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- Lesen, wo und wann du willst
(Werbung) Vor den Ferien steht wieder die grosse Frage im Raum, welche Bücher denn mit dürfen. Wer kein oder wenig Platz für Printbücher hat, ist mit dem E-Reader von PocketBook gut bedient. Da kann die ganze Bibliothek mit! Die Qual der Wahl Fällt es euch auch immer so schwer, euch für den Urlaub auf drei, vier Bücher in Papierform zu beschränken? Mehr passt ja oft nicht in den Koffer, mag man nicht mitschleppen oder liest man realistischerweise auch nicht. Zumindest, wenn es mit Kindern in den Aktivurlaub geht und nicht auf eine einsame Insel oder alleine in den nächsten Strandkorb an der Ostsee. Ich nehme deshalb neben einigen gedruckten Büchern immer auch meinen E-Reader mit in die Ferien. So kann ich viel mehr Bücher mitnehmen und mich dann vor Ort nach Lust und Laune für das nächste Buch entscheiden. E-Reader - der perfekte Begleiter nicht nur in den Ferien Der E-Reader ist aber natürlich nicht nur im Urlaub praktisch, sondern auch im Alltag. Ich durfte den Touch HD 3 von PocketBook testen und habe mal notiert, welche Vorteile das PocketBook bietet. 9 gute Grüne fürs PocketBook Mit dem E-Reader kann man eine ganze Bibliothek mitnehmen (16 GB interner Speicher, plus eine Cloud). Das PocketBook ist sehr leicht. Der Touch HD 3 zum Beispiel nur 155 Gramm. So hat man die Lektüre immer zur Hand: Beim pendeln, in einer freien Minute im Wartezimmer, am Strand oder zuhause. Man kann sich über den Shop oder die Onleihe seiner Bücherei jederzeit neue Bücher auf den E-Reader laden. In der Tasche oder im Koffer drohen mit dem PocketBook keine umgeknickten Seiten oder beschädigte Umschläge. Ein Graus für Buchliebhaber*innen! Mit dem E-Reader kann man auch in der Nacht bestens lesen, ohne zusätzliches Licht! Man braucht nur eine Hand zum Halten und "Umblättern". Deshalb kann man das PocketBook auch bestens benutzen, wenn man Kinder in den Schlaf begleitet, stillt oder wenn jemand ungestört neben einem schlafen möchte. Im PocketBook kann man sehr gut markieren und sich Notizen machen. So findet man die entsprechenden Stellen schnell wieder. Hat man das PocketBook mal nicht dabei (obwohl es in jede Handtasche passt), kann man mit der App einfach auf dem Handy weiterlesen. Und: Ab einer gewissen Anzahl Bücher ist ein E-Reader nachhaltiger als Printbücher (gemäss "Vier fürs Klima" gilt das schon ab 8 Büchern). Gedrucktes Buch und E-Books gehen Hand in Hand Natürlich lasse ich mir als Buchliebhaberin gedruckte Bücher nicht nehmen! Ich liebe es, den Umschlag zu berühren, die Seiten umzublättern, am Buch zu schnuppern, die Cover abzulichten und die schönen Bücher vor und nach dem Lesen im Regal zu bewundern. Ich nutze deshalb den E-Reader gerne für die Ferien, aber auch sonst zwischendurch. Zum Beispiel, wenn es das Buch der Wahl bei der Onleihe meiner Bibliothek gibt, oder ich ein E-Book-Schnäppchen entdecke. Auch wenn ich nicht unbedingt das Hardcover oder Taschenbuch besitzen möchte und um Platz zu sparen, kaufe ich gewisse Bücher nur noch digital. Auch für digitale Leseproben ist der E-Reader natürlich sehr praktisch. Zuletzt gelesene E-Books In letzter Zeit habe ich so einige E-Books gelesen und ein paar auch schon rezensiert. Vielleicht ist ja für euch auch etwas dabei! Nach der Flut das Feuer - James Baldwin (dtv, 2019) Sie hat Bock - Katja Lewina (Dumont, 2020) Seide - Alessandro Baricco (Hoffmann und Campe, 2016) Exit Racism - Tupoka Ogette (Unrast Verlag, 2016) Der Schritt - Ulrike Schimming (Eigenverlag, 2020) Gnade - Toni Morisson (Rowohlt, 2019) Wie ist das bei euch? Lest ihr auch ab und zu auf dem E-Reader? Und wenn ja, was schätzt ihr daran? Oder kommen euch nur gedruckte Bücher ins Haus und in den Koffer? Diskutiert doch bei @mintundmalve auf Instagram mit! PS: Dieser Beitrag ist in Kooperation mit PocketBook entstanden. Er gibt meine subjektive und unabhängige Meinung wieder. Das E-Book von Dumont habe ich über NetGalley als Rezensionsexemplar erhalten. Die anderen sind selbstgekauft. #werbung #bezahlteKooperation #PocketBook #PocketMoment #EReader #EBooks #digitalLesen #mehrlesen #Ferienlektüre #Nachhaltigkeit
- All die Dinge, die mir fehlten. Ein New-York-Roman von Jacqueline Woodson
In ihrem Roman "Ein anderes Brooklyn" erzählt Jacqueline Woodson die Geschichte vom Aufwachsen eines Schwarzen Mädchens in Brooklyn. Eine wichtige weibliche Stimme aus der Schwarzen Community. Sich selbst in Büchern wiederfinden Die amerikanische Autorin Jacqueline Woodson, geboren 1963, macht in einem Zitat zum Ziel von "Ein anderes Brooklyn" deutlich, worum es ihr mit dem Roman geht: "Ich wollte über nichtweisse Menschen schreiben. Ich wollte über Mädchen schreiben. Ich wollte über Freundschaft schreiben und über all die Dinge, die mir fehlten in den Büchern, die ich gelesen habe." Diese Aussage zeigt eine Form des strukturellen Rassismus: Schwarze Menschen kommen in der Literatur nicht bzw. viel zu selten vor. Umso wichtiger ist es, #ownvoices zu lesen - für Schwarze Menschen, um sich mit dem Setting, den Protagonist*innen und den geschilderten Herausforderungen identifizieren zu können. Aber auch für weisse Menschen, um mithilfe von Literatur die Perspektive der Schwarzen Mitmenschen kennenzulernen und für deren Probleme sensibilisiert zu werden. Aufwachsen als Mädchen in Brooklyn "Ein anderes Brooklyn" erzählt aus der Perspektive der jungen August, wie es war, in den 70er-Jahren in Brooklyn aufzuwachsen. August kam im Alter von 8 Jahren mit ihrem Vater und ihrem Bruder (damals 4 Jahre alt) aus Tennessee nach Brooklyn. Zu Beginn unklar bleibt, was mit der Mutter geschehen ist. Klar ist, dass sie nicht mit der Familie umgezogen ist. August vermisst sie sehr und redet ihrem Bruder - und sich selbst - ein, dass sie jederzeit auftauchen könnte. Der Vater wendet sich in Brooklyn der Nation of Islam zu. Über die muslimische Gemeinschaft der Schwarzen in den USA gibt es auch bei James Baldwins "Nach der Flut das Feuer" einiges zu erfahren. August sucht Halt und Orientierung nicht in der Religion, sondern bei ihren drei Freundinnen Sylvia, Gigi und Angela. In kleinen Episoden erfahren wir mehr über die drei Freundinnen, über das Aufwachsen von August und über die Veränderung von Brooklyn. Damals verliessen Italiener, Iren und Juden nach und nach das Viertel, bis am Ende fast nur noch Schwarze in Brooklyn lebten. Omnipräsent waren Drogen und vom Krieg gebeutelte Vietnamveteranen. August beschreibt die Stimmung eindringlich: "Wo immer wir hinschauten, sahen