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  • Hannah Arendt für Klein und Gross

    Die grosse Denkerin Hannah Arendt ist wohl vielen zumindest vom Namen her ein Begriff. Wer zusammen mit seinen Kindern tiefer in ihr Leben und Werk eintauchen möchte, kann das mit dem Buchtandem "Hannah Arendt" aus der Reihe "Little People, Big Dreams" und der Graphic Novel "Die drei Leben der Hannah Arendt" tun. Viel mehr als dass Hannah Arendt eine jüdische Philosophin war (wobei sie die Bezeichnung ablehnte) und zur Nazizeit aus Deutschland flüchten musste, wusste ich ehrlich gesagt nicht. Obwohl sie ihre Werke zur "politischen Theorie" zählte, war sie in meinem Studium der Politikwissenschaften kein Thema. Hannahs Leben im Bilderbuch Aber beginnen wir vorne: "Hannah Arendt - Little People, Big Dreams" macht die aussergewöhnliche Denkerin schon für die Kleinen ab etwa 6 Jahren greifbar. In ihrem einfachen, aber empathischen Stil erzählt Autorin María Isabel Sánchez Vegara, wie Hannah Arendt in Königsberg aufwuchs, wie sie schon als Kind als Jüdin beschimpfen lassen musste, aber sich nicht einschüchtern liess. Wir erfahren auch, dass sie sich früh ins Werk von Immanuel Kant stürzte und verstehen wollte, was die Menschen, das menschliche Sein ausmachte. Ihr Wissenstrieb führte sie nach dem frühzeitigen Abitur an die Universitäten von Marburg und Heidelberg zum Studium der Philosophie. Mit der Machtergreifung durch die Nazis gerieten sie und ihre Mutter Martha in Gefahr und flohen über Tschechien, Italien und die Schweiz nach Paris. Als auch da die Nazis einmarschierten, waren sie erneut zur Flucht gezwungen. Diese gelang ihnen auch und sie liessen sich in den USA nieder. Dort war Hannah Arendt als Journalistin und Dozentin tätig: "In Büchern und Artikeln schrieb sie darüber, wie gefährlich es ist, wenn jemand in einem Land zu viel Macht besitzt und das Böse regiert." ~ María Isabel Sánchez Vegara Ihr Leben lang machte sie sich Gedanken über Menschen, Macht und Gewalt. Illustriert hat das Bilderbuch die deutsche Illustratorin Sophia Martineck. Sie lässt Hannah durchgehend im roten Kleid erscheinen und - im Gegensatz zum wahren Leben - ohne Zigarette. Allzu menschlich Dass Hannah Arendt nicht nur beeindruckte mit ihren politischen Überlegungen, sondern auch immer wieder aneckte - sowohl bei Freunden als auch bei Feinden -, ist im Bilderbuch verständlicherweise weniger Thema. Dafür umso mehr in der Graphic Novel "Die drei Leben der Hannah Arendt" des amerikanischen Karikaturisten Ken Krimstein. Diese Ambivalenz, die Stürme, die Hannah Arendt in all ihren Lebensphasen auszuhalten hatte und scheinbar stoisch - mit Zigarette in der Hand - überdauerte, schält Ken Krimstein in seiner fiktionalen Biografie fantastisch heraus. Schon einleitend schreibt er: "Zu früh. Zu wütend. Zu klug. Zu dumm. Zu ehrlich. Zu versnobbt. Zu jüdisch. Zu wenig jüdisch. Zu liebend, zu hassend, zu männlich, nicht männlich genug." (S. 7) ~ Ken Krimstein Ihre Sturheit, die Vehemenz, mit der sie ihre Positionen vertrat, machen uns Hannah Arendt nicht gerade sympathisch und doch löst sie eine gewisse Bewunderung aus. Ken Krimstein zeichnet die verschiedenen Stationen von Hannah Arendts Leben sehr ausführlich nach. Er wartet mit viel prominentem Personal von Martin Heidegger, über Walter Benjamin, bis zu Albert Einstein auf. Historisch verbürgte Begegnungen und Ereignisse verflechtet er mit Hannah Arendts politischen Theorien und giesst sie in Dialoge, die gut so oder so ähnlich stattgefunden haben könnten. Seine Comics sind hauptsächlich schwarzweiss, nur Hannahs Kleid ist dieses Mal durchgehend grün. Die meisten Panels sind gezeichnet, zwischendurch nutzt er aber auch das ein oder andere Foto. Sehr gut gefällt mir an der Graphic Novel der Humor, den Ken Krimstein in die Dialoge und in Hannahs Gedanken und gewissermassen Kommentare aus dem Off legt. Etwas Mühe hatte ich mit der Sprunghaftigkeit, dem häufigen Wechsel der teils schwer wiedererkennbaren Protagonist*innen und teils kaum eingebetteten Zitate aus den Werken Arendts. So habe ich sicher nicht jede Anspielung verstanden. Aber den grossen Linien ihres Lebens konnte ich dennoch gut folgen. Im Gegensatz zum Bilderbuch sind zur Lektüre der Graphic Novel gewisse Vorkenntnisse über Hannah Arendts Werk und andere wichtige Persönlichkeiten in ihrem Umfeld hilfreich und solche über das Weltgeschehen ab ca. 1930 unabdingbar. Letzteres sollte mit normaler Schulbildung der Fall sein, für Ersteres schadet es sicher nicht, wenn man sich vorher schon mal mit ihr, Walter Benjamin und anderen Philosoph*innen der Zeit befasst hat. Wie umgehen mit Kritik an Vorbildern? In beiden Büchern kein Thema ist der (belegbare) Vorwurf, dass Hannah Arendt sich selbst rassistisch geäussert hat (siehe z.B. Artikel von Patrick Spät). Dem Kinderbuch muss man das vielleicht nicht anlasten, der fiktionalen Biografie aber durchaus. Falls es keine Zeitgenossen gab, die ihr das vor Augen hielten, so hätte sich wenigstens der Autor im Nachwort distanzieren können. Ob nun diese Entgleisungen ausreichen, um das gesamte Werk Hannah Arendts zu diskreditieren und sie als Vorbild vom Sockel zu holen, vermag ich nicht zu beurteilen. Aber ein Hinweis, dass auch herausragende Denker*innen - selbst solche, die sich über weite Strecken für Menschlichkeit, Pluralismus und Gleichstellung einsetzen - nicht vor Fehlern gefeit sind und kritisch betrachtet werden sollten, wäre zumindest angebracht. Fazit Das Buchtandem aus "Hannah Arendt - Little People, Big Dreams" und "Die drei Leben der Hannah Arendt" bringt uns eine eigenwillige Persönlichkeit näher, deren Fluchten vor dem Nationalsozialismus und die lebenslange Auseinandersetzung mit dieser und anderen Formen der totalitären Macht ebenso beeindrucken wie ihr aussergewöhnlicher Weg als Frau in der Wissenschaft. Das Bilderbuch ermöglicht eine erste Annäherung an die berühmte Denkerin, die Graphic Novel eine vertiefte Auseinandersetzung. Beides macht Lust auf mehr. Die Fakten Hannah Arendt Little People, Big Dreams María Isabel Sánchez Vegara (Text) Sophia Martineck (Illustration) Svenja Becker (Übersetzung aus dem Spanischen) Insel Verlag 32 Seiten Erschienen am 09.03.2020 Hardcover mit Leinenrücken ISBN: 978-3-458-17831-6 Website von Sophia Martineck Instagram-Account von María Isabel Sánchez Vegara Herzlichen Dank an den Insel Verlag für das Rezensionsexemplar. Die drei Leben der Hannah Arendt Ken Krimstein (Text + Illustration) Hanns Zischler (Übersetzung aus dem amerikanischen Englisch) dtv 244 Seiten Erschienen am 15.11.2019 Kartonierter Einband ISBN: 978-3-423-28208-6 Buchtandem auf Instagram Auf Instagram haben Brigitte von @brigittes_kinderbuchblog und ich (@mintundmalve) die Aktion #buchtandem gestartet. Dort suchen wir je ein Kinder-/Jugendbuch, das sich gut mit einem Erwachsenenbuch kombinieren lässt. So dass Eltern (oder andere Bezugspersonen) und ihre Kinder in ähnliche Welten eintauchen und während oder nach der Lektüre darüber sprechen können. Schaut mal auf Instagram unter dem Hashtag oder in unseren Highlights vorbei, da ist schon ganz viel gemeinsamer Lesestoff zu finden! Mehr von Little People, Big Dreams Aus der Reihe "Little People, Big Dreams" vom Insel Verlag habe ich schon sechs weitere Bände vorgestellt. Ihr findet sie in diesen beiden Artikeln: Vorlesen? Ja, bitte! Aber klischeefrei! (30.03.2020) Aus der Reihe getanzt (01.05.2019) Like it? Pin it! Magst du diesen Buchtipp? Dann freue ich mich, wenn du dir den Pin zum Buchtandem auf Pinterest merkst. #Bilderbuch #GraphicNovel #HannahArendt #MariaIsabelSanchezVegara #KenKrimstein #InselVerlag #DTVVerlag #Kinderbuch #Philosophie #GegendasVergessen #Flucht #starkeFrauen #starkeMädchen

  • Warum sind wir nicht alle Feminist*innen?

