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  • Feministische Comic-Kolumnen

    Lisa Frühbeis ist bekannt für ihre Kolumne "My 100 days of strangelife". Eine Sammlung der feministischen Comics ist unter dem Titel "Busengewunder" als Buch erschienen. Die deutsche Comiczeichnerin Lisa Frühbeis startete "My 100 days of strangelife" 2015 als Webcomic. Von da schaffte es der Comic in den Tagesspiegel (2017-2019) und 2020 in das Buch "Busengewunder", das bei Carlsen erschienen ist. Die Comicsammlung wurde auch schon mit dem Max und Moritz Preis 2020 und dem Kunstförderpreis Bayern ausgezeichnet. Von BH, über PH, bis zur Vagina Aber genug Vorgeplänkel, kommen wir zum Inhalt: Lisa Frühbeis nimmt sich in ihren Comics - meist bestehend aus 12 Panels - ganz unterschiedlichen Themen an. Was die Comics eint, ist die weibliche Perspektive auf die Gesellschaft. Eine Gesellschaft mit patriarchalen Strukturen, mit männlich geprägten Schönheitsidealen und klischeehaften Rollenbildern - und in der Folge massenhaft Ungerechtigkeiten. Auf diese Unzulänglichkeiten der patriarchalen Gesellschaft weist die Comiczeichnerin durchaus mit Biss, aber immer mit viel Witz und alltäglichem Bezug hin. Eine BH-lose Fahrt auf dem Fahrrad bringt sie in der Titelgeschichte "Busengewunder" auf die Frage, weshalb BHs überhaupt "Büstenhalter" heissen und weshalb es denn eigentlich keinen PH gibt. Wer sagt, was schön ist? Und wieso sollten Jungs kein Rosa tragen? Weitere Schönheitsideale wie glattrasierte Beine oder hochhackige Schuhe kommen ebenso zur Sprache wie Verhütung, Menstruation und Begrifflichkeiten für Geschlechtsorgane (dazu hat auch Katja Lewina etwas zu sagen). Und natürlich darf auch die Diskussion um Jungs- und Mädchenfarben nicht fehlen! In weiteren Comic-Strips geht sie dem Bild von Frauen (z.B. in Filmen) und weiblichen Vorbildern nach, in anderen der ungleichen Behandlung der Geschlechter vor dem Gesetz (weiblichen Exhibitionismus gibt es juristisch nicht). Auch Privilegien und Diversität sowie die Errungenschaften der Frauenbewegung (Simone de Beauvoir darf nicht fehlen! Hier gibt's mehr. Und hier.) macht sie zum Thema. Die Zeichnungen kommen mit ein bis zwei Farben aus (neben Schwarz und Weiss). Die klaren Striche und Farbakzente sind kombiniert mit viel Dynamik, witziger Mimik und Gestik und überzeichneten Äusserlichkeiten. Wer sich schon intensiver mit dem Feminismus beschäftigt hat (z.B. mit Liv Strömquists Graphic Novels oder mit Julia Korbiks Sachbuch), wird hier inhaltlich nicht mehr viel Neues entdecken. Aber der persönliche Zugang über Alltagsgeschichten und die pointierte Vermittlung über die kurzen und doch erhellenden Comics machen "Busengewunder" auch für feministisch bewanderte Leser*innen zu einem Genuss. Fazit Die Comic-Kolumnen in "Busengewunder" bringen Jugendlichen ab 13 Jahren feministisches Denken unterhaltsam näher. Lisa Frühbeis legt den Finger auf die patriarchalen Wunden, motiviert (Frauen und Männer) zur Reflexion tradierter, aber vielleicht völlig unsinniger - weil ungerechter - Ansichten, Konventionen und Strukturen. Die Comics laden zum Nachdenken, zum Bewusstwerden, zum Kritisieren und zum Lachen ein! Und ganz nebenbei zeigt Lisa Frühbeis einmal mehr, dass die Comic-Welt keines Falls den männlichen Zeichnern und schon gar nicht hegemonialen Fantasien vorbehalten ist! Die Fakten Busengewunder Lisa Frühbeis (Text + Illustration) Carlsen Verlag 128 Seiten Erschienen am 26.05.2020 Softcover ISBN: 978-3-551-79356-0 Website von LIsa Frühbeis PS: Herzlichen Dank an den Carlsen Verlag für das Rezensionsexemplar. Like it? Pin it! Magst du diesen Buchtipp? Dann freue ich mich sehr, wenn du dir den Tipp als Pin auf Pinterest merkst. #Comics #Kolumnen #Feminismus #Klischeefrei #Jugendbuch #Sachbuch #LisaFrühbeis #Carlsen #Gleichstellung #Frauen #Emanzipation

  • Für Alltagsheld*innen und Weltverbesserer*innen

    (Werbung, Verlosung) Am 20. November 2020 ist Internationaler Tag der Kinderrechte und erst noch Bundesweiter Vorlesetag in Deutschland. Da passt das Buch "Mach dich stark für eine bessere Welt" von Keilly Swift perfekt. Im Rahmen der Bloggeraktion "Heute ein Buch!" könnt ihr sogar ein Exemplar gewinnen. Kinder haben Rechte Die UN-Kinderrechtskonvention hält seit 1989 fest, welche Rechte Kinder überall auf der Welt haben. Dazu gehört auch, dass wir ihre Stimme hören und ihre Anliegen und Bedürfnisse berücksichtigen, sei es nun im alltäglichen Zusammenleben oder in der Politik. Und natürlich gehört auch das Recht auf Bildung zu den Kinderrechten. Und hier kommt wiederum das Lesen und Vorlesen ins Spiel. Beides ist wichtiger Bestandteil der Sprachentwicklung und damit grundlegend für die Bildungschancen aller Kinder. In Deutschland für die Stiftung Lesen jedes Jahr den Vorlesetag durch - in diesem aussergewöhnlichen Jahr mit einem digitalen Vorlesefestival (mehr über den Schweizer Vorlesetag gibt es zum Beispiel hier). Die Welt verbessern Aber genug ausgeholt: Keilly Swift macht Kindern ab ca. 8 Jahren mit ihrem Sachbuch "Mach dich stark für eine bessere Welt" Mut, die Welt zum besseren zu verändern. Und weil man immer zuerst vor der eigenen Tür kehren soll, startet sie in Kapitel 1 mit Tipps, wie Kinder mit sich selbst achtsam umgehen und ihre Gedanken positiv lenken können. In Kapitel 2 öffnet die Autorin den Blick auf die Gemeinschaft, also ganz unterschiedliche Gruppen, in denen man sich gemeinsam engagieren oder einfach nur eine gute Zeit haben kann. Mit dabei sind auch Tipps, wie man eine Freundschaft richtig pflegt oder Mobbing stoppen kann. Und danach geht es schon auf zu konkreten Beispielen, was andere - wie Greta Thunberg, Malala Yousafzai oder Schuyler Bailer - für eine bessere Welt tun und wie man selbst mit anpacken könnte. Besonders gefreut hat mich, dass hier eine Doppelseite dem Lesen gewidmet ist. Im Kapitel 3 geht es dann darum, gemeinsam etwas zu bewegen, sich aktiv für die eigenen Rechte oder eine gute Sache - z.B. gegen Diskriminierung - einzusetzen. Swift gibt konkrete Tipps und zeigt motivierende Beispiele von Protesten und Bewegungen. Und sie sensibilisiert auch für die Problematik von Fake News, die es sicherlich schon immer gab, aber die Kinder in einer digitalisierten Welt vor besondere Herausforderungen stellen. Abschliessend geht Swift ausführlicher auf das Thema Umweltschutz ein. Denn eins ist klar: "Für die Zukunft unseres Planeten ist es entscheidend, dass wir die Umwelt schützen." (S. 71) Sie gibt Tipps, wie Kinder Tiere schützen, Abfall vermeiden und grüner wohnen können. Besonders gut gefällt mir der Tipp "Iss den Regenbogen". Das ist doch eine sehr schöne Metapher für den Ratschlag, möglichst bunt zu essen, um sich vielseitig und vitaminreich (und weniger fleischlastig) zu ernähren. Bunte und vielfältige Collagen Rhys Jefferys hat Keilly Swifts Kinderbuch toll illustriert. Die abgebildeten Menschen sind sehr vielfältig. Neben gezeichneten Elementen, hat der kanadische Illustrator immer auch wieder Fotos eingebunden. So entstehen locker gestaltete Doppelseiten, die geübte Erstleser*innen selber erkunden oder die sie mit ihren Eltern gemeinsam entdecken können. Durch die direkte Ansprache, die einfach verständlichen Texte und den Humor der Autorin fühlen sich die Kinder sofort abgeholt. Die einzige Kritik, die ich anbringen muss und nicht nur der Autorin, sondern auch der Übersetzerin gilt, ist dass das Buch nicht gendersensibel formuliert ist. Schon im Untertitel und an ganz vielen Stellen im Inhalt wird das generische Maskulinum verwendet. Sehr schade bei einem Buch, das sonst vor Vielfalt strotzt und selbst ein Plädoyer gegen Diskriminierung und für Inklusion ist! Fazit Keilly Swifts "Mach dich stark für eine bessere Welt" ist ein tolles, Mut machendes Sachbuch für Kinder, die etwas bewegen wollen, vielleicht aber noch nicht wissen wie oder sich nicht trauen. Es zeigt mit einem bunten Strauss an Möglichkeiten, wie Kinder im Kleinen und Grossen etwas bewegen können. Es schenkt Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und Zuversicht, dass eine bessere Welt möglich ist, wenn sich nur viele genug dafür engagieren. Zum Vorlesen oder zum Selberlesen ab 8 Jahren. Die Fakten Mach dich stark für eine bessere Welt. So kannst du etwas verändern. Für Alltagshelden und Weltverbesserer Keilly Swift (Text) Rhys Jefferys (Illustration) Karin Hofmann (Übersetzung aus dem Englischen) DK Verlag 96 Seiten Erschienen im Juli 2020 ISBN: 978-3-8310-4092-6 Ab 8 Jahren VERLOSUNG AUF FACEBOOK UND INSTAGRAM Im Rahmen der Aktion "Heute ein Buch!" verlosen ganz viele Buchbloggerinnen das jeweils vorgestellte Buch. Für "Mach dich stark für eine bessere Welt" von Keilly Swift könnt ihr hier in den Lostopf hüpfen: Instagram Facebook Herzlichen Dank an den DK Verlag für das Rezensions- und das Verlosungsexemplar! Ausserdem habt ihr Gewinnchancen auf folgenden Blogs: Alu – https://www.grossekoepfe.de/ Anna – https://kinderbuch-detektive.de/ Anne – https://www.xmalanderssein.de/ Brigitte – https://www.wallinger.at/ Janet – https://www.kinderbuchlesen.de/ Jenny – https://www.kinderchaos-familienblog.de/ Julia - https://juliliest.net/ Katja – https://kuestenkidsunterwegs.blogspot.com/ Marsha – https://mutterundsoehnchen.com/ Miri – https://geschichtenwolke.de/ Sari – https://www.heldenhaushalt.de/sari02/ Steffi – https://www.biber-butzemann.de/blog Steffi – www.instagram.com/kleinerleser Susanne – https://familienbuecherei.blogspot.com/ Sylvi – https://momsfavoritesandmore.de/ Viel Glück und viel Freude beim Lesen und Vorlesen! Eure Eliane Teilnahmebedingungen: Du bist mindestens 18 Jahre alt und hast eine Adresse in der Schweiz, Deutschland oder Österreich. Die Verlosung dauert ab Freischaltung der Posts auf Insta und Facebook und dauert bis Dienstag, 24.11.2020, 23:59 Uhr. Das Los entscheidet. Der Gewinner/die Gewinnerin wird auf Insta oder Facebook benachrichtigt. Erfolgt innert 3 Tagen keine Reaktion, wird neu ausgelost. Rechtsweg und Barauszahlung sind ausgeschlossen. Für den Versand gebe ich deine Adresse an den Verlag weiter. Instagram und Facebook haben nichts mit dem Gewinnspiel zu tun. Like it? Pin it! Magst du diesen Buchtipp? Dann hilfst du mir sehr, wenn du dir den Pin dazu auf Pinterest merkst. #HeuteeinBuch #Vorlesetag #Vorlesen #Sachbilderbuch #Sachbuch #Kinderbuch #Gleichberechtigung #Vielfalt #Klischeefrei #klischeefreieKinderbücher #Diversität #Kinderrechte #Umweltschutz #Nachhaltigkeit #Solidarität