wir Leute, die sich versuchten wegzuträumen. Als gäbe es irgendwo einen anderen Ort. Als gäbe es ein anderes Brooklyn." (S. 73) Atmosphärisch und fragmentarisch Der fragmentarische Roman mit gut 150 Seiten liest sich sehr leicht und schnell. Jacqueline Woodson gelingt es gut, die Stimmung in Brooklyn und die inneren und äusseren Kämpfe eines Schwarzen Mädchens bzw. einer jungen Frau heraufzubeschwören. Bei der Kürze gezwungenermassen etwas oberflächlich bleibt der Roman, was das Schicksal der drei Freundinnen angeht. Hier hätte die Autorin viel mehr auserzählen können. Denn das wäre sehr spannend gewesen angesichts der tragischen Geschichten. Angeschnitten werden so existenzielle Themen wie Drogenmissbrauch, ungewollte Schwangerschaften, die Bedeutung des sozialen Hintergrunds, Karrierechancen, Rassismus etc. Fazit Jacqueline Woodson erzählt in "Ein anderes Brooklyn" eindringlich vom Aufwachsen im New Yorker Bezirk Brooklyn in den 1970er-Jahren. Ich-Erzählerin August kämpft nicht nur mit dem Erwachsenwerden, sondern auch mit dem Verlust der Mutter, dem strukturellen Rassismus und den Gefahren, denen sie auf der Strasse ausgesetzt ist. Halt geben ihr ihre Freundinnen, die aber ihrerseits ebenfalls ihre Rucksäcke zu tragen haben. Ein sehr eindringliche, poetische Stimme, die Gehör verdient! Die Fakten Ein anderes Brooklyn Jacqueline Woodson Brigitte Jakobeit (Übersetzung aus dem amerikanischen Englisch) Piper 160 Seiten Erschienen am 05.08.2019 Taschenbuch ISBN: 978-3-492-23204-3 PS: Ich habe das Buch im Rahmen einer Leserunde von @mariaslesekreis auf Instagram gelesen. Like it? Pin it! Magst du diesen Buchtipp? Dann freue ich mich sehr, wenn du dir den dazugehörigen Pin merkst. #JacquelineWoodson #Piper #blacklivesmatter #blackbooksmatter #PoC #BIPoC #Amerika #NewYork #Aufwachsen #Erwachsenwerden #Rassismus #Frauenschreiben #Roman
- Rebellinnen unerwünscht
Victoria Mas entführt uns in ihrem Roman "Die Tanzenden" ins Paris des ausgehenden 19. Jahrhunderts. In eine Zeit, in der Frauen, die irgendwie aus dem Rahmen fielen, mal eben weggesperrt wurden. Psychiatrie und Frauenrechte Die junge französische Autorin Victoria Mas hat sich für "Die Tanzenden" zwei spannenden Themen angenommen: den Frauenrechten und der Psychiatrie am Ende des 19. Jahrhunderts. Dreh- und Angelpunkt ist die Salpêtrière (eigentlich Hôpital de la Salpêtrière) in Paris. Zu ihrer Zeit die wohl berühmteste psychiatrische Klinik Europas mit Platz für bis zu 8'000 Patient*innen, vornehmlich Frauen. Hier treffen sich Louise, Geneviève und Eugénie. Drei Frauen mit ganz unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlichen Schicksalen. "Eine Mülldeponie für all jene, die die öffentliche Ordnung gefährdeten. Eine Anstalt für Frauen, deren Empfindungen nicht den Erwartungen entsprachen. Ein Gefängnis für diejenigen, die sich einer eigenen Meinung schuldig gemacht hatten." (S. 34) Wenn die eigene Meinung zum Verhängnis wird Louise ist gerade 16 Jahre alt und sitzt schon seit rund 3 Jahren in der Salpêtrière. Eingewiesen wurde sie, weil sie von ihrem Onkel vergewaltigt wurde. Klingt absurd? Ist es natürlich aus heutiger Sicht. War aber damals ein gängiger Grund, um als alleinstehende und erst recht als mittellose Frau (Louise war ja eigentlich noch ein Kind) weggesperrt zu werden. Auch Eugénie landet in der Salpêtrière, allerdings sehr unerwartet. Denn sie stammt aus gutem Hause, aus bürgerlichen Kreisen, die ihre Probleme normalerweise selbst zu lösen pflegen. Ihr wird zum Verhängnis, dass sie mit Geistern spricht und nicht daran denkt, in den Hafen der Ehe einzulaufen. Auch das damals ein hinreichender Grund, von der Familie verstossen und in die Psychiatrie eingeliefert zu werden. Die beiden Patientinnen treffen in der Salpêtrière auf Geneviève, die Oberaufseherin der Geisteskranken, quasi die linke Hand des Professors. Sie stammt aus einem streng katholischen Haus auf dem Land, kann aber selber nicht viel mit der Kirche Anfangen. Sie glaubt mehr an die Wissenschaft als an Gott und hat früh beschlossen, ihr Glück auf eigene Faust in Paris zu suchen. Für ihren Beruf opfert die alleinstehende Krankenschwester alles auf. In der Salpêtrière findet jährlich zu Mittfasten ein grosser Ball statt, zu dem die Pariser Hautevolee eingeladen ist. Liebend gerne nehmen die Schönen und Reichen von Paris daran teil, begaffen die "Verrückten" wie in einem Zoo. An diesem Abend überstürzen sich die Ereignisse und die drei Frauenschicksale verändern sich unumkehrbar. Packender Roman mit Frauenfiguren im Fokus "Die Tanzenden" ist sehr spannend und leicht geschrieben. Die gut 200 Seiten hatte ich im Nu durch. Der Roman spricht spannende Themen wie den Umgang mit psychischen Erkrankungen und Frauenrechte an und basiert auf wahren Begebenheiten aus dem 19. Jahrhundert. Dass der Roman in Frankreich ein derartiger Erfolg war und Preise - unter anderem für das beste Debüt - abgesahnt hat, wundert mich allerdings ein wenig. Für mich sind die drei Erzählstimmen zu wenig unterscheidbar und zu wenig stringent. Das liegt wohl zu einem Teil am auktorialen Erzähler, der die Stimmen der drei Frauen verdeckt oder filtert und sprachlich glättet. Mehr herauszuholen wäre mit drei Ich-Erzählerinnen gewesen. Hinzu kommt, dass die Handlung zwar spannend ist, aber sich alles etwas zu "einfach" ergibt. Genauer kann ich das hier nicht ausführen, um nicht zu spoilern. Und schliesslich fehlte mir auch etwas der Tiefgang, was das durchaus sehr grosse Spannungsfeld der Frauenrechte und des Umgangs mit psychischen Erkrankungen angeht. Letzteres kann ich einem unterhaltsamen Roman aber verzeihen. Irgendwo stösst der Stoff vielleicht an die Grenzen des Genres. Fazit "Die Tanzenden" von Victoria Mas ist ein packender und süffig zu lesender Roman. Die 240 Seiten bringen uns das Schicksal dreier Frauen in Paris um 1885 näher. Drei Frauen, die alle auf ihre Art mit dem damaligen Frauenbild zu kämpfen hatten und in der psychiatrischen Anstalt Salpêtrière aufeinandertreffen. Ein unterhaltsamer Roman, der ein trauriges Kapitel der französischen Geschichte aufgreift und uns die Errungenschaften in Sachen Gleichberechtigung und den Fortschritt in der psychiatrischen Behandlung einmal mehr schätzen lässt. Die Fakten Die Tanzenden Victoria Mas Julia Schoch (Übersetzung aus dem Französischen) Piper 240 Seiten Erschienen am 27.06.2020 Hardcover ISBN: 978-3-492-07014-0 PS: Herzlichen Dank an den Piper Verlag für das Rezensionsexemplar. Like it? Pin it! Magst du diesen Buchtipp? Dann freue ich mich sehr, wenn du dir auf Pinterest den dazugehörigen Pin merkst. #VictoriaMas #Piper #Paris #Frauenrechte #Feminismus #FeministischeLiteratur #Frauenschreiben #Frankreich #Psychiatrie #Historisches #Roman
