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- Ein ganz normaler Tag
(Werbung/Verlosung) Josephine Apraku hat mit "Ein ganz normaler Tag" ganz viele Autor*innen und Illustrator*innen, darunter viele BIPoC, versammelt. Sie erzählen Geschichten voller Abenteuer, mächtiger Gefühle und mit einer Menge Mut. Ein wundervoll vielfältiger Sammelband zum Vorlesen! Ihr könnt das Buch gewinnen! Diversität wird in Bilder- und Kinderbüchern erfreulicherweise immer öfter abgebildet. Da gibt es eine Schwarze Heldin, dort ein Kind mit ADHS und da einen Protagonisten mit Rollstuhl. Doch Geschichten aus der Feder von #ownvoices, People of Color, queeren oder behinderten Menschen, Menschen mit Migrations- oder Fluchterfahrung sind leider immer noch Mangelware. Wir brauchen nicht nur oberflächliche Vielfalt, sondern veritable Vielstimmigkeit - so nennt es Kinderbuchautorin und Poetin Andrea Karimée im Podcast-Gespräch mit Rita von Die Angelones . Also eine Vielfalt an Stimmen mit unterschiedlichsten Hintergründen, Erfahrungen, Lebensrealitäten, Bedürfnissen und Träumen. Und das gilt sowohl für Autor*innen als auch für die Illustrator*innen (siehe auch mein Blogbeitrag zum Schweizer Vorlesetag ). 11 vielfältige Geschichten zum Vorlesen Josephine Apraku begegnet dieser Lücke mit ihrem Sammelband "Ein ganz normaler Tag", für den sie 24 Kreative zusammengetrommelt hat. Das ist genau die Vielstimmigkeit, die ich mir noch viel öfter wünsche! "Ein ganz normaler Tag" habe ich euch bereits einmal bei der Aktion #BuchBrauchtMensch für menschgemachte Bücher und gegen KI im Kinderbuch gezeigt. Nun soll hier noch die wohlverdiente ausführliche Besprechung folgen. Josephine Apraku ist des Öfteren Gast auf dem Blog - die Autor*in macht so tolle Bücher, ob nun alleine oder wie hier als Gemeinschaftswerk (die Links findest du unten). Für "Ein ganz normaler Tag" hat sie eine sehr vielfältige Truppe an Autor*innen und Illustrator*innen zusammengebracht. Gemeinsam erzählen sie ganz unterschiedliche Geschichten: Manchmal sind es Märchen, ein anderes Mal eine Erinnerung aus der Kindheit, mal wird aus Sicht eines Passes erzählt, mal von den Erfahrunge n einer kleinen Frage. Genauso vielfältig wie die Erzähler*innen und die Formen der Geschichten sind auch die Themen, die in den kurzen Vorlesegeschichten angesprochen werden, manchmal ganz offensichtlich, manchmal eher subtil: Da geht es um das Leben in Armut, um nicht-binäre Personen und Fabelwesen, um Erfahrungen von Rassismus und Mobbing. Ebenso behandeln die Autor*innen Identitätsfindung, Selbstbewusstsein, das Zurechtfinden zwischen mehreren Kulturkreisen, Sprachen und Heimaten. Es geht um Träume, um Stärke, Geborgenheit, Abenteuer und Neugierde. Auf einer Metaebene geht es auch um Themen wie Kolonialismus, Asyl- und Einwanderungspolitik, Geschlechterrollen, das Geschichtenerzählen, die Weitergabe von kulturellem Erbe und vieles mehr. Besonders gefällt mir hier auch die Vielfalt an Namen und Settings rund um die Welt. Vielfalt in der illustrativen Umsetzung Ebenso wie die Texte der 12 Autor*innen bieten die 12 Illustrator*innen eine grosse Vielfalt auf der Ebene der Bilder. Das gilt für die abgebildeten Menschen ebenso wie die Illustrationsstile. Da gibt es Bilder im Comicstil, digital gezeichnete, mit Buntstiften und Aquarell, ganz feine und realistische, aber auch abstraktere Illustrationen. Die abgebildeten Menschen sind meist People of Color, was neben den Inhalten viel Identifikationspotenzial für PoC bietet. Besonders schön finde ich hier, dass die Autor*innen und Illustrator*innen sich nicht "nur" mit einem kleinen Portrait im Anhang selber vorstellen, sondern ihre Gesichter auch bei der jeweiligen Geschichte nochmals mit einer illustrierten Vignette präsent sind. Der Verlag empfiehlt das Buch zum Vorlesen ab 5 Jahren. Hier gehe ich nicht ganz einig, da einige Perspektiven (wie zum Beispiel des Reisepasses) nicht sehr niederschwellig sind, weil Kinder sich in ungewohnten Erzählmustern und Umgebungen wiederfinden und die Geschichten oft komplexe Konzepte (wie z.B. die Staatsangehörigkeit ansprechen) vermitteln. Besonders die weniger explizit gemachten Themen, werden 5-jährigen Kindern nur zugänglich sein, wenn sie damit eigene Erfahrungen haben oder mit den Vorleser*innen darüber sprechen können. Für Kinder mit diesen Erfahrungen oder Vorkenntnissen (z.B. mit Flucht und Migration oder mit LGBTQIA-Themen) passt das Alter von 5 Jahren bestimmt für einige Geschichten. Generell würde ich für die meisten Geschichten eher ein Lese- bzw. Vorlesealter von 8 Jahren empfehlen. Im Kontext von Kindergarten oder Schule können einzelne Geschichten sicher auch schon früher gemeinsam gelesen und diskutiert werden, weil da die nötige Einbettung und Reflexion möglich ist. Und gerade dafür ist dieser Fundus an Geschichten Fazit "Ein ganz normaler Tag", herausgegeben von Josephine Apraku, gibt ganz vielstimmigen Autor*innen und Illustrator*innen eine Plattform für ihre ebenso vielseitigen Geschichten. So kommen wir als Vorleser*innen und Zuhörer*innen in den Genuss einer wunderbaren Geschichtensammlung, die uns neue Welten und Perspektiven erschliesst. Deshalb kriegt dieses Buch meine einstimmige, aber nicht weniger herzliche Leseempfehlung! Die Fakten Ein ganz normaler Tag Geschichten voller Abenteuer, mächtiger Gefühle und mit einer Menge Mut Josephine Apraku (Hrsg.) Debora Antmann, Michaela Dudley, Hami Emilia Nguyen und Lukas Scholz, Eric Otieno Sumba, Behzad Karim Khani, Angelo Camufingo, Sinthujan Varatharajah, Ozan Zakariya Keskinkılıç, Fikri Anıl Altıntaş, Yezenia León Mezu, illustriert von Beno Meli, Saliha Soylu, Irem Kurt, Faezeh Shakoori, Kaussar Naji, Denis Faneites, Ayse Klinge, Büke Schwarz, Marissa Macipe y del Amo, Abigail Edele, Sharonda Quainoo Carlsen Verlag 128 Seiten Erschienen am 29.07.2024 Hardcover ISBN: 978-3-551-52279-5 Ab 8 Jahren Buch kaufen bei genialokal (DE)* Buch kaufen bei Thalia (DE)* Buch kaufen bei Orell Füssli (CH)* Buch kaufen bei Buchhaus (CH)* Buch kaufen bei Thalia (AT)* Josephine Apraku auf Instagram Website von Josephine Apraku VERLOSUNG: 3x1 Exemplar von "Ein ganz normaler Tag gewinnen"! Dieser Beitrag ist Teil einer Blogtour "Gemeinsam verschieden" von Carlsen mit @frau_buecherfee , @zweipapas , @bennicullen , @wheelymum und meiner Wenigkeit ( @mintundmalve ). Schaut mal auf Instagram bei den Accounts vorbei! Im Rahmen der Blogtour darf ich 3 Exemplare von "Ein ganz normaler Tag" an euch verlosen! Ich verlose je 1 Exemplar auf dem Blog, auf Facebook und auf Instagram. So geht's: Um hier in den Lostopf zu hüpfen, beantworte mir einfach in den Kommentaren die Frage, welche Perspektive oder welche Themen du dir noch öfter wünschst in Kinderbüchern. Und hier geht's zu den beiden anderen Lostöpfen: Facebook Instagram Das Gewinnspiel läuft bis Montag, 25.08.2025 um 24:00 Uhr . Viel Glück! Eure Eliane Teilnahmebedingungen: Du bist mindestens 18 Jahre alt und wohnst in der Schweiz, Deutschland oder Österreich. Das Los entscheidet über die Gewinner*innen. Die Gewinner*innen werden per PN oder Mail benachrichtigt und melden sich eigenständig mit ihrer Adresse per Mail beim Carlsen Verlag. Rechtsweg und Barauszahlung sind ausgeschlossen. Das Gewinnspiel hat nichts mit Meta zu tun. Weitere Bücher von Josephine Apraku bei mint & malve Tschüss Uroma - Eine Geschichte über Familie, das Abschiednehmen und den Tod - Josephine Apraku, Anna Meidert (bli bla blub Verlag 2023) Rassismus geht uns alle an - Josephine Apraku, Jule Bönkost, Meikey To (Carlsen 2022) Wie erkläre ich Kindern Rassismus? - Josephine Apraku, Stephanie Cuff-Schöttle, Saraya Gomis, Linda Hamoui, Jeff Kwasi Klein, Emilene Wopana Mudimu, Olaolu Fajembola und Tebogo Nimindé-Dundadengar, Monty Ott, Serçe Berna Öznarçiçeği und Vanessa Vu, Le Hong (familiar faces 2021) PS: Herzlichen Dank an den Carlsen Verlag für das Rezensions- und die Verlosungsexemplare. * Links mit * sind Affiliate-Links / Werbelinks. Wenn du das Buch über diesen Link kaufst, bekomme ich vom jeweiligen Shop eine kleine Provision. Am Buchpreis ändert sich für dich nichts. Du hilfst mir aber so, den Blog ein kleines Bisschen zu refinanzieren. Vielen Dank!