  • Etwas hat sich verschoben

    Ich lese selten Dystopien, aber "Regenschatten" von Seraina Kobler lohnt den Ausflug in die Zukunft, auch wenn es eine unwirtliche, heisse Zukunft ist. Realistisch ist sie leider allemal. Das Romandebüt von Seraina Kobler hat mich vor allem so interessiert, weil ich sie als Journalistin schon kannte. Und Romane von geschätzten Journalist*innen haben mich noch fast nie enttäuscht. Es könnte so schön sein Anna, die Ich-Erzählerin von "Regenschatten" sollte eigentlich gerade glücklich sein. Sie hat nämlich David kennengelernt und ist auch noch schwanger. Doch ihr ist schnell klar, dass das Kind nicht von ihm sein kann. Das erfahren wir aber erst nach und nach in Rückblenden. Der Roman beginnt in einer nahen Zukunft. Es ist heiss, am Zürichberg gab es einen Waldbrand und das Quartier wurde evakuiert. Anna ist alleine und hochschwanger zurückgeblieben, blickt auf verkohlte Baumstrünke, schwarze Überreste der einst grünen Lunge der grössten Schweizer Stadt, innerlich immer noch glühende Baumstämme. In kurzen, episodischen Rückblenden verrät uns Anna, was in den Monaten vor dem verhängnisvollen Waldbrand geschehen ist. Schnell erfahren wir, dass Anna und David in einer Zeit leben, in der sich das Klima dramatisch erhitzt hat. Der Jetstream ist zum Erliegen gekommen, Bruthitze die Folge. Etwas Abkühlung findet man nur noch in den Bergen, aber auch da ist alles in Bewegung. Und etwas bewegt sich mit der Schwangerschaft auch in Anna: "Und ich spürte, dass sich auch in mir etwas verschob, wie Gneis, der erst durch die Verschmelzung von anderen Gesteinen entsteht und nur unter starkem Druck und hohen Temperaturen." (S. 35) Parallel zum klimatischen Drama von Hitze, Trockenheit, Feuersbrunst, Staubstürmen und brennenden Vögeln entwickelt sich auch Annas persönliches Drama. David verschwindet und sie muss sich entscheiden, ob sie das Kind möchte oder nicht und wie bzw. mit wem sie es aufziehen möchte. Hier möchte ich inhaltlich nicht mehr verraten, damit die Lektüre spannend bleibt. Mich hat der nur knapp 170 Seiten lange Roman abgeholt. Ich konnte mich schnell mit Anna identifizieren und auch die Bedrohung durch die Erhitzung der Welt ist leider nur allzu glaubwürdig. Auch wenn man teils im Dunkeln tappt, weshalb Anna sich nun alleine im Sperrgebiet befindet, kann man ihre Gefühle und Gedanken nachvollziehen und durch die geschickt verwobenen Rückblenden kriegt man nach und nach ein deutlicheres Bild von den Ereignissen in Bezug auf den Waldbrand, aber auch die persönliche Situation von Anna. Gewebe aus globalen und persönlichen Entwicklungen Manchmal hatte ich etwas Mühe, mich in den Zeiten zurechtzufinden. War nicht ganz sicher, ob ich mich mit Anna gerade in der (künftigen) Gegenwart befinde oder in der Vergangenheit, aber das fand ich gar nicht schlimm. Die Auflösung der Geschichte und die Spannung, was Anna schliesslich tun würde in ihrer selbstgewählten und gefährlichen Isolation, hat mich nur so durch die Seiten getrieben. Die Autorin schreibt einfach, oft in kurzen, eindringlichen Sätzen und in sehr bildhafter Sprache. Sie lässt Szenen und zwischenmenschliche Verbindungen aufscheinen, ohne alles auszuerzählen. Die Klimathematik und auch Annas Situation wirken bedrückend, aber trotzdem ist es nicht einfach ein schweres Buch. Das offene Ende mit Hang zum Positiven trägt sicher das seinige dazu bei. Hätte ich mehr Zeit und nicht so viele ungelesene Bücher, würde ich "Regenschatten" auch ein zweites Mal lesen und bestimmt wieder ganz neue Facetten entdecken. Fazit Seraina Kobler ist mit "Regenschatten" ein zwar bedrückendes, aber atmosphärisch dichtes und sprachlich bildhaftes Romandebüt gelungen. Sie verbindet eine auch real drohende Klimakatastrophe mit dem Schicksal einer jungen Frau, womit sie deren Hadern und Kämpfen noch intensiver macht. Einzelne Entscheidungen erscheinen gleichzeitig unwichtig für den Gang der Welt und andererseits so wichtig für die Individuen. Ich freue mich auf mehr von dieser Autorin! Die Fakten Regenschatten Seraina Kobler Kommode Verlag 176 Seiten Erschienen im September 2020 Hardcover, mit Lesebändchen ISBN: 978-3-9525014-6-7 PS: Herzlichen Dank für das Rezensionsexemplar an den Kommode Verlag. Like it? Pin it! Magst du diesen dystopischen Buchtipp? Dann merke dir doch den Pin auf Pinterest! #SerainaKobler #KommodeVerlag #Literatur #Roman #SchweizerLiteratur #FrauenSchreiben #FrauenZählen