- Untrennbar verbunden - Bienen und Menschen
"Die Geschichte der Bienen" von Maja Lunde führt drei Leben, drei Epochen, drei Weltregionen zusammen. Das Verbindungsstück? Die Biene! Der erste Band von Lundes Reihe rund um die Nachhaltigkeit ist beklemmend, aber äusserst lesenswert! Bienen produzieren nicht nur Honig! Wie schlimm es um die Bienen steht und welche Industrie hinter der Honigproduktion steckt, habe ich erstmals so richtig eindrücklich im Film "More Than Honey" von Markus Imhoof erfahren. Was der Schweizer Regisseur mit seinem vielfach preisgekrönten Dokumentarfilm tut, macht die norwegische Schriftstellerin Maja Lunde mit ihrem Roman "Die Geschichte der Bienen" (Hardcover oder Taschenbuch bei btb, im Bild die Ausgabe der Büchergilde Gutenberg) - auch sie mehrfach preisgekrönt. 3 Leben, 3 Weltregionen, 3 Epochen Maja Lunde erzählt "Die Geschichte der Bienen" anhand von drei Handlungssträngen. Wir befinden uns abwechselnd mit Tao, einer Blütenbestäuberin, in China im Jahr 2098, mit Biologe und Samenhändler William im England des Jahres 1852 und mit Imker George um 2007 in Ohio, USA. Mitte des 19. Jahrhunderts gibt es noch ganz viel zu erforschen, die Imkerei steckt fast noch in den Kinderschuhen. William, Vater zahlreicher Töchter und eines einzigen, leider nichtsnutzigen Sohnes, ist als Forscher gescheitert. Vereinbarkeit von Beruf und Familie war schon damals kein Zuckerschlecken. Der Samenhändler möchte sich nun aber als Erfinder hervortun und die Imkerei mit einem neuartigen Bienenstock revolutionieren. George befindet sich im neuen Jahrtausend schon in einer ganz anderen Lage. Er ist Imker, hat all seine Bienenstöcke von Hand gezimmert und liebevoll bunt bemalt. Dabei imkert er noch nach alter Schule, möglichst im Einklang mit der Natur und immer zum Wohle seiner Bienen. Der "industriellen" Imkerei, den Trucks, die durch die USA ziehen, mit tausenden Bienenstöcken, immer den Blüten nach, steht er kritisch gegenüber. Doch dann trifft es auch ihn, das mysteriöse Bienensterben oder besser gesagt: das Bienenverschwinden. Tao schliesslich lebt in einer dystopischen Zukunft im chinesischen Sichuan. Hier wurde schon lange keine Biene mehr gesichtet. Vielmehr mussten Menschen in die Bresche springen und die Obstbäume bestäuben, damit überhaupt noch Früchte und andere Nahrungsmittel wachsen. So auch Tao, die mit ihrem Mann und ihrem Sohn ein entbehrungsreiches Leben führt. Stundenlang steht sie auf Bäumen und bestäubt Blüte um Blüte von Hand. Als dann ihrem geliebten Sohn Wei-Wen ein Unfall zustösst, gerät ihr Leben auf einen Schlag völlig aus den Fugen. Spannend, mitreissend, bedrückend Maja Lunde erzählt die Geschichte(n) äusserst mitreissend. Sind die drei Perspektiven an sich schon spannend, wird die Unmittelbarkeit, das Einfühlen und Mitfiebern noch gestärkt durch dich Ich-Perspektiven. So fühlen wir uns den drei Hauptprotagonist*innen ganz nah, leiden, hoffen und bangen mit. Und gleichzeitig ist uns auch immer bewusst, dass wir uns mittendrin befinden, dass wir auf die düstere Zukunft Taos, eine Zukunft ohne Bienen zusteuern. Der 500-seitige Roman ist sehr leicht und schnell zu lesen. Der Wechsel zwischen den drei Erzählsträngen bringt immer wieder Abwechslung. Sprachlich sticht er nicht heraus, dafür beschäftigt er emotional umso mehr und hallt lange nach. Maja Lunde hat in die fiktive Handlung Sachwissen über das Leben der Bienen und die Ursachen für das Bienensterben eingebaut. Nicht ganz überzeugt haben mich die Erzählstimmen der beiden Männer. Ich hatte den Eindruck, da sprach die Kritikerin (wohl der Standpunkt der Autorin) immer gleich schon mit. Glaubwürdiger wären die Figuren, wenn sie ihr eigenes Handeln weniger selbstkritisch kommentieren würden. Fazit Der erste Roman von Maja Lunde für Erwachsene ist ein Plädoyer für ein nachhaltigeres Leben. "Die Geschichte der Bienen" führt uns anhand dreier Einzelschicksale vor Augen, wie bedeutsam die kleinen Tiere für unser Leben, ja, unser Überleben sind. Ein bewegender und lange nachwirkender Roman. Von mir gibt es eindeutig eine Leseempfehlung! Die Fakten Die Geschichte der Bienen Maja Lunde Ursel Allenstein (Übersetzung aus dem Norwegischen) Büchergilde Gutenberg 512 Seiten Erschienen 2017 Hardcover ISBN: 978-3-7632-6974-7 Weitere Bände der Reihe von Maja Lunde Die Geschichte des Wassers - Maja Lunde (Büchergilde Gutenberg, 2018) Die Letzten ihrer Art - Maja Lunde (btb, 2019) Like it? Pin it! Magst du diesen Buchtipp? Denn freue ich mich sehr, wenn du ihn dir den dazugehörigen Pin auf Pinterest merkst. #roman #frauenschreiben #Nachhaltigkeit #Büchergilde #btb #Randomhouse #MajaLunde #Bienen #Bienensterben #Natur #Biodiversität #Dystopie #WomeninTranslation
- Echt wahr! Kindheitsgeschichten von Anke Kuhl
"Manno!", das könnte von mir sein. Nicht das Buch, das ist von Anke Kuhl, aber der Ausruf. Brauche ich heute noch ständig. Klar, musste das Comic-Buch mit dem Titel mit! Was soll ich sagen? Manno, ist das cool! Anke Kuhl nimmt uns in "Manno! Alles genau so in echt passiert" mit in ihre Kindheit in den 1970er-Jahren in einer hessischen Kleinstadt. Sie erzählt vom Alltäglichen und vom Aussergewöhnlichen, vom Lustigen und Traurigen, vom Dramatischen und vom Emotionalen. Mit Anke und ihrer grossen Schwester Eva fühlen wir uns sofort zurückversetzt in unsere eigene Kindheit. Das war bei mir zwar 13 Jahre später, aber trotzdem erstaunlich ähnlich! "Es ist wie Zauberei! Die Flugzeuge über unserem Garten kann ich jetzt nicht nur hören, sondern auch sehen!!" (S. 17) So ähnlich erging es auch mir, als ich meine erste Brille bekam! Rudi Carell haben wir auch in den 80ern noch geschaut. Oma und Opa lebten bei uns direkt nebenan und wenn es zuhause mal ohne Abendessen ins Bett sollte, hatte unsere Oma immer noch eine Fideli-Suppe auf Lager! Was Kinder so tun In den Comic-Episoden von Anke Kuhl geht es um Kindheitserinnerungen, die wohl jede*r hat, aber nicht so gut erzählen und schon gar nicht so brillant zeichnen könnte. Anke und Eva tun, was Kinder so tun: Sie fürchten sich vor Hunden, streiten um Unterhosen, schauen Dinge im Fernsehen, die ihnen Angst einjagen, klauen Kleinigkeiten, kümmern sich - mehr oder weniger gut - um ihre Kaninchen, ärgern sich gegenseitig, singen englische Lieder, ohne ein Wort zu verstehen, und kämpfen mit widerspenstigen Strumpfhosen. Anke