    (Werbung/Verlosung) Diese Frage habe ich mir beim Lesen von Julia Korbiks "Stand up. Feminismus für alle" tatsächlich mehrmals gestellt. Denn es gäbe gute Gründe dafür! Ich stelle euch das Buch vor, habe ein paar Podcast-Empfehlungen für euch und verlose erst noch ein Exemplar von "Stand up"! "Stand up. Feminismus für alle" ist eine komplett überarbeitete Neuauflage. Die Erstausgabe erschien 2014. Seither ist aber viel geschehen in Sachen Feminismus. Nicht, dass in der Zwischenzeit die totale Gleichstellung zwischen Mann und Frau eingetreten wäre, bei weitem nicht! Aber es gab #metoo, Feminismus ist mit Beyoncé und anderen Stars mit feministischem Selbstverständnis salonfähig, ja, vielleicht sogar sexy, geworden. Gleichzeitig ist aber auch eine Art Backlash zu beobachten: Ein beachtlicher Teil der jungen (und älteren) Frauen fasst das Wort "Feminismus" nicht mal mit der Kneifzange an (ein Fehler!) und Rechte propagieren vehement veraltete Rollenmodelle. Journalistin, Autorin, Speakerin Julia Korbik (ihr erinnert euch vielleicht an meinen Beitrag, in dem ich "Oh, Simone!" kurz vorgestellt habe) gibt in "Stand up" einen umfassenden Überblick über den Feminismus bzw. Feminismen. Denn auch das lernen wir: DEN Feminismus schlechthin gibt es nicht. Steter Tropfen höhlt den Stein Auch wenn unsere Vorkämpferinnen einiges erreicht haben, wie die Möglichkeit, Hosen zu tragen, selber einen Arbeits- oder Wohnungsvertrag zu unterschreiben, das Frauenstimm- und -wahlrecht, das Verbot der Vergewaltigung in der Ehe (Ja, das gibt es noch gar nicht so lange!!!!), es bleibt noch viel zu tun bis die Gleichstellung der Geschlechter nicht nur auf dem Papier, sondern in der Realität erreicht ist. Julia Korbik drückt die Notwendigkeit für feministisches Engagement und damit ihr Buch so aus: "Denn Gleichberechtigung ist nichts, was uns gegeben wird wie eine Gratisprobe im Supermarkt. Sie muss erobert werden. Immer noch, immer wieder." (S. 12) Mit dem Buch möchte sie nicht nur zeigen, was Feminismus ist, sondern jungen Leser*innen ab 13 Jahren Mut machen, zu ihren Überzeugungen zu stehen - und das gilt unabhängig vom Geschlecht! In acht Kapiteln zur Feministin / zum Feministen In acht Kapiteln beleuchtet sie das Thema Feminismus aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Zuerst geht es um die Grundlagen, was heisst "Feminismus"? Welche Strömungen gab und gibt es? Ist Feminismus eine politische Haltung oder vielleicht doch ein nettes Accessoire? Dann geht's ans Eingemachte: Was bedeuten "Geschlecht" und "Gender" und welche Unterschiede zwischen Mann und Frau sind biologisch begründet, welche ein soziales Konstrukt? Und wie steht es um die Gleichberechtigung in der Politik, in der Wirtschaft, im Pop-Business? Zum Schluss gibt sie den Leser*innen Tipps mit auf den Weg, wie das lesend angeeignete Wissen in feministische Alltagspower umzuwandeln ist. Julia Korbik schreibt in lockerem, kolumnenartigem Stil. Sie liefert Argumente, Erklärungen, Fachwissen, Konzepte, Beispiele. Und immer wieder eingestreut sind Zitate von und Interviews mit Feminist*innen, Definitionen von Begriffen wie "Mansplaining" oder "Intersektionalität" sowie spannende Infografiken zur statistischen Untermauerung. "Feminist*in zu sein bedeutet nicht, dass du dich ändern musst. Im Gegenteil: Es erlaubt dir du selbst zu sein!" (S. 92) Dabei lässt Julia Korbik kein Thema aus: Vom Genderwahnsinn im Kinderzimmer, über Schönheitsoperationen, Pornos, sexualisierte Gewalt, bis zu Frauen in der Politik, Geschlechterverhältnissen und Frauenbildern in der Literatur, beim Film, in Games etc. Zu Wort kommen Kübra Gümüsay (siehe mein Beitrag zu "Sprache und Sein"), Teresa Bücker, Sophie Passmann, natürlich auch Simone de Beauvoir, Emma Watson, aber auch Männer wie Kurt Cobain oder Linus Giese (bekannt als Blogger Buzzaldrins Bücher). "Letztendlich ist es so: Nicht Frauen müssen sich ändern, sondern unsere Kultur, in der sexualisierte Gewalt, Belästigung und Machtmissbrauch immer noch als normal gelten." (S. 288) Fazit "Stand up. Feminismus für alle" ist ein Sachbuch. Aber Julia Korbik sorgt in ihrer direkten, pointierten Art dafür, dass es alles andere als trocken daherkommt. So ist das Buch mit dem coolen Farbschnitt ein toller Wegweiser durch den Feminismusdschungel. Wer sich nach der Lektüre nicht als Feminist*in bezeichnet, dem*der ist leider auch nicht zu helfen. Und das Buch macht definitiv Lust auf mehr! Wie wär's mit feministischen Podcasts? "Stand up" beinhaltet selbst ganz viele Verweise und Quellenangaben zu weiterführenden Informationen rund um den Feminismus. So zum Beispiel auch ein Interview mit einer der Macherinnen des Lila Podcast. Diesen und vier weitere möchte ich euch an dieser Stelle empfehlen. Der Lila Podcast - Feminismus für alle Feminismus mit Vorsatz Die Buch. Der feministische Buchpodcast Feuer & Brot. Podcast von Maxi & Alice. Monatliches Freundinnengespräch zwischen Politik & Popkultur WIENERIN Podcast. Feminismus zum Mithören Habt ihr weitere Tipps? Dann freue ich mich sehr, wenn ihr mir einen Kommentar da lasst! Die Fakten Stand up. Feminismus für alle. Julia Korbik Kein & Aber Verlag 432 Seiten Erschienen am 13.08.2019 Broschiert ISBN: 978-3-0369-5815-6 Ab 13 Jahren Website von Julia Korbik Julia Korbik auf Instagram PS: Herzlichen Dank an Kein & Aber für das Rezensionsexemplar. Mehr Feminismus auf MINT & MALVE Sie hat Bock - Katja Lewina (Dumont, 2020) Sprache und Sein - Kübra Gümüsay (Hanser Berlin, 2020) Selbst ist die Frau - 15 Buchtipps über starke Mädchen und Frauen (22.04.2019) Unerschrocken 1 und 2 - Pénélope Bagieu (Reprodukt Verlag 2017 bzw. 2018) VERLOSUNG AUF INSTAGRAM UND FACEBOOK Habt ihr Lust, euch auch näher mit Feminismus auseinanderzusetzen? Dann nehmt am Gewinnspiel für 1 Exemplar von "Stand up. Feminismus für alle" von Julia Korbik auf Instagram und Facebook teil. Das Buch wird zur Verfügung gestellt vom Kein & Aber Verlag. Instagram Facebook Das Gewinnspiel startet mit Freischaltung der Posts auf Instagram und Facebook. Hat mit den beiden aber nichts zu tun. Es endet am Dienstag, 13.10.2020, um 23:59 Uhr. Teilnehmen könnt ihr mit Postadresse in der Schweiz, Deutschland oder Österreich. Die*der Gewinner*in wird per Los ermittelt und auf Instagram bzw. Facebook benachrichtigt. erfolgt innert 3 Tagen keine Reaktion, lose ich neu aus. Barauszahlung und Rechtsweg sind ausgeschlossen. Der Versand erfolgt durch mich, ich gebe die Adresse also nicht weiter. Like it? Pin it! Magst du diesen Buchtipp? Dann freue ich mich, wenn du ihn dir als Pin auf Pinterest merkst und anderen davon erzählst! #Sachbuch #JuliaKorbik #KeinundAber #Feminismus #FrauenSchreiben #FeministischeBücher #Gleichstellung #Frauen #Politisches #Klischeefrei #StarkeFrauen #StarkeMädchen #Jugendbuch