  • Vielfalt macht das Leben bunt

    Wiesel sehen alle gleich aus, denkt ihr? Weit gefehlt! Denn "Theo liebt es bunt". Welche Folgen Theos Anderssein hat, erzählen Samuel Langley-Swain und Ryan Sonderegger in diesem Bilderbuch über Vielfalt und Toleranz. Theo fällt auf. Er trägt nicht wie die anderen Wiesel einfach sein graues Fell, sondern gerne mal extravagante Kleider: Mit Melone und schwarzem Umhang, mit abgefahrener Sternsonnenbrille und coolen Sneakers läuft er durch den Weidenwald. Dass Theo immer auffallen muss, geht den anderen Wieseln langsam, aber sicher auf den Wecker. Und irgendwann tun sie sich zusammen und fordern von Theo, keine Kleidung mehr zu tragen. Zu sich selbst stehen Theo stürzt sich daraufhin weinend in die Arme seines Vaters. Und der hat zum Glück Verständnis und Mitgefühl. Es tut ihm richtig leid, seinen Sohn so traurig zu sehen. Und er ermutigt Theo, nicht einzuknicken, zu seinem Stil zu stehen und weiterhin Kleider zu tragen. Voller Stolz trägt Theo nun seine schönsten Kleider zur Schau. Aber die Wiesel haben ihre Einstellung nicht geändert. Da ergreift Theo die Chance und verlässt mit den Hermelinen den Wald. Grau in Grau Bald erscheint den zurückgebliebenen Wieseln die Welt nur noch grau. Kein Theo, keine Farbe. Alles ist eintönig und langweilig. Ob sie Theo zur Rückkehr bewegen können? Um das herauszufinden, müsst ihr selbst zum Bilderbuch des englischen Autors Samuel Langley-Swain greifen! Verraten sei natürlich, dass Langley-Swain mit seiner Geschichte die Botschaft aussendet, dass Anderssein gar nicht schlecht ist, im Gegenteil! Je vielfältiger wir alle sind, desto spannender. Ein klares Plädoyer für Vielfalt und Toleranz in Bilderbuchform für Kinder ab 4 Jahren! Besonders gut gefällt mir auch, dass hier für einmal der Vater als fürsorgliches Elternteil auftaucht und dass die Tränen und die Trauer nicht klein- oder weggeredet werden, sondern der Vater seinem Sohn zu verstehen gibt, dass er ihn genau so liebt, wie er ist. Lieber warm und bunt als kalt und grau Illustriert hat das Bilderbuch der Amerikaner Ryan Sonderegger. "Theo liebt es bunt" ist sein erstes Bilderbuch. Es lohnt sich optisch schon wegen der Illustrationen im Vorsatz: Theo wie er leibt und lebt: mit Perücke, Perlenkette, mit gefiedertem Hut, Monokel oder im Hawaiihemd. Dieses Wiesel muss einem einfach sympathisch sein! Das gesamte Buch ist mit doppelseitigen Bildern gestaltet. Die Wende in der Geschichte zeigt sich nicht nur an den bunt blühenden Blumen am Fenster, sondern auch am bunten, warmen Himmel. So taucht der Illustrator die Szenerie geschickt in unterschiedliche Atmosphären. Fazit Mit "Theo liebt es bunt" legen Samuel Langley-Swain und Ryan Sonderegger ein Bilderbuch mit klarer Message für mehr Vielfalt und Toleranz vor. An der Figur von Theo, dem modebewussten Wiesel, machen sie deutlich, dass es lohnt, sich selbst zu sein, auch wenn man anders ist als alle anderen. Dann erst recht! Denn anders ist gut, bunt tut gut! Die Fakten Theo liebt es bunt Samuel Langley-Swain (Text) Ryan Sonderegger (Illustration) Ursula C. Sturm (Übersetzung aus dem Englischen) Knesebeck Verlag 36 Seiten Erschienen am 24.09.2020 Hardcover ISBN: 978-3-95728-425-9 Ab 4 Jahren PS: Herzlichen Dank an den Knesebeck Verlag für das Rezensionsexemplar. Noch mehr Bücher übers Anderssein Ganz besonders anders - Bücher übers Anderssein, Inklusion und Downsyndrom Ich bin anders als du - Ich bin wie du - Constanze von Kitzing (Carlsen, 2019) Ich so du so - alles super normal - Labor Ateliergemeinschaft (Beltz&Gelberg, 2018) Like it? Pin it! Magst du diesen bunten Bilderbuchtipp? Dann freue ich mich, wenn du dir den Pin merkst! #Knesebeck #SamuelLangleySwain #RyanSonderegger #Bilderbuch #Kinderbuch #Vielfalt #Toleranz #Anderssein

  • Die Sache mit dem Einschlafen

    Einschlafen ist kinderleicht? Nicht für alle! Besonders für Kinder nicht immer. Und auch der kleine Siebenschläfer aus dem Bilderbuch "Siebenschläfers sieben Betten" von Susanna Isern und Marco Somà hat damit so seine liebe Mühe. Geht es euren Kindern manchmal (oder gar immer) so, dass sie einfach nicht in den Schlaf finden? Bei uns ist das Problem jedenfalls bestens bekannt, um es mal nett auszudrücken. Und ehrlich, auch wir Erwachsene schlafen ja nicht immer von der einen auf die andere Sekunde selig ein. Wenn euch die Sachlage auch nur annähernd bekannt vorkommt, könnte das Bilderbuch "Siebenschläfers sieben Betten" etwas für euch sein! Ein ungewöhnlicher Gast Susanna Isern entführt uns in "Siebenschläfers sieben Betten" in den Grünen Wald. Hier leben Hasen, Eichhörnchen, Mäuse, Hirsche und andere Tiere friedlich zusammen. Eigentlich ist es fast etwas langweilig. Doch eines Morgens entdeckt der Hase in seiner Karottenkiste den Siebenschläfer - friedlich schlummernd. Er erklärt, dass er nicht habe einschlafen können und es deshalb mal mit der Kiste versucht habe. Am nächsten Morgen entdeckt das Rotkehlchen den Siebenschläfer in seiner Krawattenschublade. Und ihr ahnt es: Auch am dritten Tag erwacht der kleine Siebenschläfer an einem ungewöhnlichen Ort - in einem Hirschgeweih. Und so geht das immer weiter. Jeden Morgen entdeckt ein anderes Tier den Siebenschläfer bei sich im Haus. Die Tiere des Waldes finden das gar nicht so lustig und wollen, dass der Siebenschläfer im eigenen Bett bleibt. Und tatsächlich, in dieser Nacht bleibt der ungebetene Gast aus. Er taucht aber auch am Tag nicht auf und als der Hase ihn zuhause besuchen möchte, ist der Siebenschläfer nicht da. Da beginnen die Tiere, sich Sorgen zu machen! Zu recht, denn wie sich herausstellt, hat sich der kleine Siebenschläfer vor lauter Angat, alleine schlafen zu müssen, zum bösen Wolf ins Haus geschlichen. Die Waldtiere schliessen sich zusammen, um ihrem kleinen Freund zu helfen. Wie sie das genau anstellen und wie der Siebenschläfer künftig beruhigt einschlafen kann, müsst ihr selber herausfinden! Die Angst ernst nehmen Mit der Geschichte zeigt die spanische Kinderbuchautorin und Kinderpsychologin Susanna Isern, dass es sich lohnt, über seine Ängste zu sprechen und dass wir im Gegenzug auf die Ängste unserer Mitmenschen (oder Tiere) hören und auf sie eingehen sollten. Wie bei den Tieren, lohnt es sich auch bei den Kindern, sie nicht einfach ins eigene Bett zurück zu schicken, sondern das Bedürfnis dahinter zu ergründen und eine gemeinsame Lösung zu finden. Meistens geht es doch wie beim kleinen Siebenschläfer darum, Geborgenheit zu schenken. Liebevolle Illustrationen Kommen euch die Illustrationen von "Siebenschläfers sieben Betten" bekannt vor? Kein Wunder! Illustrator ist der Italiener Marco Somà. Sein Stil ist einfach unverkennbar und verleiht zum Beispiel auch dem Bilderbuch "Der Glücksverkäufer" von Davide Calì eine ganz besondere Atmosphäre. Er arbeitet mit gedeckten Farbtönen, ganz feinen Mustern und seine Bilder muten gleichzeitig nostalgisch und surrealistisch an. So wird auch hier jede Doppelseite zum Kunstwerk mit vielen liebevollen Details. Einziges Manko am Buch? Dass der Wolf wie so oft als Bösewicht herhalten muss. Das ist etwas sehr klischeehaft, wo doch der Bär, der im Bilderbuch zu den netten Tieren gehört, in der Natur nicht minder bedrohlich wäre für einen Siebenschläfer. Wer Lust auf Bücher hat, die den Wolf positiver darstellen, wird bei Honorata von @dreibuchhoch.de auf Instagram fündig. Sie stellt derzeit eine ganze Serie solcher Kinderbücher vor. Fazit Das Bilderbuch "Siebenschläfers sieben Betten" von Isabelle Isern und Marco Somà eignet sich für Kinder ab 4 Jahren. Es gibt nicht nur den kleinen Zuhörer*innen, sondern auch uns Erwachsenen eine Botschaft mit. Die Tiergeschichte ermuntert dazu, auf die Gefühle - vor allem die Ängste - unserer Kinder und generell unserer Mitmenschen zu hören und sie zu unterstützen. Ein Kinderbuch, das eine wohlige Wärme vermittelt und gerade im Herbst zum gemütlichen Einkuscheln einlädt! Die Fakten Siebenschläfers sieben Betten Susanna Isern (Text) Marco Somà (Illustration) Mena Dressler (Übersetzung aus dem Spanischen) Baeschlin Verlag 40 Seiten Erschienen am 15.05.2020 Hardcover ISBN: 978-3-03893-021-1 PS: Herzlichen Dank an den Baeschlin Verlag für das Rezensionsexemplar. Das könnte dir auch gefallen Der Glücksverkäufer - Davide Calì und Marco Somà (Carl-Auer Verlag, 2019) Vielleicht - Kobi Yamada und Gabriella Barouch (Adrian Verlag, 2019) Like it? Pin it! Magst du diesen Bilderbuchtipp rund ums Einschlafen und Schlafen? Dann freue ich mich sehr, wenn du dir den Pin auf Pinterest merkst. #Bilderbuch #SusannaIsern #MarcoSomà #BaeschlinVerlag #Kinderbuch #Schlafen #Einschlafen #Gutenachtgeschichte #Freundschaft #Angst #Mut #Zusammenhalt #Wald