Kuhls Comics sind konsequent aus Ankes - also ihrer eigenen - Perspektive erzählt und sprühen vor Situationskomik. Die Mimik und Gestik der Personen ist so genial umgesetzt, dass wir dem Geschehen wohl auch ohne die Dialoge ziemlich gut folgen könnten. Von einem Bild zum nächsten wirft Anke Kuhl uns in einen neuen Gefühlstopf, immer ganz nah an ihr und ihrer Familie. Meine Lieblingsgeschichte von insgesamt 18 ist "En garde!". Ich möchte nicht zu viel verraten, aber es hat was mit Klobürsten zu tun. Eine Seite davon seht ihr im ersten Bild oben. Dem quietschenden Lachen und begeisterten Rumhüpfen auf dem Sofa meiner grossen Tochter (6.5 Jahre) zufolge, ist die Geschichte auch aus Kindersicht ganz okay. ;-) Fazit "Manno! Alles genau so in echt passiert" von Anke Kuhl gehört zu diesem Sommer wie ein Eis am Stiel. Täglich, versteht sich! Die Comic-Episoden lassen Erwachsene in Erinnerungen schwelgen und Kinder den Moment geniessen. Ein Kinderbuch, das Generationen verbindet! Wer Anke Kuhl aus "Manno!" lesen sehen möchte, kann sich dieses Video anschauen! Die Fakten Manno! Alles genau so in echt passiert Anke Kuhl (Text + Illustration) Klett Kinderbuch 128 Seiten Erschienen am 21.02.2020 Hardcover ISBN: 978-3-95470-218-3 Ab 7 Jahren Like it? Pin it! Magst du diesen Buchtipp? Dann freue ich mich, wenn du dir den Pin zu diesem super Comic-Buch auf Pinterest merkst! #Bilderbuch #Comics #Kinderbuch #Humor #AnkeKuhl #KlettKinderbuch #Kindheit #Familie #Autobiografisch
- Eine Heimat, drei Lebenswege
Nava Ebrahimi erzählt in "Das Paradies meines Nachbarn" die Geschichte dreier Männer. Was sie verbindet? Der Bezug zum Iran, aber nicht nur das! Ein Leben auf der Schattenseite Wir lernen zuerst Ali-Reza kennen, der im Iran lebt. Seit seiner Rückkehr aus dem Krieg sitzt er im Rollstuhl. Und er hat gerade erfahren, dass seine Mutter gestorben ist. Da er vor Jahrzehnten, noch als Jugendlicher, von zuhause abgehauen ist, trifft ihn die Nachricht weniger, als wir erwarten würden. "Ihre Hand war schon sehr lange nicht mehr die gewesen, die seine Wange kurz vor dem Einschlafen gestreichelt hatte. Und seine Wange war schon sehr lange nicht mehr die gewesen, die die Zärtlichkeit empfangen hatte." (S. 10) Weshalb er seiner Mutter gegenüber so kalt ist und sie als Monster bezeichnet, bleibt vorerst im Dunkeln. Die Handlung springt nach Deutschland zu Sina, einem mittelmässig talentierten Industriedesigner, und seinem neuen Chef Ali Najjar, ebenfalls Designer, aber von der talentierten Sorte. Davon sind zumindest die Medien und die ganze Branche überzeugt. Er selbst macht sich über seine Arbeit lustig, findet alles mehr oder weniger sinnlos, möchte aber seine Mutter Maryam beeindrucken. "Die paar Striche haben gereicht, und ihre leeren Bäuche und Herzen füllten sich. Wahrheit und Mut und, das ist ihr Lieblingswort, Kompromisslosigkeit sahen sie. Ein paar Striche auf dem Papier, ein paar Skizzen einer Biografie. Ich musste ihnen nicht viel liefern. Den Rest malten sie sich selbst aus." (S. 55) Völlig unterschiedlich und doch verbunden Nach und nach erfahren wir aus den wechselnden Perspektiven der drei Männer mehr über sie, ihre Lebensgeschichte und ihre Verbindung zum Iran. Ali-Reza ist im Iran geboren und lebt weiterhin dort. Ali Najjar ist ebenfalls im Iran geboren, kam aber irgendwie - wir erfahren später wie - nach Deutschland und hat sich hier ein neues Leben aufgebaut. Wir spüren allerdings schnell - und er gibt es auch selbst zu -, dass einiges mehr Schein als Sein ist. Und schliesslich ist da Sina, der Angepasste, gutes Mittelmass, der ebenfalls iranische Wurzeln hat, aber bei seiner alleinerziehenden Mutter in Deutschland aufgewachsen ist. Sein Vater hat sich in die Vereinigten Staaten abgesetzt und scheint dort ziemlich gut zu leben. Kontakt zu seinem Sohn hält er aber kaum. Wie entscheidend ist unsere Herkunft? Nava Ebrahimi gelingt es in "Das Paradies meines Nachbarn" sehr gut, uns in unterschiedliche Milieus mitzunehmen. Geschickt behandelt sie beiläufig tiefgründige Fragen nach der Bedeutung der Herkunft und dem Umgang damit. Wie stark können wir unser Schicksal beeinflussen und uns gegen alle Widrigkeiten ein erfolgreiches Leben (vielleicht in einem anderen Land) aufbauen und welchen Preis zahlen wir dafür? Die iranisch-österreichische Autorin gibt exemplarische Einblicke in das Leben von Menschen aus einem kriegsversehrten Land sowie in den Märtyrerkult, der im Iran zelebriert wurde/wird. Der erfolgreiche Migrant in Deutschland (Ali Najjar) und der vereinsamende, verarmende Kriegsveteran im Iran (Ali-Reza) bilden starke Gegenpole. Entlang der drei Perspektiven, mit wenigen Ausnahmen in der dritten Person erzählt, gelingt es Ebrahimi, den Spannungsbogen aufzubauen und uns immer etwas mehr über die Verstrickungen der drei Schicksale zu verraten. Sprachlich ist der Roman ebenfalls ein Genuss und jeder der drei Männer hat seinen eigenen Sound. Unnahbare Figuren Einiges an diesem Buch hat mir gefallen, aber ich habe auch einiges zu bemängeln. Das grösste Problem ist, dass die drei Hauptprotagonisten unsympathisch sind. Ihr Handeln und Denken ist für mich nicht nachvollziehbar. Vielleicht liegt das an der Herausforderung, drei ganz unterschiedlichen Charakteren gerecht werden zu müssen und das noch dazu fast ohne Ich-Erzählungen. So bleibt Ebrahimi für mich zu sehr an der Oberfläche. Wirklich spannend hätte ich die Mutter-Sohn-Geschichte zwischen Ali Najjar und seiner Mutter Maryam gefunden, die im Iran zurückblieb. Hinzu kommen ein paar Plattitüden. Muss ein Bräutigam beim Polterabend echt in den Schirmständer kotzen? Tut mir leid, aber das habe ich in zu vielen billigen Filmen schon gesehen. Fazit Wer sich für die Themen Migration, Überwindung von Kriegstraumata, Herkunft und Heimat interessiert und wie darin persönlicher Erfolg oder zumindest innere Zufriedenheit möglich sind, der findet in Nava Ebrahimis Roman "Das Paradies meines Nachbarn" zu all dem und noch ein paar weiteren Themen spannende Denkanstösse. Er oder sie liest ausserdem ein geschickt aufgebautes und sprachlich überzeugendes Buch. Vielleicht wachsen dem einen oder der anderen ja auch die Protagonisten stärker ans Herz, dann passt alles! Die Fakten Das Paradies meines Nachbarn Nava Ebrahimi btb Verlag 224 Seiten Erschienen am 24.02.2020 Hardcover ISBN: 978-3-442-75869-2 PS: Herzlichen Dank an btb (Verlagsgruppe Randomhouse) für das Rezensionsexemplar. Like it? Pin it! Magst du diesen Buchtipp? Dann freut es mich, wenn du ihn dir auf Pinterest merkst!
