir noch lange nicht am Ziel sind. Es bleiben nur die Hoffnung und der Kampf, dass es nicht nochmals 100 Jahre dauert, bis Rassismus keine Rolle mehr spielt - in Amerika, aber genauso in der Schweiz, in Deutschland oder Österreich. "...und das ist das Verbrechen, das ich meinem Land und meinen Landsleuten anlaste und das weder ich noch die Zeit noch die Geschichte ihnen jemals vergeben wird -, dass sie hunderttausendfach Leben zerstört haben und immer noch zerstören und nichts davon wissen und nichts davon wissen wollen." (S. 16) Signalfeuer in der Dunkelheit "Nach der Flut das Feuer" (im Original: The Fire Next Time) besteht aus zwei Essays. Im ersten richtet sich James Baldwin an seinen Neffen James. Darin analysiert er, wie Rassismus wirkt und was er für die Betroffenen wie seinen Neffen bedeutet. Das ist nicht nur entlarvend, das ist auch richtig deprimierend und gibt zu denken. "Du bist in eine Gesellschaft hineingeboren, die Dir mit brutaler Offenheit und auf vielfältigste Weise zu verstehen gibt, dass Du ein wertloser Mensch bist." (S. 17) Im zweiten Essay erzählt James Baldwin viel darüber, wie er als Schwarzer Junge in Harlem aufgewachsen ist, wie er zum Prediger wurde und dann einen anderen Weg in Richtung Schriftsteller einschlug, wie es historisch überhaupt zum Rassismus kam und wie es Amerika gelingen könnte, den Rassismus zu überwinden. Seine Schilderungen der Situation in den 1960er-Jahren sind sehr eindringlich und machen deutlich, WIE stark rassistische Stereotypen wirken. WIE bestimmend struktureller Rassismus für das Leben der Schwarzen Menschen war und ist. Es handelt sich eigentlich um eine ständige Bombardierung, nicht "nur" mit offenem Rassismus und vielleicht nicht mal böse gemeinten Alltagsrassismen. Rassismus wirkt von Anfang an, ganz, ganz tief über die Sozialisierung, über die angepassten Wünsche, über die Anpassung des Denkbaren an die Vorstellungen und Werte der dominanten weissen Mehrheit. "Nie würden wir unseren Verhältnissen entkommen, indem wir arbeiteten und jeden Penny sparten; nie würden wir durch Arbeit so viele Pennys zusammenbekommen, und ausserdem zeigte doch die Haltung der Gesellschaft selbst gegenüber den erfolgreichsten Schwarzen, dass wir, um frei zu sein, mehr brauchten als ein Bankkonto." (S. 22) Und trotz dem Hass, den Baldwin von den Weissen spürte, trotz der dauernden Erniedrigungen, der Gewalt und der Ignoranz, verfiel er selbst nicht dem Hass. Das wäre für mich durchaus nachvollziehbar gewesen. "Es erfordert grosse geistige Widerstandskraft, den Hassenden nicht zu hassen, dessen Fuss man im Nacken hat, und ein sogar noch grösseres Wunder an Milde und Einsicht, den Kindern beizubringen, dass sie nicht hassen sollen." (S. 68) Vielmehr vertritt er im Buch die Überzeugung, dass sich beide - Schwarze und Weisse - gemeinsam befreien müssen. Der Preis für die Befreiung der Weissen ist die Befreiung der Schwarzen..." (S. 66) Nicht immer habe ich ganz verstanden, was Baldwin uns sagen möchte. Nicht alle Bezüge erschliessen sich Leser*innen, die sich erst neu mit dem Thema auseinandersetzen. Und nicht immer wusste ich seine Aussagen als ironisch oder ernst zu deuten. Dennoch vermittelt Baldwins Text sehr eindrücklich, was es hiess (und immer noch heisst), als Schwarzer Mensch in einer Gesellschaft zu leben, die voll ist von strukturellem Rassismus, in der kein Tag vergeht, an dem man sich seiner Zugehörigkeit zu einer diskriminierten Minderheit und seiner Hautfarbe nicht bewusst sein muss. Denn wie zum Beispiel auch Tupoka Ogette in "Exit Racism" klar macht: Sich seiner Hautfarbe nicht bewusst zu sein, ist ein Privileg. Ein Privileg, das in Amerika wie in Europa nur die weissen Menschen geniessen. Sehr erhellend und hilfreich zur Einbettung der beiden Texte von Baldwin sind auch das Vorwort von Jana Pareigis und das Nachwort von Übersetzerin Miriam Mandelkow zur Verwendung des N-Worts. Fazit James Baldwins "Nach der Flut das Feuer" ist eine äusserst lesenswerte Auseinandersetzung mit dem Rassismus im Amerika der 1960er-Jahre. Die beiden Essays und die darin enthaltenen Analysen weisen aber weit ins 21. Jahrhundert hinein und weit über Amerika hinaus. Kein Wunder, sind sie zu Grundlagentexten für viele rassismuskritische Texte geworden. Für alle, die sich für die Problematik interessieren, sich des strukturellen Rassismus auch in unserer Gesellschaft bewusst werden wollen und nicht vor komplexen Texten zurückschrecken, empfehle ich Baldwins Werk sehr. Die Fakten Nach der Flut das Feuer James Baldwin Miriam Mandelkow (Übersetzung aus dem Englischen) Jana Pareigis (Vorwort) dtv 128 Seiten Erschienen am 31.01.2019 Hardcover ISBN: 978-3-423-28181-2 (E-Book, ISBN: 978-3-423-43585-7) PS: Im Bild ist neben dem Hardcover auch das E-Book. Der E-Reader wurde mir von PocketBook zur Verfügung gestellt, das Rezensionsexemplar von dtv. Like it? Pin it! Magst du diesen antirassistischen Buchtipp? Dann freue ich mich sehr, wenn du dir den Pin auf Pinterest merkst.

