  • Total normal - Volume 1

    Bist du normal? Was ist schon normal? Und ist das jetzt gut oder schlecht? Die Labor Ateliergemeinschaft geht mit "Ich so du so - alles super normal" genau diesen Fragen mit Comics, Bildern, Listen, Texten und Geschichten nach. Auf meiner Facebook-Seite könnt ihr ein Exemplar gewinnen. In der Labor Ateliergemeinschaft haben sich Illustratorinnen, Grafikdesigner und Autorinnen zusammengeschlossen, um gemeinsame Projekte zu realisieren. Darunter zum Beispiel Jörg Mühle, Philip Waechter, Moni Port und von Zubinski. In "Ich so du so" kommen Kinder und Erwachsene aus aller Welt zu Wort und erzählen, was denn "normal" ist, wann sie sich nicht normal gefühlt haben und ob es überhaupt erstrebenswert ist, normal zu sein oder doch viel spannender, unterschiedlich zu sein. Und was war eigentlich früher normal? Und wie verändert sich das "Normalsein"? Die Macherinnen und Macher des Buches sagen dazu: "Heisst das, wir wollen alle normal sein? Nein! Wir wollen sein dürfen, wer wir sind, und dazugehören - jeden Tag anders, neu oder gleich, ohne dass man uns bewertet oder in eine Schublade steckt. Denn jeder Mensch ist vielseitig und einzigartig." (S. 6) Ein Buch so vielfältig wie wir Menschen "Ich so du so" ist ein Sammelsurium aus unterschiedlichsten Stilen, Fragen, Antworten, Zeitbezügen und Perspektiven auf das Normalsein - oder eben die Vielfalt. Witzige Comics, neu interpretierte Märchen, Fragebögen wie der Normal-O-Meter und Geschichten von früher unterhalten, regen zum Nachdenken an, lösen Diskussionen aus und laden zum Mitmachen ein. Ein paar Fragen - wild herausgepickt Kann ich mal die Hautfarbe haben? Bin ich mit 5 Kilo weniger 5 Mal mehr wert? Wie heisst du, und wie viel PS hat das Teil (der Rollstuhl, a.d.R.)? Mit wem oder was würdest du gerne einen Tag das Leben tauschen? Wenn ich gross bin, bin ich dann eigentlich ein Mann oder eine Frau? Welche Farben sind Jungenfarben? Die Antworten in ihrer ganzen Vielfalt finden wir teils im Buch, teils sind wir als Leserinnen und Leser aufgefordert, selbst Antworten zu geben und denken so darüber nach, ob es denn so wichtig ist, zu wissen, ob jemand Mann oder Frau ist, ob es sich wirklich lohnt, für den Schwarm abzunehmen oder ob unsere eigenen Fragen das Gegenüber vielleicht auch schon verletzt haben. Preisgekröntes Sachbuch Das Sachbuch für Kinder ab 9 Jahren hat bereits den Leipziger Lesekompass 2018 der Stiftung Lesen und der Leipziger Buchmesse erhalten und ist für den Deutschen Kinder- und Jugendliteraturpreis in der Kategorie Sachbuch nominiert. Fazit "Ich so du so" können wir irgendwo aufschlagen und sind mitten drin in der Diskussion über Verschiedenheit und Gemeinsamkeiten, Anderssein und Vielfalt, Klischees und Toleranz. Und auch wenn die Labor Ateliergemeinschaft eine klare Botschaft aussendet, nämlich: "Es ist normal, verschieden zu sein und das ist gut so." (S. 117). So vermittelt sie diese nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern immer witzig, kreativ, überraschend und entlarvend direkt. "Ich so du so" ist das ideale Sachbuch, um über Vielfalt ins Gespräch zu kommen! Verlosung Auf Facebook könnt ihr bei MINT & MALVE bis Ostermontag, 2. April 2018, 23:59 Uhr an der Verlosung teilnehmen, um ein Exemplar von "Ich so du so" zu gewinnen. Wenn ihr zusätzlich meinen Newsletter abonniert, hüpft ihr gleich doppelt in den Lostopf (bitte im Anmeldeformular unter "Namen" den Vor- und Nachnamen angeben, damit ich weiss, wer wer ist). Viel Glück! Die Gewinnerin oder der Gewinner wird via Facebook benachrichtigt. Herzlichen Dank an Beltz & Gelberg für das Besprechungs- und Verlosungsexemplar! Die Fakten Ich so du so - Alles super normal Labor Ateliergemeinschaft Beltz & Gelberg 176 Seiten Erschienen am 08.03.2018 ISBN: 978-3-407-82316-8 Ab 9 Jahren Blick ins Buch und mehr bei Beltz & Gelberg Beltz Stories (Jugendprogramm) bei Instagram Beltz & Gelberg bei Facebook Beltz & Gelberg bei Twitter Website der Labor Ateliergemeinschaft Reihe: Klischeefreie Kinderbücher Weitere Kinder- und Jugendbücher, die sensibel gegenüber Geschlechterrollen, Familienformen und verschiedenen Kulturen sind, präsentiere ich euch in loser Folge hier auf dem Blog. Bereits erschienene Buchtipps findet ihr unter den ähnlichen Beiträgen und über den Tag "Klischeefrei" (siehe auch Schlagwörter auf der Startseite).