- Miteinander reden - 101 Fragen für starke Eltern und glückliche Kinder
Gehen bei euch die Gespräche über das Paarsein, Elternsein sowie eure Kinder und euch als Familie auch oft im trubeligen Alltag unter? Dann schenken euch Patricia Lannen und Oskar Jenni mit ihrem Buch "Miteinander reden" 101 Gesprächsanlässe über genau diese Themen. Oft hangelt man sich mit Kindern so von Tag zu Tag, von Woche zu Woche und von Ferien zu Ferien, die dann auch nicht allzu viel Zeit für ruhige Gespräche oder traute Zweisamkeit lassen. Da kommen Fragen nach dem gegenseitigen Befinden, das gemeinsame Reflektieren seiner Rolle als Paar und Eltern, das Funktionieren des Familiengefüges etc. schnell mal zu kurz. Patricia Lannen, Entwicklungspsychologin und Leiterein des renommierten Marie Meierhofer Instituts für das Kind, und Oskar Jenni, Kinder- und Jugendarzt am Universitäts-Kinderspital Zürich, haben sich jahrelang über die Kommunikation in der Paarbeziehung ausgetauscht und Fragen gesammelt. Für "Miteinander reden - 101 Fragen für starke Eltern und glückliche Kinder" schöpfte das Autor*innenduo sowohl aus den eigenen Erfahrungen als auch aus ihrem jeweiligen fachlichen Hintergrund in der Zusammenarbeit mit Eltern, Kindern und Familien. Entstanden ist ein Strauss an 101 Fragen, die Anlass zur offenen Kommunikation eines Paares geben sollen - über Erwartungen, Wünsche und Gefühle rund um Kinder und Familien. Die Fragen sind in vier Bereiche gegliedert: Fragen zum Paarsein, zum Elternsein, zum Kind und zur Familie. Antworten liefert das Buch bewusst keine - denn diese sind so individuell wie die Paare und ihre Kinder. Und sie können sich über die Jahre oder durch einen Perspektivwechsel im Gespräch verändern. Ein paar zufällige Beispiele (weitere siehe Fotos): 16. Welche Gedanken und Gefühle belasten dich zurzeit? 31. Welche magischen Momente haben wir am Anfang unserer Beziehung erlebt? 44. Gibt es Situationen, die du als Vater/Mutter im Rückblick anders handhaben würdest? 58. Was machst du am liebsten mit unserem Kind? 98. Was sind unsere schönsten Erlebnisse als Familie? Die Autor*innen betonen, dass es nie zu spät ist, um miteinander zu reden, wertschätzend und achtsam miteinander zu kommunizieren und sich einander zu öffnen. Das Buch richtet sich bewusst an alle Familienkonstellationen (mit Paar), ob nun mit gemischt- oder gleichgeschlechtlichem Paar, ob die Kinder biologisch, adoptiert, in Pflege, Stiefkinder oder Teil einer Patchworkfamilie sind. "Miteinander reden" ist im handlichen Kleinformat bei Kein & Aber erschienen und kann als Fundus für Gespräche übers Elternsein immer und immer wieder aufgeschlagen werden. Meiner Meinung nach eignet sich das Büchlein auch ideal als Geschenk für frischgebackene und langjährige Eltern. Es ist kein Ratgeber und will das auch nicht sein. Und das finde ich gerade das Wertvolle daran, denn Ratgeber haben viele von uns schon genug gelesen oder sie landen doch wieder zuunterst auf dem Lesestapel - auch die Zeit fürs Ratgeberlesen ist schliesslich rar. Mit "Miteinander reden" kriegt man eine volle Packung Inspiration und findet so hoffentlich (wieder) ins regelmässige Gespräch mit seinem Partner / seiner Partnerin. Fazit Es ist eigentlich naheliegend: Als Eltern ist das Gespräch wichtig. Und doch geht es im Alltagstrubel immer wieder unter. Patricia Lannen und Oskar Jenni schenken uns mit "Miteinander reden" 101 Gesprächsanlässe, die den Einstieg ins Gespräch und das Zurückfinden in eine achtsame Kommunikation unter den Eltern erleichtern. Mal sind es relativ typische Fragen, mal ganz überraschende, mal sehr knifflige. Die Antworten müsst ihr selber suchen! Die Fakten Miteinander reden - 101 Fragen für starke Eltern und glückliche Kinder Patricia Lannen und Oskar Jenni Kein & Aber 240 Seiten Erschienen am 31.07.2025 Taschenbuch ISBN: 978-3-0369-5085-3 Buch kaufen bei genialokal (DE)* Buch kaufen bei Thalia (DE)* Buch kaufen bei Orell Füssli (CH)* Buch kaufen bei Buchhaus (CH)* Buch kaufen bei Thalia (AT)* *Links mit * sind Affiliate-Links / Werbelinks. Wenn du das Buch über diesen Link kaufst, bekomme ich vom jeweiligen Shop eine kleine Provision. Am Buchpreis ändert sich für dich nichts. Du hilfst mir aber so, den Blog ein kleines Bisschen zu refinanzieren. Vielen Dank!
- L.A. Weather
Hast du Lust auf einen perfekten Roman für die (Sommer-)Ferien? Dann kann ich dir "L.A. Weather" von María Amparo Escandón empfehlen. Die Autorin wirft uns mitten hinein in die Geschichte einer mexikanisch-amerikanischen Familie, in deren Mittelpunkt die drei Töchter stehen. Ein Pageturner mit Seifenoper-Feeling, also der perfekte Beach Read. Der Roman ist bisher erst auf Englisch und Spanisch erschienen. Die Englische Version ist sehr einfach gehalten und liest sich auch für wenig geübte Englisch-Leser*innen leicht und schnell. María Amparo Escandón wirft uns nicht nur sprichwörtlich ins kalte - oder eher faulig-warme - Wasser. Direkt zu Beginn stürzen nämlich Olivias einjährige Zwillingsmädchen bei ihrer Oma Keila in den nicht abgedeckten Pool. Das setzt von der verzweifelten Suche und dem Versuch der Rettung der Mädchen, über einen Generationenstreit, bis hin zum Ehestreit eine Kaskade an Ereignissen in Gang. Eine Familie im Ausnahmezustand Der Reihe nach ereilen Olivia und ihre beiden Schwestern Patricia und Claudia Alvarado verschiedene Schicksalsschläge und es tun sich diverse beziehungstechnische Abgründe auf. Über der bedrohten Lebensidylle der drei Schwestern amerikanisch-mexikanischer Abstammung hängt auch noch das Damoklesschwert der scheinbar zum Scheitern verurteilten Ehe ihrer Eltern. Besonders Vater Oscar und sein apatisches Verhalten geben den dreien Rätsel auf. Wieso zieht sich ihr Vater völlig zurück und interessiert sich nur noch für das Wetter? Hat er eine Liaison? Ist es eine beginnende Demenz? Die Protagonist*innen haben so einiges an Vielfalt zu bieten. Da gibt es jüdisch-mexikanische Wurzeln, der eine Ehemann ist Franzose, ein Freund Japaner, ein Sohn ist nicht-binär, Olivia wurde dank IVF schwanger, Patricia als Teenager durch eine Vergewaltigung. María Amparo Escandón macht aber auch Los Angeles zum Protagonisten, schildert das Lebensgefühl, das kulinarische Angebot, den Verkehr sowie die Gentrifizierung und damit die Vertreibung der angestammten Bevölkerung aus plötzlich schicken und teuren Stadtteilen. Und wie der Titel "L.A. Weather" erahnen lässt, spielen auch das Wetter und damit die Klimakrise eine entscheidende Rolle. Ob die Familie Alvarado am Ende der einjährigen Odyssee von "L.A. Weather" noch dieselbe ist oder überhaupt noch besteht, musst du dir natürlich selber erlesen. Ich fand die Geschichte etwas überfrachtet, aber unterhaltsam und die Protagonist*innen können einen immer noch überraschen. Zudem gefiel mir die Vielfalt der Charaktere und Lebensentwürfe und der Einblick ins Leben von Mexican Americans in L.A. Fazit Zugegeben, manchmal fühlt es sich an, als würde María Amparo Escandón in "L.A. Weather" eine Bingokarte an Themen und Vielfaltskriterien abarbeiten. Aber sie tut dies sehr unterhaltsam und wir fliegen nur so durch die Seiten dieser Familiensaga - eine Soap Opera in Buchform, perfekt für als Ferienlektüre! Die Fakten L.A. Weather María Amparo Escandón Flariton Books 352 pages Published: 07.09.2021 Hardcover (im Bild, verlinkt ist das Taschenbuch) ISBN: 978-1-250-80256-9 Buch kaufen bei genialokal.de* Buch kaufen bei Orell Füssli (CH)* Buch kaufen bei Buchhaus (CH)* Buch kaufen bei Thalia DE* Buch kaufen bei Thalia AT* Das könnte dir auch gefallen Demon Copperhead - Barbara Kingsolver (dtv 2024) Eigentlich bin ich nicht so - Marie Aubert (Rowohlt 2024) Brown Girls - Daphne Palasi Andreades (Luchterhand 2024) Vierzehn Tage - Ein Gemeinschaftsroman - Margaret Atwood und Douglas Preston (Hrsg.) (dtv 2024) Das Haus in der Mango Street - Sandra Cisneros (Kampa 2020) *Links mit sind Affiliate-Links / Werbelinks. Wenn du das Buch über diesen Link kaufst, bekomme ich vom jeweiligen Shop eine kleine Provision. Am Buchpreis ändert sich für dich nichts. Du hilfst mir aber so, den Blog ein kleines Bisschen zu refinanzieren. Vielen Dank!
- Was wäre, wenn wir mutig sind?