  • Matti und Max und ein Stück deutsche Geschichte

    Am kommenden 3. Oktober jährt sich der Tag der Deutschen Einheit zum 30. Mal. Aus diesem Anlass stelle ich euch ein Kinderbuch vor, das in Berlin spielt und in dem die Ost-West-Thematik eine grosse Rolle spielt: "Matti und Max - Abenteuer in Berlin". Die Autorin Sandra Lehmann ist mir zudem im Interview Rede und Antwort gestanden. Diese Buchbesprechung, das Interview und die Verlosung mache ich nicht aus heiterem Himmel, sondern weil Steffi Biber, die Verlegerin der "Matti und Max"-Reihe zur Blogtour "30 Jahre Deutsche Einheit" aufgerufen hat. Damit feiern Kinderbuch- und Familienblogger*innen vom 24. September bis 3. Oktober 2020 dieses ganz besondere Jubiläum - für Berlin, für Deutschland, aber auch für Europa und die ganze Welt. Morgen geht es übrigens bei Alu von www.grossekoepfe.de weiter mit der Blogtour - mit einem Buch, das ich unbedingt auch noch lesen möchte! Spannende Hintergründe zu 30 Jahren Deutscher Einheit findet ihr auf der Website der Bundeszentrale für politische Bildung. Wind of Change 1989/1990 - als in Berlin die Mauer fiel und Deutschland sich wiedervereinigte - war ich 6 bzw. 7 Jahre alt. Ich bekam also nicht bewusst mit, was sich in unserem nördlichen Nachbarland abspielte. Was mir aber deutlich in Erinnerung geblieben ist, ist, wie mein Cousin, meine Cousine und ich im Auto meines Onkels sassen, auf dem Weg in die Ferien, und zu "Wind of Change" lauthals mitgesungen haben. Auf nach Berlin! Mit einer Autofahrt in die Ferien startet auch "Matti und Max - Abenteuer in Berlin" von Sandra Lehmann, mit Illustrationen von Manja Adamson. Matti ist mit seiner Mutter Anna auf dem Weg zu seinem Freund Max, der in Berlin lebt. Mit ihm hat er schon spannende Abenteuer auf Kreta und in New York erlebt. Die Ferien in Berlin dürften also nicht weniger spannend werden, zumal auch Max' Freundin Vicky mit von der Partie ist - dieses mal live und in Farbe. Und tatsächlich, die Anreise beginnt schon recht abenteuerlich mit einem platten Reifen, so dass Anna und Matti erst einmal an der Raststätte Dreilinden stranden. Und hier kommt im Buch auch bereits das erste Mal das Gespräch auf Ost- und West-Berlin, denn Dreilinden war früher ein Grenzübergang zwischen Ost und West. Ein Schatz aus früheren Zeiten Die beiden Freunde Matti und Max gehen den Urlaub erstmal gemütlich an und fahren zum Strandbad Wannsee. Als sie zurückkehren und zu Vicky in den Garten kommen, herrscht da dicke Luft, weil Vickys Mama mit dem neugeborenen Oskar über eine Steinplatte gestolpert ist. Vickys Vater ärgert sich schon lange über die Stolperfallen und entscheidet kurzerhand, die Platten zu entfernen. Klar, dass Vicky und die Jungs da helfen. Und beim Buddeln geschieht es, die Kinder finden im Rosenbeet eine alte Schatulle voller Schmuck. Wer den hier wohl vergraben hat? Und wem er wohl gehört? Dem fiesen Nachbarn Herr Papke bestimmt nicht, auch wenn der Anspruch darauf erhebt und hinter den Kindern und dem Schmuck her ist. Die Kinder machen sich mit viel Spürsinn und mit Hilfe von Max' Oma Leni auf die Suche nach den wahren Erben des Schmucks. Zu viel kann ich nicht verraten, aber die Geschichte der Schatulle ist eng verwoben mit der Trennung Deutschlands und v.a. Berlins in Ost und West. Und so kommen Matti, Max und Vicky bei ihren rasanten Ermittlungen quer durch Berlin auch an vielen historischen Plätzen vorbei - vom Mauerpark, über den Checkpoint Charlie bis zur Bernauer Strasse, die fast 30 Jahre die Grenze zwischen Ost- und West-Berlin bildete. Krimi, Reiselektüre und Geschichtslektion in einem Sandra Lehmanns Geschichte ist richtig spannend, die Freunde haben so einige Hindernisse zu überwinden, können aber auch auf die Hilfe lieber Menschen zählen. Nur der fiese Herr Papke versucht ständig, ihnen einen Strich durch die Rechnung zu machen. Der Fall an und für sich ist nicht besonders komplex und den dreien spielen einige glückliche Zufälle in die Hände, dafür ist das Tempo der Geschichte umso rasanter. Wie im Vorbeigehen erfahren wir zudem ganz viel darüber, wie das damals war bei der Trennung Berlins und Deutschlands, wie in einer geteilten Stadt und wie beim Mauerfall. Über die älteren Figuren im Buch, die aus eigener Erfahrung berichten, trägt Sandra Lehmann die Deutsche Geschichte ganz nah an uns heran. Und mit den drei Freunden und den Illustrationen von Manja Adamson entdecken wir so einige interessante Ecken Berlins, die wir am liebsten gleich live besuchen würden. Besonders gefällt mir schliesslich, dass die drei Hauptprotagonist*innen so gut "gezeichnet" sind und dass die Autorin (und auch die Illustratorin) Geschlechterklischees aufbricht, indem alle drei richtig cool, schlau und stark sind. Mit Vicky, Matti und Max wäre ich als Kind auch gerne befreundet gewesen! Fazit Sandra Lehmann verwebt in ihrem Kinderkrimi "Matti und Max - Abenteuer in Berlin" gekonnt eine spannende Geschichte mit sympathischen Protagonist*innen, eine Reise durch Berlin und geschichtliche Informationen von Rosinenbombern, über den Mauerfall, bis zur Wiedervereinigung. Jungen Leser*innen ab 8 Jahren kann ich das spannend und witzig erzählte Buch mit den schönen Illustrationen von Manja Adamson nur empfehlen. Wenn die Kinder Interesse an Geschichte haben oder eine Berlinreise ansteht, umso mehr! Die Fakten Matti und Max - Abenteuer in Berlin Sandra Lehmann (Text) Manja Adamson (Illustration) Biber & Butzemann Verlag 128 Seiten Erschienen am 09.03.2020 Hardcover ISBN: 978-3-95916-055-1 Ab 8 Jahren Website von Biber & Butzemann mit allen Bänden von "Matti und Max" Website von Matti und Max PS: Herzlichen Dank an Biber & Butzemann für das Rezensionsexemplar. Kinderbuchautorin Sandra Lehmann im Interview MINT & MALVE: "Matti und Max in Berlin" ist nach Kreta und New York schon der dritte Band der erfolgreichen Reihe. Weshalb diesmal im eigenen Land? Und war das irgendwie anders für dich zum Schreiben? Sandra Lehmann: Am liebsten schreibe ich über Orte, die mich begeistern und mir am Herzen liegen, unabhängig davon, wo sie sich auf der Welt befinden. Berlin steht dabei ganz oben auf meiner Liste. Die Stadt begleitet mich seit meiner frühesten Kindheit, denn meine Familie kommt ursprünglich aus Berlin-Zehlendorf. In den Ferien habe ich dort meine Großeltern besucht. Beim Schreiben bin ich in der Zeit zurück gereist und habe in meinen Erinnerungen gestöbert: Dampferfahrten auf der Havel, Pfaueninsel, Zoo... - und natürlich Busfahren mit dem Doppeldecker. Die waren damals allerdings noch nicht gelb, sondern beige - so lange ist das schon her. Was ist dein liebstes Berliner Wort? Flitzpiepe. Ach, Mumpitz! (Die Frage bringt mich echt in die Bredullje.) Du lebst heute in Darmstadt, hast aber auch längere Zeit in Berlin gelebt. Hast du dein Wissen von damals oder bist du extra fürs Buch wieder nach Berlin gereist? Ich reise unheimlich gern nach Berlin. Ein Stück weit ist es einfach ein Zuhause geblieben und ich freue mich immer, alte Freunde und Lieblingsplätze zu besuchen. Die Jahre, die ich nach dem Studium in der Hauptstadt gelebt habe, waren wahnsinnig schön und intensiv und haben mir viel Stoff für ein Abenteuer gegeben. Die Geschichte stand bei meinem letzten Berlin-Besuch schon fest, aber es war mir wichtig, die Wege von Matti, Max und Vicky zu prüfen, und so bin ich quer durch die Bezirke unterwegs gewesen. Spannend war das und ich habe viele Fotos geschossen. Manche hat Manja für ihre originalgetreuen Illustrationen genutzt. Einige verwende ich zurzeit auch für den Reiseblog passend zum Buch. Diesen veröffentlichen wir auf unserer Homepage und auf Social Media (Facebook, Instagram). So können unsere jungen Leser sehen, wie die Welt von Matti und Max in Wirklichkeit aussieht. Wie müssen wir uns deine Recherche und Arbeit an der Geschichte vorstellen? Wie gehst du vor? Ich schreibe nur über Orte, die ich bereits besucht habe. Ein gewisses Grundwissen über den Schauplatz des Abenteuers habe ich also. Als nächstes überlege ich mir das grobe Gerüst der Geschichte mit allen wichtigen Figuren und dem Spannungsbogen. Daran orientiere ich mich und fange an zu schreiben. Das Abenteuer steht dabei im Vordergrund, ich schreibe keine Reiseführer. Für die Hintergrund-Recherche unterbreche ich das Tippen manchmal mitten im Text. Dabei suche ich in Büchern, Bildern, im Internet und stoße regelmäßig auf neue interessante Fakten, die ich gerne einbaue. Übrigens kommen mir die besten Ideen, während ich draußen an der frischen Luft bin. Ich hoffe dann immer, dass ich nichts vergesse, bis ich vom Spazieren zurück bin. Ein Riesenglück ist es natürlich auch, dass Manja in meiner direkten Nachbarschaft wohnt. Da laufe ich dann auch mal spontan mit einem Einfall die Straße runter und höre mir ihre Meinung dazu an. Die Ost-West-Thematik und die Deutsche Einheit spielen eine grosse Rolle im Buch. War dir dieser Fokus wichtig oder kommt man da beim Handlungsort Berlin gar nicht drum herum? Berlin ist auf so vielen Ebenen eine Geschichte wert. Wenn man aber als Kind die Stadt geteilt erlebt hat, später mit Freunden als Mauerspecht geklopft hat und dann in einer Zeit in die Hauptstadt zog, in der am Potsdamer Platz noch die rote Infobox stand, dann ist das Thema fast vorherbestimmt. Ich freue mich, wenn ich Kindern so ein prägendes Stück Geschichte vermitteln darf, ohne sie dabei zu belehren - einfach in ein Abenteuer eingebettet und mit den wunderbaren Illustrationen von Manja veranschaulicht. Was hast du am 9. November 1989 gemacht? Weisst du das noch? Und wie hast du die Grenzöffnung erlebt? Meine Familie hat damals von der Pfalz aus zutiefst bewegt auf dem Bildschirm den jubelnden Menschen an den Grenzübergängen zugeschaut. Zwischendrin klingelte immer wieder das Telefon und meine Großeltern meldeten sich aus Berlin. Obwohl mit den Geschehnissen in der Prager Botschaft etwas in der Luft lag, konnten wir es kaum glauben. Am nächsten Tag in der Schule gab es eine andere Form von Unterricht: „Geschichte live" mit einer Übertragung von der Grenze. Wohin reisen Matti und Max als nächstes? Im nächsten Band erleben die Jungs in Paris ein duftes Abenteuer, im wahrsten Sinne des Wortes. Ganz lieben Dank für den spannenden Einblick, liebe Sandra! Und auf das nächste Abenteuer freue ich mich als Paris-Liebhaberin ganz besonders! Like it? Pin it! Magst du diesen Buchtipp oder das Interview? Dann freue ich mich sehr, wenn du dir den Beitrag als Pin bei Pinterest merkst. #BiberundButzemann #SandraLehmann #ManjaAdamson #Kinderkrimi #Kinderbuch #Reiseführer #Wissen #Abenteuer #Deutschland #OstWest