- Lieblingsplatz am Meer
Wo ist euer Lieblingsplatz? Ich könnte mich ja nicht für einen entscheiden, aber das kleine Mädchen im Bilderbuch "Wo ihr mich findet" von Taltal Levi weiss genau, wo es am liebsten ist. Vom Ausbrechen und Heimfinden Und wenn es sich zuhause nicht gesehen fühlt, weil die Eltern vielleicht arbeiten oder in eine Diskussion unter Erwachsenen vertieft sind, macht es sich auf zu seinem Lieblingsplatz. Schon auf dem Weg bessert sich seine Stimmung, denn diesen Weg kennt das Mädchen bis ins letzte Detail. In der Natur fühlt sie sich wieder leicht und frei. Heute hat das Mädchen sogar beschlossen, unterwegs zu übernachten, mit dem Schlafsack unter freiem Himmel. Schon etwas unheimlich, so alleine draussen in der dunklen Nacht, aber das Mädchen schläft bald ein und beginnt zu träumen. Zwei Überraschungen Am nächsten Morgen erlebt das Mädchen eine Überraschung. Und als es dann an seinem Lieblingsort am Meer ankommt, wartet da direkt noch eine herzerwärmende Überraschung. Was es ist, kann ich leider nicht verraten! Satte Farben und viel Struktur Die Illustrationen von Taltal Levi haben mir schon bei ihrem Kinderbuchdebüt "Ein Fingerhut voll Mut" gefallen. Aber in "Wo ihr mich findet" begeistern sie mich nochmals mehr. Taltal Levi arbeitet mit grossflächigen Bildern, die jeweils auf einer Seite fast wie ein Foto einen Ausschnitt aus dem Weg des Mädchens zeigen. Die Wasserfarben sind satt und gleichzeitig warm. Und besonders schön ist, dass sie durch das verwendete Papier eine besondere Struktur erhalten. Taltal Levi, die aus Israel stammt und in Basel lebt, hat die handgemalten Bilder dann am Computer noch etwas nachbearbeitet. Am allerbesten gefällt mir das sattgrüne Gras. Man meint, man sehe wie es sich mit dem Wind hin- und herwiegt. Kein Wunder, steht Taltal Levi mit diesem Bilderbuchkunstwerk auf der Shortlist der World Illustration Awards 2020. Fazit Mit "Wo ihr mich findet" präsentiert Taltal Levi ein ruhiges Bilderbuch über ein Mädchen, das zu sich und der Natur findet und damit auch wieder zurück zu seinen liebsten Menschen. Besonders für Fans wunderschöner Illustrationen ist dieser Bilderbuchausflug durch den Wald und an die Küste ein Highlight! Die Fakten Wo ihr mich findet Taltal Levi (Text + Illustration) Elisa Martins (Übersetzung aus dem Englischen) NordSüd Verlag 32 Seiten Erschienen am 21.08.2020 Hardcover ISBN: 978-3-314-10531-9 Ab 4 Jahren Website von Taltal Levi Website World Illustration Awards PS: Herzlichen Dank an den NordSüd Verlag für das Rezensionsexemplar. Das könnte dir auch noch gefallen Ein Fingerhut voll Mut - Taltal Levi (NordSüd Verlag 2019) Bis zum Horizont - Carolina Celas (Kleine Gestalten 2020) Am Fluss - Marc Martin (Prestel junior 2018) Albert will lesen - Isabelle Arsenault (NordSüd Verlag 2020) Ein eiskalter Fisch - Frauke Angel und Elisabeth Kihssl (Tyrolia Verlag 2019) Like it? Pin it! Wenn dir dieser Buchtipp gefällt, freue ich mich sehr, wenn du meinen Blogbeitrag in den Social Media teilst oder dir den Pin dazu auf Pinterest merkst. #TaltalLevi #Bilderbuch #ab4 #NordSüdVerlag #Kinderbuch #Natur #Poetisches #Klischeefrei #Mut #Lieblingsort
- Wie die Spielküche ins Bilderbuch kam - Interview mit Anne-Kathrin Behl
Im Bilderbuch "Roberts weltbester Kuchen" von Anne-Kathrin Behl spielen eine Spielküche, der Hund Mopsi und die Farbe Rose eine besondere Rolle. Weshalb, verrät uns die Autorin im Interview. Ausserdem gewährt sie uns einen Blick hinter die Kulissen und hat für euch eine Malvorlage mit Robert und Mopsi entworfen! Das Kinderbuch "Roberts weltbester Kuchen" von Autorin und Illustratorin Anne-Kathrin Behl habe ich euch ja bereits im Auftaktbeitrag zur Blogparade vorgestellt. Heute verrät uns Anne etwas mehr über die Entstehung des Buches und am Ende findet ihr noch eine tolle Malvorlage mit Robert, Mopsi und dem Kuchen. Einfach ausdrucken und losdekorieren! Sechs Fragen an Kinderbuchautorin Anne-Kathrin Behl MINT & MALVE: Liebe Anne, danke, dass du mir ein paar Fragen zu «Roberts weltbester Kuchen» und deiner Arbeit im Allgemeinen beantwortest! Du bist selbst Mama, läuft bei euch die Salzteigproduktion auch so auf Hochtouren wie bei Robert? Anne: Jetzt im Sommer ist die Produktion heruntergefahren, aber während des Corona-Lockdowns gab es auf jeden Fall die ein oder andere Salzteigparty. Jetzt gibt es eher wild dekorierten Sandkuchen frisch aus dem Sandkasten. Kreative Kuchen sind hier also definitiv ein Thema – egal, ob essbar oder eher nicht ;-). MINT & MALVE: Diese Frage muss einfach sein: Wie bist du auf die Idee für «Roberts weltbester Kuchen» gekommen? Ausschlaggebend war eine Artikelreihe der Süddeutschen Zeitung. Sie unterstrich nochmal, was mir selber als Mama immer wieder auffiel: Es gibt zum Glück immer mehr Bücher, in denen Mädchen nicht nur Prinzessinnen sind oder Alltag erleben, sondern wilde Abenteuer jenseits von Stereotypen. Aber wo sind die Jungs, die sich an den kleinen Alltagsdingen erfreuen können? Meine Jungs spielen liebend gerne mit der Spielküche und ich wollte unbedingt ein Buch für meine Kinder, das ihnen zeigt, wie normal es ist, dass sich Jungs sowohl für Spielküchen und rosa begeistern, wie auch für Fußball und Fahrzeuge. Kinderbücher, die den Haushalt oder normale Alltagsdinge thematisieren, haben immer noch fast ausschließlich Mädchen als Hauptfiguren. Da sind Stereotype im Kinderbuchbereich so gut wie gar nicht aufgebrochen. Und wenn Väter im Kinderbuch eine größere Rolle spielen, sind sie meistens Impulsgeber für Action, Abenteuer und andere vermeintlich männliche Themen. Als ich mich laut über diese Umstände gewundert habe, war es mein Mann, der dann sagte: „Na, dann mach du doch ein Buch darüber!“. Ab dem Moment haben sich die Ideen überschlagen. Meine zwei Jungs leben mir ja auch bestens vor, wie spannend und fantasievoll Alltag sein kann. Kreatives Spiel und Zweckentfremdung ist hier ein großes Thema. Letztendlich beruht die Geschichte auf der Frage: „Was könnte in einer Spielküche Interessantes passieren?“ "Ich merke ja selber, wie oft ich auch heute noch auf die Farbe Rosa in meinen Illustrationen verzichten muss, weil es dem Verlag sonst zu mädchenhaft ist." ~ Anne-Kathrin Behl Man merkt deinem Buch an, wie wichtig dir die Vielfalt im Bilderbuch ist. Da gibt es nicht nur Gäste mit unterschiedlichen Hautfarben, Frisuren, Berufen und Kleidungsvorlieben, sondern auch Puppen of Color und vermeintliches Mädchenspielzeug im Kinderzimmer oder ein rosa T-Shirt und pinke Pantoffeln für den coolen Papa. Denkst du, da sollte in der Branche noch viel in Richtung mehr Diversität gehen oder ist sie auf gutem Wege? Die Branche registriert durchaus, dass Diversität im Bilderbuch immer wichtiger wird. Die Schritte gehen in die richtige Richtung, auch wenn sie bei manchen Verlagen noch ganz langsam und zaghaft sind. Ich merke ja selber, wie oft ich auch heute noch auf die Farbe Rosa in meinen Illustrationen verzichten muss, weil es dem Verlag sonst zu mädchenhaft ist. Bei Robert habe ich umso mehr auf Rosa bestanden. Ich sehe einen Wandel in der Branche, aber da muss noch ganz viel passieren. Für mehr Authentizität wäre es schön, wenn auf dem deutschen Buchmarkt