(Werbung) Luisa Neubauer fragt in ihrem politischen Essay, "Was wäre, wenn wir mutig sind?". Damit gibt sie uns nicht etwa die oft bemühte Hoffnung , dass die Klimakrise noch abzuwenden oder zumindest abzumildern ist. Sie tut etwas viel Wichtigeres: Sie schenkt uns die Einsicht, dass wir fürs Klima aktiv werden müssen , kombiniert mit der Zuversicht, dass wir das auch können . 1972 erschien "Grenzen des Wachstums, 1995 eröffnete Bundeskanzler Kohl die Weltklimakonferenz, 2018 gingen weltweit tausende junge (und weniger junge) Menschen mit #FridaysForFuture fürs Klima auf die Strasse. Und heute? Nichts scheint vorwärts zu gehen, Trump hat das Pariser Klimaabkommen (einmal mehr) gekündigt, wir haben sieben von neun planetaren Grenzen überschritten. Klimaaktivistin Luisa Neubauer geht in ihrem Essay "Was wäre, wenn wir mutig sind?" der Frage nach, wie wir an dieser Stelle gelandet sind, weshalb alles Wissen, alle Aufklärung und alle vorhandenen Lösungen für die Probleme, die den Klimawandel befeuern, bisher nichts geholfen haben. Ja, weshalb wir uns sogar rückwärts zu bewegen scheinen in Sachen Klimapolitik. "Wenn man uns später fragt, wo wir waren, als man die Katastrophe noch hätte aufhalten können, dann werden wir sagen müssen: Live dabei, gelangweilt in den Kommentarspalten." / S. 14 Sie wirft den Blick zurück bis in die Aufklärung, die den Glauben durch Wissen abgelöst hat. Das müsste ja eigentlich die beste Voraussetzung sein, um auf dieses Wissen zu hören. Erst recht heute, wo wir dank wissenschaftlichem Fortschritt nicht über einen Mangel an Daten und Fakten klagen können. Doch immer wieder zeigt sich, wie unterschiedlich die Klimafrage angegangen wird. Auf der einen Seite stehen Klimaaktivist*innen (und besorgte Bürger*innen und Politiker*innen), die sich auf die genannten Fakten berufen. Auf der anderen Seite stehen fossile Unternehmen und ihre Profiteure aus Politik und Zivilgesellschaft, die sich auf etwas viel Mächtigeres berufen: auf einen gewissen Lebensstil, Gefühle und Sehnsüchte. Paradebeispiel hierfür ist die Erzählung vom amerikanischen Traum (siehe dazu auch den ergänzenden Hörbuchtipp weiter unten). Mit der Ansiedlung des Themas auf der Gefühlsebene haben Klimaleugner*innen und Gegner*innen effektiver klimapolitischer Massnahmen einen grossen Vorteil. Dieselben Mechanismen spielten sich über Jahre im Bereich der Tabakpolitik ab (der Marlboro Man lässt grüssen). Doch auch da wurden alte Narrative gebrochen und effektive Präventionspolitiken umgesetzt (je nach Land mehr oder weniger konsequent und erfolgreich). Und damit kommt Luisa Neubauer auch darauf zu sprechen, wie "Hoffnung" auf eine bessere Zukunft zwar entscheidend ist, aber es darf eben nicht eine "bequeme Hoffnung" sein: "Bequeme Hoffnung ist schon längst ein kapitalistisches Projekt geworden. Dessen prominenteste Form ist die Erzählung, dass magische Technologien – in der Regel zur Verfügung gestellt von charismatischen Männern aus den USA – in Kombination mit nicht zu beziffernden Geldbeträgen und flankiert von Berechnungen aus dem Zauberwald die Welt für uns retten werden." / S. 22 Doch die Aufklärung hat nicht nur das Primat der Rationalität und des Wissens etabliert, sondern auch Probleme wie den Kolonialismus mit sich gebracht. Und auch die Demokratisierungs- und Arbeiterbewegungen haben absurderweise das Primat der "Fossilität" befördert. Luisa Neubauer geht auf verschiedene Entwicklungen ein und zeigt, wo und wie sich diese Fossilität überall in unserer Gesellschaft, Wirtschaft und Politik manifestiert. Da geht es etwa um den deutschen Wiederaufbau, den Ausbau der Automobilität, das "völkerverbindende" Framen des Fliegens oder fossile Architektur. Bei all diesen Ausführungen verbindet Luisa Neubauer geschickt eigene Erfahrungen, Gespräche mit ihrer Grossmutter, Erkenntnisse aus ihrem politischen Aktivismus und wissenschaftliche Grundlagen. So wird ihr Essay nie trocken, sondern liefert die grossen Zusammenhänge und verbindet sie mit ihrer (und damit oft auch unserer) Lebenswelt. Das wirkt erhellend, aufrüttelnd und motivierend. So bleibt es nicht bei der Analyse des Ist-Zustandes, sondern Luisa Neubauer macht auch deutlich, welche Schritte (und Herangehensweisen) jetzt nötig und möglich sind, um das Ruder in der Klimapolitik herumzureissen. Und damit kommen wir zurück zur eingangs zitierten Hoffnung: "Hoffnung, die den Stürmen dieser Welt standhalten soll, ist keine Hoffnung, die man hat. Es ist eine Hoffnung, die man macht." / S. 81 Fazit Wenn ihr - gerade angesichts aktueller politischer Entwicklungen - ab und zu verzweifelt, eure eigenen Schritte in Richtung Nachhaltigkeit in Frage stellt oder sogar zurückbuchstabiert, kann ich euch die Lektüre von Luisa Neubauers "Was wäre, wenn wir mutig sind?" herzlich empfehlen. Denn das "sind" am Ende macht es eigentlich schon deutlich: Mut ist zur Abwendung oder Milderung der Klimakrise kein Konditional, sondern mindestens ein Indikativ, wenn nicht gar ein Imperativ! Die Fakten Was wäre, wenn wir mutig sind? Luisa Neubauer Rowohlt Verlag 144 Seiten Erschienen am 28.01.2025 Hardcover ISBN: 978-3-499-01496-3 Buch kaufen bei genialokal (DE)* Buch kaufen bei Thalia (DE)* Buch kaufen bei Orell Füssli (CH)* Buch kaufen bei Buchhaus (CH)* Buch kaufen bei Thalia (AT)* PS: Herzlichen Dank an den Rowohlt Verlag für das Printexemplar und an NetGalley Deutschland für das digitale Rezensionsexemplar. Die Seitenzahlen beziehen sich auf die digitale Version und weichen von der Printversion ab. Storytel gratis testen und mehr über fossile Narrative erfahren Luisa Neubauers Buch gibt es übrigens auch als Hörbuch bei Storytel . Und sie hat es direkt selbst eingesprochen! So wird das Buch nochmals persönlicher und motivierender. Neben dem Inhalt und ihrer argumentativen Kraft überzeugt mich auch ihre sehr angenehme Stimme. Ergänzend zu Luisa Neubauers Buch kann ich das schon ein paar Jahre alte, aber immer noch zeitgemässe und äusserst erhellende Buch - oder in diesem Fall Hörbuch - "Erzählende Affen" von Samira El Ouassil und Friedemann Karig empfehlen. Es ist 2023 als erweiterte Neuausgabe erschienen und wurde von Sebastian Dunkelberg eingesprochen. Besonders spannend ist in diesem Zusammenhang das zehnte Kapitel, in dem die Autor*innen erklären, woran die üblichen Erzählungen (oft am Narrativ der Heldengeschichte orientiert) beim Klima scheitern. "Erzählende Affen" befasst sich nicht "nur" mit dem Klima, aber am Beispiel der Klimapolitik wird besonders deutlich, wie stark patriarchale, heteronormative und eben auch fossile Narrative unseren Alltag prägen und wie schwer dagegen anzukommen ist. Mit meinem Link kannst du ein gratis Probeabo für über 600'000 Hörbücher von Storytel abschliessen! So kannst du 2 Monate bzw. 20 Stunden gratis so viele Hörbücher geniessen, wie du willst. Das Abo ist jederzeit kündbar. Ohne Kündigung kostet es nach den 2 Testmonaten oder den 20 Teststunden 7.90 Euro/Monat (für 20 Hörstunden). *Links mit * sind Affiliate-Links / Werbelinks. Wenn du das Buch über diesen Link kaufst, bekomme ich vom jeweiligen Shop eine kleine Provision. Am Buchpreis ändert sich für dich nichts. Du hilfst mir aber so, den Blog ein kleines Bisschen zu refinanzieren. Vielen Dank!