  • So anders und doch gleich

    (Werbung/Verlosung) Das Leben ist bunt, unsere Gesellschaft ist bunt und genauso bunt sollten auch Kinderbücher sein. Constanze von Kitzings neuster Streich "Ich bin anders als du - Ich bin wie du" schafft das! Ich stelle euch das Bilderbuch hier vor und werfe einen spannenden Blick hinter die Kulissen. Zudem habt ihr die Chance, eins der Bücher zu gewinnen! Constanze von Kitzing ist euch vielleicht schon ein Begriff von den quadratischen Pappbilderbüchern "Ich bin jetzt..." oder "Ich mag...". Auf meinem Blog sind die beiden ersten Bücher der Serie rund um Vielfalt in diesem Gastbeitrag besprochen und sie werden auch bei uns zuhause rauf und runter gelesen. Nun hat die Serie mit "Ich bin anders als du - Ich bin wie du" Zuwachs bekommen. Eine tolle Chance, bei der Blogparade von Jenny vom Kinderchaos Familienblog in Kooperation mit dem Carlsen Verlag mitzumachen und euch das Buch und die Autorin näher vorzustellen. Toleranz und Vielfalt - ganz normal! Das Bilderbuch greift das Thema Toleranz und Vielfalt ganz natürlich auf, indem es auf Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Menschen eingeht. Was verbindet uns? Was unterscheidet uns? Wo bin ich besonders? Wo sind wir alle (viele oder einige) gleich? Das sind fragen, die sich beim Betrachten stellen und die sich auch Kindern im Alltag ganz oft stellen. Ganz nah an der eigenen Lebenswelt Gerade bei meiner dreijährigen Tochter sehe ich das oft: Sie steckt gerade mitten in der Phase, in der sie ganz genau auf Unterschiede und Gemeinsamkeiten achtet. Taucht beispielsweise in einem Kinderbuch der Name "Valentin" auf, sagt sie sofort: "Gäll, das isch gliiche Name?" und will sich damit vergewissern, dass das Kind im Buch denselben Namen hat wie ihr bester Freund aus der Kita. Und so geht das mit allem, was sie irgendwie an ihren Alltag erinnert: das grüne Trotti (Roller) vor dem Lebensmittelgeschäft (genau wie ihr Trotti zuhause), die Dinosaurierunterhose vom Nachbarsjungen (genau wie ihre) oder eine Person im Rollstuhl (genau wie ihre Uroma). Was ist an dem Buch so anders? Beim gemeinsamen Betrachten von "Ich bin anders als du - Ich bin wie du" habe ich darauf geachtet, was meine Tochter jeweils als Alleinstellungsmerkmal erkennt und was als Gemeinsamkeit. Es waren nie die Hautfarbe oder das Geschlecht, es waren immer die unterschiedlichen Aktivitäten oder die Kleidung oder das Alter der Protagonist*innen. Ist das nun oberflächlich? Nein, ich denke, das zeigt einfach, dass es für sie total normal ist, dass sich Kinder in der Hautfarbe oder in der Haarfarbe unterscheiden, und dass es viel wichtiger ist, was diese Kinder tun. Und ich hoffe, das bleibt noch lange so! Dieses Bilderbuch trägt jedenfalls dazu bei, indem es völlig unaufgeregt zeigt, dass wir uns in ganz vielem unterscheiden und ebenso viel entdecken können, das uns verbindet. Wie funktioniert das Bilderbuch? In den Fotos seht ihr, wie geschickt, das Kinderbuch aufgebaut ist. Es ist erstens ein Wendebuch: Von der einen Seite geht es darum, worin sich Kinder (und einige Erwachsene) unterscheiden und von der anderen Seite, was sie gemeinsam haben. Jeweils eine Doppelseite leitet ein Pärchen ein und wir können selbst überlegen, was die beiden denn nun unterscheidet oder "gleich" macht. Auf der folgenden Doppelseite kommt die Auflösung. Eine*r der beiden Protagonist*innen taucht dann auf der nächsten Seite wieder auf und wird einer anderen Person gegenübergestellt. So bildet sich eine lange Kette der Unterschiede und Gemeinsamkeiten, bis sich beide Buchteile in der Mitte treffen - mit dem schönen Fazit: "Ich bin ich!". Fazit Was mir besonders gefällt an "Ich bin anders als du - Ich bin wie du", ist, dass in diesem Bilderbuch nicht nur alle Haut- und Haarfarben, alle Augenfarben, Brillenträger*innen, verschiedenste Frisuren und Vorlieben vorkommen, sondern auch noch Männer und Frauen in für sie eher untypischen Berufen, verschiedene Familienmodelle, ein hörbehindertes Kind, ein Kind im Rollstuhl usw. So findet wirklich jedes Kind einen Zugang zum Buch und dieses bietet viel Gesprächsstoff. Es eignet sich auch ideal für Kitas und Kindergärten. Und es gehört eindeutig in alle Regale - in Kinderzimmern, in Kitas, in Spielgruppen und in Kindergärten! Auf der Website von Constanze von Kitzing findet sich übrigens tolles Material, zum Basteln, Spielen und Singen mit dem Buch. Der animierte Film zum Buch fasst nochmals ganz zauberhaft zusammen, worum es geht: Die Fakten Ich bin anders als du - Ich bin wie du Constanze von Kitzing (Text und Illustration) Carlsen Verlag 82 Seiten Erschienen am 01.08.2019 ISBN: 978-3-551-17130-6 Ab 3 Jahren Constanze von Kitzing im Interview Liebe Constanze, vielen Dank, dass ich dir ein paar Fragen zu deinem neuen Buch stellen darf. Eliane: War dir von Anfang an klar, was du alles für Unterschiede und Gemeinsamkeiten im Buch haben möchtest oder hat sich das nach und nach entwickelt? Constanze: Das hat sich entwickelt, ich hatte am Anfang drei oder vier Ideen, die ich gut fand und dem Verlag vorgestellt habe. Daraufhin haben die das Buch frei gegeben und ich hab mein Hirn angeschmissen, was bei der Ernsthaftigkeit des Themas und der beabsichtigten Vielfalt und Verkettung der Personen (also, dass die Person, zu der etwas gesagt wird, auch diejenige ist, die im nächsten Bild spricht), alles andere als einfach war. Ich gebe zu, im letzten Viertel der Konzeptionsphase eine echte Krise gehabt zu haben! :-D Eliane: Du bringst die Vielfalt (z.B. in Bezug auf die Hautfarbe, Handicaps, Geschlechterrollen) ja ganz subtil rüber, quasi als Nebenprodukt von ganz alltäglichen Unterschieden und Gemeinsamkeiten. Meinst du, die Kinder verstehen die Botschaft? Oder braucht es da immer die Diskussion über das Gesehene? Constanze: Ich habe gemerkt, dass Kinder andere genau so sehen. Ihnen fällt nicht als erstes auf, dass das andere Kind eine andere Hautfarbe hat, sondern, dass es total das coole Shirt anhat. Vorurteile sind erlernt und ich möchte mit dem Buch erreichen, dass die Kinder ihre offene Art etwas länger beibehalten und sie als normal empfinden. Eigentlich sind es die Eltern, die immer wieder überrascht werden oder ihre inneren Vorurteile hinterfragen. So ist dies wirklich ein Buch für Groß und Klein! Je älter die Kinder, desto wichtiger die Diskussion. Ich hatte jetzt eine Lesung mit Brennpunkt-Grundschülern. Ich habe gefragt: „Ist es denn ein Problem, wenn jemand anders ist als die anderen?“ Ein Junge dazu: „Ja! Es ist dann ein Problem, wenn jemand anderes sagt, dass der dann nicht mehr dazu gehört.“ Ich fand das so einfach, aber so reif, er hat es einfach total auf den Punkt gebracht, worum es geht. Eliane: Denkst du, es gibt zu wenige solche diversen Kinderbücher auf dem Markt? Und wenn ja, woran liegt das? Constanze: Ich selbst habe darüber eigentlich ziemlich wenig nachgedacht, bis ich dann für meine Bücher so viel positive Resonanz bekam und das Thema Vielfalt, das sich für mich echt so normal anfühlt, auf einmal zum Thema wurde. Inzwischen finde ich, es gibt zu wenig vielfältige Bücher ja, aber das Bewusstsein wächst und ich bin sicher, dass es immer mehr „bunte“ Bücher geben wird. Besonders möchte ich da auf das Kimi-Siegel hinweisen, das Bücher auszeichnet, die eben Vielfalt zeigen. Bevor ich Kinder hatte, habe ich auch gedacht, dass Kinder sich mit allen Kinder-Charakteren identifizieren. Tatsächlich suchen sie aber schon auch möglichst viele Übereinstimmungen, und wenn ein Kind sich dann einfach NIE in Büchern wiederfindet, macht das etwas mit ihm und seinem Selbstwertgefühl. Eliane: Ich bin immer ganz neugierig, wie so ein Bilderbuch technisch entsteht. Wie gehst du vor? Machst du zuerst Skizzen, vielleicht nur in Schwarzweiss oder legst du gleich bunt los? Constanze: Skizzen!!! Viele!!! Die bespreche ich mit meiner Lektorin, bekomme Feedback, überarbeite... Die beiden Jungs hier waren ursprünglich mal Kim und Trump, mit der Aussage, dass sie beide Raketen lieben. Das ist leider rausgeworfen worden, mit der Begründung, dass man ein Kinderbuch nicht für politische Ansichten missbrauchen darf. Fand ich erst schade, aber grade das Bild hat sich so zu einem richtigen Schätzchen entwickelt, weil ich dann gesagt habe, dass die beiden halt die Welt bereisen wollen und dann die Idee mit der Weltkarte hatte. :-D Die hängt jetzt auch in sehr groß bei meinen Kindern im Zimmer. Ein paar Eindrücke aus dem Entstehungsprozess des Buches: Eliane: Die Eisbrecherfrage für einmal zum Schluss: Was macht dich einzigartig? Constanze: Boah, Killerfrage... Mir ist es wichtig authentisch zu sein. In allem was ich mache. Dass ich mir selbst gegenüber treu bin mit meinen Wertvorstellungen und Idealen und diese mit anderen teile. Herzlichen Dank für deine spannenden Antworten und den Blick hinter die Kulissen, liebe Constanze! VERLOSUNG AUF FACEBOOK + INSTAGRAM Der CARLSEN-Verlag hat mir für euch zwei Exemplare des genialen Wendebuchs "Ich bin anders als du - Ich bin wie du" von Constanze von Kitzing zur Verfügung gestellt. Versucht euer Glück und holt euch die Vielfalt ins Kinderzimmer! Auf Instagram Auf Facebook Die Teilnahmebedingungen: Teilnehmen können Leser*innen ab 18 Jahren mit Wohnsitz in Deutschland, der Schweiz oder Österreich. Das Gewinnspiel startet mit Freischaltung der Posts auf Instagram und Facebook und endet am 2. Dezember 2019, um 23:59 Uhr! Das Los entscheidet über die Gewinner*innen. Die Gewinner*innen werden per PN auf Instagram bzw. Facebook benachrichtigt. Erfolgt innert 3 Tagen keine Reaktion, wird neu ausgelost. Der Rechtsweg und die Barauszahlung sind ausgeschlossen. Der Versand erfolgt über den Verlag. Zu diesem Zweck (und nur dafür) muss ich also die Adressen der Gewinner*innen an den Verlag weitergeben. Mit der Teilnahme am Gewinnspiel erklärt ihr euch mit diesen Bedingungen einverstanden. Die Verlosung hat nichts mit Facebook oder Instagram zu tun. Herzlichen Dank an den CARLSEN Verlag für das Rezensions- und die beiden Verlosungsexemplare! Like it? Pin it! Magst du diesen Buchtipp oder das Interview mit der Autorin? Dann freue ich mich sehr, wenn du dir den Pin zum Beitrag auf Pinterest merkst! #Bilderbuch #Kinderbuch #Toleranz #Vielfalt #Diversität #diverseKinderbücher #Anderssein #ConstanzevonKitzing #carlsen