mehr People of Color mitwirken würden. Worauf legst du sonst noch besonders Wert bei deinen Büchern? Meine Bücher unterliegen immer auch dem momentanen Zeitgeist. Bücher, die ich vor 10 Jahren geschrieben oder illustriert habe, würde ich heute vielleicht ganz anders gestalten. Diversität ist ein immer größeres Thema geworden, wobei mir mittlerweile ganz wichtig ist, Diversität nicht als etwas Besonderes, sondern als etwas ganz Natürliches darzustellen. Ich möchte, dass sich verschiedene Kinder in meinen Büchern wiederfinden können und sich gesehen fühlen, ohne dabei die Rolle des Besonderen zu spielen. Normalität hat ein breites Spektrum. Ganz wichtig ist mir auch Humor. Dabei sollten Kinder und Erwachsene gleichermaßen Spaß am Buch haben. Die Bücher, die ich illustriere oder auch schreibe, sind ja oftmals Bücher, die nicht ohne Vorleser auskommen. Daher möchte ich, dass die Vorlesezeit für alle eine schöne Erfahrung ist – auch, damit das Buch möglichst oft in die Hand genommen wird ;). Kannst du uns eine Skizze von Robert, Mopsi oder Papa aus dem Anfangsstadium zeigen? Hattest du sie sofort so vor Augen, wie wir sie nun im Buch sehen oder war das eine längere Entwicklung? Die Entwicklung der Geschichte und der Figuren musste relativ schnell gehen, da mir die Idee kurz vor der Kinderbuchmesse in Bologna 2019 kam und ich das Projekt dort unbedingt einem Verlag vorstellen wollte. Ich hatte aber auch sehr schnell ein klares Bild davon, wie Robert und sein Papa aussehen sollen. Wenn man eine Geschichte schreibt, reifen gleichzeitig auch die optischen Vorstellungen von den Protagonisten. Das geht zumindest mir so. Parallel zum Buchprojekt habe ich eine neue Visitenkarte gestaltet, bei der nach ein paar Spielereien Mopsi entstand. Mopsi gefiel mir so gut, dass er unbedingt mit ins Buch musste. Verrätst du uns zum Abschluss, ob du schon am nächsten Kinderbuch ganz aus deiner Feder arbeitest? Hach... in meinem Kopf schon. ;-) Es gibt auch schon einen interessierten Verlag, aber leider fehlt die Zeit zum Ausarbeiten. Gerade ist mein Terminplan voll mit anderen tollen Buchprojekten. Da steht mein ganz persönliches Projekt erst mal hinten an. Aber die Idee ist da und soviel sei schon verraten: es wird weihnachtlich :-). Dann freue ich mich, 2021 mit deinem Buch unter dem Tannenbaum zu sitzen! ;-) Ganz lieben Dank für deine spannenden Antworten und dass wir zusammen die Blogparade zu «Roberts weltbester Kuchen» machen können! Malvorlage mit Kuchen, Robert und Mopsi Anne hat für euch eine passende Malvorlage zum Buch gestaltet. Ich wünsche euren Kindern viel Spass beim Dekorieren! Zeigt uns eure Bilder doch auf Instagram mit dem Hashtag #robertsweltbesterkuchen und markiert @mintundmalve und @anne.behl.illustration. Wir teilen eure Werke gerne in unseren Stories! Da das Bild von meinem Blog geschützt wird, ladet euch einfach das PDF herunter: Viel Spass beim Malen! Eure Eliane Diese Artikel könnten dich auch interessieren Vorlesen? Ja, bitte! Aber klischeefrei! Vater-Tochter-Sommer-Abenteuer Kalle und Elsa erobern das Weltall Akissi - Krass und lustig und lecker! Geteilte Freude ist doppelte Freude! Magst du das Interview mit Anne? Dann freue ich mich, wenn du den Pin dazu auf Pinterest teilst. Wenn dir die Malvorlage gefällt, merke sie dir doch auch als Pin! #Malvorlage #Torte #Kinderbuch #Backen #Alltagsgeschichte #Diversität #Vielfalt #AnneKathrinBehl #NordSüdVerlag #Klischeefrei
- Für schräge Vögel und Künstlerinnen
Oma Kuckuck hat einen Vogel und das nicht nur im wörtlichen Sinne, denn sie leidet an Demenz. Frauke Angel und Stephanie Brittnacher gehen das schwere Thema im Bilderbuch "Oma Kuckuck" feinfühlig und aus kindlicher Perspektive an. Von solchen und solchen Vögeln Die Ich-Erzählerin, ein junges Mädchen, verbringt gerne Zeit mit ihrer Oma. Sie nennt sie "Oma Kuckuck", weil die Oma einen Kuckuck hat, der stündlich aus der Kuckucksuhr kommt. Dass der Einstiegssatz, nicht nur auf den Vogel in der Schwarzwälder Uhr zu beziehen ist, wird nach und nach klar. "Seit ich denken kann, hat meine Oma einen Vogel." Die Sonntage mit Oma bringen viel Spass, weil die beiden immer neue Vanillesuppenrezepte kreieren, Muckefuck nach Geheimrezept schlürfen und langweilige Memory-Spiele in fantastische Erzählstunden verwandeln. Hauptsache, keine Regeln, Hauptsache, nicht langweilig! Wenn die Geschichten ausgehen Doch heute wollen der Oma keine Geschichten einfallen und dann schlägt die Kuckucksuhr auch schon 5 Uhr und die Mama kommt. Die Oma erkennt aber die Mama nicht und wird richtig böse. Beim Versuch, den Kuckuck zu befreien, gerät die Oma dann total ausser sich, weil dieser nicht fliegen möchte, sondern sich nur auf den Boden legt. Und gleichzeitig kocht auch noch die Vanillesuppe auf dem Herd über. Da wird der Mutter klar, dass die Oma nicht mehr alleine zuhause leben kann. Oma Kuckuck muss in ein Heim. Und das, obwohl ihr die Mama versprochen hatte, dass sie sie nie ins Heim bringen würde. Zum Glück hat die Enkelin eine geniale Idee, wie sie der Oma den Umzug erleichtern kann. Wie sie das hinkriegt müsst ihr selber in "Oma Kuckuck" nachlesen! Feinfühlig und wertfrei Frauke Angel präsentiert mit "Oma Kuckuck" einmal mehr ein schwieriges Thema mit bewundernswerter Leichtigkeit. Ja, sogar mit tröstendem Witz. Die Enkelin nimmt die Krankheit der Oma aus Kindersicht, ganz ohne zu werten an. Das Regellose gefällt ihr ja sogar. Das ist mal was anderes als zuhause: lustig, fantasievoll und auch mal etwas abgedreht. Während die Erwachsenen stark mit dem notwendigen Schritt ins Altersheim hadern, sieht die Enkelin das Positive und holt die Oma da ab, wo sie in ihrer ganz eigenen Welt gerade ist. Collagenartige Bilder, die Emotionen transportieren Ich muss sagen, Stephanie Brittnachers Illustrationen gefallen mir auf den ersten Blick nicht besonders. Was mir aber gefällt, sind die collagenartigen Elemente. Auch ihr Umgang mit "Licht" ist eindrücklich, das schafft Atmosphäre und sie schafft es, die Emotionen der Familienmitglieder zu transportieren. Schaut euch mal die Augen ganz genau an. Ich finde, sie strahlen eine ganz besondere Wärme aus. Fazit Mit dem Bilderbuch "Oma Kuckuck" geht Frauke Angel das Thema Demenz ganz behutsam an und ohne es direkt anzusprechen. Nicht alle Kinder ab 5 Jahren, werden verstehen, was hier vor sich geht, weshalb die Oma nun ins Heim muss. Aber wenn der Bezug durch einen Fall in der eigenen Familie schon da ist, kann "Oma Kuckuck" Trost spenden und im Idealfall zu einem gelasseneren Umgang mit der Situation führen. Ein sehr empfehlenswertes Buch für alle, die mit Demenz in Berührung kommen, auch für uns Erwachsene! Die Fakten Oma Kuckuck Frauke Angel (Text) Stephanie Brittnacher (Illustration) Edition Pastorplatz 34 Seiten Erschienen im August 2020 Hardcover ISBN: 978-3-943833-39-3 PS: Herzlichen Dank an Edition Pastorplatz für das Rezensionsexemplar. Mehr von Frauke Angel bei MINT & MALVE Disco - Frauke Angel und Julia Dürr (Jungbrunnen 2019) Ein eiskalter Fisch - Frauke Angel und Elisabeth Kihßl (Tyrolia-Verlag 2020) Like it? Pin it! Magst du diesen Buchtipp rund ums Thema Demenz? Dann freue ich mich sehr, wenn du dir den Pin auf Pinterest merkst. Und auch sonst freue ich mich über jede Weiterempfehlung! Danke! #FraukeAngel #StephanieBrittnacher #EditionPastorplatz #Demenz #Alter #Kinderbuch #Bilderbuch #Familie