- Mumin und die Räuber - ein Comic-Klassiker
Zum Abschluss der Kids Comic Week habe ich einen Klassiker für euch. "Mumin und die Räuber" von Tove Jansson ist der allererste Comic-Strip von Tove Jansson. Bei Reprodukt ist er gerade frisch in Farbe erschienen! Zwei ergänzende Tipps für Jugendliche und Erwachsene habe ich auch noch im Gepäck. Wer kennt sie nicht, die weissen, nilpferdartigen Trolle der finnlandschwedischen Autorin Tove Jansson?! Ich kannte sie als Kind zugegebenermassen nur in Form der Fernsehserie. Erst jetzt entdecke ich sie auch in Buchform und eben als Comics. Mumintrolle tauchten bereits in den 1930er-Jahren in Zeichnungen von Tove Jansson auf, zum Beispiel in solchen, die sich gegen den Nationalsozialismus äusserten. Aber erst 1945 erschien "Mumins lange Reise" , noch ohne Erfolg. Erfolgreich war erst das dritte Mumins-Buch "Die Mumins. Eine drollige Gesellschaft" , das erstmals 1948 erschien. In Finnland selbst bedeutete sogar erst das Bilderbuch "Mumin, wie wird's weiter gehen?" von 1952 ihr Durchbruch . Erst 1954 bis 1957 entstanden dann die Comicstrips der Mumins. Täglich erschienen Drei-Bild-Streifen in der englischen Zeitung Evening News . In den 1950er und 1960er-Jahren erschienen die Comics dann auch im deutschen Sprachraum. Seit 2009 erscheint bei Reprodukt eine neue deutsche Ausgabe der neuen englischen Gesamtausgabe (bei Drawn and Quarterly). (Quelle: Wikipedia über Tove Jansson und die Mumins ) Mumin und die Räuber - der erste Comicstrip Bei "Mumin und die Räuber" handelt es sich um Tove Janssons allerersten Comicstrip. In der Geschichte trifft Mumin erstmals auf Snorkfräulein. Aber beginnen wir vorne: Mumin hat Gäste im Haus und dann treffen auch noch Hunderte Verwandte auf. Und die wissen Mumins Gastfreundschaft nicht etwa zu schätzen. Nein, sie vertreiben ihn aus seinem eigenen Haus. Leider kann sich Mumin so gar nicht gegen die Eindringlinge durchsetzen. Er ist einfach viel zu nett. Schnüferl möchte ihm helfen und so machen sich die beiden auf, um reich und berühmt zu werden und Mumin ein neues Haus zu besorgen. Bei ihren Versuchen zu Geld zu kommen, kommen die beiden allerdings vom Regen in die Traufe. Weder ihr Lebenselixier noch ihre Kunstwerke werden zum durchschlagenden Erfolg. Irgendwann reicht es Mumin, er ist total konsterniert und bringt es so wunderbar auf den Punkt: "Ich will nur in Frieden leben, Kartoffeln pflanzen und träumen!" (S. 31) Erst als Mumin einer Dame in Nöten - es ist Snorkfräulein - zu Hilfe eilt und sich direkt in sie verliebt, wendet sich das Blatt. Tove Janssons Comic lebt von Mumins typischer Lakonie, Naivität und seiner guten Seele. Das in Kombination mit fiesen Widersachern und Freunden, die zwar helfen wollen, aber mit den falschen Mitteln, machen die Situationskomik aus, die gleichzeitig Lachen und grenzenloses Mitgefühl für den liebenswerten Troll auslösen. Der colorierte Comic ist ein genialer Einstieg in die Welt der Mumins und in die Welt der Comics gleichermassen! Die Geschichte passt gut für Kinder ab 6 Jahren. Für erwachsene Leser*innen erschliessen sich verständlicherweise ein paar Ebenen und Interpretationsmöglichkeiten mehr. Die Fakten Mumin und die Räuber Tove Jansson (Text + Illustration) Michael Groenewald, Annette von der Weppen, Matthias Wieland (Übersetzung aus dem Englischen) Michael Hau (Handlettering) Reprodukt 52 Seiten Erschienen am 01.03.2021 Hardcover ISBN: 978-3-95640-252-4 Ab 6 Jahren Buch kaufen bei genialokal (DE)* Buch bei Thalia kaufen (DE)* Buch bei Orell Füssli kaufen (CH)* Buch bei Buchhaus kaufen (CH)* Buch bei Thalia kaufen (AT)* PS: Herzlichen Dank an Reprodukt für das Rezensionsexemplar. Comic-Porträt von Tove Jansson Auf die inspirierende Persönlichkeit Tove Jansson und ihr spannendes Leben bin ich erstmals in der Graphic Novel "Unerschrocken 1 - Fünfzehn Porträts aussergewähnlicher Frauen" von Pénélope Bagieu gestossen. Beide Unerschrocken-Bände habe ich in einem früheren Artikel bereits vorgestellt. Die Bücher von Bagieu passen auch ganz gut zur Kids Comic Week und sind ideal für Jugendliche ab 14 Jahren, aber auch für Erwachsene noch super spannend. Unerschrocken 1 - Fünfzehn Porträts aussergewöhnlicher Frauen - Pénélope Bagieu , Reprodukt, 2017, 144 Seiten, Hardcover, ISBN: 978-3-95640-129-9, ab 14 Bei genialokal.de* / bei Orell Füssli* Tove Jansson - Die Biografie von Tuula Karjalainen Wer sich ausführlicher mit Tove Jansson auseinandersetzen möchte, kann das mit der Biografie von Tuula Karjalainen tun, die bei Urachhaus erschienen ist. Auch da erfährt man etwas über die Mumins und wie sie die Welt erobert haben. Aber die Biografin erzählt natürlich noch viel, viel mehr. Angefangen bei Toves Geburt zu Beginn des Ersten Weltkriegs und ihren Eltern, weiter zu ihrer Jugend und zur Zeit während dem Zweiten Weltkrieg, ihrer Arbeit und ihren Lieben sowie ihrer Malerei, bis hin zu ihren Romanen und Erzählungen für Erwachsene. Tove Jansson. Die Biografie - Tuula Karjalainen , Urachhaus, 2014, 352 Seiten, Hardcover, ISBN: 978-3-8251-7900-7 Bei genialokal.de* / Bei Orell Füssli* Kids Comic Week - Comics für jeden Geschmack Die Kids Comic Week ist eine Idee von Steffie von @kleinerleser. Gemeinsam mit ihr durfte ich die Aktionswoche organisieren und mit über 20 Blogger*innen und Verlagen vom 3. bis 8. Mai 2021 auf allen Kanälen der Comic-Liebe frönen. Schaut doch nochmals im Auftaktbeitrag vorbei , da gibt es Gratis-Comics, Leseproben, Malvorlagen und die Links zu ganz vielen Blogbeiträgen unserer Kolleg*innen. Auch ganz viel Comic-Inspiration findet ihr bei mir (und vielen anderen) auf Instagram, sei es nun im Highlight #KidsComicWeek oder in den Guides zur Aktionswoche. Es war ein grosses Fest und hoffentlich ein würdiger, wenn auch kleiner Ersatz für den ausgefallenen Gratis Comic Tag. Natürlich hoffen wir, dass er nächstes Jahr wieder analog stattfinden kann. Trotzdem sind wir auch überzeugt, dass wir zeigen konnten, wie vielfältig Comics sind und dass es für jeden Geschmack und jedes Interesse den richtigen Comic gibt. Versucht es einfach mal, Inspiration habt ihr nun mehr als genug! ;-) Like it? Pin it! Magst du diesen Comic-Tipp? Dann freue ich mich sehr, wenn du dir den Pin zum Beitrag auf Pinterest merkst. * Links mit * sind Affiliate-Links / Werbelinks. Wenn du das Buch über diesen Link kaufst, bekomme ich vom jeweiligen Shop eine kleine Provision. Am Buchpreis ändert sich für dich nichts. Du hilfst mir aber so, den Blog ein kleines Bisschen zu refinanzieren. Vielen Dank!
- Die Brandstifter - Wie Extremisten die Republikanische Partei übernahmen
Heute stelle ich euch mal ein politisches Sachbuch vor: Annika Brockschmidt nimmt sich in "Die Brandstifter - Wie Extremisten die Republikanische Partei übernahmen" der Entwicklung der GOP ab etwa 1930 bis heute an. Ob ihr das Buch jetzt auch lesen solltet, erfahrt ihr im Beitrag. Als Politologin, die gerade in den USA lebt und den Vorwahlkampf "hautnah" miterlebt, war ich sehr neugierig auf Annika Brockschmidts neues Sachbuch "Die Brandstifter", dessen Untertitel verspricht, zu erklären, wie es Extremisten gelang, die Republikanische Partei (auch GOP für Grand Old Party) genannt, zu übernehmen. Die freie Journalistin geht der Geschichte der Radikalisierung der GOP in 15 Kapiteln nach. Diese orientieren sich mehr oder weniger an jeweils einer leitenden republikanischen Figur der jeweiligen Epoche - von Goldwater, über Nixon, Reagan oder die Bushs, bis hin zu Trump. Recht eindrücklich wird so der krasse Wandel von der Partei, die einmal für die Aufhebung der Segregation war, Abtreibungsrechte verteidigte und das Unternehmertum ins Zentrum stellte, zur Partei, "...die Ausgrenzung, Nativismus, Rassismus und Hetze zu ihren Hauptmerkmalen zählt" (S. 15), nachgezeichnet. Deutlich hält uns Annika Brockschmidt vor Augen, wie früh die Entwicklung hin zum Trumpismus - mit dem Höhepunkt des Sturms aufs Kapitol am 6. Januar 2021 - eigentlich eingeleitet wurde und wie tief diese Entwicklung in rechten Graswurzelorganisationen, extremistischen Stiftungen und ultrareligiösen Vereinigungen verankert ist. Zu viel und doch zu wenig Doch da fängt mein Problem mit dem Buch an: Reich an Anekdoten, Zitaten und erschütternden "Einzelfällen" der Geschichte der republikanischen Partei sind Brockschmidts Ausführungen, die Quellen ebenfalls massenhaft vorhanden. Aber das bleibt alles sehr deskriptiv. Es fehlt die Analyse des "Weshalb". Wie war diese Entwicklung möglich? Weshalb wehrten sich moderate Kräfte innerhalb der GOP nicht oder weshalb war ihre Gegenwehr wirkungslos? Wie genau konnten die Republikaner*innen die Bevölkerung dazu bringen, sie - praktisch gegen jede Vernunft - zu wählen und wie kann ein ehemaliger Präsident mit so viel "Dreck am Stecken", um es mal salopp auszudrücken, ernsthaft wieder als Favorit in der parteiinternen Ausmarchung für die nächste Präsidentschaftskandidatur dastehen? Brockschmidt erzählt eigentlich nur, dass sich die Partei so und so entwickelt hat und was ihre Exponent*innen so alles schwer Fassbares, Menschenfeindliches, Antidemokratisches und Gewalttätiges angestellt haben, aber nicht weshalb. Es fehlt das Analytische - das Zusammenbringen von Einzelentscheidungen und -meinungen zur Parteilinie und das ins Verhältnissetzen mit Entwicklungen in der Gesellschaft und der Wirtschaft, und wie das politische System der USA dies zuliess und immer noch zulässt. Letzterem widmet die Autorin am Ende zwar auch ein Kapitel, aber sie verbindet das, was man politikwissenschaftlich in politics , polity und policies unterscheidet nicht gut untereinander und schon gar nicht mit den gesellschaftlichen Entwicklungen des letzten Jahrhunderts. So wird das Lesen dieses Buchs sehr mühsam, fühlt sich an wie endloses Name- und Anekdotendropping ohne weiteren Erkenntnisgewinn. Hinzu kommen einige Fehler und Ungenauigkeiten, die mich daran zweifeln lassen, ob es nicht noch mehr Fehler im Text gibt, die ich als Nicht-Expertin in diesem Gebiet nicht bemerkt habe. Meiner Meinung nach hätte es da ein strafferes und kritischeres Lektorat gebraucht. Ein kleines Müsterchen eines unnötig komplexen Satzes mit übertrieben vielen Abstrakta zum Schluss meiner vielleicht etwas gar kritischen Besprechung: "Gleichzeitig schafft das heutige Framing von politischer Gewalt im Kontext eines Unabhängigkeitskriegs als Analogie zur Gegenwart eine Erlaubnisstruktur für die Anwendung ebendieser Gewalt." / S. 291 Bildet euch gerne selbst eine Meinung, ich wäre gespannt auf eure Eindrücke. Fazit Leider kann ich euch "Die Brandstifter" von Annika Brockschmidt nicht wirklich weiterempfehlen. Es ist vielleicht etwas für politologische Nerds, die sich ein paar Episoden aus der US-amerikanischen politischen Geschichte des letzten Jahrhunderts nochmals vor Augen führen wollen oder die wie ich so einige Schlüsselakteur*innen noch nicht kannten und gerne mehr wissen möchten. Aber auch die kann ich vorwarnen, dass die Analyse des "Warum" ihnen selbst überlassen bleibt und ihnen wahrscheinlich der Kopf nicht nur von den Brandstiftern der GOP, sondern auch vom Buch selbst rauchen wird. Die Fakten Die Brandstifter Wie Extremisten die Republikanische Partei übernahmen Annika Brockschmidt (Autorin) Rowohlt 368 Seiten Erschienen am 12.02.2024 Hardcover ISBN: 978-3-498-00330-2 Buch kaufen bei genialokal (DE)* Buch kaufen bei Thalia (DE)* Buch kaufen bei Orell Füssli (CH)* Buch kaufen bei Buchhaus (CH)* Buch kaufen bei Thalia (AT)* PS: Herzlichen Dank an den Rowohlt Verlag für das digitale Rezensionsexemplar. Die obigen Seitenzahlen beziehen sich auf das E-Book, können also von denjenigen der Printversion abweichen. PPS: Apropos Extremisten: Das neue Buch "Red Scare - Blacklists, McCarthyism, and the Making of Modern America"* von Clay Risen geht ebenfalls auf eine Bewegung ein, die die USA seit dem Zweiten Weltkrieg geprägt hat und zwar die Antikommunistische Bewegung und der damit verbundene Kulturkrieg, der zur Legitimation für so manchen späteren Krieg und für die Verfolgung von liberaleren Kräften im Inland unter dem Deckmantel der Bekämpfung der "Roten Gefahr" wurde. Das Buch gibt es auch als E-Book und bald als Hörbuch (auf Englisch). * Links mit * sind Affiliate-Links / Werbelinks. Wenn du das Buch über diesen Link kaufst, bekomme ich vom jeweiligen Shop eine kleine Provision. Am Buchpreis ändert sich für dich nichts. Du hilfst mir aber so, den Blog ein kleines Bisschen zu refinanzieren. Vielen Dank!