  • Berufswunsch? Grünanlagen-Pflegerin!

    Beliebte Antworten auf die Frage nach dem Berufswunsch sind bei Kindern sicher Ärztin, Lehrer, Polizistin, Feuerwehrmann und ähnliches. Mit "199 Berufe - mehr als Ärztin, Lehrer, Polizist" wird die Palette der anzustrebenden Berufe ganz schön erweitert und das erst noch mit Rücksicht auf Diversität. Berufswunsch meiner Grossen (7) ist seit längerem Kinderbuchillustratorin. Damit fällt sie jedenfalls schon mal ziemlich aus dem Rahmen, was übliche Berufswünsche angeht. Mal sehen, wie lange das noch anhält. Die Mittlere (4) hat noch keine konkreten Vorstellungen, findet aber die Feuerwehr sehr spannend. Berufswünsche jenseits von Bäcker, Polizistin und Friseur "199 Berufe" von Sean Longcroft und Hannah Watson (Redaktion auf Deutsch: Sybille Siegmund) liefert 197 weitere Ideen. Da sind durchaus auch alte Bekannte dabei wie der Polizist und die Feuerwehrfrau, die Bäckerin und der Friseur. Es gibt aber in unterschiedlichen Themenfeldern auch ganz viele Berufsbilder, die den Kindern weniger geläufig sind. Die Themen umfassen jeweils ein bis zwei Seiten und heissen "Retter und Beschützer", "Beim Einkaufen", "Auf der Baustelle", "In der Schule", "Ärzte und ihre Helfer", "Berufe in der Natur", "In der Stadt", "Wissenschaftler", "Film und Fernsehen", "Menschen, die uns helfen", "Museen und Galerien". Vielfältige Berufe vielfältig präsentiert Da gibt es dann Berufe wie die Polizeihubschrauberpilotin, den Vermessungstechniker, die Kunstlehrerin, den Logopäden, den Entbindungspfleger, die Krankenhausmanagerin, die Wildhüterin, den Zeitschriftenverkäufer, den Astrophysiker, die Drehbuchautorin, den Tagesvater oder die Kuratorin. Besonders positiv fällt auf, dass die Berufe im Buch nicht stereotyp weiblich oder männlich besetzt sind, sondern munter abgewechselt wird. Auch die Diversität in Sachen Hautfarbe, kultureller Hintergrund und Handicaps ist gross: So gibt es den Meteorologen mit Dastar (dem Kleidungsstück der Sikhs), die Jugendbetreuerin mit Kopftuch und den Schulsozialarbeiter im Rollstuhl. Auch das Alter der Berufsleute weist eine grosse Spannbreite auf. Nicht ganz durchgezogen ist das Aufbrechen von Geschlechterstereotypen in den Kapitelüberschriften (zumindest auf Deutsch), denn hier steht im Zweifel nur das generische Maskulinum (wie bei "Retter und Beschützer"). Schade! Das wäre leicht klischeefrei umsetzbar gewesen. Nicht alle Berufe gibt es wirklich als eigenständiges Berufsbild und nicht alle Berufe sind auch in der Schweiz üblich, einige heissen auch einfach anders. Z.B. ist mir in meiner Schulkarriere nie eine Schulkrankenschwester begegnet und der Friseur heisst hier Coiffeur. Aber beim Vorlesen ist sowas schnell in unseren Sprachgebrauch übertragen. Einige Berufe fehlen mir im Buch auch, so gibt es relativ wenige Berufe, die am Schreibtisch ausgeübt werden. Wäre wohl auch langweilig, weil sowohl bei der Autorin als auch beim Projektleiter, bei der PR-Fachfrau, bei der Elektroingenieurin und beim Controller ein Mensch vor einem Computer sitzt. Es gibt also noch Potenzial für 199 weiter Berufe! Der Verlag empfiehlt das Bilderbuch ab 3 Jahren und dazu passen auch die starken Pappseiten. Ich finde es inhaltlich aber eher früh. Meine Grosse findet das Buch mit fast 7 Jahren noch spannend. Natürlich will sie dann zu den einzelnen Berufen ganz viel mehr wissen. Fazit Hannah Watson und Sean Longcroft machen kleinen Kindern mit "199 Berufe - mehr als Ärztin, Lehrer, Polizist" deutlich, wie vielfältig die Berufswelt ist. Durch die abgebildete Diversität wird auch klar, dass jedes Kind werden kann, was es möchte - egal ob Mann oder Frau, ob helle oder dunkle Haut, ob mit Pferdeschwanz oder Kopftuch auf dem Kopf. Ein ganz schön vielfältiges Bilderbuch! PS: Es gibt übrigens eine ganze Reihe mit 199: "199 Dinge im Garten", "199 Dinosaurier und Urzeittiere", "199 Fahrzeuge" usw. Die Fakten 199 Berufe mehr als Ärztin, Lehrer, Polizist Hannah Watson (Autorin) Sean Longcroft (Illustration) Sybille Siegmund (Redaktion) Usborne Verlag 16 Seiten Erschienen am 27.08.2019 ISBN: 978-1-78941-130-0 Like it? Pin it! Magst du diesen vielfältigen Buchtipp für die Kleinen? Dann merk dir doch den Pin auf Pinterest! #Bilderbuch #HannahWatson #SeanLongcroft #UsborneVerlag #Kinderbuch #Berufe #Berufswunsch #Vielfalt #Diversität #Klischeefrei #FeministischeKinderbücher