- Die Essenz des Menschseins
"Dankbarkeiten" von Delphine de Vigan ist einmal mehr ein kurzer, aber bewegender Roman. Die französische Autorin schreibt diesmal übers Alter und was uns am Ende bleibt. Warf Delphine de Vigan im sehr empfehlenswerten und ebenfalls hier besprochenen Roman "Loyalitäten" den Blick auf die Jugend, wendet sie sich im Nachfolger "Dankbarkeiten" dem Alter zu. Wenn die Selbständigkeit verloren geht Im Zentrum der Geschichte steht Michka (eigentlich Michèle) Seld, eine ältere Dame, die vor kurzem verstorben ist. Das ist kein Spoiler, denn damit beginnt die Ich-Erzählerin Marie das Buch. Marie ist eine junge Frau, die im selben Haus wohnte wie Michka und ihr viel zu verdanken hat. Was genau, erfahren wir erst im Verlauf der Geschichte. Auf jeden Fall hat sich Michka früher oft um Marie gekümmert. Marie ist es deshalb ein Bedürfnis, ihre Dankbarkeit auszudrücken, indem sie Michka zuhause und später im Altersheim umsorgt, so gut es geht. Marie blickt im Buch zurück auf die letzte Zeit mit Michka. Wie klar wird, dass die alte Frau nicht mehr alleine zuhause leben kann. Wie sie mehr und mehr die Wörter verliert, Ängste entwickelt, nicht mehr aufstehen kann. Kurz: ihre Selbständigkeit verliert. "Ich versuche, mich an den Tag zu erinnern, als mir klar wurde, dass etwas gekippt war, dass unsere Zeit von nun an bemessen sein würde." (S. 12) Dass Michka immer mehr die Wörter fehlen, um sich klar auszudrücken bzw. so auszudrücken, wie sie es eigentlich möchte, ist besonders dramatisch, weil die kinderlose Frau einst Fotoreporterin und dann Korrektorin bei einer Zeitung war. Sie verdiente also ihren Lebensunterhalt mit Sprache, beherrschte sie bravourös, spielte mit ihr, liebt es, sich auszudrücken. Und nun ist das alles nicht mehr so möglich und das ist Michka durchaus bewusst. Sie realisiert, wie ihr die Sprache entgleitet, die Wörter sich immer mehr zurückziehen. Von Jérôme, Michkas Logopäden im Heim und dem zweiten Ich-Erzähler, erfahren wir, dass es sich bei diesem Phänomen um Aphasie handelt. Das heisst, sie hat Schwierigkeiten beim Sprechen, ihr fallen die richtigen Wörter nicht mehr ein. Entweder lässt sie die Wörter einfach weg oder ersetzt sie durch andere, oft ähnlich klingende Wörter. Dankbarkeit ausdrücken Was Michka gegen Ende ihres Lebens am meisten beschäftigt, ist, dass sie zwei ganz besonderen Menschen - Nicole und Henri - ihre Dankbarkeit aussprechen möchte. Denn die beiden hatten sie für ein paar Jahre aufgenommen. Weshalb, erfahren die Leser*innen im Verlauf des Buches. Michka kann sich aber nur noch an die Vornamen erinnern und an das Dorf, in dem sie lebten. Marie möchte Michka diesen letzten Wunsch unbedingt erfüllen und unternimmt einen letzten Versuch, die beiden ausfindig zu machen. Delphine de Vigan erzählt wie gewohnt in einfacher, reduzierter, aber gefühlvoller Sprache. Durch die Innenperspektiven und die vielen Dialoge, lässt sie uns ganz nah an ihre Protagonist*innen heran. Als Leser*innen beginnen wir, uns genau dieselben Fragen zu stellen, wie Marie und Jérôme im Buch. Wie wäre es für uns, alt zu sein und zu merken, dass uns langsam alles entgleitet. Was würden wir noch unbedingt tun wollen, wem danken, wen umarmen? Was hinter der Geschichte mit Henri und Nicole steckt, darf ich hier natürlich nicht verraten, aber ich finde, das ist auch recht schnell durchschaubar. Entscheidend für die Güte des Romans ist viel weniger die Lüftung dieses Geheimnisses als vielmehr, wie Delphine de Vigan auf nicht mal 200 Seiten Charaktere zeichnet, die einem derart ans Herz wachsen und dabei en passant die grundlegendsten Fragen der Menschheit anspricht. Fazit Delphine de Vigan schält in ihrem Roman "Dankbarkeiten" heraus, was am Ende des Lebens zählt: Ich würde es als Menschlichkeit im weitesten Sinne bezeichnen. Sich als Teil der Gesellschaft zu fühlen, sich verstanden und aufgehoben zu wissen und denen gedankt zu haben, die in entscheidenden Momenten für einen da waren. Ein Buch, das trotz seiner Kürze lange nachhallt! Die Fakten Dankbarkeiten Delphine de Vigan Doris Heinemann (Übersetzung aus dem Französischen) Dumont 176 Seiten Erschienen am 10.03.2020 Hardcover ISBN: 978-3-8321-8112-3 Mehr von Delphine de Vigan Loyalitäten - Delphine de Vigan (Dumont 2018) Like it? Pin it! Magst du diesen Buchtipp? Dann freue ich mich sehr, wenn du dir den Pin auf Pinterest merkst. Du hilfst meinem Blog auch sehr, wenn du mit Freund*innen darüber sprichst, ihn in den Social Media teilst oder einfach mal einen Buchtipp per Mail oder Whatsapp weiterleitest. Ganz nach dem Motto "Geteilte Freude ist doppelte Freude!". #Buchtipp #Roman #DelphinedeVigan #Dumont #Dankbarkeit #Alter #Autorin #GegendasVergessen
- Säen, ernten, essen
Ihr kennt bestimmt die Geschichten von Kindern, die meinen, die Milch komme aus dem Tetrapack. Julia Dürr sorgt mit dem Sachbilderbuch "Wo kommt unser Essen her?" dafür, dass diese Wissenslücke ganz schnell gestopft wird! Ob die Tetrapack-Geschichten immer stimmen, sei dahingestellt. Aber wo unser Essen herkommt, sollten unsere Kinder auf jeden Fall wissen. Denn mit dem Wissen über die Herkunft der Nahrungsmittel und der vielen Arbeit - und manchmal auch Leben -, die drin steckt, steigt sicherlich auch die Wertschätzung. Dann wird zum Beispiel klar, dass wir die Milch im Müesli indirekt den Kälbern zu verdanken haben, die die Milchkühe praktisch im Akkord zur Welt bringen. Milch, Brot, Fisch und mehr Mit der Milch steigt denn Autorin und Illustratorin Julia Dürr auch in ihr Kinderbuch ein. Wir erfahren auf zwei Doppelseiten, wie es auf einem Bauernhof aussieht und wie es in einem grossen Milchbetrieb zu- und hergeht. Mein Grossvater und mein Onkel waren zwar Bauern, aber von einer Zweinutzungskuh habe ich trotzdem zum ersten Mal in diesem Buch gehört. Die weiteren Kapitel über Brot, Fisch, Fleisch, Äpfel, Eier und Tomaten sind analog aufgebaut. Auf der ersten Doppelseite kriegen wir je einen Einblick in einen Klein- und einen Grossbetrieb bzw. beim Fisch werden Wildfang und Zucht auf der Fischfarm gegenübergesetzt. Auf der zweiten Doppelseite lernen wir dann den ganzen Produktionsablauf kennen vom Getreidesamen bis zum Brötchen oder von der Bestäubung des Apfelbaums bis zur Auslieferung an den Supermarkt. "Wo kommt unser Essen her?" ist prall gefüllt mit spannenden Informationen. Sie werden wahrheitsgetreu und sachlich präsentiert und Julia Dürr lässt auch Themen wie den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Wanderbienen oder die Tötung von Schweinen nicht aussen vor. Sie nimmt aber keine Bewertung vor, sondern informiert neutral. Der einfache Hühnerstall auf dem Bauernhof steht dem Legehennenbetrieb mit Futterautomat und Kotband gegenüber. Am Ende erhalten die jungen Leser*innen oder Zuhörer*innen Hinweise, wie sie über die Verpackung, das Etikett, einen QR-Code oder den Eierstempel mehr über ihr Essen erfahren. Noch besser weiss man natürlich Bescheid, was man isst, wenn man die Nahrungsmittel selber anpflanzt. Und