- A Long Walk to Water
Im Sudan herrscht Krieg. Im Sudan herrschte auch 2008 schon Krieg. Und im Sudan herrschte 1985 Krieg. Linda Sue Park nimmt sich diesem kriegsgebeutelten Land in ihrem Roman "A Long Walk to Water" für Early Teens aus Perspektive zweier sudanesischer Kinder an. Über den Jahrzehnte andauernden Krieg im Sudan lesen wir relativ wenig. Selbst jetzt, wo er wieder sehr virulent ist, Millionen Menschen hungern und die USA auch noch ihre Hilfe über USAID eingestellt haben. Das mag einerseits an der Distanz zu Europa und den USA liegen (vgl. Deutschlandfunk , 03.01.2025). Andererseits ist aber auch generell zu beobachten, dass gewaltsame Konflikte im globalen Süden weniger Beachtung finden in den europäischen und genauso in den US-amerikanischen Medien. Linda Sue Park hat sich den viel zu selten erzählten Geschichten (bzw. echten Schicksalen) von Kindern im Sudan angenommen. "A Long Walk to Water" (auf Deutsch unter dem Titel "Der lange Weg zum Wasser" erschienen, leider vergriffen) basiert auf der wahren Geschichte von Salva Dut, der als Jugendlicher in die USA kam und den Linda Sue Park persönlich kennenlernte und in die Erarbeitung ihres Jugendromans einbezog. Die Autorin erzählt in zwei Erzählsträngen: Im einen folgt sie dem Leben des elfjährigen Salva im Jahr 1985. Im anderen begleitet sie die ebenfalls elfjährige Nya im Jahr 2008 auf dem titelgebenden weiten Weg zum Wasser. Sie muss täglich zweimal den langen Weg zum nächsten Teich zurücklegen, um ihre Familie mit - verschmutztem - Wasser zu versorgen. In die Schule darf sie als Mädchen nicht. Gut zwanzig Jahre davor besucht Salva im Südsudan die 2. Klasse. Er hofft sehr, noch länger hingehen zu können. Doch dann erreicht der Krieg, der im Norden des Landes schon seit zwei Jahren tobt, auch auf den Süden. Als Salvas Dorf angegriffen wird, wird er von seiner Familie getrennt und muss sich mit ihm zumeist völlig Fremden auf die Flucht begeben. Sie werden von Rebellen aufgegriffen und müssen diesen fortan helfen, Material tragen etc. Irgendwann trifft die Gruppe unterwegs auf einen Onkel von Salva, der ihn fortan beschützt. Die Flucht von der Flucht Salva und seine Gruppe flüchten in Richtung Äthiopien. Ein langer, beschwerlicher Weg über den Nil und durch die Wüste. Unterwegs sterben zahlreiche Gefährt*innen von Salva aus unterschiedlichen Gründen. Salva schafft es schliesslich in ein Flüchtlingscamp in Äthiopien. Aber selbst da sind sie weiterhin Gewalt und Krankheiten ausgesetzt. Schliesslich werden sie mit Waffengewalt aus dem Camp vertrieben und Salva und eine Gruppe anderer Jungen begibt sich erneut auf einen langen Marsch. Sie schaffen es tatsächlich nach Kenia. Und nach Jahren auf der Flucht und in Flüchtlingslagern erhält Salva die Gelegenheit, in die USA auszureisen. Immer wieder wechselt Linda Sue Park zu Nya und dem beschwerlichen Leben ihrer Familie. Doch eines Tages wendet sich das Blatt zum Positiven und die beiden Erzählstränge finden zusammen. Wie genau, sei an dieser Stelle nicht verraten, dafür müsst ihr das Buch selber lesen. Bewegendes Jugendbuch mit viel Redebedarf Der Verlag empfiehlt das Buch ab 10 Jahren. Dem würde ich nur zustimmen, wenn das Buch begleitet gelesen wird, zum Beispiel als Klassenlektüre. Denn es ist so tragisch wie das echte Leben im Sudan und entsprechend nicht frei von krasser Gewalt und Tod. Es gibt also sicher viel Bedarf, über die Geschehnisse zu sprechen, um diese einordnen und verarbeiten zu können. Das Ende und das Nachwort haben teilweise etwas "White savior"-Vibes, obwohl die Autorin selbst ja nicht weiss ist und Salva Duts Erfahrungen direkt in den Roman eingeflossen sind. Das kommt wohl daher, dass die USA und Salvas dortige Pflegefamilie nur als Retter in der Not dargestellt werden. Dass zahlreiche Kinder, wie Salva auch, die in die USA geholt wurden, durchaus noch Eltern im Sudan haben oder hatten, wird zwar tangiert, aber nicht kritisch thematisiert. Angesichts der Zielgruppe von Early Teens ist es nicht weiter erstaunlich, dass hier Problematiken von internationaler "Entwicklungshilfe" sowie der Umgang mit Flüchtlingen generell nicht ausgearbeitet werden, aber kritisch anmerken möchte ich es trotzdem. Es gibt übrigens auch einen Bilderbuch-Spin-off mit Nya's Geschichte im Fokus "Nya's Long Walk" , illustriert von Brian Pinkney. Fazit "A Long Walk to Water" von Linda Sue Park gewährt einen bewegenden Einblick in die Folgen von Krieg und Zerstörung im Sudan. Das Buch ist umso erschütternder, weil der Krieg im Land weiterhin tobt und die Weltgemeinschaft grösstenteils weiterhin wegschaut. Die Fakten (Englische Ausgabe) A Long Walk to Water Linda Sue Park Clarion Books 128 Seiten Erschienen am 04.10.2011 Hardcover ISBN: 978-0-547-57731-9 Ab 10-12 Jahren Buch kaufen bei genialokal (DE)* Buch kaufen bei Thalia (DE)* Buch kaufen bei Orell Füssli (CH)* Buch kaufen bei Buchhaus (CH)* Buch kaufen bei Thalia (AT)* * Links mit * sind Affiliate-Links / Werbelinks. Wenn du das Buch oder Hörbuch über diesen Link kaufst, bekomme ich vom jeweiligen Shop eine kleine Provision. Am Buchpreis ändert sich für dich nichts. Du hilfst mir aber so, den Blog ein kleines Bisschen zu refinanzieren. Vielen Dank!