  • Alte Sorten - der perfekte Herbstroman

    Meine Erwartungen waren hoch. Vielleicht zu hoch? Über den Roman "Alte Sorten" von Ewald Arenz habe ich im Vorfeld viel gelesen. Ob der Hype um das Buch berechtigt ist? Meine Meinung erfahrt ihr hier. "Alte Sorten" von Ewald Arenz ist mir auf Instagram letztes Jahr sehr oft begegnet und vom tollen Cover her hat es mich sofort neugierig gemacht. Dann wurde es auch noch ins Finale vom Lieblingsbuch der Unabhängigen 2019 gewählt und ist in der Taschenbuchausgabe gerade auf der Spiegel-Bestsellerliste. Ich lasse solche Hypes ja gerne etwas an mir vorbeigehen, um das Buch dann wie die alte Fasnacht unbefangen lesen zu können. Als es nun in Marias Lesekreis auf Instagram auserkoren wurde, wollte ich aber unbedingt mitlesen. When Harry..., äh, Liss met Sally Worum geht es in "Alte Sorten"? Sally ist fast 18 und gerade aus der Klinik abgehauen. Weshalb sie genau in der Klinik war, erfahren wir nicht, aber ihr Aufenthalt scheint im Zusammenhang mit einer Essstörung zu stehen. Sally hat keinen Bock auf gar nichts: Schule ist doof, Eltern sind doof, Essen ist doof und die Leute in der Klinik sowieso. Alle meinen zu wissen, was gut für sie ist und wie sie sich zu verhalten habe. Auf ihrer Flucht trifft sie auf Liss, eine Frau in den mittleren Jahren, die gerade mit ihrem Anhänger im Graben stecken geblieben ist. Wie selbstverständlich bittet Liss Sally um Hilfe. Liss ist sofort klar, woher Sally kommt und lädt sie ein, bei ihr auf dem Hof zu übernachten. Sally nimmt an und ohne weiter darüber zu sprechen, bleibt sie Nacht um Nacht, Tag um Tag auf dem Hof, ist viel für sich, aber beginnt auch nach und nach, sich mit Liss zu unterhalten, hilft ihr immer wieder auf dem Hof. Sie ernten Kartoffeln, versorgen die Bienen, pflücken Birnen und Trauben. Sally merkt, dass Liss wie sie eine Einzelgängerin ist. Die Leute im Dorf meiden sie oder begegnen ihr sogar abweisend. Nach und nach findet Sally und so auch die*der Leser*in heraus, welche Geschichte hinter diesem Verhalten steckt. Was nicht passt, wird passend gemacht Die gemächliche Erzählweise, die ländliche Idylle und die Zeit der Ernte machen den Roman von Ewald Arenz zum perfekten Herbstbuch. Für mich als Landkind war das teilweise schon etwas zu romantisiert, gerade aufgrund der ausufernden Sprachbilder. "Und sie meinte, das Rot süsser zu schmecken und im Weiss eine winzige Spur Bitterkeit, und zusammen war es ein Geschmack, der ... vielleicht würde Sonnenlicht so schmecken, wenn es einem nach einem langen Sommer durch das weite Blau des Himmels und dann durch das alte Grün hoher Bäume direkt auf die Zunge fiele." (S. 114) Da war es gut, dass das urig-heimelige Ambiente in starkem Kontrast zu den seelischen Abgründen der beiden Frauen stand. Denn das ist das Eindrückliche am Buch: dieser Einblick und das langsame Herausschälen der alten Verletzungen, des Aufbäumens gegen familiäre Zwänge und ein gesellschaftliches Korsett, in das diese beiden Persönlichkeiten einfach nicht passen. "Sie wusste, es war alles nur auf Zeit. Auch das Lachen war eigentlich nur geliehen, dieser Augenblick der Befreiung nur auf Kredit, weil sie hier ja nicht immer würde bleiben können." (S. 159f.) Ich habe das Buch aufgrund von Cover und Klappentext etwas falsch eingeschätzt, zum Glück! Denn als herbstliches Wohlfühlbuch wäre es mir zu pathetisch gewesen. Aber das Suchen der beiden Frauen nach eigenen Wegen, nach der eigenen Persönlichkeit, dem für sie passenden Leben gegen alle Widerstände war spannend. "Und so fühlte sie sich jetzt innen an. Als ob alles aus ihr geflossen wäre und in ihr eine Wüste aus Schlamm wäre. Aus der all das hässlich und schroff und überwachsen herausragte, was sonst unter der glitzernden Oberfläche des Wassers verborgen lag. (...) Alles war aus ihr herausgeflossen, und sie war leer bis auf den stinkenden Bodensatz." (S. 191f.) Gut Ding will Weile haben Zugegeben, ich kam in dem Buch etwas schleppend voran, weil ich nicht so viel Lesezeit hatte. Und in der Mitte hatte ich einen echten Hänger, da dreht sich die Handlung für meinen Geschmack etwas zu sehr im Kreis. Aber bei diesem Buch lohnt es sich wirklich, dran zu bleiben. Die letzten 100 Seiten haben es nochmals so richtig in sich. Denn die traute Zweisamkeit von Liss und Sally wird jäh durchbrochen, als die Polizei auf dem Hof auftaucht und Liss verhaftet. Weshalb, müsst ihr selber herausfinden. Ewald Arenz erzählt in der dritten Person, betrachtet die beiden Frauen aber nicht von aussen, sondern nimmt immer abwechselnd ihre Perspektiven ein. In die in der Gegenwart fortschreitende Handlung sind immer wieder Rückblenden eingeflochten, die uns v.a. Einblick in Liss' Leben geben. Ganz toll wechselt Arenz auch die Tonalität: Sally drückt sich jugendsprachlich, frech, rotzig aus. Die ältere Liss ist da schon zurückhaltender. Fazit "Alte Sorten" ist für mich nicht das vielbesungene Meisterwerk, aber durchaus ein Roman, den ich gerne gelesen habe. Ein Buch, das sich zweier verlorener Seelen gekonnt nähert und immer wieder sprachliche Perlen ans Tageslicht befördert. Auch wenn der Autor manchmal etwas übers Ziel hinausschiesst. Ein Lesetipp für alle, die sich nach einem Herbstroman sehnen, der alles andere als seicht ist! Die Fakten Alte Sorten Ewald Arenz Dumont 256 Seiten Erschienen am 18.03.2019 (Hardcover) Taschenbuch (21.07.2020) ISBN: 978-3-8321-6530-7 Buch kaufen bei genialokal (DE)*   Buch kaufen bei Thalia (DE)*   Buch kaufen bei Orell Füssli (CH)*   Buch kaufen bei Buchhaus (CH)*   Buch kaufen bei Thalia (AT)*   Website von Ewald Arenz Ewald Arenz im Interview des BBC World Book Club Der BBC World Book Club trifft sich regelmässig  mit Autor:innen weltweit zum Gespräch über ihre Erfolgsromane. Ewald Arenz spricht über seinen Bestseller "Alte Sorten" bzw. "Tasting Sunlight" und ich durfte zwei Fragen beisteuern (ca. bis September 2025 online). Jetzt reinhören! Like it? Pin it! Magst du diesen herbstlichen Buchtipp? Dann freue ich mich, wenn du dir den Pin dazu auf Pinterest merkst oder den Link zum Artikel in den Sozialen Medien teilst! * Links mit * sind Affiliate-Links / Werbelinks. Wenn du das Buch oder Hörbuch über diesen Link kaufst, bekomme ich vom jeweiligen Shop eine kleine Provision. Am Buchpreis ändert sich für dich nichts. Du hilfst mir aber so, den Blog ein kleines Bisschen zu refinanzieren. Vielen Dank!

  • Früchte, Beeren, Blüten

    My Feldt hat mit "Apfelduft & Heidelbeerblau" ein aussergewöhnliches Backbuch geschaffen: Dem Lauf der Jahreszeiten folgend, voller Erinnerungen und Eindrücke, überquellend vor Energie und Liebe zur Natur. "Ich glaube, es ist selten, dass Menschen ganz neue Rezepte erfinden, die es nicht bereits in irgendeiner Form gab, und genau das liebe ich daran: Gute Rezepte sind zum Teilen da." (S. 11) Und genau das tut My Feldt in ihrem besonderen Backbuch: Sie teilt ihre Rezepte, die meist durch viele Hände gingen, bevor sie zu ihr gelangten und sie sie wiederum anpasste. Und sie teilt neben den Rezepten auch Erinnerungen und Gedanken. My Feldt ist in Schweden kein unbeschriebenes Blatt. Sie ist nicht nur Köchin und Konditorin mit eigener Bäckerei/Konditorei, sondern tritt auch noch regelmässig im schwedischen Fernsehen auf. Neben den Rezepten hat sie auch noch wunderschöne detailreiche Illustrationen ins Buch gezaubert! Für die wunderschönen Fotos ist Linda Lomelino zuständig, ihrerseits Bloggerin, Fotografin, Stylistin und selber Kochbuchautorin. Das Buch ist nach Jahreszeiten gegliedert. Wir starten im Frühling mit Brennesseln und ganz viel Rhabarber. Da ich Rhabarber liebe, habe ich mir fest vorgenommen, nächstes Jahr mal My Feldts Rhabarbersaft und eins der leckeren Gebäcke auszuprobieren. Wie wär's mit Tartelettes mit eingelegtem Rhabarber oder Rhabarber-Vanille-Schnecken? Schon in diesem ersten Teil erinnern mich die Geschichten, die My Feldt rund um ihre Rezepte erzählt, ans Schweden von Astrid Lindgren: My stürzte als Mädchen wie Lotta mit dem Fahrrad und kletterte wie Ronja Räubertochter gerne auf Bäume. Im Sommer erzählt sie vom Mittsommer und den Kränzen aus Butterblumen. Den Duft des Sommers konserviert My Feldt mit Fliedersaft und erinnert damit an ihre verstorbene Mutter. Auch Holunder, Erdbeeren, Himbeeren, Johannisbeeren, Rosenblüten und Mohn dürfen im Sommer nicht fehlen. So gibt es zum Beispiel Zitronenkekse mit Mohn und Mürbeteigkekse mit Flieder-Rosen-Zucker. Wer's lieber frischer mag, versucht es mal mit geeister Gurken-Limetten-Limonade. Und dann haben im Spätsommer auch die Heidelbeeren ihren Auftritt. "Die Beeren gucken einen mit ihren kleinen nachtblauen Augen an, und man kann nicht aufhören mit Pflücken." (S. 147) Margaretas Heidelbeerkuchen klingt ebenso verlockend das etwas ausgefallenere Heidelbeersorbet mit schwarzem Pfeffer und Olivenöl. Im Herbst darf der Apfel nicht fehlen, aber auch Gemüse wie Rote Bete, Karotten, Kürbis und Zucchini verarbeitet sie zu Kuchen. Im Winter treffen dann Schokolade, Vanille und Karamell auf Salz und Nüsse. Zitrusfrüchte sorgen für Erfrischung und die nötigen Vitamine. Am Ende des Buches finden sich ein paar Tipps und ein Register. Fazit My Feldt vermittelt mit "Apfelduft & Heidelbeerblau" vor allem eines: Lebensfreude! Und diese zieht sie aus so vielen Dingen - aus Erinnerungen, aus dem Duft des Flieders, aus den Schätzen vom Waldrand oder der Hecke hinterm Haus. Mit ihren Rezepten scheint sie all das einzufangen und uns weiterzugeben. Ein Backbuch, das nur so strotzt vor Sinnlichkeit und mit Sicherheit keine Geschmacksknospe kalt lässt! Und die Bilder von Linda Lomelino lassen einen heimlich sofort die nächsten Ferien in Schweden planen. Die Fakten Apfelduft & Heidelbeerblau Backen mit Früchten, Beeren und Blüten My Feldt (Text) Linda Lomelino (Fotos) AT Verlag 280 Seiten Erschienen am 29.01.2019 Hardcover ISBN: 978-3-03800-536-0 Instagram-Account von My Feldt Instagram-Account von Linda Lomelino PS: Herzlichen Dank an den AT Verlag für das Rezensionsexemplar. #buchtandem - gemeinsam lesend unterwegs Kennst du schon die Aktion #buchtandem von Brigitte Wallinger und mir auf Instagram? Wir suchen je 1 Buch für Kinder und 1 für Erwachsene, die thematisch zusammen passen, so dass Kinder und Erwachsene im Gleichschritt lesen und danach drüber sprechen können. Zeigt uns doch auch eure buchigen Traumpaare? Wir teilen sie gerne in unseren Stories und speichern sie im Highlight zur Aktion ab. Oder schaut einfach mal rein, folgt dem Hashtag und lasst euch von den vielen, vielen bisherigen Einträgen inspirieren! Dank unseren Follower*innen, die so fleissig mitmachen, ist das Ganze ein Riesenspass! Ich habe zu My Feldts Buch das Kinderkochbuch "Grüner Reis und Blaubeerbrot" von Felicita Sala kombiniert. Klar, die beiden hält ein blauer Faden aus Blau- bzw. Heidelbeeren zusammen! ;-) Like it? Pin it! Magst du diesen Tipp zum Backen? Dann freue ich mich sehr, wenn du dir den Pin zum Backbuch merkst. #MyFeldt #LindaLomelino #ATVerlag #Backbuch #Rezepte #Früchte #Beeren #Blüten #Schweden