  • Der kleine Stern fliegt weiter

    (Werbung/Verlosung) Der kleine Stern ist hier schon die letzten drei Jahre vorbeigeflogen und hat uns in 24 Kapiteln durch den Advent begleitet. In diesem Jahr erleben wir mit der Adventsgeschichte vom kleinen Stern ein "Abenteuer in den Bergen" und für euch habe ich auch ein Exemplar im Gepäck! Vorlesezeit statt Schokolade Wie ihr vielleicht noch wisst, bin ich kein grosser Fan von Adventskalendern mit Schokolade drin oder mit 24 aufwendig bepackten Säckchen mit Krimskrams, der gar nicht wirklich gebraucht wird. Am schönsten finde ich es, entweder lustige Aktionen zu machen (z.B. Puppen, die über Nacht jeweils etwas aushecken in der Wohnung) oder Zeit in irgendeiner Form miteinander zu verbringen. So häuft sich kein unnötiges Zeug an und es gibt keinen Konkurrenzkampf um die schönsten Geschenklein. Eine tolle Variante ist es, den Adventskalender mit dem Vorleseritual zu verknüpfen. Wir haben das die letzten drei Jahre mit den Adventsgeschichten vom kleinen Stern getan - einmal mit "Abenteuer auf dem Bauernhof" und einmal mit "Abenteuer im Wald". Noch nicht verbloggt habe ich das ebenfalls fantastische "Abenteuer im Meer" - bisher meine Lieblingsgeschichte. Vom Himmel in die Berge Dieses Jahr versuchen wir uns am "Abenteuer in den Bergen". Wie in den anderen Abenteuern ist es dem kleinen Stern am Himmel etwas zu langweilig. Immer an derselben Stelle und nie kommt jemand vorbei! Also macht er sich kurzerhand auf zur Erde. Und dieses Mal landet er mitten in den Bergen. Genauer gesagt in einem Adlerhorst. Und oh Schreck! Er kann gar nicht mehr fliegen und seine Zacken leuchten nicht mehr wie zuvor am Himmel. Wie gut, dass der kleine Stern im Nest nicht ganz alleine ist. Ein kleiner zitternder Adler hat sich unterm Moos versteckt. Schliesslich hat er noch nie einen Stern von Nahem gesehen! Und es gibt noch einen anderen Grund: er hat Angst vor dem Fliegen. Ob der kleine Stern und sein neuer Freund der kleine Adler das Fliegen (wieder) lernen? Und ob der kleine Stern sicher nach Hause zurückkehrt oder doch lieber bei seinen neuen Freunden auf der Erde bleibt? Das könnt ihr in den 24 Kapiteln selbst herausfinden! Neben der abenteuerlichen Geschichte mitten in den verschneiten Bergen kriegt ihr mit der Adventsgeschichte auch noch 24 Couverts, in denen sich immer ein oder zwei Sticker zum Einkleben und manchmal sogar eine Handpuppe aus Filz oder eine fluoreszierende Zacke für den kleinen Stern aus Holz befinden. So bringt dieser Adventskalender neben der schönen Geschichte (ohne religiösen Bezug) auch noch Spannung und Gelegenheit zum Selberspielen mit. Muriel, die den besonderen Adventskalender in der Schweiz und neu auch in Deutschland vertreibt, achtet auf eine faire Produktion und arbeitet möglichst mit geschützten Werkstätten zusammen - zum Beispiel für die mühevolle Handarbeit zum Nähen der Fingerpuppen. Fazit Die Adventsgeschichten rund um den kleinen Stern eignen sich für wunderschöne Vorleserituale in der Adventszeit. Sie bringen etwas Besinnlichkeit, aber auch viel Spass und Spannung in den oft hektischen Alltag. Schon Kinder ab drei Jahren haben Freude daran und ich hoffe, meine 7-Jährige wird es dieses Jahr auch noch geniessen. Ich freue mich jedenfalls schon auf die Vorlesezeit mit einer Kerze und dem kleinen Holzstern, der von Woche zu Woche etwas mehr leuchtet. Adventsgeschichte "Der kleine Stern" kaufen Webshop Schweiz: https://www.derkleinestern.ch/ Webshop EU: https://www.adventskalenderbuch.com/ PS: Herzlichen Dank für das Rezensionsexemplar an "Adventsgeschichte der kleine Stern". VERLOSUNG: GEWINNE EINE ADVENTSGESCHICHTE VOM KLEINEN STERN! Hast du Lust bekommen auf den Adventskalender ganz ohne Schokolade? Dann hast du jetzt die Chance, ein Exemplar vom "Abenteuer auf dem Bauernhof" zu gewinnen! In den Lostopf hüpfen kannst du bei mir auf Facebook und Instagram. Facebook Instagram Viel Glück! Deine Eliane Teilnahmebedingungen: Das Gewinnspiel läuft ab Freischaltung der Posts bis zum Montag, 02.11.2020, um 23:59 Uhr. Teilnehmen kannst du mit Wohnsitz in der Schweiz, Deutschland oder Österreich. Das Los entscheidet über den Gewinner/die Gewinnerin. Die Benachrichtigung erfolgt auf Facebook bzw. Instagram. Ohne Reaktion innert 3 Tagen wird neu ausgelost. Für den Versand gebe ich die Adresse des Gewinners/der Gewinnerin an "Die Adventsgeschichte der kleine Stern" weiter. Der Rechtsweg und die Barauszahlung sind ausgeschlossen. Instagram und Facebook haben nichts mit der Verlosung zu tun. Like it? Pin it! Magst du diesen Tipp für einen sinnvollen Adventskalender ohne Schokolade? Dann freue ich mich sehr, wenn du dir den Pin auf Pinterest merkst. #Advent #Weihnachten #Adventskalender #Vorlesen #Abenteuer #Bilderbuch #Mitspielen #Besinnlichkeit #Berge #Schnee #Winter #Kinderbuch #Adventsgeschichte #DerkleineStern