- Moor Myrte und das Zaubergarn
Können Kinderbücher auch antikapitalistisch? Aber sicher! Wie das geht zeigt die neue Graphic Novel "Moor Myrte und das Zaubergarn" von Sid Sharp. Einige von euch kennen Sid Sharp (they/them) vielleicht vom Vorgänger "Der Wolfspelz"* , der für den Deutschen Kinder- und Jugendbuchpreis 2024 nominiert war. Neben der Form der Graphic Novel greift Sid Sharp im Zweitling "Moor Myrte und das Zaubergarn"* auch das Setting des Waldes auf. Am Rande der Stadt und damit gleichzeitig am Waldrand leben die ungleichen Schwestern Beatrice und Magnolia - und zahlreiche Spinnen - in einem heruntergekommenen Haus. Beatrice ist nett und fröhlich und hilfsbereit. Ihre Schwester Magnolia hingegen kalt, egoistisch und mürrisch. Weil Magnolia im zugigen Haus immer kalt ist, will Beatrice für sie einen wärmenden Pullover stricken. Doch beim Versuch, im Wald schöne Schätze zu finden, die sie dann im Laden gegen Wolle tauschen könnte, gerät Beatrice mit Moor Myrte aneinander. Diese Riesenspinne wacht über den Wald und damit den sorgsamen Umgang mit der Natur und ihren Bewohner*innen. Da Beatrice ihren Fehler einsieht und sich so kooperativ und altruistisch zeigt, beschenkt Moor Myrte sie mit ausreichend von ihrem Zaubergarn, dass Beatrice daraus einen Pullover stricken kann. Und das wird nicht nur ein Pullover, der tatsächlich wunderbar wärmt, sondern er ist auch quasi unkaputtbar. Magnolia ist zwar froh über den Pullover, aber sie zeigt nicht etwa ihre Dankbarkeit, sondern wittert sogleich ein Geschäft und zwingt Beatrice und die Spinnen im Haus dazu, weitere Pullover herzustellen. Ja, sie hat klare Pläne für ein richtiges Zaubergarn-Pullover-Imperium. Dafür müssen alle anderen schuften bis zum Umfallen, während sie selbst in Saus und Braus lebt. Der Aufstand der Spinnen Doch da hat die Oberkapitalistin Magnolia die Rechnung ohne die Spinnen gemacht. Denn diese beginnen sich zu vereinigen und zur Wehr zu setzen. Wie die Geschichte weitergeht, verrate ich euch natürlich hier nicht im Detail, aber wie das in Märchen so ist, nimmt es auch in "Moor Myrte und das Zaubergarn" ein gutes Ende - na zumindest für die meisten. ;-) Sid Sharp spricht mit ihrer Graphic Novel gekonnt verschiedene Problematiken unserer Gesellschaft an: So etwa den überbordenden Kapitalismus und damit verbunden die zunehmende Konzentration des Marktes (wie wir sie zum Beispiel auch beim grossen A sehen, bei Social Media-Plattformen oder in der Tech-Branche), die mangelnde Rücksicht auf die Natur, die Unterdrückung sozialer Bewegungen (wie Gewerkschaften) und die Folgen des Hyperkapitalismus auf die Gesellschaft und einzelne Individuen. Das Schöne ist, dass sich am Ende das Gute durchsetzt. Beatrice scheint zwischendurch naiv und übertrieben optimistisch, aber tatsächlich gelingt es ihr, sich in Solidarität mit den Spinnen gegen die Alleinherrscherin Magnolia zu wehren und die Macht neu - sprich: sozial - zu verteilen. Natürlich spielt dabei auch Moor Myrte, als eine Art gute Wächterin der Natur eine entscheidende Rolle. Sid Sharp kommt mit jeweils einem oder wenigen Panels pro Seite aus, hält die Illustrationen einfach und den Text knapp. Entsprechend geeignet ist die Graphic Novel auch für eher lesefaule Kinder. Es dominieren Grün-, Grau- und Brauntöne, durchbrochen vom knallroten Kleid von Beatrice. Zugegeben, die Geschichte klingt eher düster, aber trotz der ernsten Thematik und des schnell eskalierenden Plots, ist Sid Sharps Geschichte auch subtil humorvoll und lässt uns durchgehend ans Gute glauben. Falls ihr im Unterricht mit dem Buch arbeiten möchtet, kann ich euch das Begleitmaterial für die 3. bis 5. Klasse empfehlen, das auf der Website von NordSüd zu finden ist (kostenloser Download). Hervorheben möchte ich auch, dass NordSüd die Übersetzerin Alexandra Rak auf dem Cover platziert hat. Eine wichtige Massnahme, um Übersetzer*innen zur verdienten Aufmerksamkeit und Wertschätzung zu verhelfen. Ich kenne zwar in diesem Fall das englische Original nicht, aber an der deutschen Version habe ich keine sprachlichen Mängel ausmachen können. Fazit Wenn ihr eine Graphic Novel sucht, die gleichzeitig unterhaltsam und gesellschaftskritisch ist, liegt ihr mit "Moor Myrte und das Zaubergarn" von Sid Sharp genau richtig. Sie ist nicht nur ein Plädoyer gegen rücksichtslosen Kapitalismus und die Ausbeutung der Natur, sondern auch eine Hommage an Spinnen, Bücher und nette Menschen. Und zumindest von den letzten beiden Dingen können wir ja wohl alle nie genug kriegen! Die Fakten Moor Myrte und das Zaubergarn Sid Sharp (Text + Illustration Alexandra Rak (Übersetzung aus dem Englischen) 152 Seiten Erschienen am 12.12.2025 Hardcover ISBN: 978-3-314-10725-2 Ab 8 Jahren Buch kaufen bei genialokal (DE)* Buch kaufen bei Thalia (DE)* Buch kaufen bei Orell Füssli (CH)* Buch kaufen bei Buchhaus (CH)* Buch kaufen bei Thalia (AT)* PS: Herzlichen Dank an den NordSüd Verlag und an NetGalley für das digitale Rezensionsexemplar. Weitere Kinderbücher bei mint & malve rund um Nachhaltigkeit Schnee - Moki (Rotopol 2024) Kira Koralle und das Verschwinden der Meeresfarben - Alina Gries, Alina Spiekermann (Verlag Alina Gries 2024) Korallen. Wer lebt im Riff? - Klara Kapprell (Achse Verlag 2023) Der schwarze Strand. Die Entstehung des Earth Days - Shaunna und John Stith, Maribel Lechuga (Kindermann Verlag 2024) Astor - Tito Moccia (Éditions Antipodes 2021) Mit Freddi durch die Ozeane - Catherine Barr, Brendan Kearney (Laurence King 2021) Ginting und Ganteng - Regina Frey, Petra Rappo (Atlantis 2020) * Links mit * sind Affiliate-Links / Werbelinks. Wenn du das Buch über diesen Link kaufst, bekomme ich vom jeweiligen Shop eine kleine Provision. Am Buchpreis ändert sich für dich nichts. Du hilfst mir aber so, den Blog ein kleines Bisschen zu refinanzieren. Vielen Dank!
- Jede_ Frau - Ein Buch gegen die Rape Culture
Der Begriff "Rape Culture" mag krass oder übertrieben klingen. Aber Agota Lavoyer erklärt mit ihrem Buch "Jede_ Frau" sehr genau, weshalb wir tatsächlich in einer Rape Culture leben, woran wir das erkennen können und welche Mechanismen diese misogyne, gewaltvolle Kultur am Leben erhalten. Reaktionen auf das Ansprechen von sexualisierter Gewalt und daraus entstehende Bewegungen wie #metoo, #schweizeraufschrei, #womeninmalefields oder "Ich wähle den Bären" lösen - besonders bei Männern, aber auch bei so manchen Frauen_ - oft Reaktionen wie "Aber nicht alle Männer!" oder "Es gilt die Unschuldsvermutung!" oder "Aber sie hatte doch einen kurzen Rock an!" aus. Und damit befinden wir uns mitten in der Problematik der Rape Culture. Agota Lavoyer geht dieser über Jahrhunderte etablierten Kultur der sexualisierten Gewalt in ihrem Buch "Jede_ Frau" auf den Grund. Sie äussert sich nicht nur im scheinbar ritualisierten "Ja, aber" von Männern und ihren weiblichen Verbündeten, sondern auch in beängstigend hohen Zahlen an Femiziden, häuslicher Gewalt (wobei schon der Begriff verniedlichend ist), dem anhaltenden Gender Pay Gap, dem allgegenwärtigen Gaslighting, der Täter-Opfer-Umkehr oder der erschreckend tiefen Rate an Verurteilungen von Sexualstraftätern (ja, das ist absichtlich nicht gegendert). "Sexualisierte Gewalt ist normalisiert, aber sexualisierte Gewalt ist alles andere als normal." / S. 15 Dabei zeigt sie auch das grosse Spektrum von sexualisierter Gewalt auf, die sehr subtil und zumindest physisch noch gewaltlos beginnt mit scheinbar belanglosen stereotypen Aussagen wie "Jungs weinen nicht." oder "Mädchen mögen halt Puppen.", über Catcalling, sexuelle Belästigung, Hatespeech in den sozialen Medien, bis hin zu Vergewaltigung und Femizid. Kein Einzelfall, sondern patriarchale Machtstruktur Agota Lavoyer legt in ihrem Buch zuerst eine Basis, indem sie erklärt, wie systematisch sexualisierte Gewalt in unserer Gesellschaft stattfindet, wie systematisch sie ignoriert, kleingeredet oder abgestritten wird und was das Patriarchat mit der Rape Culture zu tun hat. "Rape Culture bezeichnet eine Kultur, in der die Wertvorstellungen und erlernten Haltungen und Verhaltensweisen dazu führen, dass sexualisierte Gewalt akzeptiert wird und normal ist. Diese Kultur zeigt sich in der Art, wie wir sprechen, interagieren, reagieren und denken." / S. 28 Die Scham muss die Seite wechseln So wird mehr als deutlich, weshalb die Scham die Seite wechseln muss, und wie umfassend wir die Problematik der Rape Culture und damit auch das Patriarchat bekämpfen müssen. "Rape Culture ist eine Gesellschaft, in der es üblicher ist, die Opfer der Lüge zu bezichtigen, als die Täter zur Verantwortung zu ziehen." / S. 30 Agota Lavoyer geht ausführlich auf die Verbindung von Patriarchat und Rape Culture an, wirft aber auch immer wieder einen Blick auf die Intersektionen z.B. mit Rassismus und Ableismus. Sie geht auf die Sozialisierung von Männern und Frauen im Patriarchat ein, auf das patriarchal geprägte Rechtssystem und dauerndes Gaslighting und Täter-Opfer-Umkehr im gesellschaftlichen und medialen Diskurs. Sie widerlegt Vergewaltigungsmythen (sowohl auf Seite der Täter als auch der Opfer), die sich hartnäckig halten und so sexualisierte Gewalt immer und immer wieder möglich machen, befördern und viel zu oft unbestraft lassen. "Mein Anliegen ist, dass wir nicht der falschen und auch problematischen Annahme erliegen, dass sich sexualisierte Gewalt auf einer individuellen Ebene und mit Fokus auf die Opfer bekämpfen ließe. Sexualisierte Gewalt ist ein strukturelles Problem, das tief in unserem Miteinander verwurzelt ist. Dieses strukturelle Problem braucht wie alle strukturellen Probleme eine strukturelle Lösung." / S. 193 Agota Lavoyer geht im Kapitel "Unlearn Rape Culture" zumindest in Ansätzen auch darauf ein, wie die oben zitierten strukturellen Lösungen aussehen könnten. Hierzu kann ich euch auch die beiden unten genannten Bücher "Unlearn Patriarchy 1" und "Unlearn Patriarchy 2" empfehlen. Wegleitend für jegliches Engagement (und auch das eigene, ganz individuelle Verhalten) kann dabei folgendes Motto sein: "Wir alle können die Rape Culture entlernen, wenn wir uns nicht mehr in erster Linie fragen, ob sexualisierte Gewalttaten strafrechtlich relevant sind, ob es Beweise gibt, ob die betroffene Person glaubwürdig genug ist oder wieso sie keine Anzeige erstattet. Sondern wenn wir uns fragen, ob wir Teil dieser Ungerechtigkeit sind und ob wir auf allen Ebenen genug tun, um sexualisierte Gewalt (zukünftig) zu verhindern." / S. 256 Fazit Ich habe zwar schon mehrere Bücher zur Thematik gelesen, aber "Jede_ Frau" von Agota Lavoyer hat mir nochmals sehr viel Neues vor Augen geführt oder schon Bekanntes vertieft, mit konkreten Beispielen illustriert und aufgefrischt. Wer vor der "Rape Culture" nicht mehr die Augen verschliessen und/oder etwas dagegen unternehmen will, hat mit diesem Sachbuch den perfekten Einstieg in die Thematik gefunden! Die Fakten Jede Frau - Über eine Gesellschaft, die sexualisierte Gewalt verharmlost und normalisiert. Ein Buch gegen die Rape Culture Agota Lavoyer Yes Publishing 200 Seiten Erschienen am 21.05.2024 Hardcover ISB N: 978-3-96905-285-3 Buch kaufen bei genialokal (DE)* Buch kaufen bei Thalia (DE)* Buch kaufen bei Orell Füssli (CH)* Buch kaufen bei Buchhaus (CH)* Buch kaufen bei Thalia (AT)* PS: Herzlichen Dank an Yes Publishing und Literaturtest für das digitale Rezensionsexemplar. Seitenzahlen beziehen sich auf das E-Book und können von der Printversion abweichen. Weiterlesen rund um Rape Culture und sexualisierte Gewalt Sachbücher Unlearn Patriarchy 1 und 2 - Lisa Jaspers, Naomi Ryland, Silvie Horch bzw. Emilia Roig, Alexandra Zykunov, Silvie Horch (Hrsg.) (Ullstein 2022 und 2024) Wut und Böse - Ciani-Sophia Hoeder - hanserblau (2021) I'm every woman - Liv Strömquist (Avant 2019) Romane Prima facie - Suzie Miller (Kjona Verlag 2024) Und alle so still - Mareike Fallwickl (Rowohlt 2024) Eine Tochter Harlems - Louise Meriwether (Rowohlt 2023) Second-Class Citizen - Buchi Emecheta (Aufbau 2023) *Links mit * sind Affiliate-Links / Werbelinks. Wenn du das Buch über diesen Link kaufst, bekomme ich vom jeweiligen Shop eine kleine Provision. Am Buchpreis ändert sich für dich nichts. Du hilfst mir aber so, den Blog ein kleines Bisschen zu refinanzieren. Vielen Dank!