  • Keine*r zu klein, die Welt zu retten

    Am 25. September ist wieder Globaler Klimastreiktag! Wenn ihr auch eure Kleinsten auf diesen Tag oder allgemein das Thema Klima einstimmen wollt, ist "Rettet die Erde!" von Patrick George genau das Richtige. Vielleicht kennt ihr Patrick George schon von seinem letzten Bilderbuch "Lass mich frei!". Darin kehren Wildtiere zurück in ihre natürliche Umgebung. Schluss mit dem Dasein als Zirkuselefant, Bär im Zoo oder gar Teppich aus Tigerfell. Die Kinder können die gefangenen oder toten Tiere durch Umblättern einer Folie ganz einfach befreien. Ein toll gemachtes Buch mit wichtiger Botschaft! Die Folie macht's! "Rettet die Erde!" hat mit seinem Vorgänger nicht nur das herausstechende gelbe Cover gemeinsam, sondern funktioniert auch nach demselben Prinzip. Im ersten Moment läuft's nicht so gut für die Umwelt. Im zweiten - nach dem Umblättern einer transparenten Folie - viel besser! Statt Auto zu fahren, wird geradelt - Superheld*innencape inklusive! Statt PET-Flaschen im Wasser treiben zu lassen, sammeln die Kinder den Abfall ein. Und so geht es weiter mit spielerisch vermittelten Tipps für nachhaltiges Verhalten in allen Bereichen: Das Licht nicht dauernd brennen lassen. Blümchen für die Bienen pflanzen. Weniger Fleisch, dafür mehr Gemüse essen. Mehr draussen spielen als drin am Tablet. Schlichte Bilder - klare Message Patrick George illustriert mit klaren Linien und einheitlichen Farbflächen, ohne viele Details und ohne Strukturierungen. So kommen die knallbunten Illustrationen schlicht daher, lenken aber auch nicht vom Wesentlichen ab. Für die Zielgruppe der Kleinen ab 3 Jahren genau das Richtige! Besonders schön ist, dass Patrick George Vielfalt ins Spiel bringt: Es gibt verschiedene Hautfarben und da ist auch einmal eine Automechanikerin oder ein Kind im Rollstuhl zu sehen. Für die ganz Aufmerksamen: Besorgt euch das Buch und schaut euch mal das Vorsatzpapier an. Aus den rauchenden Fabrikschornsteinen vom Anfang wird am Schluss ein idyllischer Wald bei Nacht, durch den das mittlerweile bekannte Kind mit Superheld*innencape radelt. Patrick George zieht damit die Logik seines Buches so konsequent durch, dass ich nur den Hut ziehen kann. Hoffen wir, dass die Kinder von heute einen solchen Wandel hinbringen. Und unterstützen wir sie dabei! Fazit Mit "Rettet die Erde!" legt Patrick George ein Bilderbuch mit wichtiger Botschaft für die Kleinsten vor, das Spass macht. Die Kinder fühlen sich nicht belehrt, sondern entdecken spielerisch, wie nachhaltiges Verhalten geht. Ein motivierendes, interaktives Bilderbuch mit ebenso klarer Grafik wie Message: Rettet die Erde! Die Fakten Rettet die Erde! Patrick George (Text + Illustration) Markus Weber (Übersetzung aus dem Englischen) Moritz Verlag 52 Seiten Erschienen am 01.03.2020 Hardcover ISBN: 978-3-89565-392-6 PS: Herzlichen Dank an den Moritz Verlag für das Rezensionsexemplar. Weitere Buchtipps für Weltretter*innen Ohne Wasser geht's nicht! - Christina Steinlein und Mieke Scheier (Beltz & Gelberg, 2020) Der Tag, an dem das Meer verschwand - Sam Haynes und Jago (Knesebeck Verlag, 2020) Meine Freundin Erde - Francesca Sanna (NordSüd Verlag, 2020) Die Klimaschweine - Julia Neuhaus und Till Penzek (kunstanstifter, 2020) TU WAS KIDS - Nicole Röndigs und Thilo Klüppel (Greenpeace Magazin Edition, 2019) Wie viel wärmer ist 1 Grad? - Kristina Scharmacher-Schreiber und Stephanie Marian (Beltz & Gelberg, 2019) Sandor. Der geheime Schwarm - Dorothea Flechsig und Katrin Inzinger (Glückschuh Verlag, 2019) So geht Planet! - Figueras, Tavernier und Verhille (Kleine Gestalten, 2019) Wir sind Greta - Valentina Giannella und Manuela Marazzi (Midas Verlag, 2019) Like it? Pin it! Magst du diesen Buchtipp für die Kleinen? Dann freue ich mich, wenn du die Inspiration mit dem Pin auf Pinterest teilst. Natürlich ist auch sonst jede Form der Verbreitung herzlich willkommen. Danke! #Bilderbuch #Nachhaltigkeit #PatrickGeorge #MoritzVerlag #Umwelt #Klima #FridaysForFuture #Kinderbuch #Klischeefrei #Diversität #Vielfalt

  • Es wimmelt und wuselt

    Mit Britta Teckentrups Sachbilderbuch "Sechs Beine oder mehr" tauchen wir in die spannende Welt der Insekten und Spinnen ein. Das Buch fasziniert nicht nur Kinder ab 6 Jahren, sondern auch Erwachsene! Es lohnt sich! Habt ihr Angst vor Spinnen und anderem Kleingetier? Dann ist "Sechs Beine oder mehr" von Britta Teckentrup und Lily Murray genau das Richtige für euch! Kein Witz. Vielleicht braucht es zu Beginn etwas Überwindung. Da ich selbst keine Probleme habe mit Insekten und Spinnen, kann ich wohl nicht nachvollziehen wie viel. Aber wenn ihr es erst mal geschafft habt, werdet auch ihr fasziniert sein! Und zur Beruhigung: Unter den Insekten gibt es ja auch so wunderschöne Tiere wie den Schwalbenschwanz oder den blauen Morphofalter. Jedes Tier hat einen Sinn Da es mir sehr wichtig ist, unseren Kindern Faszination und Wertschätzung für alle Tiere mitzugeben, war für mich sofort klar, dass "Sechs Beine oder mehr" hier einziehen muss. Umso mehr, dass es die fantastische Britta Teckentrup gestaltet hat. Von ihrer Illustrationskunst habe ich euch schon bei "Das Ei" und "Die Feder" vorgeschwärmt. Autorin Lily Murray erklärt uns zuerst, was Insekten und Spinnentiere überhaupt charakterisiert. Ich wusste zum Beispiel nicht, dass Zecken auch zu den Spinnentieren gehören und ebenfalls acht Beine haben. Im Weiteren erfahren wir etwas über die Vorfahren von Insekten und Spinnen - sie waren teils gigantisch! -, lesen mehr zu ihren Lebensräumen, ihrer Fortpflanzung, wie sie sich ernähren und welche Rolle sie im Ökosystem spielen. Ihr ahnt es, eine grosse Rolle: Sie befruchten viele Pflanzen, kümmern sich um Abfälle und sind selbst eine wichtige Nahrungsquelle für andere Tiere. Spannend sind natürlich auch die Rekorde, die Insekten und Spinnen aufstellen. Chans Megastick wird bis zu 56 cm lang und die Bremse fliegt rasante 145 Kilometer pro Stunde! Illustration mit Collagen Wie wir es von Britta Teckentrup kennen, arbeitet sie auch in diesem Buch mit ihrer fantastischen Collagentechnik. Für die einzelnen Elemente der Tiere verwendet sie unterschiedlich bemaltes Papier, das den Krabbeltieren Struktur verleiht und die schimmernde Transparenz von Insektenflügeln perfekt imitiert. Fazit "Sechs Beine oder mehr" ist ein ebenso spannendes wie schönes Sachbilderbuch über Krabbeltiere von winzig klein bis riesengross. Autorin Lily Murray bringt uns die interessantesten Fakten rund um Insekten- und Spinnentiere näher und Britta Teckentrup illustriert die Käfer, Falter, Vogelspinnen und Flattertiere so kunstvoll, dass wir die Wunderwelt der Insekten und Spinnen nur fasziniert betrachten können. Die Fakten Sechs Beine oder mehr - Die Wunderwelt der Insekten und Spinnen Britta Teckentrup (Illustration) Lily Murray (Text) Ute Löwenberg (Übersetzung aus dem Englischen) Prestel Junior 48 Seiten Hardcover Erschienen am 09.03.2020 ISBN: 978-3-7913-7439-0 Ab 6 Jahren Like it? Pin it! Magst du diesen wuseligen Buchtipp? Dann freue ich mich, wenn du die Inspiration auf Pinterest teilst. Oder natürlich auch in allen anderen Sozialen Medien! #Bilderbuch #Kinderbuch #BrittaTeckentrup #PrestelJunior #LilyMurray #Insekten #Spinnen #Tierwelt #Natur #Biodiversität #Nachhaltigkeit #Umweltschutz