schmecken tun sie dann auch mindestens doppelt so gut! Julia Dürrs Illustrationen sind wie immer ein Fest - schaut euch auch "DISCO!" von ihr und Frauke Angel nochmals an! Feine schwarze Konturen kombiniert sie mit gedeckten Farben, oft in Erdtönen, aber auch mal Blau, Rot oder Orange. Die abgebildeten Menschen sind zwar mehrheitlich weiss, aber es gibt auch immer wieder People of Color. Fazit "Wo kommt unser Essen her?" von Julia Dürr beantwortet ganz viele Kinderfragen rund um Nahrungsmittel vom Brot bis zur Tomate. Und sowohl Kinder ab 6 Jahren als auch Erwachsene erfahren im grossformatigen Bilderbuch noch ganz viel Neues über den Weg vom Anbau bzw. von der Aufzucht bis zu den Lebensmitteln auf unseren Tellern. So fördert das Sachbilderbuch ohne erhobenen Zeigefinger die Wertschätzung für unser Essen und all die Tiere, Menschen und Pflanzen, die dahinterstecken. Die Fakten Wo kommt unser Essen her? Julia Dürr (Text + Illustration) Beltz & Gelberg 40 Seiten Erschienen am 22.07.2020 Hardcover ISBN: 978-3-407-75816-3 Ab 6 Jahren PS: Herzlichen Dank an Beltz & Gelberg für das Rezensionsexemplar. Das könnte dich auch interessieren DISCO! - Frauke Angel und Julia Dürr (Jungbrunnen, 2019) Grüner Reis und Blaubeerbrot - Felicita Sala (Prestel, 2019) KinderGarten - Gesa Sander und Julia Hoersch (AT Verlag, 2019) Die Geiss, die alles weiss - Mira Gysi (NordSüd Verlag, 2018) Like it? Pin it! Magst du diesen Buchtipp? Dann freue ich mich sehr, wenn du dir den Pin dieses Sachbilderbuchs merkst! #JuliaDürr #BeltzGelberg #Essen #Nahrungsmittel #Lebensmittel #Essen #Bauernhof #Ernährung #Nachhaltigkeit #Natur #Sachbilderbuch #Kinderbuch #Sachbuch #Wissen
- Die eigene Stimme finden
Wie wachsen Mädchen heute auf? Was lesen sie und wie finden sie ihre eigene Stimme? Wie finden sie zu eigenen Entscheidungen? Diese Fragen spiegeln sich sowohl im Bilderbuch "Simone de Beauvoir" als auch im neuen KOSMOS-Magazin für Mädchen (und den Rest der Welt). Wurde man bzw. frau anfangs des 20. Jahrhunderts geboren - wie Simone de Beauvoir - war die Rolle als gute Ehefrau und Mutter praktisch vorbestimmt. Simone hatte aber Glück und ihr Vater förderte sie in ihrem Wissensdrang, auch wenn er dazu bemerkte, "... sie sei so klug wie ein Junge". María Isabel Sánchez Vegara beschreibt Simones Reaktion in ihrem Bilderbuch aus der "Little People, Big Dreams"-Reihe vom Insel Verlag so: "Wo ist da der Unterschied, dachte sie, ob das Gehirn einem Jungen oder einem Mädchen gehört?" Diese Frage stellte sich die junge Simone wieder und wieder. Zum Beispiel, als ihre Mutter den gesamten Haushalt schmiss, während ihr Vater nur daneben sass. Um gründlich über alles nachzudenken, entschied sie sich nach der Schule für ein Studium der Philosophie. Hier traf sie auf den später ebenfalls berühmten Studenten Jean-Paul (Sartre). Die beiden wurden ein Paar. Allerdings ein besonderes, mit getrennten Wohnungen. So richtig berühmt wurde Simone mit ihrem Werk über Frauen: "Das andere Geschlecht". Darin erklärte sie, dass Frausein nicht angeboren sei, sondern zum grössten Teil erlernt. Eine Analyse, die heute noch nachwirkt. Ausführlich könnt ihr das in "Oh, Simone!" von Julia Korbik nachlesen. Dieses und viele weitere Werke - darunter auch Romane und Theaterstücke - machten Simone de Beauvoir zur feministischen Ikone. Die Autorin zieht folgendes Fazit: "Die kleine Simone hat uns beigegracht, dass, ob wir Mann oder Frau sind, keinen Unterschied macht. Weil das eigentlich Bedeutende im Leben ist, welche Entscheidungen ein Mensch für sein Menschsein trifft." Die Kinderbiografie illustriert hat dieses Mal die französische Illustratorin Christine Roussey. Meinen Geschmack hat sie mit ihren humorvollen Bildern voll getroffen. Optisch gehört es für mich zu den Highlights der "Little People, Big Dreams"-Reihe. Jean-Pauls umherirrendes Auge ist nicht gerade schmeichelhaft, aber es hat ihn nun mal ausgezeichnet und es ist meinen Töchtern beim Betrachten des Bilderbuchs sofort aufgefallen. Fazit María Isabel Sánchez Vegara erzählt gewohnt einfach und mit einem Schuss Humor aus dem Leben von Simone de Beauvoir. Ein Bilderbuch, das Mädchen (und Jungs) ab ca. 6 Jahren Lust darauf macht, mal so richtig schön nachzudenken - zum Beispiel über angebliche Mädchen- und Jungssachen. Auf dass die Mädchen von heute, leichter ihre Stimme finden als ihre Vorkämpfer*innen aus dem letzten Jahrhundert! Die Fakten Simone de Beauvoir - Little People, Big Dreams María Isabel Sánchez Vegara (Text) Christine Roussey (Illustration) Svenja Becker (Übersetzung aus dem Spanischen) Insel Verlag 32 Seiten Erschienen am 14.09.2020 Halbleinen ISBN: 978-3-458-17887-3 Website von María Isabel Sánchez Vegara Website von Christine Roussey PS: Herzlichen Dank an den Insel Verlag für das Rezensionsexemplar. KOSMOS - Ein Magazin für Mädchen und den Rest der Welt Darum, seine eigene Stimme zu finden - wie fast hundert Jahre zuvor Simone de Beaouvoir -, geht es auch in der ersten Ausgabe von KOSMOS. Das ist ein neues klischeefreies Magazin für Mädchen zwischen 8 und 13 Jahren. Den Initiantinnen Marta, Laura, Martina und Cyrielle wollen den Mädchen in der Schweiz mehr bieten als Zeitschriften über Pferde, Schminken und Jungs. Mit dem 72 Seiten starken Heft, wollen sie die Vielfalt von Mädchen und ihren Rollen stärken. Sie sagen es so: "KOSMOS will Mädchen darin bestärken, aktiv durchs Leben zu gehen, Dinge auszuprobieren, ihre Bedürfnisse selbstbewusst auszudrücken und ihr Wissen und ihre Neugier zu entwickeln. Es ist frei von Genderklischees und Rollenerwartungen – damit Mädchen gross werden, ohne kleingehalten zu werden." Und so: Ich durfte die erste Ausgabe "Meine Stimme" testlesen und bin begeistert! Es ist wirklich für alle etwas dabei: Wissenswertes über Mensch, Natur und Technik, Unglaubliches aus der Geschichte - Frauen durften früher keine Hosen tragen?! -, Lustiges und Spannendes aus aller Welt. Meine grosse Tochter (mit fast 7 noch etwas zu jung), wurden gut unterhalten und sind jetzt topmotiviert, uns ein Rentier anzuschaffen! ;-) Besonders toll finde ich auch, dass das Magazin in der Schweiz gedruckt wird und das nach nachhaltigsten Standards! Crowdfunding mit Goodie von MINT & MALVE Das neue Mädchenmagazin soll sechsmal im Jahr erscheinen - auf Deutsch und auf Französisch. Damit das auch klappt, muss aber das Crowdfunding bei wemakeit erfolgreich sein. Um KOSMOS zum Fliegen zu bringen, brauchen die Initiantinnen 45'000 Franken Starthilfe. Das entspricht etwa 400 Abonnent*innen. Beim Crowdfunding könnt ihr unter verschiedenen Belohnungen auswählen. Eine davon ist eine sehr coole, klischeefreie - das sage ich ganz unbescheiden - Bücherliste von mir! Ihr kriegt sie zusammen mit einem KOSMOS-Jahresabo. Schaut vorbei, sichert euch ein Goodie und gebt Mädchen in der Schweiz eine Stimme! Das Crowdfunding läuft bis zum 8. November 2020. Like it? Pin it! Mögt ihr meinen Bilderbuchtipp? Dann freue ich mich, wenn ihr den Pin dazu auf Pinterest teilt. #Bilderbuch #SimonedeBeauvoir #LittlePeopleBigDreams #InselVerlag #Kinderbuch #Mädchenzeitschrift #Magazin #Feminismus #Klischeefrei #Vielfalt #Philosophie #Frauenrechte #Crowdfunding

