- Umlaufbahnen
Das Weltall und die Raumfahrt sind nicht unbedingt Themen, die mich besonders interessieren. Aber Samantha Harveys vielgelobtem und preisgekröntem Roman "Umlaufbahnen" wollte ich dann doch eine Chance geben. Ob es sich gelohnt hat? Kurz: Ja. Und ich würde sagen, das liegt einfach gesagt daran, dass Samantha Harvey ihren Roman zwar im Weltall angesiedelt hat, dass es aber eigentlich um essenziell Menschliches und essenziell Irdisches geht. Und das rückt sie gerade durch die veränderte Perspektive und das ständige Umkreisen der Erde ins "richtige" Licht. «Ohne die Erde sind wir alle erledigt. Nicht eine Sekunde könnten wir ohne ihre Gnade überleben, wir sind Seefahrer auf dunkler, gefährlicher See, ohne unser Schiff würden wir ertrinken.» / S. 15 Aber kommen wir zuerst kurz zum Plot und Aufbau von "Umlaufbahnen": Wir befinden uns mit sechs Astronaut:innen aus aller Welt in einer Raumstation (faktisch auf der ISS; wird aber nie so benannt) auf einer Umlaufbahn 400 Kilometer hoch über der Erde. Mit einer Geschwindigkeit von achtundzwanzigtausend Kilometern pro Stunde rasen wir um die Erde. Die Kapitel entwickeln sich entlang der sechzehn Umlaufbahnen, die die Raumstation innert vierundzwanzig Stunden um die Erde zurücklegt. Mit jeder Umlaufbahn verschiebt sich die Raumstation etwas und damit auch die Perspektive auf die Erde. «Von der Raumstation aus betrachtet ist die Menschheit ein Wesen, das sich nur bei Nacht blicken lässt. Die Menschheit ist das Licht der Städte und die beleuchteten Glühfäden der Straßen.» / S. 22 Samantha Harvey springt von Chie, deren Mutter soeben verstorben ist, zu Pietro, Anton, Roman, Nell und Shaun. Lässt uns sowohl an ihrem Alltag in der Schwerelosigkeit teilhaben als auch an ihren Gedanken über die Erde, die Menschen und ihre jeweils eigenen Geschichten. Die britische Autorin schafft es so, uns die Erde und die Gesellschaft von aussen zu zeigen und gleichzeitig über die Protagonist:innen immer wieder starke emotionale Verbindungen zu den Geschehnissen und zum Menschsein auf der Erde herzustellen. Was vielleicht etwas repetitiv erscheinen mag, ist es aufgrund der unterschiedlichen Perspektiven verschiedener Personen und unterschiedlichen Blickwinkeln auf die Erde überhaupt nicht. Besondere zusätzliche Abwechslung bringt die Tatsache herein, dass die Astronaut:innen auf der Erde den Aufzug eines historisch aussergewöhnlich starken Taifuns beobachten und gleichzeitig ein Raumschiff in Richtung Mond an ihnen vorbeizieht. «Wahrscheinlich ist das eine kindische Vorstellung, aber ihm kommt der Gedanke, dass man die Erde, könnte man sich nur weit genug von ihr entfernen, endlich verstehen könnte – sie mit den eigenen Augen als Objekt sehen könnte, als einen kleinen blauen Punkt, eine kosmische und geheimnisvolle Sache.» / S. 65 Besonders eindrücklich finde ich, wie schwerelos Samantha Harveys Sprache ist. Sie ist einfach, aber poetisch, hat etwas Mäanderndes, ohne den Fokus zu verlieren. Sie geht auf grosse Themen wie die Klimakrise, die Lichtverschmutzung oder den Sinn und Unsinn der Raumfahrt ein, wird aber nie trocken, sondern bleibt über die menschlichen Bindungen, Erinnerungen und Anekdoten immer auch emotional und nah an den Menschen. Das Buch ist nicht einfach eine beschönigende Ode auf die Erde, sondern auch eine deutliche Zivilisationskritik. Fazit "Umlaufbahnen" von Samantha Harvey erlaubt uns - gerade in diesen irgendwie absurden Zeiten - aus dem Alltag hinaus zu treten, mit den Protagonist:innen im Weltall Abstand zur Erde und damit zum Hamsterrad des Alltags zu gewinnen. Dadurch erhalten wir als Leser:innen gemeinsam mit der Autorin bzw. ihren Figuren wieder einen Blick auf das grosse Ganze und können uns Gedanken machen über unsere Rolle darin. Und so kommen wir auf unserer literarischen Realitätsflucht unvermeidlich wieder zurück auf die Erde und das, was die Gesellschaft - frei nach Goethe - im Innersten zusammenhält. Ich kann euch dieses überirdische Leseerlebnis nur von Herzen empfehlen. PS: "Umlaufbahnen" bzw. im Original "Orbitals" hat den Booker Prize 2024 gewonnen. Die Fakten Umlaufbahnen Samantha Harvey Julia Wolf (Übersetzung aus dem Englischen) dtv Verlag 224 Seiten Erschienen am 14.11.2024 Hardcover ISBN: 978-3-423-28423-3 Buch kaufen bei genialokal (DE)* Buch kaufen bei Thalia (DE)* Buch kaufen bei Orell Füssli (CH)* Buch kaufen bei Buchhaus (CH)* Buch kaufen bei Thalia (AT)* PS: Herzlichen Dank an den dtv Verlag für das digitale Rezensionsexemplar. Seitenzahlen beziehen sich auf das E-Book und können von der Printversion abweichen. Weitere Booker Prize-Gewinner:innen und -Nominierte auf mint & malve James - Percival Everett (Hanser 2024) Das Lied des Propheten - Paul Lynch (Klett-Cotta 2024) Lincoln im Bardo - George Saunders (Luchterhand 2018) Mehr Weltraum-Content auf mint & malve (für Kinder und Jugendliche) Himmelwärts - Karen Köhler und Bea Davies (Hanser 2024) Alia Astronautin - Mission Freundschaft - Mahak Jain und Andrea Stegmaier (arsEdition 2024) Der Weltraumpostbote - Hungrig durchs Weltall - Gillaume Perreault (Rotopol 2023) Fonk - Geheimagent aus dem All - Tobias Goldfarb, Lisa Hänsch (Carlsen 2021-2022) Kalle und Elsa lieben die Nacht - Jenny Westin Verona und Jesús Verona (Bohem 2020) * Links mit * sind Affiliate-Links / Werbelinks. Wenn du das Buch oder Hörbuch über diesen Link kaufst, bekomme ich vom jeweiligen Shop eine kleine Provision. Am Buchpreis ändert sich für dich nichts. Du hilfst mir aber so, den Blog ein kleines Bisschen zu refinanzieren. Vielen Dank!