  • Das Glück kommt mit Gebimmel

    Und mit Eis und Buntheit und Aussergewöhnlichkeit. Zumindest ist das im Kinderbuch "Das Ei von Aua" von Rike Drust und Mareike Engelke so. Weshalb, versuche ich euch mal zu erklären. "Kinder finden es nie zu kalt für Eis. Das finden immer nur die Eltern." Stimmt, oder? Und ich muss sogar zugeben, dass ich es für mich selber auch nie zu kalt für Eis finde. Ich sage einfach Glace dazu. Aber das ist ein anderes Thema. Jedenfalls ist es um mein Herz schon bei diesem vorangestellten Satz von Rike Drust geschehen. Denn der zeugt eindeutig davon, dass hier eine Kennerin der Kinderseele schreibt. Ja, es lässt sich sogar vermuten, dass Rike sich ganz viel vom eigenen Kind in sich bewahrt hat. Und das liebe ich! Ein einsamer Berg Aber gut, ich schweife ab. Kurz, worum es geht: Bob ist ein Berg. Er ist aber leider kein normaler Berg, weil seine Mama ein Schwamm war. Das heisst, man kann ihn nicht begehen, nicht bekraxeln, nicht besteigen, nicht hinunterrodeln, ja, nicht mal ganz sanft betreten, ohne dass man einsinkt. Die Feuerwehr hält ihn deshalb sogar für gemeingefährlich und hat ihn mit viel Flatterband abgesperrt. "Von weitem sehe ich aus wie ein ganz normaler Berg. Aber wer näher herankommt, kann erkennen, dass ich ein trauriger Berg bin. Und wer versucht, mich zu besteigen, versteht auch warum: Auf mir kann kein Mensch stehen." Man kann sich also vorstellen, wie langweilig so ein Bergleben ist, wenn keine spielenden Kinder auftauchen, keine Wanderer*innen auf einem rumstapfen, ja nicht mal Vögel sich niederlassen können. Bobs Leben ändert sich aber schlagartig, als die Eisverkäuferin Aurora mit ihrem verlotterten Eiswagen und viel Gebimmel auftaucht. Dicht gefolgt von der rauchenden (ungesund!!) Rauchschwalbe Emma. Wie sich die Sache entwickelt, kann ich leider nicht verraten, denn dann müsstet ihr dieses wunderbare Buch ja nicht mehr lesen und das wäre ein grosses Versäumnis! Durch die Hintertür Die Geschichte an sich, erobert mein Herz eher so durch die Hintertür, denn man fragt sich relativ lange, worauf die Autorin mit der Geschichte hinaus will. Das ist natürlich wieder so ein Erwachsenending. Meine Grosse hat sich der Geschichte einfach hingegeben und war sofort begeistert. Erstens wegen dem Eis (dazu am Ende noch eine kleine Kritik) und zweitens, weil sie so gut nachvollziehen kann, was für ein komisches Gefühl Bob in sich spürt, als ihn kaltes Eis berührt. Was ich am Buch grossartig finde, sind mehrere Dinge: Erstens Wörter wie Emmajuchzen, Snowboard-Streicheleinheiten, saulangweilig, Besenstieleisportionierer, Elternreinlege-Dauereis, Aussergewöhnlichkeit. Die Liste an nicht Duden konformen Wörtern wäre beliebig ergänzbar. Zweitens, wie schnell wir den behäbigen Berg ins Herz schliessen, wie kaltschnäuzig die Rauchschwalbe Emma ist und wie quirlig positiv Aurora. Drittens, wie wir miterleben, wie eine neue Freundschaft entsteht und Freunde zusammen Unvorstellbares erreichen können. Viertens mag ich die Länge. "Das Ei von Aua" ist mit seinen über 50 Seiten eine Geschichte zum Eintauchen (man bemerke die Analogie zu Bobs Aggregatzustand). Fünftens dürfen die fantastischen Illustrationen von Mareike Engelke nicht unerwähnt bleiben: Sie sind schön, cool, modern, wild und die Farbpalette entspricht ganz einfach meinem Geschmack. Und wenn euch all das noch nicht überzeugt, dann lest einfach nochmals das Eingangszitat. Eben! Eine Kritik meiner Tochter muss ich anfügen: Sie findet es völlig unverständlich, dass Aurora kein Regenbogeneis kreiert hat! Ich soll das bitte ausrichten. Aber sonst gefällt ihr das Buch gut. Fazit Rike Drust erzählt mit "Das Ei von Aua" eine schräge Geschichte über liebenswerte, aber eigensinnige Menschen, Tiere und Berge und darüber, wie sie gemeinsam mehr erreichen als alleine. Das Vorlesebuch ab etwa 5 Jahren verfügt über die richtige Prise Fluffigkeit und ist obendrauf wundervollst illustriert von Mareike Engelke. Es ist ein Muss für alle, die es nie zu kalt finden für Eis. Also für alle. Die Fakten Das Ei von Aua Rike Drust (Text) Mareike Engelke (Illustration) Kunstanstifter 52 Seiten Erschienen am 15.07.2020 Hardcover ISBN: 978-3-942795-94-4 Website von Mareike Engelke Rike Drust auf Instagram PS: Herzlichen Dank an Kunstanstifter und Kirchner Kommunikation für das Rezensionsexemplar. #RikeDrust #MareikeEngelke #Kunstanstifter #Kinderbuch #Vorlesen #Freundschaft #Skurriles

  • Die Welt entdecken von klein auf

    Kleine Kinder entdecken jeden Tag etwas Neues. So auch das Kind im Pappbilderbuch "Warte, warte - wo willst du hin?" vom japanischen Duo Komako Sakai und Nakawaki Hatsue. Starkes aus Pappe Steffi (@lesenslust) und Ronja (@ronja.waldgaenger) suchen auf Instagram gerade nach den besten Bilderbüchern für die ganz Kleinen aus Pappe. Ein guter Grund, euch unter dem Hashtag #ausliebezumpappbuch eins meiner liebsten Bücher für die Kleinsten zu zeigen. "Warte, warte - wo willst du hin?" ist ein leises, unaufgeregtes Buch. Nakawaki Hatsue erzählt von einem Kind, das auf seinem Weg spannende Dinge entdeckt. Ein Schmetterling, eine Eidechse, Tauben und Katzen. Und natürlich möchte es die Tiere jeweils von Nahem anschauen, vielleicht sogar anfassen. Aber jedes mal, wenn es ruft "Warte, warte... Wo willst du hin?", entwischen ihm die Tiere auch schon. Fliegen davon, verschwinden hinter einem Stein oder laufen davon. Am Ende ruft der Papa des Kindes selbst "Warte, warte...", packt das Kind und trägt es auf seinen Schultern nach Hause. Dem Verlagstext ist zwar zu entnehmen, dass es sich um ein Mädchen handelt, aber man kann das Geschlecht gerade so gut offen lassen beim Vorlesen. Die Welt erkunden Das Bilderbuch zeigt wunderbar eine Alltagssituation, die praktisch jedes Kind aus eigener Erfahrung kennen wird, sobald es die ersten tapsigen Schritte macht und sich so aufmacht, die Welt auf den eigenen Beinen zu entdecken. Und wie im Buch wird es oft ganz interessiert auf etwas zugehen und wenn es sich um ein scheues Tier handelt, macht es sich auf und davon. Durch die Wiederholungen im Text finden sich die Kinder im Bilderbuch schnell zurecht. Das gibt Struktur und Geborgenheit. Sie durchschauen schnell, worum es geht und können sich auf die wunderbar feinen Bilder von Illustratorin Komako Sakai konzentrieren. Und trotzdem kommt auch etwas Spannung auf: Welches Tier entdeckt das Kind als nächstes? Und erwischt es das Tier vielleicht dieses Mal? Toll ist auch, dass hier der Papa (und nicht wie so oft die Mama) als erwachsene Bezugsperson auftaucht. Fazit "Warte, warte - wo willst du hin?" ist ein Pappbilderbuch für die Kleinsten. Schon ab 1 Jahr können Kinder in die ruhige Alltagsgeschichte eintauchen und mit dem Kind im Bilderbuch die Welt entdecken. Denn das Abenteuer wartet direkt vor der Haustür! PS: Dieses Buch und noch mehr Starkes aus Pappe habe ich auch in diesem Artikel vorgestellt. Die Fakten Warte, warte - wo willst du hin? Nakawaki Hatsue (Text) Komako Sakai (Illustration) Ursula Gräfe (Übersetzung aus dem Japanischen) Moritz Verlag 22 Seiten Erschienen 2017 (4. Auflage) ISBN: 978-3-89565-282-0 Like it? Pin it! Magst du diesen Bilderbuchtipp für die Kleinsten? Dann freue ich mich, wenn du ihn dir auf Pinterest als Pin merkst. Natürlich kannst du den Beitrag auch auf Facebook, Twitter oder Instagram teilen. #Bilderbuch #Kleinkind #Baby #Alltag #Entecken #KomakoSakai #NakawakiHatsue #MoritzVerlag #Pappbilderbuch