  • Heimweg mit Überraschungen

    In Laura Bednarskis Bilderbuch "Der lange Weg nach Hause" suchen zwei Tiger ein Zuhause. Doch der Weg dorthin hält einige Überraschungen bereit! Habt ihr auch schon mal ein Stofftier verloren? Bestimmt passiert das alle paar Sekunden irgendwo auf der Welt. Wie praktisch wäre es da, der geliebte Plüschfreund würde gefunden und nach Hause gebracht. Die Wiedersehensfreude wäre riesig! Das denkt wohl auch der Tiger von "Der lange Weg nach Hause", als er am Boden im Urwald einen kleinen Artgenossen aus Stoff findet. Dieser trägt zum Glück einen kleinen Rucksack, in dem ein Foto von Arno - dem Tiger - und Laura - seiner Besitzerin - steckt und erst noch ein Kärtchen mit Lauras Adresse. Der Tiger macht sich also auf, seinen kleinen Freund der rechtmässigen Besitzerin zurückzubringen, die scheinbar überstürtzt aus den Ferien abgereist ist - ohne Arno. Ohne Worte viel erzählen All das und die weitere Handlung erzählt uns die deutsche Illustratorin Laura Bednarski in "Der lange Weg nach Hause" ohne Worte. Das heisst, sie erzählt es uns allein mit ihren Bildern. Hier müssen die Grossen nicht vorlesen, sondern können sich die Geschichte von den Kleinen erklären lassen oder einfach gemeinsam zusammenspinnen. Durch eine orientalisch anmutende Stadt reist nun der Tiger immer weiter in Richtung von Arnos Zuhause. Dabei muss er sich mit Hunden herumschlagen und flüchtet übers Wasser. Am anderen Ufer sieht es schon weniger tropisch aus, Tiger ist wohl in Europa angekommen. Und zum Glück findet er auch eine Mitfahrgelegenheit. Später sattelt er aufs Fahrrad um. Aber da droht schon das nächste Unheil in Form eines Unwetters. Ob der Tiger je bei Laura ankommt und ihr den kleinen Arno übergeben kann? Das müsst ihr selbst herausfinden! Ein Werk aus einem Guss Und dazu müsst ihr unbedingt ganz vorne beginnen und ganz am Ende mit dem Vorsatzpapier aufhören. Denn das gehört bei diesem Bilderbuch mit dazu und macht die Geschichte ohne Worte erst so richtig rund. Laura Bednarski hat ihr Bilderbuch wunderschön bunt illustriert. Die Bilder erstrecken sich jeweils über eine ganze Doppelseite. Dabei stecken in einem Bild manchmal mehrere Szenen, so dass auf einer Seite richtig viel passieren kann. Schön ist, dass neben den vielfältigen Landschaften und Städten auch die Menschen - die allerdings nur Nebenrollen spielen - divers sind. Fazit "Der lange Weg nach Hause" von Laura Bednarski schafft es, ohne Worte eine abenteuerliche und berührende Geschichte zu erzählen. Ein Bilderbuch in leuchtenden Farben für Kinder ab ca. 4 Jahren, das zum Eintauchen, genauen Hinsehen und zum eigenen Fabulieren einlädt! Eine Frage stellt sich mir am Ende: Ob die Laura im Buch die echte Laura ist und gab es den Stofftiger Arno vielleicht wirklich? Die Fakten Der lange Weg nach Hause Laura Bednarski Kunstanstifter 36 Seiten Erschienen am 01.09.2020 Hardcover ISBN: 978-3-942795-95-1 Website von Laura Bednarski PS: Herzlichen Dank an den Kunstanstifter Verlag und an Kirchner Kommunikation für das Rezensionsexemplar. Like it? Pin it! Magst du diesen Buchtipp ohne Worte? Dann freue ich mich sehr, wenn du dir den Pin auf Pinterest merkst. Immer griffbereit, wenn wieder die Frage nach einem schönen Geschenk auftaucht! ;-) #Bilderbuch #Kunstanstifter #OhneWorte #LauraBednarski #Tiger #Reise #Abenteuer #Kinderbuch #Stofftiere #Freundschaft

  • Ein Jahrhundert im Schnelldurchlauf

    Franziska Hauser hat gerade ihr neues Buch veröffentlicht. Ich habe mich im Rahmen eines Lesekreises erst mal ihrem buchpreisnominierten Roman "Die Gewitterschwimmerin" angenommen. Wie es mir gefallen hat? Lest selbst! "Die Gewitterschwimmerin" erschien 2018 bei Eichborn (im Bild die Taschenbuchversion vom btb Verlag) und schaffte es auf die Longlist des Deutschen Buchpreises 2018. Die Berliner Autorin Franziska Hauser erzählt in dem Roman die Familiengeschichte der Hirschs und umreisst damit mehr als ein ganzes Jahrhundert. Von Friedrich Hirsch, der im Ersten Weltkrieg diente und im Zweiten Weltkrieg aufgrund seiner jüdischen Abstammung vor den Nazis fliehen musste. Von seinem Sohn Alfred Hirsch, der sich früh den Kommunisten und im Zweiten Weltkrieg der französischen Résistance anschloss, um nach dem Krieg beim Aufbau der DDR zu helfen. Und von ihren Frauen, Enkelinnen und Urenkelinnen, die alles andere als einfache Leben hatten mit diesen Männern. Zwei gegenläufige Erzählstränge Franziska Hauser hat den Roman sehr spannend aufgebaut. Ein Erzählstrang ist aus Sicht von Tamara Hirsch, Alfreds Tochter, in der Ich-Form geschrieben und bewegt sich aus dem Jahr 2011 rückwärts bis zu ihrer Geburt. Der andere holt uns 1889 während Friedrichs Kindheit im badischen Endingen ab und führt uns bis ins Jahr 2017 in Berlin. "Ein paar Mädchen gab es in der Familie, die lieber gebildet sein statt verheiratet werden wollten. Ein paar Jungs gab es, die andere Interessen hatten als Macht und Verantwortung. Friedrich war einer davon." (S. 29) Für diesen Handlungsstrang bedient sich die Autorin eines auktorialen Erzählers. Im letzten Drittel des Buches kreuzen sich die beiden Stränge. Den Aufbau fand ich sehr interessant, aber er wirkte mit der Zeit doch etwas sehr konstruiert und verhinderte, dass man so richtig in die Geschichte eintauchen konnte, da man sehr viel Personal und zeitlich gegenläufige Erzählstränge im Kopf behalten musste. Besonders die umgekehrt chronologische Perspektive verlangt einiges an Gehirnakrobatik, um die jeweiligen Ereignisse in sinnvolle Zusammenhänge zu stellen. Ein Kapitel deutscher Geschichte Die Geschichte beginnt mit dem Tod von Tamaras Mutter Adele, zu der sie offenbar ein sehr distanziertes und konfliktreiches Verhältnis pflegte. Wie es zu dieser verrütteten Beziehung kam, wird nach und nach durch die Familiengeschichte aufgedeckt. "Ich setze mich in den Sand und muss gleichzeitig lachen, weil mir Adeles heimliche Schwäche für Männer in Uniformen einfällt. Im Arm eines Polizisten zu sterben muss ihr gefallen haben." (S. 8) Diese Geschichte ist an sich sehr spannend, es passiert viel. Es werden viele Themen (Judenfeindlichkeit, Frauenrechte, Krieg, DDR, die Wende, Bildung, Politik, häusliche Gewalt, Suizid, Missbrauch etc.) angesprochen. Die Personen sind gut gezeichnet in ihrem oft sehr eigenen, unkonventionellen, radikalen Wesen. Gerade Tamara Hirsch hat mir in ihrer direkten, eigenwilligen, schnoddrigen Art gut gefallen, obwohl sie, wie viele andere Protagonist*innen, keine Sympathieträgerin ist. Trotzdem zog sich der gut 400-seitige Roman ziemlich in die Länge. Das führe ich auf die erwähnte komplexe Struktur, auf die teils fehlende Tiefe (der grossen Zeitspanne geschuldet) und auf die für mich schwer erträglichen Schilderungen des Kindesmissbrauchs zurück. Fazit Insgesamt habe ich "Die Gewitterschwimmerin" von Franziska Hauser gerne gelesen. Der Roman verflicht viele spannende historische Ereignisse mit der aussergewöhnlichen Familiengeschichte der Hirschs und den Beziehungen, Kämpfen und Träumen der einzelnen Personen. Es ist aber ein thematisch und von der Struktur her anstrengendes Buch. Als Buch gegen das Vergessen und als Buch, das über die Rolle der Frauen über das letzte Jahrhundert und darüber hinaus nachdenken lässt, finde ich es aber durchaus lesenswert. PS: Ich habe das Buch im Rahmen von Marias Lesekreis (@mariaslesekreis) auf Instagram gelesen. Vielleicht wollt ihr einmal vorbei schauen und euch an einer gemeinsamen Lektüre beteiligen und dann mitdiskutieren. Ich würde mich freuen! PPS: Für den Deutschen Buchpreis nominiert waren auch der kürzlich besprochene Roman "Der Sommer meiner Mutter" von Ulrich Woelk und "Wiener Strasse" von Sven Regener. Die Fakten Die Gewitterschwimmerin Franziska Hauser btb Verlag Taschenbuch 432 Seiten Erschienen am 09.12.2019 (Original 2018 bei Eichborn) ISBN: 978-3-442-71915-0 Interview mit Franziska Hauser Franziska Hausers neuer Roman heisst "Die Glasschwestern" und ist am 28.02.2020 bei Eichborn erschienen. Like it? Pin it! Magst du diesen Buchtipp? Dann freue ich mich, wenn du ihn dir als Pin auf ein Board pinnst.