- Talk To My Back - ein feministischer Manga-Klassiker
Für 2024 habe ich mir vorgenommen, auch mal einen Manga zu lesen. Der Zufall wollte es, dass ich auf den feministischen Klassiker "Talk To My Back" der japanischen Zeichnerin Yamada Murasaki gestossen bin. In "Talk To My Back" (auf Englisch, eine deutsche Ausgabe habe ich nicht gefunden) sind Mangas der Japanerin Yamada Murasaki versammelt, die in den 1980er-Jahren im einflussreichen Magazin Garo als Serie erschienen sind. Yamada Murasaki (1948-2009) war Mangazeichnerin, Poetin, Essayistin und Feministin (mehr erfahrt ihr bei Wikipedia ). Pionierin feministischer Mangas In ihren Mangas, die den "alternative mangas" zugeordnet werden, hat sie es als allererste Frau gewagt, Geschichten aus einem feministischen Blickwinkel zu erzählen. Es geht darin um ihre Beziehungen zu ihren heranwachsenden Töchtern und dem oft abwesenden (physisch oder psychisch) Ehemann. Und noch zentraler: Um ihre Beziehung zu ihrem eigenen Selbst, ihrem Selbstwert und ihrem Leben über die patriarchalen Rollen der Ehefrau und Mutter. Als Mutter in einem Vorort ging sie für ein paar Jahre ganz in diesen Rollen auf, doch mehr und mehr sucht sie nach neuen Wegen, sich zu verwirklichen, auch eigenständig einen Wert zu haben. Sie findet diesen zuerst in einer Anstellung, dann in der Selbständigkeit mit ihrer Leidenschaft fürs Kreieren und Nähen. Gleichzeitig werden natürlich weiter Erwartungen an sie herangetragen, sei es von den Kindern, die immer pünktlich ihre Mahlzeiten wollen, oder von ihrem Ehemann, der ein gebügeltes Hemd braucht (und sich für rein gar nichts zuständig fühlt im Haushalt). Auch wenn uns die Themen heute nicht sonderlich revolutionär erscheinen, waren sie es in den 1980ern durchaus, erst recht in der männlich dominierten Manga-Szene (zumindest ausserhalb vom Feld der "Frauen-Mangas" und in der patriarchalen Gesellschaft Japans (auch wenn in den 80ern immer mehr Frauen berufstätig wurden). Kommt hinzu, dass sie als erste realistische Mangas über das Frausein, Ehe und Mutterschaft zeichnete und damit eine Sonderstellung einnimmt und gegenüber anderen weiblichen Mangazeichnerinnen, die Shōjo Mangas (etwa " girls' comics" ) mit viel Fantasy-Elementen (teils auch recht anarchistisch und sexuell explizit) und für ein jüngeres Publikum zeichneten. Weibliches Leben im konservativen Japan Besonders interessant ist bei der Ausgabe von Drawn & Quarterly das Nachwort des Übersetzers Ryan Holmberg, das Yamada Murasakis Werk und Rezeption einordnet. Wie ihre Essays sind auch ihre Mangas eindeutig autobiographisch gefärbt. Ihre anderen Texte und Aussagen von Weggefährtinnen zeigen, dass ihre eigenen Erfahrungen sie dazu veranlasst haben, das Patriarchat und die patriarchalen Rollenmodelle (z.B. die in den 1980ern selbstverständliche Aufgabe des Berufs zu Gunsten der Familie) in Frage zu stellen und Alltagssituationen rund um das Frausein, Mutterschaft und Eheleben künstlerisch zu thematisieren. Ryan Holmberg zufolge war sie dabei noch zurückhaltend, denn das Erlebte (häusliche Gewalt) war weit dramatischer als in ihren Mangas - und Hilfe gab es damals weder von der Familie (Gaslighting, Täter-Opfer-Umkehr) noch von der Polizei ("Wenn es der Ehemann ist, geht es uns nichts an."). Wenn ihre Arbeit als "Hausfrauen-Comics" oder ähnliches bezeichnet wurden oder sie als Cartoonistin und Mutter von zwei Kindern, machte sie das wütend. Denn man würde ja auch keinen Mann als "daddy-golfer" bezeichnen. Grafisch sind die Zeichnungen sehr reduziert, aber elegant und abgesehen von der Einstiegsgeschichte in Schwarzweiss gehalten. Ich habe nicht ganz alles verstanden, dafür bräuchte man wohl mehr Kenntnisse vom japanischen (Familien-)Alltag der 1980er und von der japanischen Kultur im Allgemeinen, aber das hat mich nicht gestört. Das Lesen von rechts nach links ist natürlich etwas gewöhnungsbedürftig, aber auch kein Problem, man merkt ja schnell, wenn man versehentlich wieder oben links begonnen hat. ;-) Die Fakten Talk To My Back (in English) Yamada Murasaki (text and illustrations) Ryan Holmberg (Translation to English) Drawn & Quarterly 368 pages Published on 12.07.2022 Paperback IS BN: 978-1-77046-563-3 Buch kaufen bei genialokal (DE)* Buch kaufen bei Thalia (DE)* Buch kaufen bei Orell Füssli (CH)* Buch kaufen bei Buchhaus (CH)* Buch kaufen bei Thalia (AT)* Ebenfalls bei Drawn & Quarterly erschienen (erst 2024) ist Murasakis "Second Hand Love" (bei Orell Füssli (CH)* ). 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- Pinke Monster
Mit "Pinke Monster" von Claus Daniel Herrmann empfehle ich euch heute eine Graphic Novel für Jugendliche und Erwachsene, die Themen wie Queerness, Depression und Esoterik verbindet. Claus Daniel Herrmann erzählt in seiner Graphic Novel "Pinke Monster" eine Coming-of-Age-Geschichte. Dabei hat der 14-jährige Protagonist Frank nicht nur mit seiner Schüchternheit, der Pubertät und dem Entdecken seiner sexuellen Orientierung zu kämpfen, sondern auch mit der Depression seines Vaters. Franks Mutter Sandra ist so verzweifelt, dass sie Thea, eine esoterische Heilerin, zu ihnen einlädt. Und anfangs scheint Theas Kampf gegen negative Energien mittels Kristallen etc. auch zu funktionieren. Nicht nur Vater Georg blüht auf, auch Frank selber fühlt sich gehört und gesehen. Er beginnt zu realisieren, dass er schwul ist und vertraut sich seiner Mutter an. Doch als Thea Franks düstere Bilder von Monstern entdeckt, dreht der Wind und als sie von seiner Homosexualität erfährt und ihn zur Distanz zu seiner Familie drängt - angeblich zum Wohl seines Vaters! -, droht das ganze Familiengefüge auseinanderzubrechen und Frank ganz alleine dazustehen. Zum Glück erkennt seine Mutter, welche gefährlichen Mechanismen hier unter dem Deckmantel der Esoterik und Heilung wirken. Sie hält zu ihrem Sohn und ermöglicht ihnen beiden die Emanzipation. Diese findet sowohl auf Ebene der Identität als auch beruflich (die Mutter arbeitete in einem esoterischen Umfeld) statt. Neben der Familiengeschichte bindet Claus Daniel Herrmann auch noch eine sanfte, queere Liebesgeschichte in die Handlung ein. Hier finde ich die Figur von Michael - Franks Schwarm - nicht ganz ausgereift und so ist sein Verhalten nicht immer ganz einsichtig. Eigentlich würde diese Leerstelle nach einem zweiten Band rufen. Insgesamt tut diese kleine Schwäche "Pinke Monster" keinen Abbruch und die Geschichte funktioniert im Grossen und Ganzen trotzdem, setzt einfach einen anderen Fokus. Die Zeichnungen sind abgesehen von der pinken Knallfarbe ganz in Grautönen gehalten. Ich weiss nicht, ob hinter der Farbwahl mehr steckt, aber ich finde sie als gestalterisches Motiv sehr gut gelungen. Es erinnert an etwas, das die ganze Zeit da ist, aber nicht immer aktiv wahrgenommen wird, und auch nicht unbedingt als gut oder schlecht eingeordnet werden kann. Denn das Pink kommt zunächst als positive Energie daher, sei es nun bei Thea und den energetisch aufgeladenen Steinen oder in Bezug auf Franks Verliebtheit. "Voir la vie en rose" hat hier eindeutig zwei sehr unterschiedliche Seiten. Die Monster, die Frank zeichnet, sehen zwar gruselig und düster aus, die wahren Monster kommen aber erst mit Thea und den negativen Aspekten ihrer esoterischen "Heilmethoden" bzw. Denkweisen ins Spiel. Ihr Auftritt mit pinkem Schal, pinken Nägeln und pinkem Auto mag erst harmlos, ja "kraftvoll-positiv" wirken. Doch ihre manipulative Art, ihre unwissenschaftlichen Ansätze und ihre homophobe Haltung sind das eigentliche Problem. Fazit "Pinke Monster" von Claus Daniel Herrmann verbindet eine Coming-of-Age- und Coming-out-Geschichte mit einer Familiengeschichte, die von der Depression des Vaters geprägt ist. Und eine Auseinandersetzung mit den problematischen Seiten der Esoterik. Eine grossartige, relativ textarme Graphic Novel für Jugendliche (und Erwachsene), die sich mit queeren Themen, Esoterik und/oder psychischer Gesundheit auseinandersetzen wollen. Die Fakten Pinke Monster Claus Daniel Herrmann (Text + Illustration) Reprodukt 208 Seiten Erschienen am 11.11.2024 Taschenbuch ISBN: 978-3-95640-441-2 Ab ca. 14 Jahren Buch kaufen bei genialokal (DE)* Buch kaufen bei Thalia (DE)* Buch kaufen bei Orell Füssli (CH)* Buch kaufen bei Buchhaus (CH)* Buch kaufen bei Thalia (AT)* PS: Herzlichen Dank an Reprodukt für das digitale Rezensionsexemplar. Die finale Printversion kann leicht abweichen. Weitere queere Graphic Novels bei mint & malve Genderqueer - Eine nichtbinäre Autobiografie - Maia Kobabe (Reprodukt 2024) Die Liga der Superfeminist*innen - Mirion Malle (Orlanda 2023) Die Blüte von Paris - Gaëlle Geniller (Carlsen 2023) Heartstopper Volume 3 bis 5 - Alice Oseman (Loewe Graphix 2022/2023) Heartstopper Volume 2 - Alice Oseman (Loewe Graphix 2022) Heartstopper Volume 1 - Alice Oseman (Loewe Graphix 2022) Papierklavier - Elisabeth Steinkellner, Anna Gusella (Beltz & Gelberg 2020) * Links mit * sind Affiliate-Links / Werbelinks. Wenn du das Buch über diesen Link kaufst, bekomme ich vom jeweiligen Shop eine kleine Provision. Am Buchpreis ändert sich für dich nichts. Du hilfst mir aber so, den Blog ein kleines Bisschen zu refinanzieren. Vielen Dank!

