  • Schwebe, Nebel, schwebe

    Kennt ihr das Nebellied? Ich kannte es bis vor Kurzem auch nicht. Anke Klassen und Daniela Drescher erinnern mit ihrem Bilderbuch "Das Nebelmännle vom Bodensee" an dieses Lied und lassen uns mit der Geschichte einen ganz neuen Blick auf den Nebel werfen. Ich gebe es zu, ich habe den Nebel noch nie gemocht. Ich bin in einem Nebelloch aufgewachsen und lebe jetzt in einer der wasser-, aber eben auch nebelreichsten Regionen der Schweiz. Diesen Winter hatten war bisher Glück, aber in anderen Jahren liegt die Hochnebeldecke hier grau und schwer und drückend und von den Flüssen steigt noch mehr Nebel auf. Und man wünscht sich nichts mehr, als endlich wieder einen Sonnenstrahl zu sehen. Alte Sage neu erzählt So geht es auch dem Ritter in der alten Sage vom Nebelmännle, die Anke Klassen in ihrer Nacherzählung wiederaufleben lässt. Das Nebelmännle wohnt tief unten im Bodensee, dort wo es stockdunkel ist und nicht mal ein Fisch vorbeikommt. Das Nebelmännle lebt dort seit Urzeiten, hat schon Dinosaurier geärgert und ist auf Mammuts geritten. Es schläft den Sommer über und steigt erst im Herbst vom Seegrund auf. Auf Nebelwolken fliegt es umher und singt das besagte Nebellied: "Schwebe, Nebel, schwebe über Wellen, Wald und Rebe. Webe Glitzer und Funkel in Trübsinn und Dunkel, bring Geheimnis und Glanz. (...)" Um das Lied zu hören, muss man ganz, ganz leise sein und gut lauschen. Leider sind die meisten Menschen aber zu laut. So auch der erwähnte Ritter. Er ist genervt vom Nebel, der seinen Reben das Sonnenlicht nimmt. Der Nebel durchkreuzt seine Pläne, immer mehr und noch mehr Wein zu produzieren und so immer noch reicher und berühmter zu werden. Denn das Nebelmännle versteckt liebend gerne Dinge: Häuser, Menschen, ganze Landstriche. Um dem verhassten Nebel den Garaus zu machen, lässt der Ritter eine Nebelglocke schmieden. Und tatsächlich, das Nebelmännle und seine Waldfrau müssen fliehen - und nehmen den Nebel mit sich. Vermeintliches Glück Weil nun der Nebel weg ist und mit ihm die Seegeister, fehlen dem Bodensee und den umliegenden Wäldern auch ihr üblicher Glanz, das Glitzern und Funkeln. Irgendwann merkt das auch der Ritter, wird traurig und beschliesst, die Welt zu bereisen. Sieben Jahre wird er unterwegs sein, wird dabei immer ärmer und ärmer und gewinnt am Ende eine Erkenntnis. Aber das müsst ihr selber nachlesen. Sage mit tieferer Botschaft Wie in alten Sagen und Volksmärchen üblich, transportiert auch "Das Nebelmännle vom Bodensee" eine Botschaft. Ich würde die Geschichte einerseits so lesen, dass man nicht nach immer mehr und noch mehr streben sollte wie der Ritter. Denn das machte ihn am Schluss unglücklich. Andererseits plädiert die Geschichte auch dafür, mit den Elementen der Natur im Einklang zu leben, ihnen ihren Lauf zu lassen und nicht in natürliche Kreisläufe einzugreifen. Denn sonst kann alles aus der Balance kommen. Insofern ist diese Sage auch nach wie vor aktuell, denken wir nur an die Klimaerwärmung und die negativen Folgen von rücksichtslosem Kapitalismus. Luftig-leichte Aquarelle Anke Klaassens Erzählung wird von Daniela Drescher mit ihren Aquarellen wunderschön in Szene gesetzt. Sie macht das Luftige, das Wabernde des Nebels, das Glitzern und Funkeln lebendig und lässt uns die sympathischen Naturgeister ins Herz schliessen. Erinnert euch das Nebelmännle auch an "Ole Winterwicht"? Kein Wunder, auch hier zeichnet Daniela Drescher für die Illustrationen verantwortlich. Fazit "Das Nebelmännle vom Bodensee" erzählt kindgerecht eine alte Sage nach, die Kinder ab 4 Jahren die Vorzüge der Natur und ihrer natürlichen Kreisläufe deutlich macht. So wird der Nebel in ein positives Licht gerückt und vielleicht können Kinder und Eltern beim nächsten Nebelspaziergang das Naturschauspiel so richtig geniessen und ganz gut lauschen, ob sie das Nebellied vernehmen können. Einen tollen Eindruck vermittelt auch der Buchtrailer: Die Fakten Das Nebelmännle vom Bodensee Anke Klaassen (Text) Daniela Drescher (Illustration) Urachhaus Hardcover 40 Seiten Erschienen am 01.06.2019 ISBN: 978-3-8251-5214-7 Website von Daniela Drescher PS: Herzlichen Dank an den Verlag Urachhaus für das Rezensionsexemplar. Like it? Pin it! Magst du diesen Buchtipp? Dann freue ich mich sehr, wenn du dir den Pin dieses Bilderbuchs auf Pinterest merkst.

  • Die sanften Riesen

    Cetacea. Klingt majestätisch, oder? Und das sind sie auch, die Tiere, die sich hinter diesem lateinischen Wort verbergen: die Wale. In "Die Welt der Wale" von Darcy Dobell und Becky Thorns erfahren wir noch viel mehr über die Riesen der Meere. Vom Land zum Wasser Das Leben kommt aus dem Wasser. So habe zumindest ich das aus der Schulzeit noch im Kopf. Aber wusstet ihr, dass die Wale den umgekehrten Weg gegangen sind? Ihr Vorfahre Indohyus hatte noch vier lange Beine und begab sich nur ins Wasser, um sich vor Feinden in Sicherheit zu bringen. Ambulocetus und Dorudon, zwei weitere Urahnen der heutigen Wale, bewegten sich schon geschmeidiger im Wasser. Die Giganten der Meere einfach erklärt Autorin Darcy Dobell und Illustratorin Becky Thorns gehen in ihrem Sachbuch für Kinder ab 5 Jahren gehen auf die Evolution der Wale ein, auf die unterschiedlichen Arten, ihre Lebensweisen, ihre besonderen Eigenschaften, Tricks und Kniffe, wie sie in Walschulen zusammenleben, wie sie sich orientieren und wie sie kommunizieren. Und schliesslich zeigen sie auch, wie wichtig es ist, die Meere zu schützen. Da erfahren wir zum Beispiel, dass einige Wale stehend schlafen und dabei nur eine Gehirnhälfte schläft, dass es Barten- und Zahnwale gibt, dass der Finnwal bis zu 80 Tonnen schwer werden kann und dass der Buckelwal sehr musikalisch ist. Wofür der Belugawal eine Melone braucht, weshalb der Grönlandwal keine Finne (Schwanzflosse) hat und wie viel Muttermilch ein Blauwalbaby täglich trinkt, erfährst du im Buch! Kindgerechte Texte und anschauliche Illustrationen Die kindgerecht formulierten Informationen, die die kleinen Zuhörer*innen immer wieder direkt ansprechen und in kleinen Häppchen daherkommen, werden ergänzt von den wunderschönen Illustrationen von Becky Thorns. Die Grösse macht sie jeweils anschaulich, indem sie neben jedem beschriebenen Wal einen Taucher zum Vergleich platziert und das Gewicht gibt sie nicht nur in Tonnen, sondern auch in Anzahl Autos oder Bussen an. Fazit Mit Darcy Dobells und Becky Thorns' "Die Welt der Wale" lässt es sich wunderbar eintauchen in die Lebenswelt der sanftmütigen Meeresgiganten. Das Sachbuch für Kinder ab 5 Jahren bietet schön bebildert viele spannende Informationen über Wale und sensibilisiert für den Schutz der Meeressäuger und ihres Lebensraums. Mit diesem Kinderbuch lohnt sich das Abtauchen im doppelten Sinne! Die Fakten Die Welt der Wale Darcy Dobell (Text) Becky Thorns (Illustration) Andreas Bredenfeld (Übersetzung aus dem Englischen) Kleine Gestalten Hardcover 68 Seiten Erschienen am 28.01.2020 ISBN: 978-3-89955-829-6 Ab 5 Jahren Ausführlicher Einblick ins Buch und Bestellung bei Kleine Gestalten Website Becky Thorns PS: Herzlichen Dank für das Rezensionsexemplar an Kleine Gestalten und Kirchner Kommunikation. Like it? Pin it! Gefällt dir dieser waltastische Buchtipp? Dann merke dir doch den Pin auf Pinterest und teile die Inspiration.

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