  • Wenn das Dach grünt und blüht

    Urban Gardening ist eine neue Erfindung, meint ihr? Dann kennt ihr Oma Apo nicht! Sie hat ihr Dach schon vor vielen Jahren in einen Garten verwandelt. Kommt mit und erfahrt, wie es "Im Garten von Oma Apo" im Bilderbuch von Tang Wei aussieht! Der Dachgarten von Oma Apo Oma Apo lebt in China. In einer grossen Stadt bewohnt sie die oberste Wohnung eines Hauses. Mit ihrem Einkaufswagen geht sie zum Markt und sammelt weggeworfenes Gemüse ein. Das verfüttert sie später an ihre Hühner und Enten auf dem Dach. Und was die nicht mögen, bekommen die Pflanzen. Oma Apo hat nämlich nicht nur Tiere, sondern auch einen riesigen Garten auf dem Dach direkt über ihrer Wohnung. Es kreucht und fleucht in Oma Apos Garten hoch oben auf dem Dach. Die Raupen machen sich über den Chinakohl her, der Wind wiegt die Gurkenblüten. Oma Apo ist mit Hacke und Schere zu Gange und dann - zwick, zwack - erntet sie Auberginen, Gurken, Tomaten, Lattich, Pfefferschoten und einiges mehr. Alles stopft sie in ihren Bambuskorb. Teilen und Zusammensein Und weil es so viel ist und sie gar nicht alles selber essen kann, verteilt sie grosszügig Gemüse an ihre Nachbar*innen und lädt ihre Familie zum Essen ein. Das geht ganz modern, sie haben alle ihr Handy dabei oder ein Headset an. Und weil Oma Apo die beste Köchin ist, kommen sie noch so gerne zu diesem Schmaus! "Lattich mit Knoblauch gedünstet, heiss gebratenes Huhn mit Tigerhautpaprika, süßsaure Aubergine mit Fischsauce, Gurke mit Knoblauch, knackig, sauer und frisch, jadegrüne Suppe mit Tomaten und Mu-Err-Pilzen." Riecht ihr schon das feine Essen? Im Bilderbuch "Im Garten von Oma Apo" von Tang Wei werden jedenfalls alle satt und es bleibt sogar noch Gemüse übrig, das die Familien mit nach Hause nehmen dürfen. Von Selbstversorgern und grünen Oasen in der Grossstadt Tang Wei erzählt in ihrem ersten Bilderbuch, das sie auch selber geschrieben hat, von der Selbstversorgung, vom Wert einer grünen Oase in der Grossstadt, vom biologischen Anbau, vom gesunden Essen und auch vom Teilen und vom gemeinsamen Geniessen der selbst angebauten Köstlichkeiten. Besonders berührend ist auch das Nachwort dieses Bilderbuchs, in dem wir erfahren, dass es sich bei Oma Apo um Tang Weis Grossmutter aus Chengdu handelt. Da erzählt uns die Autorin und Illustratorin auch, dass sie viele verschiedene Stile ausprobiert und sich erst am Schluss für die Farbstifte entschieden hat. Damit ist in gedeckten Farben (mit einigen intensiven roten und gelben Farbtupfern) auf strukturiertem Papier ein tolles Gesamtwerk entstanden. Ganz speziell ist, wie Tang Wei auf einer Doppelseite mehrere Szenen abbildet. So wird die Geschichte im Bild richtig dynamisch. Die einzelnen Szenen trennt sie geschickt mit Gegenständen (zum Beispiel einem Strommast), die es vor Ort tatsächlich hat, oder sich verändernden Hintergründen. So entsteht ein harmonisches Gesamtbild, das aber szenisch wirkt. Eine besondere Augenweide sind auch die Bilder vom üppig gedeihenden Garten mit Auberginen, Tomaten, Zucchetti, Chinakohl und vielem mehr. Fazit "Im Garten vom Oma Apo" von Tang Wei ist ein Bilderbuch über eine grüne Oase mitten in der Grossstadt. Oma Apos Dachgarten zeigt uns, wie toll es sein kann, sich etwas aufzubauen, sich ein Stück Natur nach Hause zu holen und dann die wohlverdiente und gesunde Ernte geniessen zu können. Und das Kinderbuch ab 4 Jahren (der Verlag empfiehlt 5 Jahre) macht so richtig Lust auf das gemeinsame Essen, das Teilen und Beisammensein. Die Fakten Im Garten von Oma Apo Tang Wei Brigitte Koller Abdi (Übertragung aus dem Chinesischen) Baobab Books 32 Seiten Hardcover Erschienen am 01.03.2020 ISBN: 978-3-905804-99-7 Ab 4-5 Jahren PS: Herzlichen Dank an Baobab für das Rezensionsexemplar. Diese Artikel könnten dich interessieren: KinderGarten - Gesa Sander und Julia Hoersch (AT Verlag, 2019) Grüner Reis und Blaubeerbrot - Felicita Sala (Prestel, 2019) Königin für eine Nacht - Leonora Leitl (kunstanstifter, 2019) So schmeckt die Welt - Beth Walrond (Kleine Gestalten, 2019) Like it? Pin it! Gefällt dir dieser Bilderbuchtipp? Dann freue ich mich, wenn du die Inspiration auf Pinterest teilst.

  • Du bist du

    Mit "vielleicht" präsentieren uns Kobi Yamada und Gabriella Barouch eine Geschichte über die unendlich vielen Begabungen in jedem von uns, so verspricht es der Untertitel. Wie ihnen das gelingt, erfahrt ihr in diesem Artikel. Vielleicht wirst du einmal Erfinder*in? Oder Maler*in? Oder wie wäre es mit Weltretter*in? Als Kind (und viele auch als Erwachsene*r) fragt man sich ja oft, was man besonders gut kann, welche Talente oder Begabungen man hat, was mal aus einem wird. Kinderbuchautor Kobi Yamada macht mit seinem Bilderbuch "Vielleicht - Eine Geschichte über die unendlich vielen Begabungen in jedem von uns" Mut, sich auf die Suche nach seinen Begabungen zu begeben. Dabei macht er mit seinen kurzen, einfachen Sätzen - oft in Form von Fragen - deutlich, dass in jedem von uns tatsächlich Begabungen schlummern. Auch wenn wir sie vielleicht noch nicht kennen. "Du bist du. So jemanden wie dich hat es noch nie gegeben und wird es auch nie mehr geben. In dir steckt so viel." Es gilt nur, sich auf die Suche danach zu machen, neugierig zu sein - ganz im Bewusstsein, dass jeder Mensch etwas Besonderes ist und kann. Die Reise zu den eigenen Träumen kann schön und spannend sein, aber wir können auch mal traurig sein, orientierungslos oder gar scheitern. Dann heisst es, gestärkt aus der Niederlage hervorzugehen. Das klingt nun etwas amerikanisch und ist es wohl auch. Kobi Yamada ist schliesslich Amerikaner. Und bezüglich einem entspannten Umgang mit dem Scheitern können wir uns von den Amerikanern ja vielleicht eine Scheibe abschneiden. Ich fände es jedenfalls toll, wenn sich unsere Kinder von einzelnen Niederlagen nicht beirren lassen würden und beharrlich weiter ihre Ideen verwirklichen. Denn, wie Kobi Yamada so schön sagt: "Eine Sache ist gewiss, du bist hier. Und weil du hier bist... ...ist alles möglich." Gabriella Barouch hat den Text von Kobi Yamada wunderschön illustriert. Ein Mädchen (es wird nirgends definiert, aber ich würde das Kind eher für ein Mädchen halten) bewegt sich in einer fantastischen Welt im Einklang mit der Tier- und Pflanzenwelt. Es paddelt in einer Nussschale über das Meer, holt Gläser voller Hoffnungen und Sterne vom Himmel. Immer an seiner Seite ein kleines Schweinchen - vielleicht eine Metapher für das Glück? Die Illustrationen sind äusserst fein gezeichnet und in gedeckten Farben coloriert. Das Buch ist von den kupferfarbenen Elementen auf dem Cover, über das Vorsatzpapier und die Inhaltsseiten durchkomponiert. Nur schon das Betrachten macht einen glücklich. Fazit Kobi Yamada und Gabriella Barouch scheinen ihre Begabung, ja ihre Bestimmung gefunden zu haben: "Vielleicht - Eine Geschichte über die unendlich vielen Begabungen in jedem von uns" ist eine Perle der Bilderbuchkunst. Und vielleicht, ja vielleicht, wird die Welt ein kleines bisschen besser, wenn künftige Generationen dieses Buch betrachten, es dem Duo gleichtun und ihren Begabungen folgen. Die Fakten Vielleicht - Eine Geschichte über die unendlich vielen Begabungen in jedem von uns Kobi Yamada (Text) Gabriella Barouch (Illustration) Gerda M. Pum (Übersetzung aus dem Englischen) Adrian Verlag 44 Seiten Erschienen am 19.09.2019 ISBN: 978-3-947188-85-7 Ab 4 Jahren Website von Gabriella Barouch PS: Herzlichen Dank an den Adrian Verlag für das Rezensionsexemplar. Weitere philosophische Kinder- und Jugendbücher: - Der Glücksverkäufer, Davide Calí und Marco Somà (Carl Auer Verlag, 2019) - Einmal wirst du..., Leonora Leitl (Tyrolia Verlag, 2019) - Ida und der fliegende Wal, Rebecca Gugger und Simon Röthlisberger (NordSüd Verlag, 2018) - Leben, Cynthia Rylant und Brendan Wenzel (NordSüd Verlag, 2017) Like it? Pin it! Magst du diesen Buchtipp? Dann speichere ihn dir doch auf Pinterest, um ihn später wiederzufinden.

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